Ist es der Fahrer? Oder ist es der Spiegel? Hat der Scheinwerfer Schuld oder der Nummernschildhalter? Egal, vermutlich ist es die Kombination von allem. Tatsache ist jedenfalls: Jetzt, im vollen straßenzulässigen Serienornat, haben die schwedischen Pilen aus österreichischer Produktion etwas von ihrer berauschenden Wirkung eingebüßt. Der ganz große Kick ist verflogen. Doch der Fairness halber sei gesagt: Das geht immer so. Kaum eine Studie rettet ihren zwanglosen StVZO-freien Charme eins zu eins auf die Straße, alle verheddern sich mehr oder weniger im Paragrafengewirr abseits der reinen Design-Lehre. Das fällt natürlich besonders auf, wenn die Studie einen so lupenreinen Charme formaler Ästhetik versprüht wie die Husqvarna Vitpilen 701 (siehe Bild links).
Vollgetankt nur 170 Kilogramm schwer?

Das hat mit den üblichen KTM-Kanten nichts zu tun, ist gestalterisch ebenso eigenständig wie gelungen – und darf doch so nicht auf die Straße. Blinker, Nummernschildhalter und dicke Spiegel müssen dran. Und leider verbirgt sich der wirklich umwerfend frei gelegte Luftfilter im Dragsterstil – bei der Studie ein echter Hingucker – hinter einem eher schnöden Deckel. Zumindest lassen das unsere Erlkönigfotos von schwarz lackierten Vorserienmaschinen so erkennen. Dennoch: Konzeptionell gehen die Husqvarna Svartpilen 701 und Husqvarna Vitpilen 701 einen eigenen Weg.
Die Sportmaschine Vitpilen wird neben der Duke die einzige Straßenmaschine sein, die von einem starken Einzylindermotor angetrieben wird. Der gut 75 PS starke 690er ist der stärkste SerienSingle aller Zeiten. Vollgetankt dürfte die Husqvarna Vitpilen 701 mit ihrem leichten Gitterrohrrahmen lediglich mickrige 170 Kilogramm wiegen, das wird also ein konkurrenzlos leichtfüßiges Heizgerät für die Landstraße oder auch einmal für die Rennstrecke.
Markteinführung 2018?
Eher im urbanen Bereich soll sich die mit höherem Lenker ausgestattete Husqvarna Svartpilen 701 bewegen. Technisch nahezu identisch mit der Husqvarna Vitpilen 701, erfreuen Drahtspeichenräder und Stollenreifen das Auge. Relaxtes Promenieren mit sportlich-ästhetischem Anspruch und trotzdem jeden Ampelsprint gewinnen, so könnte man das Lastenheft der Husqvarna definieren. Aber auch leichte Offroad-Einsätze dürften mit der Svartpilen gelingen, dem konventionell hochgelegten Nummernschildhalter sei Dank.
So könnte man diese Version eigentlich als moderne Interpretation des Scramblers bezeichnen. Eben mit einem ziemlich mutigen Design. Wie gut das ankommt, wird Husqvarna bald erfahren. Denn die kleineren Versionen mit dem 44 PS starken 390er-Motor werden in nicht allzu ferner Zukunft, also 2018, auf den Markt kommen. Deren Formensprache ähnelt den großen Einzylindern sehr und polarisiert ähnlich stark. Die Offroad-Modelle der Marke sind inzwischen gefragt wie nie, und so eilt man von Rekordjahr zu Rekordjahr. In Deutschland liegt Husqvarna so zum ersten Mal in den Top Ten – und damit voll im Soll.