- Lucky Explorer 9.5 mit 3 Zylindern und 124 PS
- Enduro-Chassis aus Chrom-Molybdän-Stahl
- Rund 240 Kilogramm mit allem Drum und Dran
- Cagiva, MV Agusta, KTM und Ducati
- Fazit
Die moderne Neuinterpretation der legendären Cagiva Elefant sieht schon sehr gut aus, ist aber noch nicht ganz fertig. Moderne, komplexe Elektronik und eine Virus-Pandemie brachten die Entwicklung und damit auch den Zeitplan durcheinander. Bereits 2021 standen die neuen Lucky Explorer-Enduros erstmals mit MV Agusta auf der EICMA. Im Juli 2022 war MOTORRAD schon auf erster Testfahrt mit einem Vorserienexemplar der Lucky Explorer 9.5. Im Laufe des Jahres 2023 soll die Produktion beider Versionen, 5.5 und 9.5, beginnen. Die technischen Daten liegen inzwischen fast komplett vor.
Lucky Explorer 9.5 mit 3 Zylindern und 124 PS
Im Gegensatz zur Lucky Explorer 5.5, die mit einem Reihenzweizylindermotor von Qianjiang aus China und 48 PS auf die preissensible A2-Mittelklasse zielt, soll die Lucky Explorer 9.5 bei den großen Enduros mitspielen. Nicht bei den ganz Großen und ganz Schweren, sondern eine Stufe darunter, also knapp unter 1.000 Kubik – dafür sportlicher. Beim Reihendreizylindermotor für die 9.5 handelt es sich um eine markentypische Eigenentwicklung von MV Agusta. Mit gegenläufiger Kurbelwelle, dreimal 81 mal 60,2 Millimeter an Bohrung und Hub, insgesamt 931 Kubik Hubraum, hoch verdichtend mit 13,4:1, zwei obenliegenden Nockenwellen, 12 Ventilen, elektronischer Benzineinspritzung, Wasser-Öl-Kühlung und schließlich mit 124 PS (91 kW) bei 10.000/min sowie 102 Nm bei 7.000/min. Dazu wird ein elektronischer Gasgriff, ein klappengesteuerter Auspuff und ein Sechsgang-Kassettengetriebe samt Quickshifter serviert. Angeblich bis 240 km/h darf mit heiser fauchendem Triple-Sound durchbeschleunigt werden.
Enduro-Chassis aus Chrom-Molybdän-Stahl
Wie KTM setzt MV Agusta beim Enduro-Chassis auf Chrom-Molybdän-Stahl. Der profilierte Hauptrahmen ist mit seitlichen Verstrebungen und zwei geschraubten Unterzügen verstärkt, auch der Stahlrohr-Heckrahmen ist reparaturfreundlich angeschraubt. Aus Aluminiumguss besteht die zweiarmige Hinterradschwinge, in der ein voll einstellbares Zentralfederbein von Sachs an progressiven Umlenkhebeln arbeitet. Für die einfache Vorspannung ist ein gut zugängliches Handrad vorhanden. Ebenfalls von Sachs kommt die voll einstellbare 48er-Upside-down-Telegabel vorn. Mit langen Federwegen – 220 Millimeter vorn und 210 Millimeter hinten – ist die Lucky Explorer 9.5 eine richtige Enduro. Dafür sprechen auch die schlauchlosen Kreuzspeichenräder, optional ab Werk grobstollig bereift in den Formaten 90/90-21 vorn sowie 150/70-18 hinten. Gebremst wird mit zwei 320er-Scheiben und radial angeschraubten Stylema-Monoblock-Vierkolbenzangen vorn sowie mit einer 265er-Scheibe und Zweikolbenzange, ebenfalls von Brembo, hinten. Das schräglagenoptimierte ABS steuert Continental bei.
Rund 240 Kilogramm mit allem Drum und Dran
220 Kilogramm lautet die Gewichtsangabe – trocken. Mit vollem 20-Liter-Tank und allen weiteren Flüssigkeiten an Bord dürften sich also rund 240 Kilogramm ergeben. Ebenso entscheidend fürs Handling sind die Geometrie-Werte: 1.580 Millimeter Radstand und 118 Millimeter Nachlauf versprechen indes eher Stabilität als Agilität. Mit 850 oder 870 Millimeter ist die variable Sitzhöhe angegeben. Nutzerfreundlich sind zudem moderne Ausstattungsdetails wie LED-Leuchten, 7-Zoll-TFT-Farbdisplay mit Full HD-Auflösung, Bluetooth, WLAN, App-Steuerung, GPS, Pfeilnavigation und Diebstahlschutz. Aber natürlich auch die achtstufig einstellbare Schlupfregelung mitsamt Launch Control, die vierstufige Motorbremsregelung oder der Tempomat.
Cagiva, MV Agusta, KTM und Ducati
Wann genau im Laufe des Jahres 2023 die Lucky Explorer 9.5 in den Handel kommen wird und was sie kosten soll, ist immer noch nicht bekannt. Dem Vernehmen nach ist der Preis um 18.000 Euro zu erwarten. Die Fans der legendären Cagiva Elefant Lucky Explorer scharren schon mit ihren Endurostiefeln. Dass die neuen Luckies von MV Agusta kommen, passt gut, handelte es sich hierbei doch ab Anfang der 1990er-Jahre um dieselbe Familie: Castiglioni. Inzwischen allerdings mit Einflüssen der russischen Familie Sardarov. Und seit November 2022 mit österreichischer Beteiligung von KTM, wo bekanntlich sehr viel Erfahrung vorhanden ist, speziell mit Enduros und mit der Rallye Dakar. Doch Ducati war schneller: Deren ähnliche DesertX im "Lucky-Look" gibt es seit 2022. Mit 937 Kubik, 110 PS und 202 kg (trocken). Und mit V-Twin samt desmodromischer Ventilsteuerung – wie damals bei der Cagiva Elefant, allerdings moderner und stärker, mit Wasserkühlung und 4 Ventilen pro Zylinder.
Fazit
Ein heißes Enduro-Eisen nach dem Vorbild der legendären Cagiva Elefant hat MV Agusta da im Feuer. Allerdings schon seit ein paar Jahren, 2023 sollte die Lucky Explorer 9.5 wirklich an den Verkaufsstart gehen. Mit 124 PS starkem Dreizylindermotor könnte sie eine sportliche Alternative zwischen Triumph, KTM und Ducati werden. Genauer Zeitplan und Preis sind noch nicht bekannt.