Richtig ist: Die Husqvarna-Modellpalette läuft ausnahmslos bei KTM in Österreich vom Band. Falsch ist: Die Husqvarna Sportenduros sind in weiß-blau-gelbes Plastik verkleidete KTM-Offroader. Denn: Zumindest im Enduro-Segment unterscheiden sich die Exil-Schwedinnen neben Details in einem wichtigen Aspekt: Statt des bei den KTM-Enduros direkt an der Schwinge angelenkten Federbeins aktiviert bei den Husqvarna-Bikes eine Umlenkhebelei den Monoshock.
Kleine Ursache, große Wirkung. Während die KTM seit Menschengedenken mit leichter Vorderhand durchs Gelände tänzeln und tendenziell mit dem Heck gesteuert werden wollen, vermitteln die Pendants von Husqvarna ein völlig anderes Fahrgefühl. Mit spürbar größerem Druck auf dem Vorderrad lässt sich die Husky präziser in engen Anliegern abklappen und trifft Spurrillen exakter. In den typischen eng gesteckten Sonderprüfungen ist das ein klarer Vorteil. Zumal sich die Husqvarnas auch in ausgefahrenen Beschleunigungswellen den orangefarbenen Schwestern überlegen zeigen. Traktionsstark ackern sie sich durchs ungemütliche Geläuf, bieten dadurch letztlich auch mehr Komfort. Keine Wirkung ohne Nebenwirkung: Das betont leichtfüßige Fahrverhalten einer KTM weicht auf der Husqvarna einem bodenständigen Auftritt. Vielleicht weniger spektakulär, wahrscheinlich aber effizienter.
450er-Variante zeigt sich umgänglicher als je zuvor
Von KTM profitieren die Husqvarna-Sportenduros in anderer Beziehung. Zuvorderst von den neuen Motoren, die mit noch kompakteren Dimensionen die ohnehin schon kultivierten Vorgänger nochmals toppen. Spritzig und doch erstklassig dosierbar hängen die Viertakter am Gas. Vor allem die 450er-Variante zeigt sich noch umgänglicher als je zuvor.
Dennoch: Für das Gros aller Piloten bleibt – wie bei KTM – das 350er-Modell der heiße Tipp. Genug Power, ohne zu überfordern. Der perfekte Kompromiss. Beeindruckend auch die neue XPlor 48-Vorderradgabel von WP Suspension, die mit exzellentem Ansprechverhalten überzeugt. Preislich liegen die Husqvarnas genau 200 Euro über den Tarifen der KTM-Enduros. Angesichts der aufwendigeren Ausstattung (siehe "Unterschiede zu den KTM-Sportenduros") der bessere Deal.
Unterschiede zu den KTM-Sportenduros
Motor | Mapping aggressiver |
Fahrwerk | Hinterradfederung mit Umlenkung (KTM: PDS) Rahmenheck als Karbon-/Kunststoff-Monocoque (KTM: Alu) manuelle Vorspannung der Gabelfedern Gabelbrücke gefräst (KTM: geschmiedet)
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Sonstiges | Kunststoffteile in der Form geändert Schalter für Traktionskontrolle/Mappings serienmäßig Motorschutz serienmäßig Kühlerventilator serienmäßig
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Preise | FE 250 9645 Euro FE 350 9795 Euro FE 450 9895 Euro FE 501 10.145 Euro
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Sportenduro-Markt im Überblick

Im Segment der wettbewerbsorientierten Enduros dominieren die Europäer das Geschäft. Ein Überblick über die Verkaufszahlen.
Januar 2013. Mit seiner Pierer Industrie AG übernahm KTM-Chef Stefan Pierer die unter der BMW-Ägide glücklos agierende Offroad-Schmiede Husqvarna. Bereits im Herbst desselben Jahres rollten die weitestgehend auf KTM-Technik basierenden neuen Huskies in Mattighofen vom Band. Die ohnehin dominante Position von KTM im Segment der wettbewerbsorientierten Enduros wurde durch die Elefantenhochzeit weiter ausgebaut. Mittlerweile bringen es beide Marken zusammen in Europa auf über 75 Prozent Marktanteil. Glück für die Österreicher: Die vier japanischen Hersteller konzentrieren sich auf den vor allem in den USA attraktiven Motocross-Markt und behandeln das Wettbewerbs-Endurosegment stiefmütterlich. Doch nicht alle OffroadFans scheinen sich mit dem Mainstream aus Austria arrangieren zu wollen.
Während TM Racing (Italien) mit etwa 850 verkauften Maschinen trotz hauseigener Motoren, Fahrwerke und Enduro- sowie Supermoto-WM-Titeln nur eine Außenseiterrolle spielt, füllen Beta (Italien) und Sherco (Frankreich) die verbleibende Lücke. Beide Hersteller genießen in der Szene einen guten Ruf und verzeichneten in den vergangenen Jahren steigenden Absatz. Die Verkaufszahlen von Sherco beruhen jedoch auf einer – sicherlich realitätsnahen – Schätzung. Mitte des Jahres 2015 gaben die Gallier offiziell 3000 verkaufte Sportenduros jährlich an. Nebenbei bemerkt: Bei allen vier Herstellern liegt der Anteil der Zweitaktmodelle bei stattlichen 50 Prozent.
Verkaufszahlen Sportenduros (Modelljahr 2016)
KTM | 29.000 |
Husqvarna | 12.800 |
Beta | 8500 |
Sherco | 3500 |