BMW G 310 R im Dauertest
Abschlussbilanz nach 50.000 Test-Kilometern

Die BMW G 310 R hat bei MOTORRAD den Dauertest über 50.000 Kilometer absolviert. Hier erfahrt ihr alles darüber, wie sich der kleine Einzylinder über diese Distanz geschlagen hat. Aktuell suchen wir Lesererfahrungen zur kleinen BMW.

Teaser
Foto: Jörg Künstle, Uli Baumann, Rossen Gargolov, Harald Humke

Wie soll die Retrospektive auf den Dauertest der BMW G 310 R beginnen? Mit der Schadenfreude von BMW-Gegnern darüber, dass die erste in Indien produzierte BMW gleich beim Stapellauf aufs Trockendock rutschte? Im Oktober 2016 hatte ein fehlerhaftes Motorenteil einen Auslieferungsstopp von sechs Monaten verursacht. Oder darf die Rückschau mit einem symbolischen Tätscheln anfangen? Als Anerkennung, dass die kleine Exil-Bayerin für die 50 000-Kilometer-Distanz lediglich 27 Monate benötigte – genauso lange wie die zeitgleich dauergetestete Honda Fireblade (MOTORRAD 18/2019).

Unsere Highlights

Zubehör und Reifenempfehlung für BMW G 310 R

Wie auch immer, eins war unbestritten: Als mit Abstand hubraumschwächste Maschine im Dauertest-Fuhrpark schob sie sich schon deshalb ins Rampenlicht. Aber auch durch manche Macken. Eine rupfende Kupplung, die sich teigig anfühlende Vorderradbremse und eine schwergängige Hinterradbremse, die letztlich sogar komplett ersetzt werden musste, dominierten die nach 24.000 Kilometern gezogene Zwischenbilanz (MOTORRAD 20/2018).

Dunlop GPR 300
Jörg Künstle, Uli Baumann, Rossen Gargolov, Harald Humke
olle Lenkpräzision, sehr gute Rückmeldung, guter Grip und ein betont leichtes Einlenken – für die BMW G 310 R ist der Dunlop erste Wahl.

Weil in deren Rahmen grundsätzlich auch Aufwertungen durch Zubehör und Reifen-Alternativen thematisiert werden, eine kurze Zusammenfassung: Als Tipp aus sieben getesteten Reifensätzen kristallisierten sich die Dunlop GPR 300 heraus. Tolle Lenkpräzision, sehr gute Rückmeldung und ein betont leichtes Einlenken addieren sich zur Traumkombination. Als sinnvoll erwiesen sich durch die kurzen Rückspiegelausleger Verbreiterungen, zum Beispiel von Wunderlich (60 Euro). Letztlich dürften auch die gut funktionierenden Heizgriffe von Koso (Typ HG 13, 130 Euro) und die für die kleine 310er optisch etwas überdimensionierte, aber hervorragend schützende Touring-Scheibe von Wunderlich (190 Euro) für das fleißige Kilometersammeln der Baby-BMW maßgeblich verantwortlich sein.

Inspektionskosten

Ohnehin war es rührend, wie sich die Belegschaft bemühte, die BMW G 310 R vom Ruf des Kurzstrecken- und Spar-Vehikels zu befreien. "Man kann auch mit 34 PS Spaß im Gebirge haben", notierte Online-Redakteur Uli Baumann stellvertretend für viele Kollegen nach einer 1.300 Kilometer langen Alpentour ins Fahrtenbuch. Es bedurfte bei den häufigen Langstreckenausflügen für Fuhrparkchef Tobi Wassermann einiger Koordination, um die G 310 R für die alle 10.000 Kilometer fällige Inspektionen termingerecht in der Tiefgarage stehen zu haben. Preislich beliefen sich die Checks sehr unterschiedlich. Die Kosten der zunächst günstigen Durchsichten bei 1.000 Kilometern (119 Euro) und 10.000 Kilometern (117 Euro) trieben fällige Reparaturen später in die Höhe. Der 20.000er-Service (mit Tausch der Gabeldichtringe) kostete 773 Euro, die 30.000er-Inspektion (mit dem Wechsel der vorderen Bremsscheibe) belief sich auf 677 Euro, die 40.000er (mit neuem Lenkkopflager) auf 617 Euro.

BMW G 310 R Magura Bremspumpe
Jörg Künstle, Uli Baumann, Rossen Gargolov, Harald Humke
Wir montierten eine Radial-Bremspumpe von Magura. Mit der HC1-Pumpe (310 Euro) fiel der Druckpunkt spürbar definierter aus, der Leerweg des Handhebels blieb jedoch unverändert lang.

Doch auch außerhalb der Inspektionen machte die BMW G 310 R auf sich aufmerksam. Konzeptionell als extrem handlicher Kurvenflitzer mit besagt überraschenden Reisequalitäten, technisch durch immer wieder Aufmerksamkeit fordernde Auffälligkeiten. Anmerkungen zu der beim Anfahren quietschenden, schwer dosierbaren Kupplung zogen sich bis zum Testende durch die Fahrtenhefte. Der teigigen Vorderradbremse rückte MOTORRAD sogar mit einer Nachrüst-Handpumpe von Magura zu Leibe. Das sorgte zwar für einen definierteren Druckpunkt, der Leerweg am Handhebel blieb aber ebenfalls bis zum Testende auffällig lang. Sorgen bereiteten die Stopper offensichtlich nicht nur an der Dauertest-Maschine. In den USA ruft BMW derzeit sämtliche BMW G 310-Modelle wegen möglicherweise korrodierter Bremskolben zurück. Dennoch: Die mit identischer Bremse von Bybre (das Kürzel steht für by Brembo, dem indischen Ableger von Brembo) ausgerüstete KTM 390 Duke war in dieser Hinsicht bei allen MOTORRAD-Fahrtests unauffällig.

Weltweit 24.000 verkaufte G-Modelle

Apropos KTM: Den erstaunlichen Verkaufserfolg der 390 Duke (Platz acht in der deutschen Zulassungsstatistik 2018) schaffte die BMW nicht. Wohl auch durch das Leistungsmanko von zehn PS auf die KTM bedingt, landete die BMW G 310 R hierzulande auf Platz 34 der Verkaufs-Hitliste. Addiert man die GS-Variante der 310er noch hinzu, reicht es zu Platz 15. Im internationalen Vergleich spielt Europa für den kleinen Single ohnehin nur eine untergeordnete Rolle. Weltweit wurden im Jahr 2018 immerhin insgesamt 24.000 G-Modelle (R und GS) verkauft. Zum Vergleich: Vom Bestseller R 1200 GS wurden im selben Zeitraum 51 000 Maschinen abgesetzt.

BMW G 310 R Anlasser
Jörg Künstle, Uli Baumann, Rossen Gargolov, Harald Humke
Ohne Vorwarnung beantwortete der Anlasser den Druck aufs Knöpfchen nur noch mit einem hilflosen Klacken. Die Ursache: ein blockierter Anlasserfreilauf. Auslöser der Blockade: Die Ringfeder, welche die Wälzkörper des Freilaufs zurückzieht, hatte an Spannkraft verloren.

Gerade als die bereits bei Kilometerstand 41.600 mit dem zweiten neuen Kettensatz (169 Euro) ausgestattete Maschine vom Hof des BMW-Händlers rollen sollte, reagierte der Starter beim Druck aufs Knöpfchen nur mit einem sanften Klacken. Die BMW G 310 R wurde zurück in die Werkstatt geschoben und demontiert. Eine gedehnte Rückholfeder der Wälzkörper des Freilaufs des E-Starters zeigte sich letztlich als Ursache. Immerhin wurde die Reparatur als Garantiefall kostenlos abgewickelt, die G – quasi als Endspurt – danach auf die längste ihrer Reisen geschickt. Deutschland–Jerez–Budapest–Deutschland – so der ambitionierte Tourplan von MOTORRAD-Sportreporter Imre Paulovits. Insgesamt 6.400 Kilometer in acht Tagen. Nach 6.284 Kilometern war Schluss. Auf der Autobahn bei Nürnberg verlor der Motor bei etwa 140 km/h abrupt Leistung und rasselte vernehmlich. "Iron Butt" Paulovits stellte den Single sofort ab, die letzten Kilometer zur Redaktion musste die BMW G 310 R im Transporter zurücklegen. Die Demontage in der MOTORRAD-Werkstatt ergab: Das Pleuellager hatte gefressen. Das Pleuel und die Lagerschalen wurden ausgetauscht, die Lauffläche des Hubzapfens der Kurbelwelle mit Läppleinen geglättet und das Motorgehäuse gespült. Auf seinen letzten 2.100 Kilometern schnarrte der Single wieder wie gewohnt.

Dennoch bietet der Lagerschaden Raum für Spekulationen. Die große Belastung durch den außergewöhnlich hohen Vollgasanteil im Test mag eine Ursache sein. Eine Vorschädigung könnte möglicherweise bereits ein Umfaller in der MOTORRAD-Tiefgarage bei Kilometerstand 40.100 verursacht haben. Bei dem Missgeschick eines Mitarbeiters tuckerte der – nicht mit einer Abschaltautomatik ausgestattete – Single geraume Zeit auf der Seite liegend vor sich hin. Dabei könnte er durch eine ungenügende Ölversorgung Schaden genommen haben.

"zickige Kupplung sieht tadellos aus"

Wie dem auch gewesen sein mag, bei der finalen Demontage waren die Spuren des kapitalen Schadens auch nach der kurzen Restdistanz zu erkennen. Die neuerlichen Laufspuren auf den Lagerschalen des Pleuels werden wohl auf die lediglich manuelle Glättung des Kurbelwellen-Hubzapfens zurückzuführen sein. Der Rest der Mechanik zeigt sich in ordentlichem Zustand. Sämtliche Teile sind maßhaltig, sogar die zickige Kupplung sieht tadellos aus. Und selbst die Ausbrüche am Abtriebsrad des sechsten Gangs sowie die leicht verbreiterten Sitze der Auslassventile sind nach dieser Distanz akzeptabel. Der Zustand von Rahmen und Kunststoffteilen ist sogar hervorragend.

BMW G 310 R Getriebe
Jörg Künstle, Uli Baumann, Rossen Gargolov, Harald Humke
Das Getriebe zeigt sich – bis auf Pitting beim Zahnrad des sechsten Gangs – in Ordnung.

Deshalb endet der für diese Hubraumklasse sicher außergewöhnlich fordernde Dauertest der BMW G 310 R letztlich, wie er begann. Und wie es auch die breit gespreizten Lesererfahrungen widerspiegeln: mit kritischem Realismus (Probleme mit Bremsen und Anlasser), aber auch anerkennendem Tätscheln (guter Zustand von Motor und Fahrwerk). Und: Ohne den – ursächlich möglicherweise MOTORRAD anzulastenden – Pleuellagerschaden hätte es die Bonsai-BMW in der Dauertest-Gesamtwertung sogar unter die besten zehn geschafft. Keine schlechte Perspektive für eine Retrospektive.

Kilometerstand: 49.622, 07/2019

Die 50.000 km sind jetzt also fast voll. Mein Fazit: Eigentlich ganz ordentlich, die Kleene. Aber am Ende des Tages hat sie mir dann doch deutlich zu wenig Saft, ist viel zu mickrig und mit der niedrigen Sitzbank sehr unbequem – für mich. Wenn sie jetzt aus dem Fuhrpark ausscheidet, macht mich das – im Gegensatz zur neulich zerlegten Honda Fireblade – kein bisschen traurig. Aber ich habe auf Landstraßen- wie Autobahnabschnitten auch herausgefunden, wofür das G der Baureihe steht. Ghandi! Nicht nur, weil sie in Indien gebaut wird, sondern weil sie etwas grund-friedfertiges hat. Ihr Auftritt ist dezent, ihr Wesen frei von Aggression, aber ihr Ziel hat sie dennoch fest vor Augen – und das erreicht sie mit Ausdauer und Beharrlichkeit.

BMW G 310 Dauertest
Uwe Seitz

Was komplett daneben war, sind die Zubehör-Heizgriffe. Sie verdrehen sich ständig und das Kabel am Gasgriff drückt dabei nicht selten den Kill-Schalter! Und der Tankdeckel bzw. der Spriteinlass ist bekloppt. Es ist nämlich kaum möglich, den vollen Strahl einer Tankpistole abzurufen, ohne dass der Sprit wild aus dem Einfüllstutzen spritzt. Wenn man nicht dran denkt, hat man schnell Benzin auf der Hose oder sonst wo. Bye bye G 310 – ich freu mich auf power-geladenen Ersatz im Fuhrpark... bald soll ja die S 1000 RR eintreffen

Kilometerstand: 48765, 07/2019

BMW G 310 R Dauertest Mona Pekarek
Lisa Rädlein
MOTORRAD-Redaktionsvolontärin Mona Pekarek ist in ihrer Ausbildung u.a. zu Gast beim Pferdemagazin CAVALLO. Motorradfahren kann sie ziemlich gut, gerade lernt sie reiten. Zum Reitunterricht flitzt sie gern mit der G 310 R.

MOTORRAD-Volontärin Mona Pekarek macht gerade Ausbildungsstation bei der Pferdezeitschrift CAVALLO. Für einen tierischen AußenTermin fragt sie beim MOTORRAD-Fuhrpark nach: "Ist die G 310 schon durch?", bangte ich, aber zum Glück war die Antwort: "Nein, ein bisschen darf sie noch, nimm sie mit". Der kleine Flitzer war gerade richtig für meinen kurzen Trip Richtung Heimsheim. Ich hatte ein Date mit Poldi, dem polnischen Warmblut, auf dem ich mit unseren Kollegen von CAVALLO gerade reiten lerne. Oder es versuche. Mit dem Auto zu kompliziert, mit den Öffis nicht zu erreichen, mit dem Motorrad aber ideal. Also zog ich schnell die Reithose unter die Textilkombi, stopfte Helm und Stiefel in den Rucksack und entfloh Stuttgart hinaus in die Land-Idylle. Wie immer sanft und herzlich trug mich die Baby-BMW zum Stall und machte dort Bekanntschaft mit einem ähnlichen Kaliber, nur im Pferde-Universum. Das flauschige Ding, das sich ziemlich genau die Sitzhöhe mit der BMW G 310 teilt, ist der kleine Onyx. Er hat sich sehr gerne als Model bereiterklärt, um die G 310 wenigstens einmal während des Dauertests groß aussehen zu lassen."

Kilometerstand: 48.233, 6/2019

BMW G 310 R Dauertest Tachostand
Uwe Seitz

PS-Chef Uwe Seitz über die BMW G 310 R: Bei der kleinsten BMW frage ich mich immer, ob Entwickler wohl glauben, dass kleine Menschen nur schwache Motorräder mögen oder gar fahren können? Oder anders herum, ob A2-Kandidaten immer klein sind? Warum? Na weil man auf der A2-tauglichen BMW G 310 ab 1,80 m Körpergröße drauf sitzt, als müsse man in einen Schuhkarton passen. Und wenn man dann entschlossen an der Ampel am Quirl dreht, um vor allen anderen bis zur Fahrbahnverengung vorzurücken, mit mauem Durchzug eines besseren belehrt wird. Vielleicht ist diese Betrachtungsweise nicht ganz fair, da mir A2-Bikes nahezu fremd sind – Gott sei Dank! Aber auf der letzten Autobahnfahrt war ich mir sicher, dass Kaliber eines Dani Pedrosa hier am Gesamtkonzept sicher nicht mitentwickelt haben. Allerding ist es dann schon beeindruckend, wie die G 310 mit ihrem 34-PS-Single dahinprescht, wenn die Drehzahlen durch die Decke schießen. Bin trotzdem froh, wenn ich ein paar PS mehr für die Heimfahrt bekomme und man auch noch vernünftig drauf sitzen kann!

Kilometerstand: 47.900, 5/2019

MOTORRAD-Sportreporter Imre Paulovits war mit der BMW G 310 R wieder einmal auf Langstrecke unterwegs, als der Einzylinder bei Nürnberg auf der Autobahn plötzlich mit einem erhöhten Geräuschniveau auf sich aufmerksam machte. Imre stellte den Motor sofort ab und die Dauertestmaschine wurde per Transporter in die Redaktion befördert, wo nach den Ursachen geforscht wurde.

BMW G 310 R Dauertest Motor zerlegt
Yvonne Hertler

Dazu entsandte BMW einen Techniker nach Stuttgart. Der Motor der G 310 R wurde in der Redaktions-Werkstatt unter Beisein von uns von dem BMW-Techniker zerlegt. Ursache: Das Pleuellager war eingelaufen. Da der Rest der Motorinnereien soweit noch gut aussah, wurde das Pleuel samt Lagerschalen getauscht und der Motor wieder zusammengebaut und verplombt. Derzeit werden die Teile im Werk untersucht, während der Motor wieder ins Fahrwerk zurück wanderte. Jetzt kann die kleine BMW die restlichen 2.200 km unter die Räder nehmen.

BMW G 310 R Dauertest Motor zerlegt
Yvonne Hertler

Kilometerstand: 39.540, 4/2019

Die BMW G 310 R musste zur 40.000-km-Inspektion. Zusätzlich zum normalen Service wurde auf Garantie das Lenkkopflager getauscht. Die Rechnung belief sich auf 616,62 Euro. Auch der angeschlagene Hauptscheinwerfer wurde erneuert, was weitere Forderungen über 360,56 Euro auflaufen lies. Für einen neuen Kettensatz musste die BMW bei km 41.500 nochmals in die Werkstatt, Dazu gab es auch einen neuen Satz Michelin SportPro-Pneus. Jetzt wäre der Einzylinder bereit für weitere Kilometer, wenn nicht sofort nach Ankunft in der Redaktionsgarage der Anlasserfreilauf gestreikt hätte. Also ging es für die 310 gleich wieder zurück in die Werkstatt. Hier wurde der Anlasserfreilauf getauscht und gleich die HU erneuert.

Kilometerstand: 39.300, 12/2018

Kaum waren die Magura HC1-Radialbremspumpe und Zubehör-Heizgriffe von Koso (HG-13 mit integriertem Schalter, 129,71 Euro) montiert, schnappte sich Moto-GP-Reporter und Kilometerfresser Imre Paulovits "die Kleine", um damit auf Achse zum Saisonfinale nach Valencia zu reisen.

Foto: Paulovits
Nach dem GP-Finale in Valencia strahlt die Sonne wieder. Auch auf die BMW G 310 R.

Ob er auf den langen Autobahnetappen einen Unterschied zur Serien-Bremspumpe spüren kann, bleibt abzuwarten. Doch spätestens auf dem Rückweg, nördlich der Pyrenäen, dürfte er die Handwärmer dann zu schätzen wissen. Wenn Imre zurück ist, wird sich der Kilometerstand knapp vor der 40.000er-Marke eingepegelt haben. Dann geht die indische Bajuwarin noch vor dem Fest zur Kur beim Händler.

Nach dem Finale in Valencia ging es nochmals 750 Kilometer weiter an die spanische Atlantikküste nach Jerez de la Frontera, wo die ersten Superbike-WM-Testfahrten für 2019 stattfanden. Der Umstand, dass Vielschreiber und -kommunikator Imre auf knapp 5.000 Kilometern im Fahrtenbuch kein Wort über die BMW verlor, darf als Auszeichnung interpretiert werden. Und für den Stein, der irgendwo auf dem Weg den Scheinwerfer zerdepperte, können weder Ross noch Reiter etwas. Wir werden ihn im Rahmen der ohnehin anstehenden Inspektion ersetzen.

Kilometerstand: 36.363, 11/2018

Foto: Imre Paulovits
Die G 310 R erfreut die Kollegen auch auf langen Reisen.

MOTORRAD-Sportreporter Imre Paulovits hat die BMW G 310 R für einen ausgiebigen Spanien-Tripp ausgefasst: Man hatte schon ganz vergessen, dass man auch mit 310 Kubik und 34 PS ordentlich Motorrad fahren kann. Die BMW gibt sich in allen Belangen sehr ausgewogen und schüttelt alles leicht von der Hand. Mit der hohen Scheibe ist auch der Langstrecken-Komfort erstaunlich gut. Zu zweit wollte ich nicht so lange Strecken mit ihr fahren, aber alleine war es kein Problem, bis nach Andalusien runterzufahren. Zumal mittlerweile überall Geschwindigkeitsbegrenzungen gelten und überprüft werden, dass man sogar mit der G 310 schon zu schnell ist.

Reisegeschwindigkeit 140 ist kein Problem, macht auch der Motor gut mit, der Verbrauch ist ordentlich gering, bei 130 km/h (wie in Frankreich zulässig) kommt man mit einer Tankfüllung über 200 Kilometer weit, obwohl der Tank doch recht klein ist. Gepäcksystem hat unsere G 310 keines, aber es ist sehr praktisch, dass BMW Einschnitte in die Haltengriffe eingelassen hat, durch den sich die Spanngurte durchziehen lassen und so die Gepäckrolle ordentlich festgezurrt werden kann. Die Heizgriffe sind zwar sehr praktisch, aber derjenige, der sie ohne Unterbrechung direkt an die Batterie geschlossen hat, sollte eigentlich jedes Mal anreisen, wenn die Batterie leer ist, Nicht nur wenn man vergisst, sie auszuschalten, sondern auch wenn Kinder an dem Ding rumspielen ist die Gefahr da, dass die Batterie entleert wird und man ohne Strom dasteht.

Auf kurvenreichen Landstraßen macht sie richtig Spaß, sie ist handlich und gut ausbalanciert. Lässt sich fast überall im 6. Gang fahren, nur zum Überholen muss zurückgeschaltet werden. Vielleicht liegt es daran, dass ich sehr viel im Regen gefahren bin, aber in den letzten Tagen lassen sich die ersten drei Gänge recht hakelig schalten.

Kilometerstand: 33.059, 11/2018

Foto: Peter Mayer
Verbessert den Druckpunkt der Vorderradbremse: Magura HC1-Bremspumpe.

Vor 10.000 Kilometern stand im Fahrtenbuch der G 310 R der erste Hinweis zum schlechter werdenden Druckpunkt der Bremse vorne. Deren Hebel ließ sich bei Verzögerungen fast bis zum Lenker ziehen. Neue Bremsscheibe und Bremsbeläge, so hieß die Lösung. Doch der Erfolg blieb aus, die Bremse weiterhin sehr teigig. Von Magura gab’s daher nun eine 12er-HC1-Radialpumpe. Die besitzt eine ABE für die BMW, eine Abnahme ist aber obligatorisch. Zwar bietet die HC1 einen klar strafferen Druckpunkt, der Leerweg am Hebel fällt nach den ersten Testkilometern aber immer noch recht lang aus. Mal schauen, ob sich das noch ändert.

Kilometerstand: 29.637, 10/2018

Die kleine BMW wurde auf neue Reifen gestellt. Fortan rollt sie auf Pirelli Diablo Rosso III. Das von verschiedenen Kollegen bemängelte Schnarren beim Gasgeben konnte auf den Zubehörmotorschutzbügel zurückgeführt werden. Gelobt wurde dagegen die Soziustauglichkeit. Im Rahmen des 30.000-km-Service wurde auch gleich der Seitenständer-Rückruf abgearbeitet.

Kilometerstand: 20.750, 6/2018

Foto: Dentges
Der nachgerüstete Wunderlich-Windschild sieht zwar nicht unbedingt gut aus, erfüllt allerdings seinen Zweck.

Ich dachte schon beim Visier meines Nolan-Helmes: Das muss im vorherigen Leben eine Schaufensterscheibe gewesen sein… Beim Wunderlich-Windschild für die kleine BMW bin ich mir nun dessen sicher: Wow, was für ein Panorama-Fenster! Die Scheibe sieht an der 310 zwar komplett bescheuert aus, wirkt aber. Bei Tempo 130 auf der Autobahn nimmt sie Druck vom Helm und der Schulterpartie, ich muss dann meine 1,87 Meter nicht ganz so zusammenfalten. Angenehm!

Kilometerstand: 19.800, 6/2018

Foto: Petra Wiesner
BMW G 310 R auf ihrem Tschechien-Tripp.

Ende Mai ging es für die kleine BMW mit Kollegin Petra Wiesner Richtung Vogtland und Tschechien. Hier ihre Eindrücke von der G 310 R: Nettes, handliches Motorrad. Fühlt sich sehr leicht an. Mittelmäßiger Bodenkontakt, komme nicht mit dem ganzen Fuß auf den Boden (1,64 m). Leider keine einstellbaren Brems- und Kupplungshebel. Display sehr schlecht ablesbar bei Sonnenschein. Sehr kleine und unscheinbare Blinkeranzeige. Tolle Motorbremse, vordere Scheibenbremse dafür nicht ganz so toll. Die Wunderlich-Scheibe ist sehr angenehm und entlastet den Fahrer spürbar, aber sie ist auch extrem hässlich. Die Plastik-Handschützer finde ich unnötig. Das Tankrucksacksystem von Wunderlich ist etwas umständlich in der Handhabung, aber funktioniert. Er hat zu wenig Unterteilungen innen (nur ein großes Fach). SW-Motech mit Tankring find ich besser.

Nach diesem Tripp stand die 20.000 km-Inspektion für die Dauertest-BMW an, die mit 773,06 Euro in die Kostenbilanz einfließt.

Kilometerstand: 17.700, 5/2018

Foto: MPS-Fotostudio
Bereitete Probleme und wurde getauscht: Hinterradbremse.

Nachdem die Hinteradbremse immer wieder Probleme mit der Gangbarkeit zeigte, die sich auch mit neuen Belägen und gereinigten Kolben nicht beheben liesen, wurde jetzt die komplette Hinterradbremse getauscht.

Die kleine BMW taugt ganz gut für den Pendelverkehr. Leistung passt in der Stadt, Kupplung (dass der Hebel beim Kuppeln jedes Mal klimpernd an das Ausgleichsgewicht am Lenkerende stößt, nervt etwas), Getriebe, Fahrverhalten alles soweit stimmig. An der ein oder anderen Stelle wünscht man sich beim Durchschlängeln einen etwas schmaleren Lenker. Kritik gibt es auch für das Kaltstartverhalten. Obwohl sie die frische Frühsommernacht in der Garage verbrachte, startet sie morgens wirklich schlecht.

Baumann
Auch in den Alpen bereitet die G 310 R reichlich Spaß.

Kilometerstand: 15.790, 2/2018

Reifenwechsel auf Dunlop Sportsmart2 Max: Ob der bemängelte matschige Druckpunkt der Bremse oder der unaufmerksame Fahrer schuld war, dass die BMW bei der Herbstausfahrt am Heck des Redaktionsbullis anklopfte, sei einmal dahingestellt. Jedenfalls hat sie jetzt ein neues, rundes Vorderrad.

Kilometerstand: 15.394, 2/2018

Steuerkopflager musste nachgestellt werden.

Kilometerstand: 13.200, 10/2017

Bei einem leichten Auffahrunfall (10 km/h) hat die Vorderradfelge einen Schlag abbekommen. Im Fahrbetrieb ist davon aber nichts zu spüren. Felge wurde getauscht, Gabel ohne Befund vermessen.

Kilometerstand: 11.000, 9/2017

Auch die BMW G 310 R hat die aktuell grassierende Kupplungsseuche erwischt. In kaltem Zustand, so sagen es die ersten Einträge bei Kilometer 5.500 km im Fahrtenbuch, neigt sie zum Rupfen, auch um die Schaltbarkeit des Getriebes ist es nicht zum Besten bestellt. Dem matschigen Druckpunkt der Bremse wurde durch Entlüften anlässlich der 10.000 km-Inspektion (117,10 Euro) versucht beizukommen. Mit mäßigem Erfolg. Der linke Blinker zeigt sich von innen beschlagen.

Dennoch bereitet "das Kleine", wie sie gerne genannt wird, auch gestandenen Fahrensmännern durchaus Spaß und wurde bereits zweimal durch die Alpen gescheucht. An- und Abreise auf eigener Achse selbstverständlich inklusive. Andere wiederum bezeichnen die BMW als "üble Gurke".

Die aktuelle Ausgabe
MOTORRAD 12 / 2023

Erscheinungsdatum 26.05.2023