Traumbike BMW R nineT

INTERMOT-Countdown 2016: 9 BMW R nineT

Ästhetischer Genuss, schnöder Zeitgeist oder doch Wasserboxer-Skepsis? Wie auch immer: Mit der BMW R nineT steht auf der Leser-Liste der begehrenswertesten BMWs eine ganz oben, die statt der technologischen Vollversorgung traditionelle Motorrad-Grundtugenden anbietet.

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Dass in dem illustren Reigen hochdekorierter BMW-Konkurrentinnen ausgerechnet das jüngste Motorrad die Mitbewerber derart deklassiert, überrascht doch einigermaßen. Immerhin hat die BMW R nineT sogar den bayerischen Vorzeigeboxer und Stückzahlenkönig, die aktuelle BMW R 1200 GS, aus dem Feld geschlagen. Auch namhafte Vierzylinder wie die S 1000 RR (Debüt 2010) und die K 1200 S von 2004 blieben auf der Strecke.

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Das ist sie also, die Traum-BMW der MOTORRAD-Leser. Die BMW R nineT wird nun neben neun weiteren Markenvertretern den MOTORRAD-Stand der INTERMOT schmücken – und das darf man durchaus wörtlich nehmen. Denn es ist eine hochattraktive Mischung aus stilistischen Zitaten der Vergangenheit, den Proportionen jener Zeit, ihrer stilistischen Klarheit sowie einer zeitgemäßen Ergonomie und einem Schuss moderner Fahrwerkstechnik, der dieses Jubiläumsmodell so erfolgreich macht.

Ein Erfolg, der anno 2014 – zum 90. Geburtstag der Marke – in dieser Form auch die BMW-Strategen überraschte. Das Ergebnis: München konnte nicht so schnell liefern, wie der Markt die ausschließlich in Schwarz erhältliche (oder eben nicht lieferbare) BMW R nineT mit dem Alu-Touch aufsog. So gesehen passt der Begriff Traumbike sogar noch besser. Viele träumten von ihr, aber nur die wenigsten konnten sie wirklich fahren. Mittlerweile hat sich die Liefersituation normalisiert. Will heißen: Wer heute eine BMW R nineT will, wird vom freundlichen BMW-Händler ebenso zügig bedient wie mit jeder anderen Maschine aus München.

Video zur BMW R nineT

Das ist auch gut so, denn der Run auf den mit über 15.000 Euro keineswegs günstigen Neo-Klassiker hält unvermindert an. Derzeit (Stand April) liegt die BMW R nineT mit in diesem Jahr schon über 1000 verkauften Exemplaren bereits wieder auf Platz fünf der Zulassungscharts. Und das, obgleich mit der BMW R nineT Scrambler schon der nächste Ableger der Modellreihe in den Startlöchern steht. Man muss kein Prophet sein, um auch ihr eine erfolgreiche Karriere vorauszusagen. Aber was ist das Geheimnis des Erfolgs?

Um es philosophisch auszudrücken: Es ist ihre absolut treffende Interpretation des gerade vorherrschenden Zeitgeistes. Kürzer gesagt: der rechte Boxer zur rechten Zeit. Basierend auf dem glücklichen Umstand, dass BMW über Jahrzehnte mit Nibelungentreue an diesem Motorkonzept festhielt. Denn eins ist klar: Ohne den luftgekühlten Boxer könnte es keine BMW R nineT geben. Und ohne die R nineT dann im Gegenzug nicht die unbedingte Gewissheit, dass es keine 125 PS und Wasserkühlung braucht, um glücklich zu sein. Das jedenfalls ist der erste Gedanke, der aufkommt, wenn der 1200er mit sattem Punch aus dem Drehzahlkeller antritt und dann genüsslich durchs Drehzahlband schiebt. Was kann der Wasserboxer besser, fragt man sich unwillkürlich? Was will man mehr? Und wer braucht das?

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Läuft souverän geradeaus, federt gelassen

Nein, in das R nineT-Konzept passt der alte Motor wie der Alu-Bürzel auf das Rahmenheck. Man könnte sogar sagen: Hier erlebt er seinen Höhepunkt, die Krönung seiner Laufbahn. Denn nie gab es ein Motorrad, das ihm besser um seine Zylinder geschneidert wurde. Genau das Gegenteil „einer unglücklichen Ansammlung von Rohstoffen“ also, wie eine frühere Kollegin einmal über ein weit weniger stimmiges Motorrad formulierte. So gesehen war bei der BMW R nineT zweifellos ganz viel Glück im Spiel. Es soll Menschen gegeben haben, die nach dem Aufsitzen vor lauter Entzücken vergaßen loszufahren. Die haben das Beste verpasst.

Die Tatsache nämlich, dass die R nineT fahrend hält, was sie stehend verspricht. Das liegt nicht nur am Motor. Es liegt an der Authentizität, mit der sie ihren Alltag als Nutzfahrzeug angeht. Sie zickt nicht rum, sondern tut einfach. Sie lenkt berechenbar, aber nicht nervös ein. Sie vollendet Radien zielgenau, läuft souverän geradeaus, federt gelassen und dämpft geschmeidig, bremst auf den Punkt und verhindert blockierende Räder ganz zeitgemäß. Die BMW R nineT kann, was ein Naked Bike, ein Roadster, ein moderner Klassiker – wie auch immer man das nennen will –, was so ein Motorrad eben können sollte. Und zwar auch im Alltag, wenn nicht die Show zählt, sondern das Go.

Die Show, der große Auftritt – den kann sie auch, gar keine Frage. Gerne zeigt sie ihren Alu-Tank, die reizenden Flanken, würde am liebsten jedem erzählen, dass er zum Bürsten eigens nach Italien geht, bevor er in Deutschland lackiert wird. Schutzblechhalter aus Alu, das Handrad der hydraulischen Federvorspannung ebenfalls, ein BMW-Emblem vorne im Scheinwerfer, der satte, dumpfe Sound aus der klappengesteuerten Auspuffanlage mit den zwei wohlgeformten Tüten, die Speichenräder mit den fetten 320er-Bremsscheiben, die radialen Brembos, die Ansaugstutzen, die noch hinten in die Zylinder münden, und die Krümmer, die mit einem kühnen Schwung ganz vorn im Fahrtwind angeflanscht sind und nicht unten …
Halt, stopp! Sonst wird es unfair. Natürlich hat der neue Motor seine Existenzberechtigung. Doch hier, in der BMW R nineT, ist der alte Boxer einfach die bessere Wahl. Und die R nineT Wahlsieger. Punkt.

Technische Daten BMW R nineT

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