Die Hayabusa war der Anfang, mit der GSX-S 1000 geht es in die zweite Runde und gegen Jahresende soll es mit gleich mehreren Neuheiten weitergehen.
Die Hayabusa war der Anfang, mit der GSX-S 1000 geht es in die zweite Runde und gegen Jahresende soll es mit gleich mehreren Neuheiten weitergehen.
Nach jahrelangem Gähnen scheinen sie in Hamamatsu aus einem Dornröschenschlaf erwacht zu sein. Und angesichts des Stylings der neuen GSX-S reibt man sich fast ungläubig die Augen.
Während die Vorgängerin recht rundlich und – sagen wir – konservativ daherkam, bestimmen scharfe Kanten das Aussehen der Neuauflage. Lassen wir also den Blick ruhig mal genauer über die GSX-S schweifen und registrieren positiv die kleinen Blinker vorn und hinten, moderne Winglet-artige, zerklüftete Verkleidungsteile rund um die insgesamt bullige Front, die kaskadenartig angeordneten LED-Scheinwerfer, ein kurzes Heck, das stark ans GP-Motorrad erinnert und die nun schön sichtbar verschraubten Alu-Streben des Rahmenhecks. Die Schaltereinheiten sind entrümpelt und wirken wertig. Die Tankeinheit ist neu, ebenfalls kantiger und das Spritfass ist sogar um zwei Liter angewachsen. Die Schweißnähte sind schön gemacht, alles sauber um den Vierzylinder herum verlegt, der neue Euro 5-Auspuff geht als hübsch dezent durch – prima!
Dann drehen wir den analogen Schlüssel nach rechts. Das Display offenbart augenblicklich, dass Suzuki lieber an Atari-artigen Anzeigen im LCD-Bildschirm festhält – sollen die anderen doch TFT-Displays verbauen! Zu sehen ist neben den Kontrolllämpchen einfach alles auf einmal: Ganganzeige, Drehzahlmesser, Wassertemperatur, Tankfüllmenge, Kilometer, Geschwindigkeitsangabe, Fahrmodus und gewählte Traktionskontrollen-Stufe. Wer will, kann sich die Rundenzeit anzeigen lassen. Das war’s. Verwöhnangebote sehen anders aus. Scharfe Kontraste besonders bei Sonneneinstrahlung auch. Aber was hat sich Suzuki bei diesem Finish der schwarzen Plastikverkleidung davor gedacht, das sich am Seitenpanel noch einmal wiederholt? "Camouflage-Optik" soll Jungvolk anlocken, erinnert uns ältere Zeitgenossen aber eher an Eternitplatten betagter Reihenhäuser auf deren Wetterseite.
Jetzt wird‘s aber Zeit, den Vierzylinder zu starten. Suzuki-typisch dauert das nur einen Wimpernschlag und der Motor brabbelt sauber vor sich hin. Die neue Kupplung macht sich beim Gangeinlegen positiv bemerkbar, die Handkraft ist minimal. Ebenfalls Suzuki-typisch rückt der Gang flauschig ein und los geht’s in den Odenwald. Das Display zeigt Fahrmodus A. B und C – die ebenfalls 152 PS Spitzenleistung freigeben – heben wir uns für später auf. Sehr direkt nimmt der Vierling das Gas an, passt perfekt auf die Landstraße. Genau wie der serienmäßig verbaute Schaltautomat mit Blipper-Funktion – der funktioniert tadellos. Die über Datenabgleich regelnde Traktionskontrolle offeriert nun fünf Stufen und lässt sich außerdem deaktivieren. Das ABS regelt sehr sportlich an einer gut dosierbaren Bremse, die für Sportnaturen allerdings etwas bissiger sein könnte. Das war es schon mit Elektronik-Goodies. Keine Sechs-Achsen-IMU mit Schräglagensensoren für die Bremse, TC, Slide-, Launch oder Sonstwas-Control. Man könnte auch sagen: Als GSX-S-Fahrer hast du alles beinahe noch überall selbst in der Hand.
Passt, denn der Motor überfordert auch nur halbwegs geübte Fahrer damit nicht. Sollen sich andere in immer höhere Leistungssphären katapultieren, Suzuki waren zwei PS mehr einfach genug. Stattdessen haben sie das Drehzahlband für die Neuauflage glattgebügelt. In der Mitte soll sie linearer drücken, auch wenn dafür zwei Newtonmeter gekappt wurden. Ruhig und ohne Loch schiebt die GSX-S an. Aber der Vierzylinder braucht eben für den ganz großen Schwung Drehzahlen. Unter 5000/min will das Getriebe gern eine Gangstufe zurückgeschaltet werden, wenn die S am Kurvenausgang richtig von der Leine soll. Im Modus B nimmt er dann auch noch auffallend zurückhaltender das Gas an, sodass der A-Modus in freiem Geläuf grundsätzlich drinblieb. Ein insgesamt sehr kultivierter Motor, der immer noch seine Daseinsberechtigung hat.
Ähnlich gut macht es das Fahrwerk. Das Ansprechverhalten ist guter Standard, die voll einstellbare Gabel ist passend, nicht zu sanft abgestimmt. Am Federbein hätte ich noch gern etwas mehr Druckstufe reingedreht, aber zum Probieren blieb beim ersten Auftritt leider keine Zeit. Insgesamt ist die GSX-S ein Landstraßenfeger mit angemessenem Handling. Für echte Sportskanonen fehlt sicher die letzte Knackigkeit, aber mit dem Dunlop Roadsmart 2 in Sonderspezifikation agiert die Suzuki auf sehr gutem Niveau. Dem zugutekommt auch der breitere und näher zum Fahrer gerückte Lenker, wenn mir als 1,83 m großem Fahrer die Sitzhöhe jedoch etwas zu niedrig war.
Während andere ihren Nakedbikes viel Elektronik, Leistung und hübschere Details gönnen, hält sich Suzuki genau damit zurück. Hamamatsu serviert dafür ein puristisches Bike, das nicht State of the Art sein oder die Benchmark beanspruchen kann. Der Kunde bekommt ein schnörkelloses Motorrad mit passendem Fahrwerk und Motor für einen günstigen Preis – Suzuki-Tugenden der guten alten Art eben, nun kantig serviert.