So fährt der Honda CUV e: Massen-Vehikel der Zukunft?

Honda CUV e im ersten Fahrtest
Steckdosen-Scooter für die Stadt

Veröffentlicht am 28.07.2025

Für 4.999 Euro inklusive Nebenkosten bietet Honda ab September 2025 den CUV e, einen kompakten Elektro-Scooter für zwei Personen, der mit dem Leichtkraftrad-Führerschein A1 bzw. der Pkw-Führerscheinerweiterung B196 bewegt werden darf. Im englischen Oxford hatte motorradonline.de schon Gelegenheit zu einer ersten Probefahrt.

Honda CUV e (Clean Urban Vehicle)

CUV e (steht für Clean Urban Vehicle) und ist eine Anspielung auf Hondas erfolgreichstes Weltmodell, der Honda CUB (steht für Cheap Urban Bike). Doch der seit den späten 50er-Jahren 125 Millionen Mal verkaufte Mobilmacher der Schwellenländer hinterlässt für den neuen E-Roller ganz schön große Reifenspuren. Denn anders als sein Großrad-Vorbild CUB rollt der Honda CUV e auf kleinen Zwölf-Zoll-Rädern. Gepaart mit einem vergleichsweise hohen Schwerpunkt durch die beiden unter der Sitzbank platzierten herausnehmbaren Akkus (je 10,2 Kilogramm schwer), beschert ihm das eine gewisse Kippeligkeit: Das erste Vom-Hauptständer-Kippen des 120 Kilogramm wiegenden CUV e sollte also mit gewisser Umsicht geschehen.

Zeichen im Bildschirm signalisiert Fahrbereitschaft

Dann heißt es Zündschalter auf "On", beide Bremshebel ziehen und Startknopf drücken. Vorausgesetzt, der Transponderschlüssel befindet sich in einer der Taschen des Fahrers, signalisiert der Honda CUV e dann mit einem grünen Icon im sieben Zoll großen TFT-Display seine völlig lautlose Fahrbereitschaft.

Noch per Schaltwippe am Lenker zwischen einem der drei Fahrmodi gewählt – und los: Sanft, aber je nach Modus (Econ, Standard, Sport) mehr oder weniger druckvoll geht es vorwärts. Im Display, das schwer nach Touchscreen aussieht, aber keines ist, erscheint die Umgebung als Navi-Karte. Die Bedienung des Navis erfolgt via Fahrer-Smartphone und Bluetooth mittels der kostenlosen App "Honda RoadSync Duo" sowie per Schaltkreuz und Joystick in den linken Armaturen des Honda CUV e.

Einmal in Bewegung ist die oben erwähnte Kippeligkeit schnell vergessen. Angeschoben von bis zu 22 Nm Drehmoment, ist der Honda CUV e sofort auf stadtgerechten 50 km/h. Und nach dem Ortsschild bei gewähltem Sport-Modus auch schnell auf Tacho 80. Echte 83 km/h gibt Honda für den CUV e als Höchstgeschwindigkeit an; auf dem Tacho stehen dann knapp 90 km/h.

Honda CUV e mit 72 km Reichweite

Aber längere Etappen in Warp-Geschwindigkeit sind leider nicht drin, denn analog zu Speed und Streckenlänge fällt die Ladestandsanzeige sehr flott in den Prozente-Keller. Nach standardisiertem World Motorcycle-Test-Zyklus WTMC gibt Honda eine Reichweite für den CUV e von gerade mal 72 Kilometern an. Den erhofften Quantensprung in Sachen Akkukapazität haben auch die Japaner bisher nicht geschafft.

Elektroroller mit pfiffiger Lademöglichkeit

Doch immerhin haben sie sich eine sehr pfiffige Lademöglichkeit einfallen lassen: Die beiden Lithium-Ionen-Akkus des Honda CUV e sind mit ganz wenigen Handgriffen unter der Sitzbank herausnehmbar. Sie können dann in die mitgelieferten, steckdosentauglichen Ladestationen eingesetzt werden, egal, ob sich diese gleich in der Garage neben dem Roller oder in der Wohnung drei Stockwerke darüber befinden und der Roller auf dem Gehsteig parkt.

Schlimmstenfalls müssen die zusammen gut 20 Kilo schweren Akkus zwar über die Treppe hochgetragen werden. Aber daheim zu laden ist somit völlig problemlos. Von null auf 100 Prozent dauert ein Ladevorgang laut Honda sechs Stunden; von 25 auf 75 Prozent müssen die Akkus 160 Minuten in ihren Dockingstations bleiben. Nachteil: Unterwegs Nachladen geht nicht, dann dafür müssten die Ladestationen ja mit.

Fahrwerk für Schlechtwegstrecken nicht optimal

Aber kommen wir von der Steckdose wieder zurück auf die Straße: Hat der Straßenbelag eine gute Qualität, sirrt der Honda CUV e dank seines in der Schwinge hinten links völlig vibrationsfrei agierenden E-Antriebs fast sänftengleich und auch sehr zielgenau darüber hinweg. Kommen aber Schlaglöcher oder welliger Asphalt ins Spiel, meldet das hintere, nicht einstellbare Federbein solche straßenbaulichen Unzulänglichkeiten direkt durch bis ins Fahrerkreuz. Da hilft dann auch die sonst recht komfortable Sitzbank nicht mehr.

Doch den Anspruch, die Gold Wing unter den Pendler-Rollern zu sein, erhebt der Honda CUV e ja gar nicht. Im Gegenteil. Der Elektroroller ist unterm Strich so nüchtern wie seine äußere Anmutung mit den glatten Flächen und der kühlen LED-Beleuchtung ringsum. Er soll, wenn es die Länge der täglich zu bewältigenden Pendelstrecke denn erlaubt, nützlicher Alltagsbegleiter zu einem annehmbaren Preis sein.

Honda CUV e für 4.999 Euro

Nun sind, mag man dagegenhalten, fast 5.000 Euro für einen vergleichsweise schwachen Leichtkraftroller mit Standard-Fahrwerk, hinten nur Trommelbremse und CBS-Kombibremse statt ABS immer noch richtig viel Geld. Kosten für Tanken, Ölwechsel und andere Verbrenner-spezifische Wartungsarbeiten und Verschleißteile fallen jedoch weg und die für 270 Watt Ladestrom kaum ins Gewicht.

Und apropos Honda Gold Wing: Eines hat das kleine, elektrische Clean Urban Vehicle mit dem vollverkofferten Sechszylinder-Zweirad-Dampfer immerhin gemein: Beide haben einen Rückwärtsgang. Und mit 3 km/h Rückwärts-Vmax ist der des Honda CUV e sogar ein ganzes km/h schneller als die Gold Wing.