Eine neue Optik, ein neues Fahrwerk, mehr Kraft sowie Radar vorn und hinten sind die Eckpfeiler der neue Ninja H2-SX-Modelle für 2022. Premiere feierten die auf der EICMA in Mailand.
Eine neue Optik, ein neues Fahrwerk, mehr Kraft sowie Radar vorn und hinten sind die Eckpfeiler der neue Ninja H2-SX-Modelle für 2022. Premiere feierten die auf der EICMA in Mailand.
Von den Neuerungen ist vor allem der im Kennzeichenhalter integrierte Radarsensor der Ninja H2 SX und der SX SE interessant. Kurz über den Blinkern und der Kennzeichenplatte, hinter einer Abdeckung sitzt der neue Sensor. Dessen Radarwellen erfassen den toten Winkel der Ninja und warnen bei einem darin erkannten Fahrzeug den Fahrer über in den neuen Rückspiegeln integrierte Warnleuchten. Autofahrer kennen das System als Blind-Spot-Detection oder Totwinkel-Warner.
Ein weiterer Radarsensor sitzt in der neuen Nase der Ninja H2 SX. Schick integriert unter dem neuen LED-Scheinwerfer hinter einem dunklen, flächigen Deckel erfasst das Frontradar den vorausfahrenden Verkehr und steuert den neuen Abstandstempomaten (Adaptive Cruise Control, ACC) sowie die neue Kollisionswarnung, wenn der Tempomat nicht aktiv ist. Ein Novum im Kontext fahraktiver Hilfen ist bei dem Bosch-Radar und den Regelsystemen dahinter der aktive Bremseingriff des Abstandstempomaten. Nicht direkt, sondern erst als letzte Stufe einer Kaskade von Eingriffen, um die Geschwindigkeit zum Vorausfahrenden zu verringern. Zunächst drosselt das System die Leistung des 200-PS-Motors, um den Abstand zu halten oder zu vergrößern. Reicht das nicht, senkt die Motorbremse per erhöhtem Schleppmoment die Geschwindigkeit. Als letzte Stufe legt die Kawa die Bremsen an, ohne bis zum Stillstand zu verzögern. In drei Stufen ist der ACC einstellbar.
Teil des Radar-Systems ist eine Kollisionswarnung (Front Collision Warning, FCW), die bei abgeschaltetem ACC trotzdem den Verkehr erfasst und bei zu großen Geschwindigkeitsunterschieden zum Vorausfahrenden den Fahrer optisch warnt. Das System ist in drei Stufen einstellbar und abschaltbar. In die Motorleistung und Bremsen wie beim ACC-Tempomaten greift das FCW nicht ein.
Damit der Radarsensor Platz in der Front findet hat Kawasaki das Gesicht der Ninja H2 SX stark geliftet: Der neue Scheinwerfer mit nur 40 Millimetern Durchmesser sitzt höher in der Verkleidung, darunter findet sich der Radarsensor. Darüber das neue Logo von Kawasaki Motorrad. An Bord der SX ist ab 2022 das aus der SE bekannte Kurvenlicht in den Seitenverkleidungen, dass je nach Schräglage bis zu drei Zusatz-LED schaltet, um die Kurve auszuleuchten. Für 2022 mischt Kawasaki die Modelle durch. Die H2 SX wird vergleichbar zur "alten" SE ausgestattet, die neue SE bekommt die Features der Vorjahres SE+. Ein lackiertes Koffersystem von Givi ist nachrüstbar, die Halter dazu sind bereits in den Heckrahmen integriert.
Die Topversion der Kawasaki Ninja H2 SX heißt weiterhin SX SE und bekommt für 2022 eine überarbeitete Software für das Skyhook-Fahrwerk von Showa. Sie bringt einen Wankausgleich, die die Dämpfungen beim Bremsen und beim Beschleunigen regelt und die dynamischen Radlastverteilungen mildert. Neben dem elektronisch geregelten Fahrwerk ist ein weiteres Merkmal der SE ihre Bremsanlage vorn, die von Stylema-Sätteln von Brembo gestellt wird. Die Basis-Version des Kompressor-Tourers arbeitet mit radial montiert Sätteln mit Kawasaki-Schiftzug. Beide Versionen tragen 2022 neue abgestimmte fahraktive, schräglagenabhängige Hilfen auf Basis des Bosch 10.3-Systems inklusive einer neuen Berg-Anfahr-Hilfe.
Der bekannte Vierzylinder mit 998 Kubik und Radialverdichter auf dem Getriebe bleibt im Grunde unberührt. Zu den Eingriffen, die den Vierzylinder über die Euro 5-Hürde heben, zählen neue Steuerzeiten der Einlass- und Auslassnockenwellen, ein neuer Endtopf ohne Vorschalldämpfer und eine neue Abstimmung der Einspritzanlage mit neuer ECU. Angenehmes Nebenprodukt: Mehr Kraft in allen Drehzahlbereichen. In Zahlen: 137 Nm liegen bei 8.500/min und damit 1.000 Touren früher an als zuvor. Deutlich eindrucksvoller sind die zusätzlichen Nm, die über den gesamten Drehzahlbereich anliegen. Die Spitzenleistung bleibt bei 200 PS bei 11.000 Touren, mit Ram-Air sogar 210 PS. Das früher anliegende maximale Drehmoment bei unveränderter Leistung verspricht eine höhere Elastizität.
Womöglich die größte Wirkung der umfangreichen Modellpflege der Ninja H2 SX haben aber die kleinen Eingriffe: Beide Sitzpolster sind in der Kontur breiter geworden und bieten eine größere Auflagefläche für die Oberschenkel. Das Polster selbst ist straffer ausgelegt und der Bezug bietet mehr Halt. Dazu bauen beide Polster etwas dicker. Mehr Fläche bekommt das neue TFT-Display 2022. Es ersetzt das alte Cockpit mit dem analogen Drehzahlmesser und misst 6,5 Zoll in der Diagonalen. Das war nötig, um die neuen Funktionen des Radars zu steuern. Auch die Integration des Smartphones für Navigation und zum Steuern von Navi, Musik und Intercom sowie die Anzeige des neuen serienmäßigen Reifendruckkontrollsystems wurden berücksichtigt. Direkt unter dem neuen Display sitzt der Drehschalter für die Zündung, denn neu für 2022 ist ein Keyless-Go-System an der Ninja H2 SX. Mehr Komfort bietet Kawasaki bei der 2022er H2 SX mit der angepassten ECU des Motors: Die Minimal-Drehzahl für die Nutzung des serienmäßigen Quickshifters wurde auf 1.600 Umdrehungen gesenkt, was dessen Einsatz in der Stadt verbessert. Eine Griffheizung ist bei beiden SX-Versionen Serie. Die zusätzliche Ausstattung schlägt sich in beiden Versionen auf die Gewichte nieder: Die SX wiegt fahrfertig 266 Kilo (+ 10 Kilogramm), die SX SE legt um fünf Kilo auf 267 Kilogramm zu.
2022 bietet Kawasaki die Ninja H2 SX und die SX SE jeweils nur in einer Farbe an. Die SX kommt in Emerald Blazed Green/Metallic Diablo Black/Metallic Graphite Gray. Die Farbe der SX SE heißt zwar gleich, der Unterschied liegt in anders lackierten Maske. Die Kawasaki Ninja H2 SX kostet im Modelljahr 2022 ab 23.945 Euro zuzüglich Überführungskosten. Für die H2 SX SE-Version werden wenigstens 27.145 Euro plus Nebenkosten verlangt.
Mehr als eine leichte Modellpflege spendiert Kawasaki seinem Kompressor-Tourer Ninja H2 SX. Mit Radar, einem Haufen neuer Technik und mehr Komfort geht die 200-PS-Reisemaschinen ins neue Jahr.