"Neunzig. Auf unseren Landstraßen dürft ihr maximal 90 km/h fahren. Habt ihr das verstanden?" Der korsische Motorradcop guckt böse durch seine Sonnenbrille. Arnold Schwarzenegger hätte es nicht cooler rüberbringen können. Wir senken schuldbewusst die Blicke. Jetzt nur keine Widerworte, bloß keinen saftigen Strafzettel kassieren. Unter uns tickern sechs dicke Yamaha FJR 1300 A, mit denen wir gerade den Tourenreifen-Test auf Korsika abspulen.
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Sechs Tourenreifen im 4000-Kilometer-Test
Reifendimensionen 120/70 ZR 17, 180/55 ZR 17
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Die Strecke zwischen Bonifacio und Porto-Vecchio, an der uns die zwei berittenen Gendarmen auf ihren leichten Enduros abfangen, ist zwar bestens geeignet, um die 146 Pferde der FJR 1300 A endlich mal frei losgaloppieren zu lassen. Aber andererseits auch wie geschaffen für die Ordnungsmacht, Temposünder wie reife Kastanien aufzusammeln.
Dieses Mal geht es zum Glück gut aus. Das Handzeichen des Flics ist international klar verständlich: Passt bloß auf, wir haben euch im Blick. Und zack, sind sie schon wieder im Dickicht der Insel verschwunden.
Yamaha FJR 1300 A mit 290 Kilogramm Kampfgewicht
Ab ins Hinterland, hinein in die immergrüne Macchia, die schon zu Asterix’ Zeiten Wildschweinen sowie wilden Gesellen und heutzutage auch allzu wilden Motorradfahrern beste Deckung bietet. Doch Moment, wirklich wild kann man es auf den mikroskopisch kleinen Sträßchen, die sich kreuz und quer über die Insel ziehen, nicht angehen lassen. Hier auf 90 km/h zu kommen, ist schon amtlich, Monseigneur Flic! Denn das Revier abseits der breiten Highways gehört nicht gerade zur Paradedisziplin unseres diesjährigen Reifentest-Untersatzes.
Yamahas Reise-Flaggschiff FJR 1300 A ist doch eher dazu geeignet, als Fast-Forward-Beamer auf Autobahnen oder gut ausgebauten Landstraßen Kilometer aufzusaugen. Auf den kaum handtuchbreiten Singletracks im korsischen Hinterland hingegen, wo eine Kurve die nächste jagt, spüren die Piloten schon nach wenigen Kilometern jedes einzelne der insgesamt 290 Kilogramm. Doch wir sind ja nicht zum Vergnügen hier, sondern wollen unseren Reifen, von denen auf jeder der sechs FJRs ein anderes Pärchen steckt, das Maximum abverlangen. Und die werden in dieser Kombination aus bärenstarkem Motorrad mit sattem Drehmomentpunch und hohem Gewicht auf dem extrem griffigen Asphalt der Insel mächtig geschlaucht. Die Hände und Füße der Piloten stehen kaum eine Sekunde still: herausbeschleunigen aus der Kurve, hochschalten, bremsen, runterschalten und schon wieder rein mit Schmackes in die nächste Kurve. Im Geiste hört man die Gummis unter sich förmlich um Gnade winseln, doch beim Reifentest gibt es kein Erbarmen.
Das Profil muss runter, auf Teufel komm raus!
Ob die Reifenhersteller das geahnt und deshalb so gezaudert haben, als wir bei der Zusammenstellung des Testfelds um eine Empfehlung nach passenden Tourenreifen baten? Anders als in den Jahren zuvor tritt mit der 1300er-Yamaha endlich mal ein potentes Dickschiff in den Ring, das Leistung hat und auch entsprechend Leistung fordert. Der Hersteller selbst gibt für die FJR keine Reifenbindung vor. Erlaubt ist, was gefällt, heißt es frei nach Goethe für den potenten Vierzylinder – Hauptsache Dimension und Geschwindigkeitsindex stimmen.
Conti und Dunlop winken ab. Wie bitte?
Interessanterweise winkten aber einige Reifenmarken bei unserer Testanfrage vorschnell ab: Für die FJR 1300 habe man gerade nicht den richtigen Reifen im Programm, hieß es zum Beispiel bei Conti und Dunlop. Wie bitte? Es handelt sich hier um ein klassisches Reisemotorrad mit großer Verbreitung und um die Reifendimension 120/70 und 180/55 im 17-Zoll-Format. Einfacher geht es doch eigentlich gar nicht. Auf Nachfrage die Erklärung: Conti hat zwar einen speziellen Gran Turismo-Reifen im Programm, doch der Road Attack 2 GT basiert auf einer nicht mehr ganz taufrischen Gummimischung. Und der moderne Nachfolger Road Attack 2 Evo in stabiler C-Spezifikation sei zum Testzeitpunkt noch nicht marktreif. Dunlop selbst gibt für die FJR von sich aus nur den Roadsmart I frei, den Roadsmart II will man aufgrund von intern festgestellten Shimmy-Problemen nicht für die 1300er-Yamaha empfehlen.
Wir beschließen, das mögliche Lenkerflattern selbst unter die Lupe zu nehmen, und wollen natürlich im Test auch auf „Deutsche Technik seit 1871“ (O-Ton Conti) nicht verzichten.
Shimmy? Bis jetzt kein Thema.
Ort des Geschehens: die A 81 südlich von Stuttgart. Im Abschnitt Neckarburg herrscht kaum Verkehr, die topfebene Asphaltdecke sorgt für perfekte Testbedingungen. Eine FJR nach der anderen geht im voll beladenen Zustand mit Sozius auf die Strecke, um Shimmy oder Hochgeschwindigkeitspendeln zu beurteilen. Fazit am ersten Fahrvormittag: keine Bedenken. Selbst wenn der Gashahn am Anschlag steht und der Tacho sich bei rund 245 km/h einpendelt, bleibt es vertrauenerweckend stabil an Bord aller sechs Yamahas. Nach dieser kleinen, aber nicht unwichtigen Messaktion bleibt als Fazit: Schnellfahrer können sich für jedes dieser sechs Reifenpaare im Neuzustand entscheiden. Die anfangs vorgebrachten Bedenken seitens Dunlop sind nicht nachvollziehbar. Im Gegenteil: Der Roadsmart II glänzt nahezu in diesem Teil der Reifenprüfung. Ob der Einser tatsächlich da noch einen draufgesetzt hätte? Wir glauben es nicht.
Allerdings wird sich diese Messprozedur nochmals am Ende unserer Verschleißfahrt wiederholen, wenn weitere 3900 Kilometer an den Gummis geknabbert haben. Noch sollte man das Kapitel „Stabilität“ also ergebnisoffen betrachten.
Nassperformance der Motorrad-Tourenreifen
Wer, wenn nicht die Tourenfahrer, sind meist das ganze Jahr bei Wind und Wetter unterwegs und wollen einem Reifen vertrauen, der nicht nur auf eitel Sonnenschein ausgelegt ist? Regen kommt natürlich nicht auf Bestellung. Und ob der Vergleichbarkeit muss dieser Test auf einer speziell präparierten Strecke stattfinden, wo – in diesem Fall – konstante Schlechtwetterbedingungen herrschen. Auf der Fahrt in den Süden Frankreichs biegen wir deshalb in Höhe Salon-sur-Provence kurz in Richtung Westen ab, wo der Reifenhersteller Michelin ein entsprechend ausgestattetes Testareal unterhält.
Wieder geht es jeder Reifenpaarung einzeln an den Kragen, diesmal auf einem permanent bewässerten Rundkurs. Die Übung liest sich im Testhandbuch denkbar einfach. Fahren auf nasser Strecke, Beurteilung des Grenzbereichs, Ausloten des Haftvermögens durch Beschleunigungs- und Bremsversuche. In der Praxis natürlich ein heikles Unterfangen. Denn wenn die massige Fuhre tatsächlich in Schräglage ins Rutschen kommt, heißt es, ziemlich abgebrüht am Gasgriff zu jonglieren – 290 Kilo Lebendgewicht der Yamaha FJR 1300 A machen die Sache nicht wirklich leicht!
Beim Grenzbereich gilt: hinten vor vorne
Ideal ist es also, wenn die Reifenkonstrukteure den Grenzbereich der Gummis entsprechend gestaltet haben. Entscheidende Grundregel: hinten vor vorne. Denn wenn einem in der Kurve die Front als Erstes entgleitet, wird es natürlich bedeutend schwerer, das Motorrad sicher wieder aufzufangen. Bei unseren sechs Testkandidaten gibt es in dieser Hinsicht kein Gemecker. Alle künden das Ende der Fahnenstange zunächst an der Hinterhand an – für den geübten Fahrer bleibt also genügend Zeit, das Motorrad wieder in ruhigeres Fahrwasser zu steuern.
Doch abgesehen von dieser Basisübung spreizt sich das Testfeld bei genauerer Betrachtung dann doch gewaltig auf. Fangen wir ganz vorne an. Denn eigentlich ist es keine Überraschung, welcher Tourenreifen auf dem verregneten Podest ganz oben steht: Es ist ein Michelin. Wie schon der Road 4 im Jahr zuvor kann auch die verstärkte GT-Version auf nasser Fahrbahn das Feld kräftig aufmischen. Und zwar mit deutlichem Vorsprung. Auf der Messstrecke fährt er mit Bestwerten beim Beschleunigen, Bremsen und in Schräglage selbst den beiden Zweitplatzierten noch um die Ohren. Dank seines breiten Grenzbereichs bleibt er dazu in allen Lebenslagen sicher kontrollierbar. Und deshalb kann bereits an dieser Stelle die Empfehlung ausgesprochen werden: Wer den ultimativen Regenreifen für sein Motorrad sucht, greift zum Michelin – Punkt.
Auf sehr gutem Niveau reihen sich dahinter die beiden Konzernschwestern ein. Metzeler Z8 Interact und Pirelli Angel GT teilen sich den zweiten Platz. In Nuancen unterscheiden sie sich zwar etwas (der Z8 bremst und beschleunigt besser, während der Angel GT schräger kann und in Kurven schneller ist), aber insgesamt zeigt sich während des Tests, dass beide aus einer Entwicklungsabteilung stammen. Auch diese beiden Modelle können bedenkenlos einem Fahrer empfohlen werden, der bei seiner Bike-Besohlung auf hohen Nässeschutz Wert legt.
Conti kann auf Nassteststrecke kaum mithalten
Bridgestone schlägt sich wacker, könnte aber insgesamt noch eine Schippe drauflegen. Die Rutschgrenze ist bei dem Japaner jedenfalls relativ früh erreicht. Dunlops Roadsmart II zeigt sich griptechnisch auf ähnlichem Niveau, gibt sich in Kurven aber spürbar träger als der Bridgestone T 30 Evo.
Kaum mithalten kann in diesem Wertungskapitel jedoch der Conti Road Attack 2 GT. Auf dem bewässerten Rundkurs zeigt er durch frühzeitige und zudem sehr abrupte Rutscher, dass er in dieser Leistungsklasse nicht mehr „up to date“ ist. Wie bereits gesagt: Conti hat den GT nur mit Bauchschmerzen ins Rennen geschickt – jetzt zeigt sich: leider berechtigterweise!
Allerdings hätte der Nachfolger Road Attack 2 Evo das Wertungskapitel wahrscheinlich nicht komplett auf den Kopf gestellt. 2014 präsentierte sich dieser Reifen in der Standardausführung beim Tourenreifen-Test mit der Honda CB 1000 R auf dem Niveau von Bridgestones T 30 (dem Vorgänger vom Evo) und Dunlops Roadsmart II.
Auf der Landstraße fährt der Conti allen um die Ohren
Da der T 30 Evo nun noch etwas zugelegt hat, würde unserer Einschätzung nach der demnächst erhältliche Conti Road Attack 2 Evo in verstärkter C-Spezifikation maximal zum Dunlop aufschließen – gegebenenfalls würden die beiden die hinteren Plätze tauschen. Mehr aber auch nicht. Bevor man jetzt aber am Stammsitz in Hannover theatralisch zum Taschentuch greift: Kommen wir nun mit unserem Testtrupp endlich auf Korsika an und stürzen uns in die Paradedisziplin von Motorradreifen – unterwegs auf kurvenreichen Landstraßen!
Und hier ist der Road Attack 2 GT das Zugpferd schlechthin. Vergessen ist die mäßige Nassperformance, auf den gripintensiven Departement-Sträßchen will die Yamaha FJR 1300 A mit den Conti-Sohlen förmlich Kreise um das restliche Testfeld fahren.
Metzeler nach 3000 Kilometern noch taufrisch
Nahezu gierig stürzt sich Bike Nr. 2 von einer Kurve in die nächste, brilliert mit höchster Lenkpräzision und einem fantastischen Grip in allen Lebenslagen. Immer wieder muss man sich in Erinnerung rufen, dass man hier ein üppiges Tourenbike durch die Gegend wuchtet und kein leichtes Naked oder Sportbike. Das schlägt sich nicht nur in der Punkteverteilung nieder, wo der Conti dieses Testkapitel klar für sich behauptet. Auch in der subjektiven Fahrerwertung fährt sich der Conti auf Anhieb in die Herzen der Reifentest-Crew. Gäbe es keinen festen Verteilerschlüssel für den stetigen Fahrzeugwechsel – die Burschen würden nach jedem Stopp vor dem Conti-Bike Schlange stehen. Klarer Fall also für eine Kaufempfehlung? Hmm, ein schwieriger Fall. Denn je mehr Kilometer wir abspulen, desto bedrohlicher fällt der Profilzustand des Road Attack 2 GT ins Auge.
Fakt ist: Nach 2000 Insel-Kilometern ist der Conti vorne austauschreif. Und mit dem abgerubbelten Profil müssen nun auch einige Mankos in Kauf genommen werden. Die einstige Kurvenfreude hat durch ein spürbares Aufstellmoment beim Bremsen in Schräglage einen kleinen Dämpfer erhalten.
Jetzt schlägt die große Stunde des Metzeler Z8 Interact, den der Raspelbelag von Korsika relativ unbeeindruckt gelassen hat. Von Anfang an wusste er auf der Yamaha FJR 1300 A durch seine Neutralität zu beeindrucken. Nach inzwischen 3000 Kilometern Laufleistung zeigt er sich immer noch taufrisch, als die Rasten für eine finale Testrunde oberhalb von Bastia über den Asphalt kratzen. Hoppla, hier komme ich, tönt es frech aus München. Und schwupp, muss sich der Conti doch noch den Sieg im zweiten Landstraßenkapitel mit dem Metzeler teilen. Über dem Mittelmeer geht gerade die Sonne unter, als die sechs FJRs tief im leuchtgelben Schiffsbauch der Corsica Ferries verschwinden.
Hat die Stabilität merklich nachgelassen?
Diesmal nicht Insel-, sondern Fernfahrerromantik am Rasthof Neckarburg an der A 81. Letzter Stopp kurz vor Stuttgart. 1000 Kilometer Autobahn sind nach der Rückkehr aus Korsika noch einmal auf die Gummis aufgespult worden. Spannende Frage zum Schluss: Hat nun die Stabilität merklich nachgelassen? Wieder geht es auf jedem Bike im Zweipersonenbetrieb mit Gasgriff am Anschlag auf Entdeckertour. Das Ergebnis: weiterhin harmlos. Selbst die stark verschlissenen Gummis von Conti und Pirelli halten bei Highspeed noch wacker durch. Aber wer braucht das schon? Denn Korsika hat uns auch gezeigt, dass bereits 90 km/h reichen, um unendlich viel Spaß zu haben. Vorausgesetzt, die Bereifung stimmt.
Testkandidaten
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Nur auf den ersten Blick identisch: Zwar gleichen sich die Motorräder 1 zu 1, allerdings ist jede Maschine anders bereift.
Bridgestone Battlax T 30 Evo
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Bridgestone Battlax T 30 Evo
Gewicht: vorne 4,3 kg, hinten 6,7 kg
Herstellungsland: Japan
Infos/Freigaben: Bridgestone Deutschland, Tel. 0 61 72/40 81 73, www.bridgestone-mc.de
Fazit:
Bridgestones T 30 Evo ist ein unauffälliger Allrounder zum Kilometerfressen. Dazu passt seine erstklassige Stabilität bei voller Beladung. In Sachen Agilität und Nassperformance eher zweite Wahl.
Continental Road Attack 2 GT
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Continental Road Attack 2 GT
Gewicht: vorne 4,3 kg, hinten 7,0 kg
Herstellungsland: Deutschland
Infos/Freigaben: Continental Reifen, Tel. 05 11/9 38 01, www.conti-moto.de
Fazit:
Auch die GT-Version des Conti Road Attack 2 zaubert sportlichen Tourenfahrern ein breites Grinsen ins Gesicht. Auf nasser Straße gehen die Mundwinkel dafür aber mächtig nach unten.
Dunlop Roadsmart II
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Dunlop Roadsmart II
Gewicht: vorne 4,4 kg, hinten 7,1 kg
Herstellungsland: Frankreich
Infos/Freigaben: Goodyear Dunlop Tires Germany, Tel. 0 61 81/68 01, www.dunlop.de
Fazit:
Vollgasjunkies, die ihr schweres Tourenkrad mit voller Beladung über die Autobahn steuern, werden mit dem Roadsmart II zufrieden sein. Für knackigen Landstraßenspaß gibt es Bessere.
Metzeler Roadtec Z8 Interact
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Metzeler Roadtec Z8 Interact
Gewicht: vorne 4,4 kg, hinten 7,2 kg
Spezifikationen: vorne „M“, hinten „O“
Herstellungsland: Deutschland
Infos/Freigaben: Pirelli Deutschland, Tel. 0 89/14 90 83 02, www.metzelermoto.de
Fazit:
Die Metzeler-Mischung macht’s möglich. Top-Performance auf der Landstraße, dazu klasse Fahreigenschaften bei Regen, gekrönt vom geringsten Verschleiß im Test. So sehen Sieger aus.
Michelin Pilot Road 4 GT
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Michelin Pilot Road 4 GT
Gewicht: vorne 4,3 kg, hinten 6,5 kg
Herstellungsland: Spanien
Infos/Freigaben: Michelin Reifenwerke, Tel. 07 21/53 00, motorrad.michelin.de
Fazit:
In der Summe schafft es Michelins GT-Version des Road 4 auf Platz zwei. Doch Landstraßenfans wird der GT-Reifen nicht überzeugen. Eher Allwetterfahrer, die auch auf Laufleistung Wert legen.
Pirelli Angel GT
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Pirelli Angel GT
Gewicht: vorne 4,2 kg, hinten 7,2 kg
Spezifikation: hinten „A“
Herstellungsland: Deutschland
Infos/Freigaben: Pirelli Deutschland, Tel. 0 61 63/7 10, www.pirellimoto.de
Fazit:
2-3-2-5 macht in Summe dieser Testkonstellation Platz zwei für den Pirelli Angel GT. Eine erstklassige Wahl für sportliche Tourenfans, denen der Reifenverschleiß relativ schnuppe ist.
So testet MOTORRAD
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Ein richtiger Test muss gewissen Ansprüchen genügen. Deshalb packten wir die sechs Reifenkombinationen auf sechs identische Bikes, deren Fahrer nach einem bestimmten Muster durchgewechselt wurden.
Basismotorrad für den diesjährigen Tourenreifen-Test in 120/70 ZR 17 und 180/55 ZR 17 war die Yamaha FJR 1300 A, von der uns sechs Exemplare von Yamaha Deutschland für den 4000-Kilometer-Verschleißtest zur Verfügung wurden. Der Nasstest fand auf dem Testgelände von Michelin in Fontagne (Salon-sur-Provence/Frankreich) statt. Und um diese speziellen Eigenschaften geht es im Dynamik-Test:
Handlichkeit …
… ist die Lenkkraft, um die Maschine in Schräglage zu bringen und sie in Wechselkurven auf Linie zu halten.
Haftung/Beschleunigen …*
… bezeichnet die Seitenführung und Kraftübertragung in unterschiedlich schnellen Kurven (Nass/Trocken).
Lenkpräzision …*
… in unterschiedlich schnellen Passagen mit komplizierten Kurvenradien. Gibt Auskunft darüber, ob das Motorrad dem gewünschten Kurs folgt, der über die Lenkkräfte vorgegeben wird, oder ob deutliche Linienkorrekturen erforderlich sind.
Grenzbereichverhalten …*
… steht für die Beherrschbarkeit des Reifens im Limit. Test auf nasser und trockener Fahrbahn.
Kurvenstabilität …
… testet das Aufschaukeln in (Wechsel-)Kurven und bei Bodenwellen. Wird in unterschiedlichen Modi (solo/mit Sozius) und in großer Schräglage beim Beschleunigen getestet.
Haftung/Schräglage …*
… ist die Seitenführung in maximaler Schräglage auf nassem und trockenem Asphalt. Eine Gratwanderung, die nur auf abgesperrter Strecke möglich ist.
Geradeauslaufstabilität …
… wird bei Highspeed getestet. Bleibt das Motorrad stabil auf Kurs, oder stört Pendeln die Fahrt?
Aufstellmoment …
… bezeichnet das Aufrichten beim Bremsen in Schräglage. Diese Reaktion muss mit einer Gegenkraft (Drücken) am kurveninneren Lenkerende ausgeglichen werden.
Fülldruck im Test
2,5 bar vorne, 2,9 bar hinten.
*Die mit Stern gekennzeichneten Abschnitte sind auf Motorräder übertragbar, die eine ähnliche Geometrie wie die Yamaha FJR 1300 A besitzen.
Landstraße und Autobahn
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Beim Nässetest schlagen sich die Reifen recht unterschiedlich.
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Givi-Haltesystem „Tanklock“: Top-Arretierung über einen fest verschraubten Ring (ab 12,90 Euro).
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Da strahlen Männer und Taschen um die Wette. Letztere gibt es bei Polo aber auch dezenter in Silber/Schwarz. Das Modell „Yellow Line“ (49,95 Euro) überzeugt durch 65 Liter wasserdichten Stauraum, stabil verschweißte Nähte und kräftige Griffe. Optimal verzurrt mit Gurten von Rok-Straps (16,95 Euro/Zweierset bei Polo).
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Preisfrage: Wessen Tankrucksack ist das? Vorschläge an reifentest@motorradonline.de.
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Bei der nächsten Pause stand auch der nächste Fahrerwechsel an. Dafür muss jeder Fahrer nur sein Gepäck auf das nächste Motorrad mitnehmen und weiter geht's.
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Kurve an Kurve und immer wieder der Blick auf's Meer.
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... für objektive Bewertungen der verschiedenen Reifenpaarungen.
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Irgendwann ging's dann doch weiter, regelmäßige Fahrerwechsel sorgten dabei ...
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Die wilden Hausschweine sehen possierlich aus, schmecken aber leider auch sehr lecker. Zum Beispiel im Restaurant „Le Moulin“ in Porto.
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Givi 3D604: mit stabilem Deckel, in dem ein Sichtfenster fürs Smartphone eingelassen ist und wahlweise eine Tablethülle (passend für ein Mini-iPad) fixiert werden kann. Die 15 Liter Stauraum bauen schmal auf, sodass man gut zum Lenker greifen kann. Preis: 107,90 Euro.
MOTORRAD-Urteil: sehr gut.
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Givi XS 307: Der 15 Liter fassende Tankrucksack baut für die FJR etwas breit, was bei engen Wendemanövern stört. Die Verarbeitung ist wie beim Schwestermodell hochwertig, Pluspunkte sind ein großes Kartenfach, extra Tablethalter und seitliche Einstecktaschen. Preis: 113,90 Euro.
MOTORRAD-Urteil: gut.
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Eine Kurve reiht sich an die andere - herrlich zum Cruisen.
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13/58
... bei den Pausen reiht sich ein Bike an das andere.
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Mare e monti aus dem Bilderbuch: Auf der D 80 unterhalb vom Cap Corse reiht sich eine Kurve an die andere, ...
Lohse
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Und wieder andere kommen bei zumindest einer Ecke auf Korsika ins Rutschen.
Lohse
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Manche ziehen den zähen Süßigkeiten dann aber doch das lokale Kastanien-Bier vor.
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Genauso wie der Gummiverschleiß der Redakteuere.
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... desto weniger Gummi wird es. Je nach Reifen war der Gummiverschleiß dabei unterschiedlich groß.
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Je mehr Kilometer wir drauf haben, ...
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Vorne wird die Richtung angegeben, hinten geplauscht. Arbeitsteilung beim Reifentest.
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21/58
"Sollten" sie. Konnten sie aber nicht, da die Bikes belagert wurden.
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Perfekt für ein Gruppenfoto unserer Testfahrer. Timo Morbitzer durfte nur kurz hinter das nicht vorhandene Lenkrad, dann sollten alle zurück auf's Motorrad.
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23/58
90 km/h sind maximal erlaubt, aber die Kurven machen sowieso mehr Spaß als Rasen.
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24/58
Schnell fahren ist auf den korsischen Straßen allerdings sowieso relativ.
Lohse
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Die Parole unseres Besuches: Gummi räubern. Wobei Räubern nur bedingt zutrifft, waren wir doch stets unter Beobachtung der örtlichen Behörden.
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Die Strecken auf Korsika geben sich deutlich anders als die für die Anreise genutzten Autobahnen.
Lohse
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Insgesamt 2000 Kilometer An- und Abreise plus weitere 2000 Kilometer im korsischen Kurvendschungel machen durstig: 1632 Liter sprudelten in die Tanks.
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Den Streckenabschnitt Neckarburg auf der A81 südlich von Stuttgart nutzen wir für Hochgeschwindigkeitstests: Neigen die vollgeladenen FJR 1300 mit Sozius zu Shimmy oder Pendeln? Entwarnung für alle Reifenkombinationen.
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Je ein anderes Paar Reifen drauf und los ging's in Richtung Toulon.
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… dann standen sechs identische FJR 1300 A bereit.
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Würden Sie diesen Herren ihre Motorräder anvertrauen? Yamaha zuckte nur kurz ...
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Erstes Ziel war unser Basislager, das Hotel "Bella Vista".
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Auch wenn die Schilder anderes vermuten lassen: Wir wurden freundlich empfangen.
Lohse
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Abgeraucht: Der Korse als solcher entsorgt seine alten Kisten meist sehr unkonventionell.
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... über ebenso schmale Brückchen.
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Entlang schmaler Sträßchen und ...
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Kurvenräubern auf Korsika mit sechs Yamaha FJR 1300 A.
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Bei dem Mann ist nie die Luft raus: Rainer "Frobelix" Froberg muss als Kind in einen Topf mit ... Lassen wird das.
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Thrombosegefahr durch zu langes Sitzen im Sattel? Nicht bei unserem Top-Tester Karsten Schwers.
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Wetten, dass vier der sechs Fahrer jetzt Appetit auf Salade chèvre chaud bekamen?
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41/58
MOTORRAD beim Tourenreifen-Test auf Korsikas kurvigen, rauen Straßen.
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Wer bereits früh im Jahr nach Korsika reist, sollte sich rechtzeitig um eine Unterkunft bemühen. Saisonstart ist normalerweise Ende April/Anfang Mai. Basislager für die MOTORRAD-Reifentest-Crew: das Hotel „Bella Vista“.
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Rainer Froberg (52),
MOTORRAD-Fuhrparkchef,
Herr über das Dauertest-Schlüsselbrett, fährt also alles
1. Conti Road Attack 2 GT
2. Metzeler Z8 Interact
6. Dunlop Roadsmart II.
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Jörg Lohse (45),
MOTORRAD-Servicechef,
weckt sein Viertel am liebsten mit der Panigale auf
1. Metzeler Z8 Interact
2. Pirelli Angel GT
6. Dunlop Roadsmart II.
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45/58
Timo Morbitzer (25),
Werksstudent,
mag seine vier Räder: GSX-R 1000 (K5) und EXC 525 SM
1. Conti Road Attack 2 GT
2. Pirelli Angel GT
6. Dunlop Roadsmart II.
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46/58
Sebastian Schmidt (34),
Aushilfe & Grillmeister,
lässt nur auf seiner Triumph Sprint ST nicht abreißen
1. Metzeler Z8 Interact
2. Conti Road Attack 2 GT
6. Dunlop Roadsmart II.
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47/58
Karsten Schwers (43),
MOTORRAD-Top-Tester,
muss alles fahren und steigt deshalb abends auf sein MTB
1. Pirelli Angel GT
2. Michelin Pilot Road 4 GT
6. Dunlop Roadsmart II.
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48/58
Gabriel Winter (50),
Lebenskünstler,
liebt italienische Youngtimer à la 916 und SB 2
1. Conti Road Attack 2 GT
2. Pirelli Angel GT
6. Dunlop Roadsmart II.
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2-3-2-5 macht in Summe dieser Testkonstellation Platz zwei für den Pirelli Angel GT. Eine erstklassige Wahl für sportliche Tourenfans, denen der Reifenverschleiß relativ schnuppe ist.
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50/58
In der Summe schafft es Michelins GT-Version des Road 4 auf Platz zwei. Doch Landstraßenfans wird der GT-Reifen nicht überzeugen. Eher Allwetterfahrer, die auch auf Laufleistung Wert legen.
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51/58
Die Metzeler-Mischung macht’s möglich. Top-Performance auf der Landstraße, dazu klasse Fahreigenschaften bei Regen, gekrönt vom geringsten Verschleiß im Test. So sehen Sieger aus.
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52/58
Vollgasjunkies, die ihr schweres Tourenkrad mit voller Beladung über die Autobahn steuern, werden mit dem Roadsmart II zufrieden sein. Für knackigen Landstraßenspaß gibt es Bessere.
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53/58
Auch die GT-Version des Conti Road Attack 2 zaubert sportlichen Tourenfahrern ein breites Grinsen ins Gesicht. Auf nasser Straße gehen die Mundwinkel dafür aber mächtig nach unten.
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54/58
Bridgestones T 30 Evo ist ein unauffälliger Allrounder zum Kilometerfressen. Dazu passt seine erstklassige Stabilität bei voller Beladung. In Sachen Agilität und Nassperformance eher zweite Wahl.
Lohse
55/58
Warum grinst der Knipser diesmal nur so? Weil er auch mal Motorradeln durfte.
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Wir befinden uns im Jahre 2015 n. Chr. Ganz Korsika ist von Reifentestern besetzt. Und, Karsterix, war es schön da unten? Ja, Frobelix. Da gibt es einfach alles.
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Was Bayern München in der Bundesliga ist Michelin in der Abschlusstabelle des Nässetests: einsame Spitze! Metzeler und Pirelli können noch einigermaßen mithalten, doch Bridgestone, Dunlop und vor allem Conti fallen deutlich ab.
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Fakten, Fakten, Fakten. Und schon rutschen manche Sieger der Herzen tief in den Tabellenkeller. Andere gewinnen doppelt. Überzeugen emotional und durch nackte Zahlen! Wie Metzelers Z8 Interact, der keine echte Schwäche zeigt. Michelin wandert durch die extrem gute Nassperformance weit nach oben, Conti wird die Regenprüfung zum Verhängnis.
Enduro, Crosser, leichtes Naked Bike … Auf Anhieb fallen einem viele Motorräder ein, die auf der kurvengespickten Mittelmeerinsel Korsika mehr Spaß machen würden, als eine Wuchtbrumme mit 290 Kilo und 146 PS starkem Vierzylinder. Aber der Weg ist das Ziel, und für die Anreise zum südfranzösischen Fährhafen Toulon müssen zunächst mehr als 1000 Kilometer über deutsche und französische Autobahnen stumpf niedergewalzt werden. Die sitzt dann wiederum ein Yamaha FJR 1300-Fahrer auf der linken Pobacke ab. Vorausgesetzt, die Reifen harmonieren mit der beladenen Fuhre (Pilot inklusive Zehn-Kilo-Ausrüstung plus 20-Kilo-Packsack auf dem Soziusplatz).
Die Konstellation des diesjährigen Reifentests hat manchem Hersteller Schweißperlen auf die Stirn getrieben. Denn die schweren Tourenmotorräder vom Schlag einer FJR stellen die Gummis auf den Felgen noch einmal vor ganz andere Herausforderungen. Wie zum Beispiel nervige Shimmy-Neigungen (Lenkerflattern bei 60 bis 80 km/h) oder gefährliches Hochgeschwindigkeitspendeln bei Topspeed auf der Autobahn. Auf der anderen Seite können durch eine zweite Karkasslage entsprechend verstärkte Reifen den schwungvollen Kurvenbetrieb, der für Korsika im Lastenheft stand, zu nerviger Schwerstarbeit ausarten lassen. Yamaha selbst gibt für die FJR 1300 keine Reifenbindung vor. Sprich: Alles, was in Dimension und Geschwindigkeitsindex den Fahrzeugdaten entspricht, kann aufbereift werden. Was wir schließlich auch gemacht haben. Unabhängig, welche Bedenken uns die Reifenindustrie mit auf den Weg gegeben hat.
Fazit: Entgegen aller anfangs vorgebrachten Bedenken – grundsätzlich funktionieren alle Reifen in diesem Test auf der Yamaha FJR 1300 durch die Bank gut. Und der Blick auf den Punktestand zeigt, dass das Feld erstaunlich geschlossen ist. Nur elf Zähler trennen Erst- und Letztplatzierten. Spitzenreiter Conti hat auch die GT-Ausführung des Road Attack 2 einwandfrei auf die Landstraße abgestimmt. Auf dem gripstarken, extrem verwinkelten Straßengeflecht Korsikas kann sich die Conti-FJR am besten in Szene setzen. Und auch um eine ausreichende Stabilität bei Highspeed muss man sich in diesem Test keine Sorgen machen.
Verschleißwertung