- Moto Morini X-Cape 1200
- Der große V2 soll 2024 zurückkommen
- Das Kapitel V-Twin schien abgeschlossen
- Comeback des Bialbero Corsa Corta
- Zwischen 120 und 140 PS
- Eine "Africa Twin" von Moto Morini
- Fahrwerk und Ausstattung der X-Cape 1200
- Fazit
Nach der Übernahme der italienischen Motorradmarke Moto Morini durch die chinesische Zhongneng Vehicle Group (ZNEN) im Jahr 2018 waren zunächst die komplett neu entwickelten Mittelklasse-Modelle im Gespräch: die Enduro X-Cape 649 und das Naked Bike Seiemezzo (deutsch: "Sechseinhalb"), beide mit 650er-Reihenzweizylindermotor. Nach wie vor hat die Marke Moto Morini einen Firmensitz in Italien, aktuell in Trivolzio.
Moto Morini X-Cape 1200
Im Sommer 2022 tauchten Konstruktionszeichnungen von einer neuen, großen Reiseenduro mit V-Twin auf, die wir Moto Morini zuordnen konnten. Im November 2022, wenige Wochen nach der EICMA, folgten erste inoffizielle Fotos von der Moto Morini X-Cape 1200. Auf diesen Fotos sieht die große Reiseenduro bereits fertig entwickelt und serienreif aus.

Der große V2 soll 2024 zurückkommen
Im Februar 2023 bestätigte Moto Morini-Chef Alberto Monni von Italien aus gegenüber MCN, dass der Corsa Corta-V2 ab 2024 wieder in Serie gebaut werden soll. Ab dem 01.01.2024 gilt für neue Modelle die Euro 5+-Norm, die vorrangig neue Elektronik zur Diagnose verlangt.
"Für 2024 wird das Sortiment um eine Euro 5+-Version unseres langlebigen Corsa Corta 1200-cm³-V-Twin-Motors mit vollelektronischen Fähigkeiten einschließlich Ride-by-Wire, einer Auswahl an Fahrmodi und Traktionskontrolle ergänzt", sagte General Manager Alberto Monni.
Das Kapitel V-Twin schien abgeschlossen
Interessant: Seit der Übernahme durch Zhongneng schien das Kapitel V-Twin bei Moto Morini abgeschlossen, denn der große Zweizylinder wurde nicht über die Abgasnorm Euro 4 hinaus angepasst. Bis 2020 war noch das Naked Bike Corsaro 1200 ZZ im Angebot, das mit Euro-4-Abstimmung auf 139 PS Nennleistung kam.
Comeback des Bialbero Corsa Corta
Ursprünglich waren es 140 PS für den ersten Jahrgang der Corsaro 1200. Das war 2005. Konstruiert worden war das Triebwerk mit dem klangvollen italienischen Namen Bialbero Corsa Corta (deutsch: Kurzhuber mit doppelten obenliegenden Nockenwellen) von Franco Lambertini – der schon in den 1970er-Jahren die legendäre Moto Morini 3 ½ entwickelt hatte. Technische Besonderheit der modernen Konstruktion mit Wasserkühlung und elektronischer Benzineinspritzung ist der unkonventionelle Winkel zwischen den beiden Zylindern: 87 Grad.
Zwischen 120 und 140 PS
Sowohl auf den Konstruktionszeichnungen als auch auf den Fotos ist dieser V-Twin eindeutig zu erkennen. Er bekommt die Zusatzbezeichnung Evo, kurz für Evolution, also Weiterentwicklung. Ob es für die X-Cape 1200 exakt beim bisherigen Hubraum – 1.187 Kubik – bleibt, oder ob ein paar Kubik hinzukommen, bleibt abzuwarten. Ab 2008 gab es bereits eine Reiseenduro von Moto Morini: die Granpasso 1200. In dieser Konfiguration wurden 118 PS Spitzenleistung genannt, was damals völlig ausreichend war, inzwischen jedoch zu weit unter den mittlerweile üblichen Leistungsdaten großer Reiseenduros liegen würde. Egal in welcher Konfiguration, bisher lief der Bialbero Corsa Corta jedenfalls immer einwandfrei, mechanisch sauber trommelnd und mit sportlicher Drehfreude.
Eine "Africa Twin" von Moto Morini
Nachdem das Design der Granpasso ein sehr mutiges war, wird die X-Cape 1200 offenbar eher normal modern aussehen. Ohne Frontschnabel, eher wie die neue Generation der Honda Africa Twin. Oder eben wie die bereits vorgestellte 650er-Enduro von Moto Morini, die X-Cape 649. Dementsprechend erscheint die Modellbezeichnung X-Cape 1200 so logisch wie konsequent – und sie ist bereits so auf den Fotos zu lesen. Doch mit dem V-Twin hebt die Moto Morini sich vom Reiseenduro-Mainstream ab. Lediglich die Suzuki V-Strom 1050 DE, die KTM 1290 Super Adventure und die Ducati Multistrada 950 sind von den einst so zahlreichen V-Twin-Enduros übrig geblieben. Und dann gibt es da noch den Newcomer aus dem Jahr 2021: die Pan America 1250 von Harley-Davidson.
Fahrwerk und Ausstattung der X-Cape 1200
Um den V-Twin herum sind weitere technische Details der Moto Morini X-Cape 1200 zu erkennen: Brückenrahmen aus Stahlrohren und Aluminium-Komponenten, vorn eine Upside-down-Telegabel mit zwei radial montierten Vierkolben-Bremszangen von Brembo, hinten eine Aluminium-Zweiarmschwinge mit Zentralfederbein samt Umlenkhebeln. Dazu Drahtspeichenräder, vorn mit 19 Zoll (ca. 48 Zentimeter) Durchmesser, hinten 17 Zoll (ca. 43 Zentimeter), bereift mit den Reiseenduro-Standardformaten. Was die Ausstattung angeht: Zumindest ABS wäre Pflicht – die Granpasso hatte damals noch keins. Doch mit der X-Cape 649 hat Moto Morini bereits den aktuellen Stand der Technik vorexerziert. Das gilt ebenso für die LED-Leuchten rundum sowie für das moderne Farbdisplay im Cockpit. Genauere Informationen zur X-Cape 1200 liegen noch nicht vor, doch angeblich wird sie spätestens zur nächsten EICMA im November 2023 offiziell vorgestellt, für 2024.
Fazit
Große Überraschung von Moto Morini: Nicht nur, dass eine neue, große Reiseenduro entwickelt wird, die X-Cape 1200, sondern insbesondere, dass als Antrieb wieder der altbekannte V-Twin zum Einsatz kommen soll: der Bialbero Corsa Corta. Bisher hatte der 1.187 Kubik und bis zu 140 PS. Die genauen Eckdaten des Evo-V2 und der X-Cape 1200 sind noch nicht bekannt. Im Februar 2023 bestätigte Moto Morini die Rückkehr des großen V-Twins für 2024, dann mit Euro 5+.