So manche Begegnung mit Autos wird nur deshalb gefährlich, weil die Autofahrer uns schlicht übersehen. Weil wir zum Beispiel hinter einem Mast oder der A-Säule des Autos verschwinden. Oder weil andere Verkehrsteilnehmer unser Tempo falsch einschätzen.
Mal fahren Autos überraschend aus einer Einfahrt, wechseln die Spur oder biegen ab, plötzlich, aber hoffentlich für uns nicht überraschend. Denn wir sollten immer damit rechnen, übersehen zu werden. Sich gut sichtbar zu machen und gleichzeitig stets damit zu rechnen, dass das nicht ausreicht, kann immens lebensverlängernd wirken.
Die folgenden Bilder und Grafiken zeigen Situationen mit Konfliktpotenzial. Etwas entschärfen lassen sie sich oftmals durch vorausahnendes Fahren, gesunde Skepsis und Bremsbereitschaft.
Gegenverkehr und Linksabbieger

Und wenn die Sicht noch so gut ist: Im Bereich von Kreuzungen und Einmündungen sollten Motorradfahrer prinzipiell nicht überholen. Sonst kann es zu gefährlichen Situationen wie oben in der Grafik kommen. Der Autofahrer, der aus der versteckten Seitenstraße einbiegt, richtet seinen Blick fast immer nur nach links. Kommt von dort kein Fahrzeug, biegt er ab – und wie aus dem Nichts hat der überholende Motorradfahrer Gegenverkehr. Ein Aufprall lässt sich dann kaum noch vermeiden. Außerdem könnte vor einem ein Linksabbieger ausscheren.

Auch hier gilt: hinten bleiben. Sobald eine Möglichkeit zum Linksabbiegen in Sicht kommt, muss der Motorradfahrer damit rechnen, dass ein Fahrzeug aus der Kolonne ausschert und, womöglich ohne zu blinken, ihm urplötzlich vor die Maschine fährt. Wer nicht abwarten will und zum Überholen ansetzt, geht ein hohes Unfallrisiko ein. Im Falle eines Crashs ist es dann zweitrangig, ob der Autofahrer geblinkt hat oder nicht. Auch wenn der Motorradfahrer im Recht ist – die schlimmeren Konsequenzen an Leib und Leben hat in der Regel er zu tragen.

Klassisch übersehen: Linksabbieger queren die Fahrbahn. Eine Gefahr, die inner- wie außerorts auftauchen kann. Was jetzt? Bremsen und so den womöglich unvermeidbaren Aufprall mildern? Oder mit beherztem Lenkimpuls ausweichen? Wer halbherzig zupackt, wird’s kaum schaffen. Deshalb sollte grundsätzlich das Bremsen im Vordergrund stehen. Und wer dabei dann gleichzeitig noch ausweicht, ist klar im Vorteil. In Sicherheitstrainings können solche Manöver geübt werden. Aber: Für diese Entscheidung gibt es kein Patentrezept.
Linienwahl

Der Gegenverkehr zu weit außen, wir selbst viel zu weit innen, da hat mal wieder jeder nur an sich gedacht. Zum Glück ist das Bild eine Montage ... Trotzdem: Nicht selten sind es auf kurvigen Land- und Bergstraßen unsere Kollegen, die uns gefährlich nahe kommen.
Wanderparkplätze

Wanderparkplätze sind für Autofahrer, was Bikertreffs für Motorradfahrer sind: ein Grund zum Abbremsen, einbiegen, Fahrzeug verlassen, über die Straße laufen. Und den übrigen Verkehr vergessen. Daher passen wir auf sie mit auf und machen langsam.
Waldwege

Dieses Schild weist auf eine unübersichtliche Einmündung hin. Die ist schlecht zu sehen, wir aber sind es für denjenigen, der dort raus will, auch nicht. Also Gas weg, Hand an die Bremse, Finger auf die Hupe und in Habachtstellung vorbei. Dabei das Atmen nicht vergessen.
Traktoren & Co.

An Traktoren kommt man mit dem Bike meist mühelos vorbei. Trotzdem ist hier größte Vorsicht geboten, denn sie könnten plötzlich in Feld, Wald oder Wiese abbiegen, auch wenn wir den Weg als solchen nicht wahrnehmen. Und den Blinker, wenn er denn blinkt, auch nicht.
Wildwechsel

Das Schild „Wildwechsel“ steht meist dort, wo es häufiger Wildunfälle gibt. So erscheint es ratsam, mit auf die Straße springenden Rehen, Hirschen oder Wildschweinen zu rechnen. Das passiert nicht nur in der Dämmerung, sondern auch mal mittags um zwölf.