Ein Leben ohne japanische Motorräder? Für viele heute kaum noch vorstellbar, zumal die vier großen Hersteller lange Zeit gar den Motorradmarkt dominierten. Vor 50 Jahren sah dies alles noch anders aus, und genau ein halbes Jahrhundert ist es nun auch her, dass Yamaha offiziell den deutschen Markt enterte und einen eigenen Importeur installierte – die Firma Mitsui in Düsseldorf übernahm nun im großen Stil, was zuvor bereits einzelnen Händlern oder Privatpersonen im kleinen Stil und per Einzelabnahme gelungen war: Yamaha-Bikes auf deutsche Straßen zu bringen. Es war auf der IFMA 1964, wo die Yamaha YDS-3, wie sie damals noch vollständig hieß, als erste Yamaha für den deutschen Markt präsentiert wurde.
Die Yamaha YDS-3 war nicht der erste Zweizylinder-Zweitakter von Yamaha, diesen Titel hatte 1957 bereits die YD-1 mit 14,5 PS für sich beansprucht. Waren die frühen Yamaha-Modelle noch eher touristisch geprägt, mit bauchigem Tank, voluminösem Kotflügel und geschlossenem Kettenkasten, so kam 1959 mit der YDS-1 das „S“ für Sportlichkeit ins Spiel und in die Modellbezeichnung. 20 PS konnten sich durchaus sehen lassen. Und dann kam 1964 jene YDS-3, die nun auch deutsche Kunden überzeugen sollte, ins Programm. Präsentiert auf der IFMA in Köln, mit 26 PS und dem neuen, erstmalig verwendeten Autolube-Schmiersystem, zum Preis von 2669 Mark. Ein Fünfganggetriebe war schon von Vorgängermodellen bekannt, bei vielen anderen Herstellern aber durchaus noch nicht selbstverständlich.
Design erinnerte an die einstigen deutschen Adler-Modelle
Bekannt schien vielen Kritikern und Zweiflern auch das Design, zumindest von Zylinder und Kopf – die Verrippung erinnerte sie doch stark an die einstigen deutschen Adler-Modelle, die leider bereits Geschichte waren. Auch die reinen Fahrleistungen hatte man bereits zuvor mit anderen Bikes desselben Kalibers annähernd erreicht – die rund 150 km/h Spitze waren keine absolute Sensation mehr. Doch in den ersten Tests wurden die Handlichkeit und die Stabilität der neuen Yamaha YDS-3 gelobt, was sie zur verlässlichen, recht einfach sehr schnell zur fahrenden Maschine machte.
Das hier gezeigte Exemplar der Yamaha YDS-3 stammt aus der anlässlich des 50. Jubiläums von Yamaha Deutschland zusammengetrommelten Sammlung historischer Yamaha-Motorräder und ist eine Leihgabe von Yamaha Motor Europe.
Gebrauchsspuren machen die 250er so authentisch und sympathisch
Es wurde gefahren und hat ein Leben auf der Straße hinter sich, wie der Kilometerstand von gut 48.000 beweist und was die altersbedingten Gebrauchsspuren nicht verhehlen können. Doch genau das macht die 250er so authentisch und sympathisch – kein überrestaurierter Einser-Zustand, sondern eine ehrliche Haut. Und sie hat dieses Leben in Anstand und Würde hinter sich gebracht, obwohl der kurzhubig ausgelegte Motor für hohe Drehzahlen geschaffen wurde und diese auch verlangt – geschont wurde die Yamaha YDS-3 in ihrer Laufbahn sicher nicht.
Das vertikal geteilte Kurbelgehäuse der Yamaha YDS-3 beherbergt die zweiteilige, vierfach kugelgelagerte Kurbelwelle und ist teilweise nach oben hin geschlossen, die einströmenden Frischgase halten sich also überwiegend innerhalb der Kolben, kühlen diese und schmieren Kolbenbolzen und Zylinderwand. Die neue „Autolube-Getrenntschmierung“ sorgt für die last- und drehzahlabhängig jeweils benötigte Menge an Schmiermittel. Etwas zur Schonung des Motors bei Vollgas-Orgien trägt auch die lange Übersetzung der fünften Stufe des gut schaltbaren Getriebes bei. Die Doppelnocken-Trommelbremse im Vorderrad schont die Nerven des Fahrers, weil sie sich, wie der erste Test damals in MOTORRAD besagte, nicht nur als gut dosierbar, sondern auch als recht wirksam erweist.
Qualität wird großgeschrieben
Details wie das gut gegen eindringende Feuchtigkeit geschützte Zündschloss oder sauber verarbeitete und hochwertig verchromte Teile zeugen vom hohen Qualitätsanspruch der Japaner, praxisgerecht abgestimmte, dreifach verstellbare Federbeine hinten vom Augenmerk, das bei der Yamaha YDS-3 auf die standesgemäße Ausstattung gelegt wurde.
Die Nachfolgerin der Yamaha YDS-3 , die 1967 präsentierte, verbesserte Variante DS-5E, kann zwar bereits mit Yamaha-Fünfkanal-Spülsystem, modernerem Tank-Sitzbank-Design und E-Starter aufwarten, doch eine Besonderheit vermag sie eben nicht mehr für sich zu verbuchen: die erste offiziell angebotene Yamaha in Deutschland zu sein.
Technische Daten Yamaha YDS-3

Yamaha YDS-3
Motor: Luftgekühlter, schlitzgesteuerter Zweizylinder-Zweitaktmotor, Bohrung 56 mm, Hub 50 mm, 246 cm³, Verdichtung 7,5:1, 26 PS bei 7500/min, zwei 24er-Mikuni-Vergaser, Fünfganggetriebe, Kettenantrieb.
Fahrwerk: Doppelschleifenrahmen aus Stahlrohr, Telegabel vorn, Zweiarmschwinge mit zwei Federbeinen hinten, Doppelnocken-
Trommelbremse vorn, Trommelbremse hinten, Reifen vorn 3.00 x 18, hinten 3.25 x 18, Leergewicht 159 kg, Tankinhalt 14 l, Höchstgeschwindigkeit 150 km/h, Neupreis (1964): 2669 Mark.
Das Autolube-System

Läuft wie geschmiert
Zu viel ist schädlich, zu wenig ist tödlich – die Rede ist vom lebenswichtigen Schmieröl beim Zweitaktmotor. Die einstigen festen Mischverhältnisse von Öl und Benzin, meist als 1:25 oder 1:50 vorgemischt in den Tank gefüllt, konnten stets nur ein Kompromiss sein – deshalb pries Yamaha denn auch seine Autolube genannte Getrenntschmierung als innovative Lösung dieses Grundproblems an: Sowohl last- als auch drehzahlabhängig wird hier der Schmierstoff beigemischt. Die Yamaha-Ölpumpe regelt bei der Yamaha YDS-3 also die geförderte Ölmenge nicht nur nach der aktuellen Motordrehzahl, sondern auch abhängig von der Stellung des Gasgriffs.
Der Kolben, der das Öl pumpt, wird durch höhere Drehzahlen in schnellere Bewegung versetzt, durch Gasgeben wird sein Hub vergrößert. Der dadurch mögliche Regelbereich ist groß: Im Leerlauf beträgt das Mischverhältnis von Öl/Benzin so magere 1:200, bei voller Last hingegen fette 1:18. Diese genaue Dosierbarkeit der Ölmenge bietet den Vorteil, dass sie das Ansetzen von Ölkohle bei dauernder Langsamfahrt und das Verölen der Kerzen (bei zu hoher Ölmenge) verhindert, wie auch einen drohenden Kolbenklemmer (bei zu geringer Ölmenge) vermeidet. Nützlicher Nebeneffekt: Meist sinkt auch der Ölverbrauch insgesamt, wenn nicht ständig Dauervollgas gefahren wird.