- Honda Africa Twin mit Kompressor und/oder Direkteinspritzung
- Gleicher Reihenzweizylinder bei NT 1100, CMX 1100 Rebel und Hawk 11
- Doppelschrauben-Kompressor über dem Getriebe
- Saugrohreinspritzung und Direkteinspritzung
- Konstante Druckverhältnisse für viel Drehmoment
- Neue Honda-Modelle mit stärkerem Durchzug
- Mehr Hubraum für die Africa Twin?
- Direkteinspritzung schon 2024?
- Fazit
Aufgeladene Motoren sind im Automobilbau längst weit verbreitet. Stichwort Downsizing. Weniger Hubraum, weniger Reibungsverluste, weniger Verbrauch – aber nicht weniger Leistung. Im Motorradbereich hatten Turbo-Triebwerke in den 1980er-Jahren einen kurzen Hype, verschwanden dann aber wieder in der Versenkung. Als Studien oder Kleinserienmodelle waren zwischenzeitlich immer wieder Konzepte mit Aufladung an Motorrädern zu sehen, doch in die Großserie haben es nur die Kawasaki H2-Modelle mit Kompressor geschafft. Bisher. Denn offenbar entwickelt Honda einen Reihenzweizylinder-Motor mit Kompressor auf Basis der CRF 1100 L Africa Twin.
Honda Africa Twin mit Kompressor und/oder Direkteinspritzung
Im Frühjahr 2023 tauchten erneut Details aus den Patentanmeldungen von Honda auf. Am Beispiel der aktuellen CRF 1100 L Africa Twin wird darin die Adaption eines Kompressors an den Reihenzweizylinder-Motor beschrieben. In Anbetracht der zahlreichen Details scheint diese Entwicklung, die angeblich 2019 begann, inzwischen weit fortgeschritten zu sein.
Gleicher Reihenzweizylinder bei NT 1100, CMX 1100 Rebel und Hawk 11
Grundsätzlich wäre die am Beispiel der Africa Twin beschriebene Kompressor-Adaption übertragbar auf die anderen Honda-Modelle, die vom gleichen Reihenzweizylinder-Motor angetrieben werden. Also auf den Tourer NT 1100, den Cruiser CMX 1100 Rebel/T und die bisher ausschließlich in Japan erhältliche, neoklassisch-sportliche Hawk 11. Modelle mit V-Twins, die zu einem früheren Kompressor-Patent von Honda passen würden, werden inzwischen nicht mehr produziert.
Doppelschrauben-Kompressor über dem Getriebe
Im Honda-Patent wird der Reihenzweizylinder-Motor in Kombination mit einem Doppelschrauben-Kompressor skizziert. Der erzeugt nach dem Verdrängungsprinzip mit zwei gegeneinander laufenden Schraubwellen Druck, während das Volumen zwischen ihnen und dem Gehäuse abnimmt. Die Kompressoreinheit sitzt hinter den beiden Zylindern auf dem Getriebe und wird von dort aus mechanisch angetrieben. Die Ansaugluft strömt über ein Rohrsystem vom Lenkkopfbereich zum Verdichter. Im senkrecht aufsteigenden Druckrohr zum Ansaugbereich ist ein Bypass-Ventil integriert, um bei Bedarf überschüssigen Ladedruck abzulassen. Zwei abgezweigte Saugrohre führen dann hinab zu den beiden Zylindern.
Saugrohreinspritzung und Direkteinspritzung
Einspritzdüsen sind jeweils an den Saugrohren platziert, alternativ oder zusätzlich am Zylinderkopf direkt an den Einlassventilen – als sogenannte Benzin-Direkteinspritzung. Damit hält Honda sich beide technische Optionen offen, für optimale Abstimmung hinsichtlich Ansprechverhalten, Spritverbrauch und Emissionsgrenzwerte.
Konstante Druckverhältnisse für viel Drehmoment
Da der Schraubenkompressor direkt drehzahlabhängig vom Motor läuft und bei jeder Umdrehung die gleiche Menge an Luft fördert, ist er eher dazu geeignet, gleichmäßig viel Drehmoment anzuhäufen, als absolute Spitzenleistung zu erzeugen. Durch den Direktantrieb entsteht auch kein verzögerter Ladedruckaufbau – ein "Turboloch" gibt's mit dem Kompressor also nicht. Allerdings geht der Direktantrieb, im Gegensatz zum Abgasturbolader, auf Kosten der Motorleistung, Reibungsverluste inklusive.
Neue Honda-Modelle mit stärkerem Durchzug
Typisch für Honda wäre eine "vernünftige" Nutzung und Abstimmung des Kompressors. Also hauptsächlich für Drehmoment und Durchzug statt für extreme Leistung mit entsprechendem Spritverbrauch. Mit Kompressor-Aufladung könnte auf weitere Hubraumvergrößerungen dieses Reihenzweizylinder-Motors verzichtet werden. Mit 1.084 Kubik beträgt die Nennleistung der Africa Twin, Jahrgang 2023, 102 PS (75 kW) bei 7.500/min, das maximale Drehmoment 105 Nm bei 6.250/min.
Mehr Hubraum für die Africa Twin?
Mit Kompressor könnten diese Werte – bei gleichbleibendem Hubraum – deutlich gesteigert werden, auf das Niveau der starken 1200er- und 1250er-Konkurrenz. Mit ein paar Kubik könnten die Kompressor-Hondas umso "dickere Backen" machen. Auf die CRF 1000 und CRF 1100 könnte durchaus die CRF 1200 Africa Twin folgen.
Direkteinspritzung schon 2024?
Die technische Entwicklung läuft jedenfalls und ist sehr detailliert, doch ob Honda tatsächlich einen Kompressor-Motor in Serie bringt, wie Kawasaki, bleibt abzuwarten. Wahrscheinlicher ist indes eine Serienversion mit Benzin-Direkteinspritzung. Vielleicht schon 2024.
Fazit
Offenbar entwickelt Honda einen Kompressor-Motor auf Basis des 1100er-Reihenzweizylinder-Motors, der bei der Africa Twin sowie bei anderen Modellen mit diesem Antrieb zum Einsatz kommen könnte. Zudem enthalten die Patentanmeldungen von Honda Details zur Benzin-Direkteinspritzung, alternativ zur Saugrohreinspritzung oder als zusätzliche Option.
Bereits seit 2019 kursieren diese Kompressor-Patente von Honda, im Frühjahr 2023 tauchten neue Details auf. Ob Honda es tatsächlich wagt, den Kompressor in Serie zu bringen – wie Kawasaki – ist jedoch ungewiss und bleibt abzuwarten. Wahrscheinlicher ist indes eine Serienversion mit Benzin-Direkteinspritzung. Vielleicht schon 2024 bei einer neuen Africa Twin.