Der japanische Motorradhersteller Honda denkt offensichtlich über Motoren mit Aufladung nach. Jetzt ist ein Patent aufgetaucht, das einen Reihentwin mit Kompressortechnik zeigt.
Der japanische Motorradhersteller Honda denkt offensichtlich über Motoren mit Aufladung nach. Jetzt ist ein Patent aufgetaucht, das einen Reihentwin mit Kompressortechnik zeigt.
Aufgeladene Motoren sind im Automobilbau bereits weit verbreitet und aus der aktuellen Motorenlandschaft nicht mehr wegzudenken. Im Motorradbereich hatten Turbo-Triebwerke in den 1980ern einen kurzen Hype, verschwanden dann aber wieder in der Versenkung. An Studien oder Kleinserienmodellen waren zwischenzeitlich immer wieder Aufladungskonzepte an Motorrädern zu sehen, in die Großserie hat es allerdings nur der Kompressor an den Kawasaki H2-Modellen geschafft.
Aber auch Wettbewerber Honda scheint der Aufladung noch nicht komplett abgeschworen zu haben. Das jetzt aufgetauchte Patent skizziert einen 1.100er Reihenzweizylinder aus der Africa Twin, der mit einem Doppelschraubenkompressor verknüpft ist. Der erzeugt nach dem Verdrängerprinzip mit zwei gegeneinander laufenden Schraubwellen Druck, während das Volumen zwischen ihnen und dem Gehäuse abnimmt. Die Kompressoreinheit sitzt hinter den Zylindern auf dem Getriebe und wird von dort aus mechanisch angetrieben. Die Ansaugluft strömt über ein Rohrsystem vom Lenkkopfbereich zum Verdichter. Im Druckrohr zum Ansaugbereich ist ein Bypass-Ventil integriert, um bei Bedarf überschüssigen Ladedruck abzulassen. Verknüpft ist die Kompressoraufladung mit einer Kombination aus Saugrohr- und Direkteinspritzung.
Da der Schraubenkompressor direkt drehzahlabhängig vom Motor läuft und bei jeder Umdrehung die gleiche Menge an Luft fördert, ist er eher dazu geeignet, gleichmäßig viel Drehmoment anzuhäufen, als absolute Spitzenleistung zu erzeugen. Durch den Direktantrieb entsteht auch kein verzögerter Ladedruckaufbau – ein Turboloch kennt der Kompressor nicht. Allerdings frisst der Direktantrieb Motorleistung.
Honda scheint also dem Reihentwin vor allem mehr Bumms von unten verleihen zu wollen und in Sachen absolute Spitzenleistung Abstriche in Kauf zu nehmen. Ein durchaus probates Mittel, um der erstarkten Konkurrenz wie BMW R 1250 GS oder Ducati Multistrada V4 entgegenzutreten. Wie bei allen Patenten gilt auch hier: Ein Schutz bedeutet noch keine Umsetzung. Allerdings ist die aktuelle Patentschrift bereits so detailreich, dass eine Serienumsetzung wahrscheinlich ist.
Eigentlich ist es höchste Zeit, dass sich Aufladungstechnik, in welcher Form auch immer, auch im Motorradbereich durchsetzt. Schön, wenn Honda hier auf Kawasaki folgen würde.