Jenseits der üblichen Klapphelm- oder Tourensporthelm-mit-Sonnenblende-Kategorien existiert ein munteres Angebot von Helmen, die in kein übliches Schema passen. Und die deshalb bei den üblichen MOTORRAD-Helmtests gar nicht oder nur unter „ferner liefen“ auftauchen und dann in ein Schema gepresst werden, das ihrer Individualität nur bedingt gerecht wird.
Ein Vergleichstest von Helmen, die sich eigentlich nicht vergleichen lassen, war also überfällig. So lud MOTORRAD im Spätsommer 2015 zum Exoten-Vergleich unter dem Motto „Helme, die in kein Schema passen“ und gab den einschlägigen Anbietern nur zwei wesentliche Vorgaben, um dabei sein zu können: Es musste sich um ein Serienmodell mit erfolgreich absolvierter Prüfung nach ECE-R 22.05 (der in Europa aktuell gültigen Helmnorm) handeln. Und der Helm durfte noch nie in einem MOTORRAD-Helmtest dabei gewesen sein.
Arai Rebel

Anbieter: Arai Helmet Deutschland, Tel. 0 21 33/9 76 77 14, www.arai.de
Preis: 549,00 Euro (Dekor 649,00 Euro)
Größen: XS bis XXL
Gewicht: 1620 ± 50 g/1614 g (Herstellerangabe/L gewogen)
Farben: Mattschwarz, fünf Dekore;
Helmschale: Fiberglas;
Verschluß: Doppel-D;
Herstellungsland: Japan, ECE-Prüfzeichen E 4 (Niederlande);
Ersatzvisiere: klar/getönt/verspiegelt, 69,95/69,95/119,95 Euro;
Ausstattung: Atemluftabweiser, Windabweiser am Kinn (herausziehbar), Pinlock-Visier (beigelegt), Helmbeutel (normal)
Plus: Sehr einfaches Auf- und Absetzen; sehr gute Brillentauglichkeit; gute bis sehr gute Passform (Kinnteil aber ggf. etwas zu nah), knackiger und trotzdem komfortabler Sitz; sehr gute Aerodynamik; trotz fehlender Rastung absolut praxisgerechte Visierbedienung mit perfekter Belüftungsstellung, ausreichend großes Sichtfeld; einfacher Visierwechsel; einfach zu bedienende und wirksame Belüftungsschieber; sehr wertige Verarbeitung
Minus: Dünstet im Neuzustand stark aus; Kinnriemenpolster viel zu kurz; relativ schwer (aber gut ausbalanciert); ab 100 km/h relativ laut; ambitionierter Preis, Ersatzvisiere sehr teuer; Schlagdämpfungswerte nur im Mittelfeld
Fazit: Ein für Arai-Verhältnisse fast schon revolutionäres Fighter-Design trifft auf bewährte Arai-Qualität, also die typische Turnschuh-Wohlfühl-Passform. Teuer ist der Arai Rebel, aber auch richtig gut gemacht.
Bandit Alien II

Anbieter: Bandit Helmets, Tel. 0 30/30 09 96 80, www.bandithelmets.de
Preis: 199,00 Euro mit klarem Visier (Karbonschale 279,00 Euro)
Größen: S bis XL; Gewicht: 1300 ± 50 g/1252 g (Herstellerangabe/L gewogen);
Farben: Weiß, Schwarz, Mattschwarz, Karbon;
Helmschale: Fiberglas;
Verschluß: Drucktaste;
Herstellungsland: China, ECE-Prüfzeichen E 1 (Deutschland);
Ersatzvisiere: klar/getönt/verspiegelt, 39,95/39,95/59,95 Euro;
Ausstattung: Windabweiser am Kinn (beigelegt), Helmbeutel (normal)
Plus: Einfaches Auf- und Absetzen; gute Brillentauglichkeit; relativ leicht; gute Aerodynamik; praxisgerechte Visier-Belüftungsstellung, einfach zu bedienender Oberkopf-Belüftungsschieber (aber kaum Funktion); gute Schlagdämpfungswerte; radikales, für den Einsatzzweck perfektes Design
Minus: Dünstet im Neuzustand stark aus; Kinnriemenschloss etwas fummelig zu bedienen, Riemen drückt ggf. auf Kehlkopf, Polster viel zu kurz; sehr unbefriedigende Passform, viele Druckstellen, kein definierter Sitz, Kopf wird nicht satt umschlossen; Visierrastung zu lasch, schließt bei etwas höherem Tempo „automatisch“, Wechsel nur mit Werkzeug; stark eingeschränktes Sichtfeld; ab 60 km/h sehr laut, über 120 km/h ohne Gehörschutz kaum fahrbar; eher sparsame Ausstattung
Fazit: Wer den Bandit Alien II kauft, weiß vermutlich sehr genau, was er tut. Und geht damit eher nicht auf Langstrecken-Autobahn-Tour. Ein einziger Anachronismus – schön, dass es so was mit ECE gibt!
Caberg Freeride

Anbieter: Germot, Tel. 0 61 03/45 91 00, www.germot.de
http://www.germot.dePreis: 199,99 Euro (Dekor 229,99 Euro, Karbon 279,99 Euro)
Größen: XS bis XXL;
Gewicht: 850 ± 50 g/966 g (Herstellerangabe/L gewogen mit Visier)
Farben: Weiß, Schwarz, Mattschwarz, zwölf Dekore, Karbon
Helmschale: Fiberglas;
Verschluß: Ratsche;
Herstellungsland: Italien, ECE-Prüfzeichen E 3 (Italien);
Ersatzvisiere: leicht/stark/gelb getönt, 25,95/25,95/29,95 Euro
Ausstattung: klares Visier (beigelegt), Helmbeutel (normal), Vorbereitung für Kommunikationssystem
Plus: Sehr einfaches Auf- und Absetzen; relativ leicht; Kinnriemen gut gepolstert; sehr gute Brillentauglichkeit; gute Passform, komfortabler Sitz, keinerlei Druckstellen; befriedigende Aerodynamik; für Jethelm-Verhältnisse relativ leise; Visier optisch perfekt, keinerlei Verzerrung, leicht zu bedienen und mit extrem großen Sichtfeld; absolut zugfrei; gute Verarbeitung; gute Schlagdämpfungswerte
Minus: Visieranbau nur mit Werkzeug möglich (aber dafür recht einfach); keine Sonnenblende; ambitionierter Preis
Fazit: Leicht, leise, bequem und zugfrei auch bei höherem Tempo – der italienische Kopfschmeichler ist ein rundum gut gelungener Jethelm. Und wäre mit einer Sonnenblende noch etwas besser.
FM RS41 Vario

Anbieter: Niemann + Frey, Tel. 0 21 51/5 55 40, www.niemann-frey.de
http://www.niemann-frey.dePreis: 149,90 Euro
Größen: XS bis XXL
Gewicht: 1570 g/1562 g (Herstellerangabe/L gewogen)
Farben: Weiß, Schwarz, Mattschwarz
Helmschale: Polycarbonat
Verschluß: Ratsche
Herstellungsland: Italien, ECE-Prüfzeichen E 3 (Italien)
Ersatzvisiere: klar/getönt, 31,50/31,50 Euro
Ausstattung: abnehmbarer Kinnbügel, Pinlock-Vorbereitung, Sonnenblende, P/J-Homologation (Integral-/Jethelm)
Plus: Ausreichend einfaches Auf- und Absetzen (ggf. leichte Ohr-Einfädel-Probleme); sehr gute Brillentauglichkeit; befriedigende Aerodynamik (ab 115 km/h leichte Unruhe beim Schulterblick); sehr großes Sichtfeld bei geschlossenem Visier, sehr einfacher Visierwechsel; einfach zu bedienender und wirksamer Oberkopf-Belüftungsschieber; Ab- und Anbau des Kinnbügels sehr einfach
Minus: Etwas unbefriedigende Passform, liegt nur partiell an, nicht optimal ausbalanciert, fühlt sich schwer an; Futter sehr synthetisch und schwitzig; Visier lässt sich zum Öffnen nur schwer greifen (Lasche/Nase nicht vorhanden) und ragt vollständig geöffnet störend ins Sichtfeld; Sonnenblende etwas zu kurz, scheppert stark bei Bedienung; Verarbeitung teilweise etwas rustikal; Schlagdämpfungswerte unterdurchschnittlich
Fazit: Der FM RS41 Vario hinterlässt einen zwiespältigen Eindruck. Grundkonzept und Ausstattung stimmen, aber viele Detailmängel und die nicht sehr wertige Machart nerven im Alltag.
Germot GM 306

Anbieter: Germot, Tel. 0 61 03/45 91 00, www.germot.de
http://www.germot.dePreis: 99,90 Euro (Dekor 119,90 Euro)
Größen: XS bis XXL
Gewicht: 1500 ± 50 g/1496 g (Herstellerangabe/L gewogen)
Farben: Weiß, Schwarz, Mattschwarz, sieben Dekore
Helmschale: ABS/Polycarbonat-Mix
Verschluß: Ratsche
Herstellungsland: China, ECE-Prüfzeichen E 13 (Luxemburg)
Ersatzvisiere: klar/getönt/verspiegelt, 19,90/19,90/24,90 Euro
Ausstattung: Atemluftabweiser, Windabweiser am Kinn (herausziehbar), Sonnenblende, Helmbeutel (normal)
Plus: Relativ einfaches Auf- und Absetzen; Kinnriemen gut gepolstert; noch befriedigende Passform; befriedigende Brillentauglichkeit; befriedigende Aerodynamik (ab 120 km/h minimale Unruhe beim Schulterblick); sehr einfacher Visierwechsel; gute Sonnenblenden-Ausführung und -Bedienung; gute Ausstattung, attraktiver Preis, günstige Ersatzvisiere
Minus: Dünstet im Neuzustand stark aus; Futter synthetisch und schwitzig; Visier-Belüftungsstellung zu weit; Belüftungsschieber weitgehend ohne Funktion („Zwangsbelüftung“ aber okay und zugfrei); Schlagdämpfungswerte unterdurchschnittlich
Fazit: Was ist an diesem Helm exotisch? Vielleicht die Tatsache, dass ein Helm-Importeur (Caberg) mit seiner Eigenmarke einen soliden Job macht – von kleinen Detailmängeln abgesehen.
iXS HX 87 Crackle

Anbieter: Hostettler, Tel. 0 76 31/1 80 40, www.ixs.com
Preis: 99,95 Euro (als HX 87 in Schwarz und als HX 87 Street in Mattschwarz/Weiß je 89,95)
Größen: XXS bis XXL
Gewicht: 1280 ± 50 g/1260 g (Herstellerangabe/L gewogen)
Farbe: Mattschwarz
Helmschale: Polycarbonat
Verschluß: Ratsche
Herstellungsland: Vietnam, ECE-Prüfzeichen E 13 (Luxemburg)
Ersatzvisier: 27,50 (Sonnenblende)
Ausstattung: Helmschirm (beigelegt), Kunstleder-Abdeckstreifen für Schirm-Druckknöpfe, Sonnenblende, Helmbeutel (normal)
Plus: Einfaches Auf- und Absetzen; Kinnriemen gut gepolstert; Oberkopf-Belüftungsschieber gut zu bedienen; ordentliche Verarbeitung; gute Schlagdämpfungswerte
Minus: Relativ schwer; sehr unbefriedigende Passform, harte Kanten an Stirn und Nacken drücken stark; Aerodynamik, Akustik und Belüftung stark eingeschränkt, da im Wangen- und Ohrenbereich kein klar definierter Sitz gegeben ist und der Fahrtwind entsprechend Zugang hat; Visier/Sonnenblende lässt sich bei angeklipptem Schirm mit Handschuhen kaum bedienen; nicht brillentauglich, Visier/Sonnenblende schlägt beim Ausfahren auf Brille
Fazit: Schade. Der kunstlederbezogene Jethelm wirkt beim ersten Befingern durchaus wertig, aber massive Schwächen bei der Passform und im Trageverhalten vereiteln ein besseres Ergebnis.
Lazer Osprey Hypersport II

Anbieter: CIMA, Tel. 0 82 34/90 23 63, www.cima-motorradbekleidung.de
http://www.cima-motorradbekleidung.dePreis: 399,00 Euro
Größen: XS bis XXL
Gewicht: 1300 ± 50 g/1286 g (Herstellerangabe/L gewogen)
Farbe: Carbon/Weiß/Blau
Helmschale: Carbon
Verschluß: Doppel-D; Herstellungsland: China, ECE-Prüfzeichen E 6 (Belgien)
Ersatzvisiere: klar inkl. Pinlock/getönt/verspiegelt, 59,90/49,90/59,90 Euro
Ausstattung: Atemluftabweiser, Windabweiser am Kinn, Pinlock-Visier (beigelegt), Helmbeutel (hochwertig)
Plus: Einfaches Aufsetzen; Kinnriemen sehr gut gepolstert; sehr gute Brillentauglichkeit; gute Passform, komfortabler Sitz, ist relativ leicht und trägt sich noch leichter; sehr gute Aerodynamik; praxisgerechte Visierrastung und Belüftungsstellung, sehr komfortable Visierbedienung, einfache Verriegelung; sehr einfacher Visierwechsel; ordentliche Verarbeitung
Minus: Absetzen etwas beschwerlich; Kinnriemen relativ weit hinten angelenkt, kann ggf. auf Kehlkopf drücken; ab 70 km/h deutliche Windgeräusche, ab 100 km/h deutlich verstärkt; Belüftungsbedienung etwas fummelig, Wirkung am Kinnteil kaum zu spüren (insgesamt trotzdem befriedigender Luftaustausch); Schlagdämpfungswerte nur im Mittelfeld
Fazit: Ein prima im Wind liegender, ziemlich komfortabler und (gefühlt) beeindruckend leichter Sportfahrerhelm ohne gravierende Schwächen. Der Sonnenblenden-Verzicht (Gewicht!) ist verständlich.
LS2 OF597 Cabrio

Anbieter: LS2 Deutschland, Tel. 0 44 51/9 60 29 80, www.ls2helmets.com
Preis: 249,90 Euro
Größen: XS bis XXL
Gewicht: 850 ± 50 g/1066 g (Herstellerangabe/L gewogen mit Visier)
Farbe: Carbon matt
Helmschale: Carbon
Verschluß: Ratsche
Herstellungsland: China, ECE-Prüfzeichen E 9 (Spanien)
Ersatzvisiere: klar/getönt, 18,50/19,90 Euro
Ausstattung: klares Visier (beigelegt), Sonnenblende, Helmbeutel (hochwertig)
Plus: Sehr einfaches Auf- und Absetzen; noch relativ leicht; Kinnriemen gut gepolstert; sehr gute Brillentauglichkeit; sehr gute Passform, sehr komfortabler und gut umfassender Sitz, keinerlei Druckstellen; gute Aerodynamik; für Jethelm-Verhältnisse noch relativ leise; Visier optisch perfekt, keinerlei Verzerrung, leicht zu bedienen und mit sehr großem Sichtfeld; absolut zugfrei; Sonnenblende praxisgerecht dimensioniert; gute bis sehr gute Verarbeitung; gute Schlagdämpfungswerte
Minus: Visieranbau nur mit Werkzeug/Geldstück möglich und etwas fummelig (in der Bedienungsanleitung zudem missverständlich beschrieben); Sonnenblenden-Bedienung zum Teil etwas hakig; ambitionierter Preis
Fazit: Trägt sich sehr leicht, ist sehr komfortabel, liegt gut im Wind, gibt sich in Sachen Schlagdämpfung keine Blöße und sieht auch noch richtig cool aus. Bestnote für den Chinamann.
Nolan N 40 Full

Anbieter: Nolan Group Deutschland, Tel. 07 11/3 10 85 30, www.nolangroup.de
Preis: 229,99 Euro (Classic 249,99 Euro, Neon/Dekor 279,99 Euro)
Größen: XXS bis XXL
Gewicht: 1590 g/1648 g (Herstellerangabe/L gewogen)
Farben: Weiß, Schwarz, Silber, Graphit, Neongelb, Neonorange, sechs Classic-Modelle, drei Dekore
Helmschale: Lexan
Verschluß: Ratsche
Herstellungsland: Italien, ECE-Prüfzeichen E 3 (Italien)
Ersatzvisiere: klar/getönt/verspiegelt, 36,95/36,95/56,95 Euro
Ausstattung: Windabweiser am Kinn (beigelegt), Pinlock-Visier (montiert), Sonnenblende, abnehmbarer Kinnbügel, Schirm + Umbauteile, Helmbeutel (hochwertig), P/J-Homologation (Integral-/Jethelm), Vorbereitung für Kommunikationssystem
Plus: Gute Brillentauglichkeit; gute Passform, komfortabler Sitz, keinerlei Druckstellen, angenehmes Futter; gute Aerodynamik; praxisgerechte Visierrastung und -bedienung, sehr großes Sichtfeld; Sonnenblende einfach zu bedienen; Oberkopfbelüftung gut zu regulieren und wirksam; einfacher Visierwechsel; relativ einfacher Umbau (acht Varianten); sehr gute Schlagdämpfungswerte
Minus: Auf- und Absetzen etwas beschwerlich (enger Einstieg); Kinnriemenpolsterung zu kurz; ab 90 km/h deutliche Windgeräusche; relativ schwer
Fazit: Ordentlich gemachter Helm mit guter Passform und sehr guten Schlagdämpfungswerten. Die diversen Umbaumöglichkeiten machen das Ganze recht verspielt – ggf. etwas zu verspielt.
Scorpion VX-20 Air

Anbieter: Scorpion Sports Deutschland, Tel. 02 12/2 33 88 49, www.scorpionsports.eu
Preis: 299,90 Euro (Dekor 349,90 Euro), Brille als Zubehör 39,90 Euro
Größen: XS bis XXL; Gewicht: 1250 ± 50 g/1288 g (Herstellerangabe/L gewogen)
Farben: Weiß, Schwarz, Weiß/Rot, neun Dekore
Helmschale: GFK-Mix
Verschluß: Doppel-D
Herstellungsland: China, ECE-Prüfzeichen E 11 (Großbritannien)
Ausstattung: aufpumpbare Stirn- und Wangenpolster; Helmbeutel (normal)
Plus: Relativ leicht; gute Brillentauglichkeit; befriedigende Aerodynamik; relativ großes Sichtfeld; ordentliche Verarbeitung; gute Schlagdämpfungswerte
Minus: Aufsetzen beschwerlich, Absetzen sehr beschwerlich; Kinnriemenpolsterung zu kurz; unbefriedigende Passform, sehr eng, Tragekomfort durch viel zu kurzes Kinnteil stark eingeschränkt; Preis für das Gebotene zu hoch
Fazit: Crosshelme haben diese ganz besondere Form, um ihrem Träger u. a. möglichst viel Luft zukommen zu lassen, wenn es heiß hergeht. Leider nicht so beim Scorpion VX-20 Air – Thema etwas verfehlt!
Shark Vancore

Anbieter: Shark Helme Deutschland, Tel. 0 41 08/45 80 00, www.shark-helmets.com
Preis: 269,95 Euro (Mattschwarz 279,95 Euro, Dekor 299,95 Euro)
Größen: XS bis XL
Gewicht: 1300 g/1456 g (Herstellerangabe/L gewogen mit Brille)
Farben: weiß, schwarz, mattschwarz, fünf Dekore
Helmschale: Thermoplast
Verschluß: Ratsche
Herstellungsland: Portugal, ECE-Prüfzeichen E 11 (Großbritannien)
Ersatzteile: Brillenfassung 35,00 Euro, Brillenscheibe neun bis 14 Euro
Ausstattung: Brille, Helmbeutel (hochwertig), Vorbereitung für Kommunikationssystem
Plus: Gute Passform, komfortabler Sitz, keinerlei Druckstellen; für die zerklüftete Form befriedigende Aerodynamik; Brillenbedienung sehr einfach; absolut zugfrei; Kopfbelüftungsschieber sehr gut zu bedienen und wirksam; ordentliche Verarbeitung; radikales, für den Einsatzzweck perfektes Design
Minus: Gewöhnungsbedürftiges, ggf. etwas beschwerliches Auf- und Absetzen; nur bedingt brillentauglich (eher kleine Gestelle passen aber ganz gut); sehr stark eingeschränktes Sichtfeld; „Mal-eben-Belüftung“ im Stadtverkehr (mit Visieröffnen vergleichbar) praktisch unmöglich; ab 90 km/h starke Windgeräusche; eher unterdurchschnittliche Schlagdämpfungswerte
Fazit: Damit gelingt möglicherweise ein noch etwas böserer Auftritt als mit dem Bandit Alien II – und das will etwas heißen. Ansonsten ein total unpraktischer und gleichzeitig ziemlich faszinierender Helm.
X-Lite X-403GT

Anbieter: Nolan Group Deutschland, Tel. 07 11/3 10 85 30, www.nolangroup.de
Preis: 399,99 Euro (Neon 439,99 Euro)
Größen: XXS bis XXL
Gewicht: 1480 g/1536 g (Herstellerangabe/L gewogen)
Farben: weißmetallic, schwarz, mattschwarz, silber, anthrazit, neongelb, neonorange
Helmschale: Carbon/Fiberglas/Kevlar-Mix
Verschluß: Ratsche
Herstellungsland: Italien, ECE-Prüfzeichen E 3 (Italien)
Ersatzvisiere: klar/getönt/verspiegelt, 36,95/36,95/56,95 Euro
Ausstattung: Windabweiser am Kinn, Pinlock-Visier (montiert), Sonnenblende, abnehmbarer Kinnbügel + Umbauteile, Helmbeutel (hochwertig), P/J-Homologation (Integral-/Jethelm), Vorbereitung für Kommunikationssystem
Plus: Gute Brillentauglichkeit; angenehmes Futter; sehr gute Aerodynamik; praxisgerechte Visierrastung und -bedienung, sehr großes Sichtfeld; Sonnenblende einfach zu bedienen; Kinn- und Oberkopfbelüftung sehr gut zu regulieren und sehr wirksam; sehr einfacher Visierwechsel; einfacher Umbau; für Modularhelm-Verhältnisse relativ leise; gute Verarbeitung; noch befriedigende Schlagdämpfungswerte
Minus: Auf- und Absetzen beschwerlich (enger Einstieg); unbefriedigende Passform, drückt partiell (spez. Ohren), Pinlock-Unterkante stört im Sichtfeld
Fazit: Der X-Lite X-403GT ist deutlich teurer als das Konzern-Schwestermodell von Nolan, dafür aber auch spürbar wertiger gemacht. Wer mit der sehr speziellen Passform klarkommt, erhält viel Helm fürs Geld.
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Diese Helme haben wir getestet | Bewertung | Kaufmöglichkeit |
LS2 OF597 Cabrio | sehr gut | Jetzt bei Amazon kaufen |
Arai Rebel | gut | Jetzt bei Amazon kaufen |
Caberg Freeride | gut | Jetzt bei Louis.de kaufen |
Lazer Osprey Hypersport II | gut | Im Fachhandel |
Nolan N 40 Full | gut | Jetzt bei Amazon kaufen |
Shark Vancore | gut | Jetzt bei Amazon kaufen |
X-Lite X-403GT | gut | Jetzt bei Louis.de kaufen |
Bandit Alien II | befriedigend | Jetzt bei Amazon kaufen |
FM RS41 Vario | befriedigend | Im Fachhandel |
Germot GM 306 | befriedigend | Jetzt bei Amazon kaufen |
Scorpion VX-20 Air | befriedigend | Im Fachhandel |
iXS HX 87 Crackle | ausreichend | Jetzt bei Amazon kaufen |
Endwertung

Das war diesmal kein Vergleichstest im herkömmlichen Sinne, eher die unkonventionelle Zusammenstellung von zwölf Einzeltests. Wer also zum Beispiel als passionierter Streetfighter-Fahrer eine möglichst gute böse Kopfbedeckung sucht, wird erst ab Platz vier fündig. Oder wählt gar den Tabellen-Vorletzten als ganz persönlichen Favoriten, der zumindest in Sachen Schlagdämpfung genauso überzeugte wie der Erstplatzierte.
Soll heißen: Das genaue Studieren der Produktkästen und nebenstehender Punktetabelle ist diesmal ganz besonders wichtig, um den ganz persönlichen Favoriten zu lokalisieren. Was auch erklärt, warum es den begehrten Titel „Testsieger“ diesmal ausnahmsweise nicht gibt.
Die total subjektiven Hitlisten der Redakteure

Markus Biebricher (52)
1. Caberg Freeride
2. LS2 OF597 Cabrio
3. Arai Rebel
11. Scorpion VX-20 Air
12. X-lite X-403GT

Thorsten Dentges (44)
1. LS2 OF597 Cabrio
2. Caberg Freeride
3. Nolan N 40 Full
11. Scorpion VX-20 Air
12. FM RS41 Vario

Klaus Herder (53)
1. LS2 OF597 Cabrio
2. Arai Rebel
3. Shark Vancore
11. Scorpion VX-20 Air
12. iXS HX 87 Crackle

Jörg Lohse (45)
1. Shark Vancore
2. LS2 OF597 Cabrio
3. Caberg Freeride
11. Nolan N 40 Full
12. FM RS41 Vario
Helme, die in kein Schema passen
Was zu dem Motto „Helme, die in kein Schema passen“ in der Redaktion eintrudelte, zeigte eindrucksvoll, wie unterschiedlich der Begriff „Helm-Exoten“ ausgelegt werden kann. So fragen sich die Redakteure bei den Modellen von Germot und Lazer eigentlich noch heute, was sie von anderen „normalen“ Integralhelmen unterscheidet. Aber egal: Die beiden Vorgaben waren erfüllt, die journalistische Neugier drängte zur Test-Teilnahme, um mal zu sehen, was die exotischen Nicht-Exoten so draufhaben.
Beim übrigen Testfeld reichte die Bandbreite von möglichst böse aussehenden Helmen für die Streetfighter-Fraktion (Arai, Bandit und Shark) über Multifunktionshelme für etwas verspielte Helm-Umbau-Junkies (FM, Nolan, X-lite) bis zu Jethelmen, die gut zur aktuellen Naked/Retro/Custombike-Welle passen (Caberg, iXS, LS2). Scorpion schickte mit dem VX-20 Air einen Crosshelm ins Rennen, der sich in der Folge als gar nicht so crossig und damit als durchaus individuell entpuppte.
Klassischer Vergleichstest undenkbar
Ein klassischer Vergleichstest war mit dieser bunten Mischung undenkbar, was aber nichts daran änderte, dass der Hauptaufgabe eines jeden Helms – der Schutzfunktion im Falle eines Unfalls – in bewährter Art und Weise auch diesmal auf den Zahn, besser gesagt auf die Schale gefühlt wurde. Erfreuliches Ergebnis: Bei aller Individualität gab es keinen Ausreißer, und mit dem Nolan N 40 Full erreichte sogar ein Helm fast den MOTORRAD-Wunschwert von HIC 1000. Im Praxisteil wich MOTORRAD allerdings vom üblichen Punkteschema ab und führte mit der Rubrik „Einsatzzweck-Eignung“ eine zusätzliche Kategorie ein, aus der sich zum Beispiel ersehen lässt, inwieweit ein Fighter-Helm auch wirklich so richtig schön böse ist.
So testet MOTORRAD

Fünf Exemplare eines jeden Helmmodells traten zum Test an: drei in Größe M, je eines in Größe L und XL. Zwei Exemplare in M überlebten den Helmtest nicht, denn sie wurden im Rahmen der Schlagdämpfungsprüfung beim TÜV Rheinland in Köln zerstört. Die drei verbliebenen Testmuster mussten in der Praxiserprobung zeigen, was sie können. Dafür ging es mit der Yamaha MT-09 aus dem MOTORRAD-Dauertestfuhrpark auf die große Stuttgart-Runde: Stadtverkehr, Landstraße, Autobahn – alles dabei und nach jeder Fahrt mit ganz frischen Eindrücken ausführlich protokolliert.
Um die Fahreindrücke noch etwas besser einordnen zu können, stand zum Abschluss der legendäre „Konferenzraum-Trockentest“ auf dem Programm, in den zusätzliche, von Fahreindrücken „unbelastete“ Kollegen eingebunden wurden. Dabei ging es noch einmal in aller Ruhe um Handhabung, Passform und Verarbeitungsqualität. Und wie immer entstanden dabei auch die total subjektiven Hitlisten der Redakteure, die mal wieder beweisen, dass der Helm am besten ist, der einem ganz persönlich am besten passt und gefällt.
Die Helme auf dem TÜV-Prüfstand

Die erfolgreich absolvierte Prüfung nach der Helmtest-Norm ECE R 22.05 ist Grundvoraussetzung dafür, um es überhaupt in die Auswahl für den MOTORRAD-Helmtest zu schaffen. Allerdings hält die Redaktion das profane Nachmessen der ECE-Schlagdämpfungswerte für überflüssig. Das liegt zum einen daran, dass sich die Helmhersteller selbst genau beobachten. Dazu Peter Schaudt, Helmexperte beim TÜV Rheinland: „Sobald ein Anbieter mit neuen Modellen auf dem Markt erscheint, bekommen wir diese von Mitbewerbern zur Überprüfung der ECE-Werte zugeschickt.“ Zum anderen wird nach Meinung von MOTORRAD durch die ECE lediglich eine Minimalanforderung für Motorradhelme definiert. Das liegt einerseits an den teils abstrusen Prüfvorgaben, bei denen die Fallversuche mit auf minus 20 Grad tiefgefrorenen Helmen stattfinden. Außerdem sind die Aufschlagpunkte in der europäischen Norm genau definiert. Was wiederum manche Helmanbieter animiert, die Prüfpunkte entsprechend zu verstärken. Ein Prozedere, das sich durchaus im legalen Rahmen bewegt, Kritiker aber spotten lässt, dass man nach dieser Methode selbst eine Pudelmütze ECE-tauglich zurechtstricken könne.
MOTORRAD hat sich deshalb bereits 2009 mit TÜV-Experte Schaudt und dem Unfallforscher und Biomechaniker Florian Schueler an einen Tisch gesetzt, um ein praxisnahes Prüfverfahren für Helme zu entwickeln. Seit nun sechs Jahren hat sich die „MOTORRAD-Helmnorm“ in zahlreichen Vergleichstests bewährt. Zentraler Punkt: Der Helm fällt auf dem Prüfstand des TÜV Rheinland weiterhin aus rund drei Meter Höhe, aber nicht auf den ECE-Kantenamboss, sondern auf einen echten Leitplankenträger („Sigmapfosten“), dem nach den Erkenntnissen von Florian Schueler bei Unfällen oftmals eine tragische Rolle zukommt. Getestet werden die Helme außerdem bei Raumtemperatur, der Aufprall auf die linke und rechte Seite erfolgt sowohl bei Low- wie auch Highspeed.
ECE erlaubt einen maximalen HIC-Wert von 2400

Nach ECE ist beim Aufprall auf den Prüfamboss ein Beschleunigungswert von 275 g zulässig. Der mit Sensoren bestückte Prüfkopf leitet den g-Wert an einen Computer weiter, der daraus unter Zuhilfenahme anderer Parameter (Dauer der Krafteinwirkung) den HIC-Wert berechnet. Das „Head Injury Criterion“ gilt bei Medizinern und Biomechanikern als aufschlussreicher Wert, um Aussagen über mögliche Hirn-/Schädel-Verletzungen zu treffen.
Die ECE erlaubt einen maximalen HIC-Wert von 2400. Eine abstrakte Zahl, vor allem aber weit jenseits von Gut und Böse. Die MOTORRAD-Expertencrew ist sich einig: „Im MOTORRAD-Test sollte HIC 1000 machbar sein!“ Dass einige Helmhersteller diesen Wunschwert bereits erreichen, beweisen die Topwerte der letzten MOTORRAD-Helmtests. Das aktuelle Testfeld hat da noch etwas Nachholbedarf.