Acht Motorradreifen der Dimensionen 100/90-18 und 120/90-18 für Youngtimer, Klassiker und solche, die es werden wollen, im Test auf sehr steilen, sehr kurvigen und manchmal auch sehr nassen Straßen.
Acht Motorradreifen der Dimensionen 100/90-18 und 120/90-18 für Youngtimer, Klassiker und solche, die es werden wollen, im Test auf sehr steilen, sehr kurvigen und manchmal auch sehr nassen Straßen.
"Soll ich wieder zum BT45 greifen, oder gibt es inzwischen was Besseres?" Wie kein Zweiter hat sich der Bridgestone BT45 in der Klassikszene etabliert. Fast schon unnahbar wirkt er mit seinen knapp zwei Jahrzehnten, die er auf seinen schwarzen Schultern trägt. Nach Rücksprache mit Kollegen, die auch den einen oder anderen persönlich gefärbten Fahreindruck beisteuern konnten, hat man die Frage schnell geklärt: Der BT45 ist immer noch eine Empfehlung. Schlecht ist man mit diesem Ratschlag nicht gefahren, aber wie ist es, wenn man diese Frage akkurat per Testprotokoll abarbeitet? Genau das ist dieser Artikel: ein Motorradreifen-Test für Klassiker und Youngtimer.
Gewicht: vorn 4,7 kg, hinten 6,5 kg
Herstellungsland: Deutschland
DOT-Nummern (v/h): 23/16 und 36/16
Bewertung Landstraße/Alltag (Platz 1):
Erwartungsgemäß kann der einzige Radialreifen in diesem Test den Diagonalreifen in Sachen Geradeauslaufstabilität nicht ganz das Wasser reichen. Damit ist aber auch der einzige Kritikpunkt genannt. Shimmy ist für diese Conti-Paarung ein Fremdwort. Selbst wenn man es hartnäckig provoziert, bleibt das Lenkerschlagen im kalten sowie warmen Zustand aus. Zu seiner vollen Größe läuft die CR-Version des Road Attack 2 (vorn) beziehungsweise des Classic Attack (hinten) bei sportlicher Gangart auf kurvenreichen Landstraßen auf: extrem handlich, tolles Feedback, viel Grip und hoher Komfort!
Nasstest (Platz 1):
Bei Regen fährt die radial bereifte Yamaha das Diagonalfeld förmlich in Grund und Boden. Die Haftreserven beim Beschleunigen sowie in Schräglage sind gigantisch, dazu punktet dieser Conti mit Eins-a-Handlichkeit und sattem Feedback.
Fazit: Ein mutiger Schritt, nun das Radialreifen-Konzept auch im Klassik-Lager zu etablieren. Der Blick auf die Punktebilanz zeigt aber: Es ist der richtige Schritt! In Sachen Sportlichkeit und Sicherheit (vor allem bei Nässe) gibt es nichts Besseres.
Gewicht: vorn 4,9 kg, hinten 6,6 kg
Herstellungsland: Tschechien
DOT-Nummern (v/h): 18/16 und 19/16
Bewertung Landstraße/Alltag (Platz 2):
Egal, ob im kalten Zustand oder warm gefahren – der Pilot Activ zeigt keinerlei Tendenz zum Lenkerflattern, selbst wenn man den Shimmy-Effekt bewusst provoziert. Auch in Sachen Eigendämpfung gibt sich der Michelin keine Blöße, Schläge beim Überfahren von Querrillen werden komfortabel glatt gebügelt. Seine Paradedisziplin ist die flotte Fahrt durch kurvenreiches Revier, wo er sich neutral wie präzise ums Eck steuern lässt. Ebenfalls top: seine prima Rückmeldung, sodass sich beim Piloten schnell ein sicheres Gefühl für die Gripreserven einstellt. Lediglich beim Geradeauslauf wirkt er etwas zu nervös.
Nasstest (Platz 4):
Auf regennassen Straßen überzeugt der Michelin weiterhin durch seine Handlichkeit, auch das Grippolster in Kurven ist ausreichend. Im direkten Vergleich bleibt das Niveau bei Nässe aber unterhalb vom Klassenprimus Dunlop.
Fazit: Der Name ist Programm. Wie kein anderer Diagonalreifen lässt sich der handliche Pilot Activ ums Eck steuern – ein Gummi für die Sportsfreunde in der Oldie-Liga. Bei Nässe nicht ganz top, aber abschütteln lässt er sich auch dort noch lange nicht.
Gewicht: vorn 5,0 kg, hinten 6,6 kg
Herstellungsland: Frankreich
DOT-Nummern (v/h): 27/16 und 09/16
Bewertung Landstraße/Alltag (Platz 4):
Lenkerflattern? Negativ! Schon ab den ersten Metern gefällt der Streetsmart auf der XJ durch seine unerschütterliche Ruhe. Selbst wenn bisweilen Stöße bei Fahrbahnabsätzen an den Fahrer durchgereicht werden, macht der Dunlop auch in der Komfortwertung einen guten Job und punktet mit insgesamt satter Eigendämpfung. Während die Geradeauslaufstabilität noch vorbildlich ist, müssen dagegen kleine Abstriche beim Handling in Kauf genommen werden. Fürs engagierte Streetsurfen gibt sich der Streetsmart etwas zu träge. Das Aufstellmoment beim Bremsen in Schräglage ist dagegen tolerierbar.
Nasstest (Platz 2):
Trotz seines etwas trägen Grundcharakters punktet der Dunlop auf nasser Strecke durch breiten Grenzbereich, klasse Rückmeldung sowie satten Grip beim Beschleunigen und in Schräglage. Bester Diagonalreifen bei Regen!
Fazit: Vor allem mit seiner überzeugenden Vorstellung auf nassem Parkett sichert sich der Streetsmart den beachtlichen dritten Platz im Test. Wer einen tollen Regenreifen sucht, darf gern zum Dunlop greifen. Sein Manko: die Tendenz zur Trägheit.
Gewicht: vorn 4,1 kg, hinten 6,2 kg
Herstellungsland: Japan
DOT-Nummern (v/h): 16/16 und 26/16
Bewertung Landstraße/Alltag (Platz 3):
Auf den ersten Kilometern hat auch der BT45 eine leichte Shimmy-Neigung, die aber warm gefahren rasch verschwindet. Eine besondere Stärke des Japaners ist sein stabiler Geradeauslauf, wobei Metzeler und Dunlop die Nase allerdings noch etwas weiter vorn haben. Reichlich Pluspunkte sammelt der BT45 auf kurvigen Strecken, wo er seine gute Handlichkeit ausspielen kann. Im Vergleich zur Diagonal-Konkurrenz bleibt der Bridgestone exakt auf dem angepeilten Kurs und lässt sich präzise ums Eck steuern. Das Aufstellmoment beim Bremsen in Schräglage bleibt insgesamt tolerierbar.
Nasstest (Platz 5):
Bei Regen zeigt sich im Vergleich zu den teils deutlich jüngeren Konkurrenten im Test, dass der BT45 in die Jahre gekommen ist: etwas schmaler Grenzbereich, wenig Traktion beim Beschleunigen und eine nur mäßige Rückmeldung.
Fazit: Unser Oldie im Test schlägt sich wacker. Bei Schönwetter auf der Landstraße zeigt der BT45 eindrucksvoll, dass er immer noch up to date ist. Nur bei Nässe knickt der Japaner leicht ein – da kann man inzwischen deutlich mehr Leistung erwarten.
Gewicht: vorn 4,6 kg, hinten 6,0 kg
Herstellungsland: Südkorea
DOT-Nummern (v/h): 16/15 und 44/15
Bewertung Landstraße/Alltag (Platz 4):
In Sachen Stabilität heißt es beim Conti schon auf den ersten Metern Go! Selbst im kalten Zustand bleibt der nervige Shimmy-Effekt aus, und auch die Geradeauslaufstabilität kann überzeugen – im Vergleich zum BT45 gibt sich der Go! allerdings eine Spur nervöser. Auch beim Komfort kann er mit guter Eigendämpfung auf holprigen Wegstrecken überzeugen. Dank seiner Handlichkeit und des guten Feedbacks für seine Gripreserven lässt sich die Conti-bereifte Yamaha souverän durch kurviges Geläuf steuern. Das Aufstellmoment beim Bremsen in Schräglage ist allerdings deutlich spürbar.
Nasstest (Platz 3):
Trotz seines etwas schmaler gestalteten Grenzbereichs vermittelt der Go! eine klasse Rückmeldung für seine satten Haftreserven. Gepaart mit guter Handlichkeit macht der Conti deshalb auch bei Schlechtwetter Spaß.
Fazit: Der Diagonalreifen der Hannoveraner Reifenbäcker gefällt durch seine ausgewogene Machart. In Sachen Stabilität ist er ganz vorn mit dabei, dazu punktet er mit Grip und Komfort. Vor allem aber macht er auch bei Regen nicht schlapp.
Gewicht: vorn 5,1 kg, hinten 6,7 kg
Herstellungsland: Brasilien
DOT-Nummern (v/h): 21/15 und 17/15
Bewertung Landstraße/Alltag (Platz 6):
Im kalten Zustand fällt der Klassik gleich durch einen ausgeprägten Shimmy-Effekt auf. Warm gefahren wird das Lenkerflattern zwar deutlich weniger, allerdings klingt es bei bewusster Anregung deutlich langsamer ab als bei der Konkurrenz. Beim Geradeauslauf kann der Metzeler noch überzeugen, viele andere Punkte bleiben aber zu unbefriedigend. Seine Handlichkeit ist zu träge, sein Feedback für die vorhandenen Haftreserven zu trocken. Entsprechend unsicher, wie es um den Maximalgrip bestellt ist, tastet man sich um die Kurven. Auch der deutliche Aufstellimpuls beim Bremsen in Schräglage stört.
Nasstest (Platz 6):
Beim Beschleunigen dreht der Hinterreifen schon reichlich früh durch, und auch in Schräglage sind die Haftreserven zu schnell aufgebraucht. Sein schmaler Grenzbereich lässt bei Regen kein gutes Gefühl aufkommen.
Fazit: Obwohl der Metzeler erst seit kurzer Zeit erhältlich ist, zeigt er sich besonders im Vergleich zur ebenso jungen Konkurrenz nicht wirklich auf der Höhe der Zeit. Auf der Landstraße bleibt er zu farblos, und im Nassen gerät er schnell ins Hintertreffen.
Gewicht: vorn 5,2 kg, hinten 6,5 kg
Herstellungsland: Brasilien
DOT-Nummern (v/h): 46/14 und 15/16
Bewertung Landstraße/Alltag (Platz 7):
Wenn man es provoziert, muss man auch beim Pirelli ein starkes Shimmy in Kauf nehmen. Ohne Anregung bleibt es aber ruhig, weshalb sich der Sport Demon in diesem Kapitel doch etwas vom ähnlich weit hinten platzierten Avon Roadrider absetzen kann. Mit trägem Einlenkverhalten, schlechter Rückmeldung, wenig Gripreserven, spontanen Rutschern beim schnellen Abwinkeln und spürbarem Aufstellmoment kann die Pirelli-bereifte XJ aber nicht zu den besseren Reifen im Test aufschließen. Nur beim Geradeauslauf punktet der Sport Demon mit satter Stabilität.
Nasstest (Platz 7):
Wenn schon unter Idealbedingungen das Grippolster schnell aufgezehrt ist, lassen sich bei Nässe auch keine Wunder mehr erwarten. Bilanz im Regen: weite Bögen in Kurven, frühzeitiges Durchdrehen beim Beschleunigen, schmaler Grenzbereich, wenig Feedback.
Fazit: Einer der dienstältesten Reifen in diesem Test kann keine Akzente mehr setzen. Auf der Test-Yamaha verliert der Pirelli durch seinen trägen Grundcharakter und schwachen Grip reichlich Punkte. Auch die Regenperformance ist sehr schwach.
Gewicht: vorn 5,0 kg, hinten 6,6 kg
Herstellungsland: England
DOT-Nummern (v/h): 27/16 und 09/16