Honda CB 750
Traumbike-Wahl 2014: Platz 1

Mit jeder Ausgabe, in der sie nicht erschien, wurde deutlicher, dass sie ganz vorne landet. Denn dass die Honda CB 750 nicht unter den zehn Traumbikes der MOTORRAD-Leser sein würde, war undenkbar. Und so erreichte sie den Platz, der ihr gebührt: ganz oben auf dem Siegerpodest.

Traumbike-Wahl 2014: Platz 1
Foto: Rossen Gargolov

Jetzt also die Nummer 1, die Wahlsiegerin, ach was, die Königin. Honda CB 750. Für mich eine Premiere; bis zu dieser Geschichte habe ich tatsächlich noch nie eine gefahren. Während ihrer Hoch-Zeit war ich zu jung für sie, und während meiner war sie zu alt für mich. Aber ich erinnere mich noch sehr genau daran, welch eine Sensation sie in den Jahren nach ihrer Markteinführung war. Alle sprachen über sie, sogar meine Eltern, die absolut nichts mit Motorrädern im Sinn hatten.

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Traumbike-Wahl 2014: Platz 1
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Einer aus unserer Halbwüchsigen-Clique hatte das Modell einer K0 – die Schlitze in den Seitendeckeln sind mir noch vor Augen. Diese CB 750 K0 war das einzige Motorrad, das in unserem Fuhrpark von Matchbox-Autos geduldet wurde. Das wollte etwas heißen, denn dort tummelten sich etliche Mercedes, Porsches, Ferraris und mein Lamborghini Miura. Die leibhaftige Honda CB 750 verströmt schon mit den ersten Zündungen des Vierzylinders eine Aura von Kraft und Laufkultur. Beim Durchbeschleunigen relativiert sich die erstgenannte Eigenschaft, die zweite jedoch nicht. Mit etwas Nachdruck am Schalthebel rasten die Gänge rasch und exakt.

Fahrwerk der Honda CB 750 besser als sein Ruf

Und wenn die Honda CB 750 eine schöne Landstraße vor dem Vorderrad spürt, beginnt der wahre Genuss. Fühlte sie sich beim Rangieren noch ordentlich schwer an, scheint sie ortsausgangs mindestens 20 Kilogramm abzuwerfen. Selbst schnellere Wechselkurven durchswingt sie mit bestechender Leichtigkeit. Schmale, aber moderne Reifen und handlingfreundliche 96 Millimeter Nachlauf machen es möglich.

Und auch sonst ist das Fahrwerk besser als sein Ruf. Vor allem die Gabel verhält sich im besten Sinne unauffällig, nur hinten erweist sich der Federweg manchmal als zu knapp, die Dämpfung als zu soft. Dann rührt es die Honda halt ein wenig durch, na und? Das Tolle an der Honda CB 750 ist das, was sie vor 45 Jahren schon konnte. Nicht nur technisch. Sie öffnete die Tür in eine neue Epoche des Motorradfahrens, war die Maschine für eine neue Generation von Motorradbegeisterten.

6,4 Prozent mehr Stimmen als die Ducati 916

In drei Metal-Flake-Lackvarianten in Blau, Rot und Gold erhältlich, brachte sie Farbe und Glanz der Popkultur ins überwiegend dunkel lackierte Modellprogramm. Die Technik, die Fahrleistungen, das Aussehen, der moderate Preis – dies alles entfaltete im Zusammenspiel eine immens starke symbolische Wirkung. Auf der 1972 erschienenen Kawasaki 900 Z 1 konnte man die Honda CB 750 zwar überholen, kam aber dennoch nicht an ihr vorbei. Denn ihre weltgeschichtliche Bedeutung bemisst sich nicht nach PS oder der Anzahl der Nockenwellen.

MOTORRAD-Leser wissen oder spüren das. Kein Wunder also, dass sie die Honda CB 750 mit großem Vorsprung zu ihrem Traumbike wählten. 6,4 Prozent mehr Stimmen als die Ducati 916 bedeuten außerdem den größten Abstand zwischen zwei Motorrädern der diesjährigen Traumbike-Wahl. Die anderen neun liegen maximal um ein Prozent auseinander. Und ich danke dafür, dass ich auf diese Weise endlich Gelegenheit bekam, die legendäre Honda zu fahren. Ob ich mir selbst eine zulegen werde? Mal sehen. Aber eines kann ich schon jetzt versprechen: Wenn ich irgendwann genügend Geld besitzen sollte, mir einen Lamborghini Miura zu kaufen, werde ich lieber nach einer CB 750 suchen.

Traumbikes in Köln

Dieses Motorrad und die anderen neun von Ihnen gewählten Traumbikes können Sie vom 1. bis zum 5. Oktober auf der INTERMOT in Köln bewundern: Sonderausstellung "Traumbikes der MOTORRAD-Leser", Messehalle 8, Stand E-040.

Technische Daten Honda CB 750

Rossen Gargolov
Das Fahrwerk der Honda CB 750 ist besser als sein Ruf.

Luftgekühlter Vierzylinder-Viertakt-Reihenmotor, eine obenliegende Nockenwelle, zwei über Kipphebel gesteuerte Ventile pro Brennraum, Bohrung/Hub 61/63 mm, 736 cm³, 67 PS bei 8000/min, 61 Nm bei 7000/min, vier 28er-Keihin-Vergaser, Primärtrieb über zwei Rollenketten, Mehrscheiben-Ölbadkupplung, Fünfganggetriebe, Kick- und E-Starter, Kettenantrieb; Doppelschleifenrohrrahmen aus Stahl, Zweiarmschwinge, hydraulische Telegabel Ø 35 mm, zwei Federbeine, Reifen v/h: 3.25-19/4.00-18, hydraulisch betätigte Scheibenbremse vorn, Ø 296 mm, Simplex-Trommelbremse hinten, Ø 180 mm; Gewicht vollgetankt 218 kg, Tank 18 l, Höchstgeschwindigkeit 197 km/h, Preis 6495 Mark (1969)

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MOTORRAD 20 / 2023

Erscheinungsdatum 15.09.2023