Im Gegensatz zu ihrer großen Schwester, der Mash Five Hundred, die vor Kurzem ebenfalls in der Redaktion weilte und mit ihren motorischen und fahrwerkstechnischen Fähigkeiten sowie ordentlicher Verarbeitung und Wertanmutung durchaus überzeugen konnte, ist der 125er-Viertaktfloh Mash Seventy Five nur bedingt geeignet, Besitzerstolz zu entfachen.
Denn man sollte sich darüber im Klaren sein, dass ein Motorrad – und sei es noch so klein – aus einigen Hundert Einzelteilen besteht. Bei einem Endverbraucherpreis von 2190 Euro inklusive Mehrwertsteuer und Nebenkosten braucht es kein Mathematikstudium, um herauszufinden, dass das einzelne Bauteil im Schnitt nicht teuer sein kann. Da bleibt dann keine Zeit, optisch schöne Schweißnähte zu fertigen oder Bearbeitungsspuren am Rahmen zu beseitigen. Und da muss man dann auch akzeptieren, dass die Blinker samt und sonders die Ohren hängen lassen und der Lenkanschlag derart außermittig angeschweißt ist, dass der Wendekreis rechts und links um 1,7 Meter
differiert. Dass der Bilux-Scheinwerfer der Mash Seventy Five die Leuchtkraft eines Teelichts hat und die Spiegelarme viel zu kurz sind, spielt dann auch keine Rolle mehr.Einige Mängel hinter trendiger Optik
Bis hierhin darf man den Standpunkt vertreten, dass die angesprochenen Punkte letztendlich Nebensächlichkeiten sind, die einen nicht wirklich am Fahren hindern. Akzeptiert. Wenn aber wie bei der Testmaschine die vordere Bremsleitung beim Einfedern am Reifen streift, dann hat der Spaß definitiv ein Loch. Die Leitung übrigens früher oder später auch. Da stellt sich nicht nur die Frage, wie geil der Geiz sein darf, sondern auch die nach der Endkontrolle im Werk beziehungsweise beim Importeur. Die Firma France Equipment, die als Eigentümer der Marke Mash in China fertigen lässt, ist schließlich kein Neuling in der Zweiradbranche. Im vorliegenden Fall war das Problem zwar durch eine andere Führung der Leitung binnen zwei Minuten gelöst, und die Bremse an sich erledigt ihren Job vorne wie hinten durchaus ordentlich und mit akzeptablen Bedienkräften, aber das Vertrauen in die Mash Seventy Five ist erst einmal dahin.
Das wiederherzustellen, ist nun Aufgabe des luftgekühlten Zweiventilers, der nach ganz alter Väter Sitte durch einen
Vergaser samt an selbigem angebrachtem Choke gefüttert wird. Nach dem morgendlichen Kaltstart lässt er sich schon ein paar Sekunden bitten, bevor er auf den Dreh am Gasgriff reagiert. Einmal auf Temperatur, macht er das Beste aus seinen 11,6 PS und zieht untenrum willig an der Kette. Obenrum, das heißt mangels Drehzahlmesser ab zirka 70 km/h im fünften und letzten Gang, entwickelt er ein kribbelndes Eigenleben, sodass er auch im Portfolio eines gewissen Flensburger Versandhauses durchaus seine Fans finden könnte. Der Verbrauch von 3,2 Litern ist gerade noch akzeptabel. Die Schaltbox der Mash Seventy Five wiederum arbeitet wenig präzise und mit langen Schaltwegen.
Dass das sehr straff abgestimmte Fahrwerk, bestehend aus einer Upside-down-Gabel und zwei Federbeinen, auf kleine Unebenheiten eher unwillig anspricht, mag den zum Testzeitpunkt winterlichen Temperaturen geschuldet gewesen sein, ebenso das hölzerne Abrollen der Kingstone-Reifen, die den Heidenau K66 wie aus dem Profilblock geschnitten sind. Und dennoch erntet die Mash Seventy Five durchaus Sympathien. Die klassisch knuffige Optik liegt derzeit voll im Trend, zudem passt die Ergonomie. Ob das allerdings ausreicht, über die Mängel hinwegzusehen, muss jeder für sich entscheiden. Aber bitte nicht ärgern.
Bildergalerie der große Schwester - Mash Five Hundred:
Technische Daten Mash Seventy Five
Gebrauchte Mash Seventy Five in Deutschland

Als kleine Marke hat es Mash schwer, sich gegen Platzhirsche der 125er Klasse durchzusetzen. Deshalb ist das Angebot am Gebrauchtmarkt auch relativ klein - dafür aber sehr günstig. Gebrauchte Exemplare findest du hier: gebrauchte Mash Seventy Five in Deutschland.