Platz 7: Ducati 1199 Panigale

Traumbike-Wahl 2014: Platz 7 Ducati 1199 Panigale

Der stärkste Zweizylinder aller Zeiten und das leichteste Superbike am Markt, dieser Ruf eilte der Ducati 1199 Panigale voraus. Doch als sie da war, entpuppte sie sich als viel mehr. Nämlich als brandneues Konzept, das bei Ducati eine neue Ära einleitete.

Ducati 1199 Panigale Foto: jkuenstle.de
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Dass Ducati immer für eine Überraschung gut ist, hat die Vergangenheit hinlänglich gezeigt. Ob die Kiellegung einer Hailwood Replica oder TT F1, ob erster Vierventil-Desmo mit Wasserkühlung in der 851, die heilig gesprochene 916 oder die Kühnheit, mit der Desmosedici einen lupenreinen Moto­GP-Ableger mit Straßenzulassung zu bringen. An genialen Einfällen mangelte es den Bolognesern nicht. Und hätte man jemanden gefragt, was denn zu einer Ducati gehöre, außer dass sie rot sei, hätte er wahrscheinlich geantwortet: „Desmodromik, 90 Grad Zylinderwinkel und Gitterrohrrahmen.“ Doch eben Letzteren warfen die Bologneser bei der Ducati 1199 Panigale über Bord.

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Ducati 1199 Panigale Traumbike-Wahl 2014: Platz 7
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Das war an sich schon eine kleine Sensation. Dass er aber nicht durch eine beliebige Alu-Brückenkonstruktion ersetzt wurde, sondern durch ein selbsttragendes Monocoque, eine richtig dicke. Doch es kam noch besser: Der Motor basierte nicht mehr auf den noch bis auf die Pantahs der Achtziger zurückgehenden Konstruktionen, sondern war komplett neu gezeichnet. Extrem kurzhubig, mittragend und leistungsmäßig auf Augenhöhe mit der vierzylindrigen Konkurrenz, der die Ducati 1199 Panigale als Kampfansage galt. Der stärkste Twin aller Zeiten. Mit einem Schlag war alles neu und alles ganz anders.

Aggressives Design, tolles Handling und unerhörte Power

Das Tüpfelchen auf dem i war das aggressive Design. Unverkennbar Ducati, aus einem Guss, schlicht ein Gesamtkunstwerk. Umwerfend – so raubte die Ducati 1199 Panigale dem Publikum auf der EICMA in Mailand Ende 2011 den Atem. Und als dann wenig später der erste Fahrbericht mit der Kunde von bei Ducatis nie gekanntem Handling und unerhörter Power kam, war es für die MOTORRAD-Leser­ klar: Sie wählten die Panigale mit überragendem Vorsprung vor BMWs Parade-Superbike S 1000 RR zum Sportler des Jahres 2012.

Wie anders die Ducati 1199 Panigale gegenüber ihren Vorgängerinnen ist, ahnt der Pilot bereits beim Platznehmen. Denn die kompakte, dicht an den Lenker gerückte Sitzposition entspricht viel mehr aktuellen Gepflogenheiten als den eher lang gestreckten Sitzplatzarrangements bisheriger Ducati-Superbikes. Die Startprozedur dagegen ist wohlbekannt: Mühsam ringt der Anlasser die Kompression in den riesigen Zylindern nieder, zerrt ein ums andere Mal die gewaltigen Kolben über den oberen Totpunkt. Doch schaffte er es bei unserer Dauertest-Panigale bislang noch immer, den V2 zum Leben zu erwecken, selbst nach frostigen Nächten.

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Ab knapp 3000/min läuft der V2 rund

Das gewaltige Grollen, mit dem sich die Ducati 1199 Panigale zur Stelle meldet, lässt jedenfalls keinen Zweifel daran, dass die Italiener das Spiel mit Auspuffklappen am oberen Limit von Geräuschgrenzwerten beherrschen. Die Nachbarn können’s bestätigen. Mechanisch klingt der Superquadro härter als seine Vorgänger. Das leise Singen der Zahnriemen fehlt, erstmals steuern bei einer Ducati Rollenketten die Nockenwellen.

Obwohl auf Höchstleistung für den Kampf um WM-Punkte getrimmt, benimmt sich die Ducati 1199 Panigale im Klein-Klein des alltäglichen Verkehrsgewühls umgänglich. Ab knapp 3000/min läuft der V2 rund, gibt in der ersten Hälfte des Drehzahlbandes seine Leistung gutmütig frei. Doch erschließt sich hier die Faszination der Panigale noch nicht. Tiefe Lenkerstummel und der häufig notwendige Griff zur Kupplung sind dann nämlich ebenso ständige Begleiter wie ein heißer Hintern, dem von der Krümmerschlange des stehenden Zylinders unter der Sitzbank mächtig eingeheizt wird.

Die Panigale transportiert das Gefühl, auf einem Racer zu sitzen

Nein, diese Ducati will rennen, sprinten. Bekommt die Ducati 1199 Panigale den nötigen Auslauf, wird auf einmal alles gut. Ganz außergewöhnlich gut sogar. Weil sie dann ihre Talente so richtig ausspielen kann. Ihre unerschütterliche Stabilität zum Beispiel. Dieses Ducati-typische Gefühl vom Wie-auf-Schienen-Fahren beherrscht auch die monocoquebewehrte Panigale. Je schneller und weiter die Kurven, je größer die Schräglage, desto besser. Und der Pilot beginnt unweigerlich, in Kurven leicht ins Hanging-off zu rutschen, sich über den Tank zu ducken und diesem V2-Vulkan zu lauschen. Wenn der nämlich ab 6000/min den Hammer fallen lässt und bis zum Begrenzer bei unerhörten 11.500/min tobt, kommt Freude auf.

Sie transportiert auf gekonnte Weise das Gefühl, auf einem Racer zu sitzen, weil sie in erster Linie auf Renneinsätze hin entwickelt ist. Wie viel Rennmotorrad wirklich in der Ducati 1199 Panigale steckt, davon bekam der Autor jüngst selbst eine Kostprobe. Anlässlich eines exklusiven Fahrtermins mit der Superleggera. Diese mit extremen Mitteln auf 166 Kilogramm Trockengewicht abgespeckte Edelversion bewies fahrdynamisch unerhörte Nähe zu waschechten Superbike-Rennern. Ducati ist eben immer für eine Überraschung gut.

Technische Daten Ducati 1199 Panigale

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Die Ducati 1199 Panigale hat es auf Platz 7 der Traumbike-Wahl 2014 geschafft.
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