Mit Starrrahmen und Springer-Gabel trimmen Rajputana eine neue Interceptor 650 auf Vorkriegs-Enfield. Das ist nichts für kranke Rücken.
Mit Starrrahmen und Springer-Gabel trimmen Rajputana eine neue Interceptor 650 auf Vorkriegs-Enfield. Das ist nichts für kranke Rücken.
Am Ende bleiben vier Teile der Interceptor übrig: Der Lenkkopf, die Rahmenschleifen, ein Stück des Oberrohrs und natürlich der Twin mit 648 Kubik. Mehr bleibt nicht übrig von der Royal Enfield Interceptor 650 nachdem die Mannen von Rajputana Customs Hand, sorry, die Flex angelegt haben. Einen echten Old-School-Bobber wollten sie bauen. Mit Starrrahmen und allen Unannehmlichkeiten, die alte, ungefederte Motorräder so mit sich bringen.
Fast übertrieben klassisch in Moosgrün, Gold und Silber zeigt sich der Starrrahmen-Bobber von Rajputana. Das verbliebene Stück des Oberrohrs lassen die Mannen über dem Zylinderkopf stark abfallen und mit einem leichten Schwung in Richtung der Hinterachse gehen. Das erzeugt den Effekt einer hochaufgerichteten Front mit der selbstgebauten geschobenen Kurzschwinge als Vorderradführung. Bei Harley unter dem Namen Springer-Gabel weltberühmt geworden. Übrigens, selbst diese uralte Art der Frontaufhängung ist nicht so alt wie Royal Enfield ursprünglich. Die Sager-Cushion-Gabel wurde 1907 erfunden, Royal Enfield produziert pausenlos Motorräder seit 1901. Aber zurück zum Bobber: An besagter Gabel ist die originale Bremsanlage nach alter Sitte nach vorn angeschlagen. Im Heck sitzt der Sattel nunmehr auf der Bremsscheibe. Die Felgen sind Serie und mit Ballonreifen bezogen.
Wir lösen das Rätsel um den Öltank hinten gleich auf: Das ist ein zusätzlicher Benzintank, der nur die Illusion einer Trockensumpfschmierung schafft und über eine zusätzliche Pumpe den Benzinvorrat erhöht. Dieser ist beim Haupttank ziemlich geschrumpft, dafür umso ansehnlicher geworden. Wie bei den alten Unterrohrtanks der Pionierzeiten hängen zwei kleine Tankblasen seitlich am Oberrohr und werden von oben verschraubt. Sie gehen fast nahtlos in den gefederten Einzelsitz aus dunklem Leder über, der wiederrum von einem kurzen Schutzblech abgeschlossen wird.
Serie ist der bekannte Twin mit 48 PS. Seine Einspritzung bekommt Ansaugtrichter mit Filtereinsätzen, die Auspuffanlage ist in gleicher Art und Weise gestylt. So ziemlich jedes Anbauteil ist entweder Gold, mit einer Krone versehen oder selbst als Krone gestaltet. Rajputana schaffen es genau, die Balance zwischen Chic und Kitsch zu halten. Man beachte nur Mal die Tankdeckel und Federkronen der Gabel. In Gänze: Ein mehr als ansehnliches Werk.
Indiens blühende Custom-Kultur basiert in den meisten Fällen an den dort im Überfluss vorhandenen 650er-Enfields und großen Künstlern der Metallverarbeitung. Wie bei Rajputana, die aus der Interceptor einen Starrrahmen-Bobber erster Güte zaubern und damit eine Zeit besingen, aus der wir alle schon lange raus sind und Royal Enfield trotz hohen Alters nie wirklich drin war.