Weniger ist mehr? Wir haben drei A2-taugliche Reisenduros auf eine dreitägige Tour ins Friaul (Norditalien) mitgenommen: Autobahnkilometer, anspruchsvolle Alpenpässe (u. a. Zoncolan, Nassfeld) und Schotterpassagen sollten zeigen, welcher Kompromiss aus Alltag, Langstrecke und Offroad-Spaß am besten funktioniert.
Die 3 Enduros im Überblick
KTM 390 Adventure : Leichtester Teilnehmer, 398-ccm-Einzylinder (≈45 PS), sehr lange Federwege (WP Apex, 230 mm vorn & hinten), echte Enduro-Raddimensionen (21" vorn / 18" hinten). Umfangreiche Elektronik: Offroad-ABS, Fahrmodi, Traktionskontrolle, optionaler Quickshifter, TFT.
Royal Enfield Himalayan : 452-ccm-Einzylinder (≈40 PS / 40 Nm), größter Tank (17 l), sehr sparsamer Verbrauch und komfortable Ergonomie. Showa-Fahrwerk mit ≈200 mm Federweg (vorne ohne Einstellmöglichkeiten), Enduro-Raddimensionen (21" vorn / 17" hinten bei getesteter Version). Serienmäßig robuste Schutzteile und TFT mit Navi-Funktionen.
Brixton Crossfire 500 X: Flüssigkeitsgekühlter Reihen-Zweizylinder, 486 ccm (≈47,6 PS), KYB-Fahrwerk (≈180/175 mm), radikalste Straßenabstimmung bei Raddimensionen 19" vorn / 17" hinten. Viel Serienausstattung (ABS, Traktionskontrolle, vertikales TFT, Nebler, Handguards, Motorschutz, Gepäckträger).
Im Test – Alltag, Autobahn, Alpen-Pässe
Auf der Autobahn halten alle drei komfortable Reisegeschwindigkeiten um 125–130 km/h. Die KTM bietet hervorragenden Windschutz, die Brixton schützt die Körpermitte gut, die Himalayan ist am exponiertesten – ein kleines Nachrüst-Windschild empfiehlt sich für sehr lange Etappen.
Vibrationen sind bei allen im Rahmen; die KTM gibt hochfrequente Schwingungen an Lenker und Rasten ab, die Brixton wirkt auf der Autobahn am ruhigsten, die Himalayan zeigt nur geringfügige Vibrationen und punktet mit dem komfortabelsten Sitz.
Gewichte (vollgetankt, gemessen): KTM 176,5 kg, Himalayan 205 kg, Brixton > 210 kg – das spürt man besonders beim Richtungswechsel auf engen Pässen: KTM ist agil, Brixton deutlich träger, Himalayan liegt als großer, hoher Tourer souverän, aber weniger gierig.
Verbrauch & Reichweite (gemessen)
- Royal Enfield Himalayan: 3,97 l/100 km (17-l-Tank) Reichweitenkönigin.
- KTM 390 Adventure: 4,22 l/100 km (14-l-Tank) knapp über 300 km Reichweite.
- Brixton Crossfire 500 X: 4,36 l/100 km (16-l-Tank) realistisch ~350–380 km.
Die Himalayan ist mit Abstand die sparsamste und bietet dank großem Tank die größte Reichweite – ein klarer Vorteil auf Tour.
Bremsen, Reifen & Fahrwerk – Praxiseindruck
Bremsen: Auffälliges Fading an langen, harten Abfahrten: Bei der Himalayan zeigte die Vorderradbremse auf der Abfahrt vom Nassfeldpass deutliche Leistungseinbußen. Auch KTM und Brixton verlangen beim langen, harten Bergab-Einsatz Aufmerksamkeit (KTM: guter Dosierbarkeit, aber begrenzte Standfestigkeit; Brixton: bissige Vorderbremse, braucht Handkraft – Hinterrad konnte nach intensiver Belastung quietschen).
Reifen & Einlenkverhalten: Brixton (19"/17" mit breiteren Straßenpneus) wirkt auf Asphalt sehr harmonisch und vertrauenerweckend; KTM und Himalayan mit 21" vorne sind klar enduro-orientiert – agiler im losen Gelände, in engen Kehren aber etwas "langsamer" in der Umlenkung.
Fahrwerk: KTM bietet den größten Federweg und die längsten Reserven für ernstes Gelände. Brixton überraschte mit einem sehr fein ansprechenden KYB-Fahrwerk für die Preisklasse. Himalayan liefert souveräne, berechenbare Federungs-Performance – trotz fehlender Einstellmöglichkeiten vorne ein gut abgestimmtes System.
Offroad-Fazit
KTM 390 Adventure: Das kompromissloseste Offroad-Chassis im Test – ideal für aktive Fahrer und längere Schotteretappen, allerdings verlangt der drehfreudige Motor häufiges Schalten.
Royal Enfield Himalayan: Bestes Allround-Offroad-Gefühl für Einsteiger und Tourer: zugänglicher Motor, gut dosierbare Kupplung, stabile Federwege – sehr spaßig und verzeihend.
Brixton Crossfire 500 X: Für leichte Schotterwege geeignet, aber kein ernsthafter Enduro-Kandidat – Gewicht und Motorcharakter limitieren ambitioniertes Gelände.












