Kleinste, wild durchs Gestein gehauene Asphalt-Mäander irgendwo in den französischen Voralpen. Wie geschaffen für die Aprilia Dorsuduro Factory. Gegenüber der Standard-Version glänzt sie mit besseren Federelementen, neuem Sitz und diversen Karbonteilen. Frontkotflügel, Zündschlossabdeckung und Kühlerverkleidungen bestehen aus leichter Kohlefaser.
Abwinkeln, aufrichten, Zwischenspurt. Macht riesig Laune, durch dieses Revier zu toben. Dankbar nimmt die 750er Kurskorrekturen an, etwa wenn engste Kehren sich zuziehen oder man sich im Radius mal verschätzt. Allerdings treibt die Aprilia ganz supermotountypisch am Kurvenausgang gern mal nach außen. Der Dunlop Qualifier auf breiter Sechs-Zoll-Felge rubbelt sich gutmütig bis zur Reifenkante runter.
Neutral auch auf zerfurchten Straßen, nie nervös zieht die optisch so knusprige Maschine ihre Bahn. Die "vulkanschwarze" Factory trägt Zentralfederbein und 43er-Upside-down-Gabel von Sachs. Beide sind im Gegensatz zur Standard-Dorsoduro voll einstellbar. Und die Gabelbrücken sind geschmiedet. Das vordere Rahmengitter der Edel-Version ist in Warnfarbe feuerrot lackiert. Fahrfertig 206 Kilogramm weist das technische Datenblatt aus. Die Standard-Version, die zuletzt den Vergleichstest in MOTORRAD 3/2010 gewann, wog mit vollem Zwölf-Liter-Winztank gemessene 218 Kilogramm.
Obenauf, in 87 Zentimetern Sitzhöhe, thront der Fahrer auf der Gel-Sitzbank. Doch ihr schmaler Zuschnitt lässt auch kurze Menschen zum Zuge kommen. Ein herrschaftliches Fahrgefühl samt feiner Vorderradkontrolle ergibt der riesig breite, konisch zu den Enden verjüngte Alu-Lenker.
Der 90-Grad-V2 entlässt laut Werksangabe 92 Vollblut-Pferde in die freie Wildbahn. Sagenhafte 82 Newtonmeter Drehmoment soll die Supermoto stemmen; die Standard-SMV drückte im jüngsten Vergleichstest nur 69 Nm ab. Wie auch immer, durch die gegenüber der Shiver kürzere Übersetzung von Primär- und Sekundärtrieb sowie der Gangstufen fünf und sechs begeistert der spritzige Ultra-Kurzhuber in beiden Dorsoduros vollends. Er kommt noch kräftiger von der hydraulisch betätigten Kupplung. Aber nicht ungehobelter.
Ja, der V2 wirkt sogar besser abgestimmt als in der Shiver. Spontanität und Umsetzung der Gasbefehle gelingen seinem Ride-by-wire-System besser. Auch hier ist der "Touring"-Modus nahezu ideal, der "Sport"-Modus aber ebenfalls gut fahrbar. Und es passt durchaus zum Konzept, dass man den Motor durchaus in den gezackten Rasten vibrieren spürt.
Anders als die Shiver trägt die Dorsoduro Warnblinker und einen einstellbaren Schalthebel, aber keine Ganganzeige. ABS für die radial angeschlagenen wie betätigten Brembos mit ihren hippen Wavebremsscheiben erhält die Factory-Version erst Ende 2010. Bis dahin bleibt ihre hohe Fahraktivität mehr als eine Sünde wert.
Aufgefallen
Positiv
- Fahrspaß immens, für die Klasse bis 10000 Euro geradezu überragend
- Kosten: 800 Euro Aufpreis zur Standardversion erscheinen absolut in Ordnung
- Motor: Abstimmung, Sound und Feeling gut
- Sitzposition locker, erhaben, entspannt
Negativ
- Reichweite: Tankinhalt magere 12 Liter
- Alltagseignung: Gepäckunterbringung schwierig, wenig Platz für einen Mitfahrer
- ABS wird erst später angeboten
Technische Daten

Motor:
Wassergekühlter Zweizylinder-Viertakt-90-Grad-V-Motor, je zwei obenliegende, zahnrad-/kettengetriebene Nockenwellen, vier Ventile pro Zylinder, Tassenstößel, Nasssumpfschmierung, Einspritzung, Ø 52 mm, geregelter Katalysator, Lichtmaschine 450 W, Batterie 12 V/10 Ah, hydraulisch betätigte Mehrscheiben-Ölbadkupplung, Sechsganggetriebe, O-Ring-Kette, Sekundärübersetzung 46:16.
Bohrung x Hub 92,0 x 56,4 mm
Hubraum 750 cm3
Verdichtungsverhältnis 11,0:1
Nennleistung 67,3 kW (92 PS) bei 8750/min
Max. Drehmoment 82 Nm bei 4500/min
Fahrwerk:
Gitterrohrrahmen aus Stahl mit verschraubten Alugussteilen, Up-side-down-Gabel, Ø 43 mm, verstellbare Federbasis, Zug- und Druckstufendämpfung, Zweiarmschwinge aus Aluminium, Federbein, direkt angelenkt, verstellbare Federbasis, Zug- und Druckstufendämpfung, Doppelscheibenbremse vorn, Ø 320 mm, Vierkolben-Festsättel, Scheibenbremse hinten, Ø 240 mm, Einkolben-Schwimmsattel.
Alu-Gussräder 3.50 x 17; 6.00 x 17
Reifen 120/70 ZR 17; 180/55 ZR 17
Maße und Gewichte:
Radstand 1505 mm, Lenkkopfwinkel 66,1 Grad, Nachlauf 108 mm, Federweg v/h 160/150 mm, Leergewicht 206 kg, zul. Gesamtgewicht 400 kg, Tankinhalt 12 Liter.
Garantie zwei Jahre
Farbe Schwarz
Preis inkl. Nebenkosten 9990 Euro