Zweitakt oder Viertakt? Sicher auch eine Frage des Geschmacks. Aber der Trend ist klar: Viertakt-Crosser sind en vogue, 2004 rollt eine ganze Welle neuer Modelle an.
Zweitakt oder Viertakt? Sicher auch eine Frage des Geschmacks. Aber der Trend ist klar: Viertakt-Crosser sind en vogue, 2004 rollt eine ganze Welle neuer Modelle an.
Als Jacky Martens 1993 auf einer 630er-Husky die Halbliter-Zweitakter besiegte, konnte sich noch niemand vorstellen, dass Zweitakter auch
in den kleineren Hubraumklassen bezwingbar sind. Wie sollte ein Viertakter die Aggressivität, Spritzigkeit und Dynamik einer Zweitakt-250er übertreffen? Ganz einfach, primär mit mehr Hubraum, wie in der großen Klasse. Der wurde den Viertaktern in den beiden kleineren Klassen aber erst 2003 zugestanden: In der Achtelliter-Klasse dürfen nun 250er-Viertakter starten, in der Viertelliter-Kategorie 450er. Sekundär war jedoch eine technische Revolution nötig. Die hat Yamaha mit der legendären YZ 400 F 1998 eingeleitet, dem ersten hoch drehenden Viertakter im kompakten Zweitakt-Chassis.
Im Jahr eins des neuen Hubraum-
Reglements fahren die Viertakter bereits kräftig um die Weltmeisterschaften mit. Mickael Pichon muss sich auf seiner Zweitakt-Suzi einer ganzen Meute von Viertakt-450ern erwehren. Und in der
kleinen Klasse heizen die bellenden Yamahas den kreischenden 125ern kräftig ein. Der Generalangriff steht jedoch noch bevor, 2004 kommt eine wahre Viertakt-Modellflut aus Japan. Husqvarna will nun nach der wirtschaftlichen Durststrecke endlich neue Modelle liefern, und KTM
arbeitet zurzeit am neuen Viertelliter-dohc-Motor. 2004 soll nur eine Kleinserie für Werkspiloten und einige wenige Topfahrer zur Verfügung stehen, das Serienmodell wird erst 2005 folgen.
Sicher bedeutet das nicht das Ende der Zweitakter, zumal alle Zweitakt-
Modelle mit vielen Detailverbesserungen ins neue Jahr gehen. Siegfähig bleiben sie, aber wie lange noch?
Unter der Bezeichnung KX 250 F debütiert der zusammen mit Suzuki entwickelte Viertakter von Kawasaki. Beim ersten Rennen in der japanischen Meisterschaft landete die Kawa auf Anhieb einen Sieg. Technisch ähnelt der kleine Vierventiler dem Yamaha-Motor, Bohrung und Hub sind mit 77 und 53,6 mm sogar exakt gleich. Aber er wirkt kompakter, der Zylinder ist nur noch wenige Zentimeter hoch. Die Semi-Trockensumpfschmierung bunkert das Öl im Kurbelgehäuse, während sich die Kurbelwelle in einem abgeschotteten Raum dreht. Mit optional erhältlichen, unterschiedlichen Rotoren lässt sich die Schwungmasse variieren. 43 PS bei 92,5 Kilogramm gibt Kawasaki für den neuen Viertakter an. Alle Kawa-Crosser verfügen über ein neues Hebelsystem für die Hinterradfederung.
Bereits Ende vergangenen Jahres präsentierte Honda erste Fotos einer 250er-Schwester der erfolgreichen 450er, nun erscheint die CRF 250 R als 2004er-Modell. Erstaunlich, dass Honda die erforderlichen Drehzahlen von über 13000/min mit dem Unicam-Motor erreicht, in dem ein relativ schwerer Kipphebel die Auslassventile betätigt. Kurbeltrieb und Kupplung/Getriebe haben getrennte Ölkreisläufe mit kleinen Pumpen und geringen Ölmengen. Der Motor hängt in einem Alurahmen der vierten Generation, während die übrigen 2004er-Maschinen noch auf dem Vorgängertyp aufbauen. Weitere Angaben: Bohrung/Hub 78/52,2 mm, Leistung 35,2 PS, Trockengewicht 94,5 Kilogramm.
Schon 2002 kündigten Suzuki und Kawasaki eine enge Zusammenarbeit an, nun kommt mit dem neuen 250er-Viertakter der erste gemeinsam entwickelte Crosser. Die RM 250 Z ist bis ins Detail baugleich mit der Kawa, allein das gelbe Plastik unterscheidet sie vom grünen Pendant. Die Maschinen laufen bei Kawasaki vom Band, Kawa-typisch ist das Chassis mit dem Perimeter-Rahmen. Die Zweitaktmodelle bleiben weiterhin »reine« Suzuki. Neu bei ihnen: das Hebelsystem der Hinterradfederung, niedrige Sitzhöhe, mehr Schwungmasse für bessere Traktion.
Yamaha hat den Viertakt-Trend 1998 eingeleitet und sich bereits seit Jahren mit einer lückenlosen Modellpalette hervorragend etabliert. Alle Maschinen erhalten 2004 dickere, trotzdem leichtere 48er-Gabeln mit verbessertem Ansprechverhalten. Verschleißfeste Titan-Fußrasten sparen ein paar Gramm Gewicht. Aus Titan ist jetzt auch der Auspuffkrümmer beim ansonsten weitgehend unveränderten 250er-Fünfventil-Viertakter. Die wegen der aggressiven Charakteristik gefürchtete 450 bleibt ebenfalls nahezu unverändert. Eine überarbeitete Zündanlage soll die Kontrollierbarkeit optimieren, die kritisierte Kupplung wurde modifiziert.