Als Nachfolgerin der erfolgreichen Horex Regina sollte die Resident mit neuem Motor die Erfolgsgeschichte fortschreiben. Sogar als GS-Version Horex Resident 350 GS. Von der wurden jedoch nur wenige verkauft, heute existiert nur noch eine Handvoll.
Als Nachfolgerin der erfolgreichen Horex Regina sollte die Resident mit neuem Motor die Erfolgsgeschichte fortschreiben. Sogar als GS-Version Horex Resident 350 GS. Von der wurden jedoch nur wenige verkauft, heute existiert nur noch eine Handvoll.
"Resi, i hol di mit mei’m Traktor ab", sang einst ein allseits bekannter Schmonzetten-Schauspieler und bekennender Harley-Fan. Diese Resi hier braucht ganz bestimmt nicht mit dem Traktor abgeholt zu werden, sie kommt im Gelände sehr gut allein zurecht, wurde schließlich einst extra dafür gebaut. Wer heute eine Horex Resident 350 GS sucht, wird allerdings kaum eine finden, und falls doch, müsste er dafür tief in die Tasche greifen.
Nein, billig ist eine Horex Resident 350 GS ganz sicher nicht, im guten Originalzustand schon gar nicht. Schließlich sind insgesamt nur etwa 30 Exemplare ab Mai 1955 gebaut worden (von denen wurden dann auch noch einige in die USA verschifft, wo sie sehr gefragt waren), für Fans des damals sehr angesagten Geländesports. Zwar existierten sogar Prospekte und in den offiziellen Preislisten tauchte sie natürlich ebenfalls auf, doch fanden sich nicht viele Käufer.
Der rückläufige Motorradmarkt Mitte der 1950er machte den Verkäufen allgemein zu schaffen, das Auto als Transportmittel für die Massen war auf dem Vormarsch. Zudem hinderlich war die Tatsache, dass die Horex Resident 350 GS für den Einsatz im Geländesport eigentlich zu gewichtig war und sich schwer tat gegen die Konkurrenz von Maico und Co. Weil aber der Besitzer dieser wunderschönen Resident GS, die uns für einen Tag zur Fotoproduktion im Studio zur Verfügung stand, ein Sammler aus dem Kochertal, sich die Geländesportmaschinen der 1950er-Jahre als einen Zweig seiner umfangreichen Sammlung auserkoren hat, musste die Horex nun mal unbedingt her. Eine NSU-Gelände-Max und eine BMW R 68 GS standen schon bereit, um der Horex Gesellschaft zu leisten.
Wenn nun also schwerlich eine „echte“ GS zu kaufen war, entschied sich der Horex-Freund für den Weg, den auch das Werk einst ging: Man nehme eine Straßen-Resident und baue sie zur Horex Resident 350 GS um. Kein Geringerer als der wohl Beste seiner Zunft kam dafür in Frage: Der Restaurierungs-Spezialist Mike Kron wurde mit dem Bau beauftragt. Keine Frage, dass hier nun Nägel mit Köpfen gemacht wurden und kein Teil auf dem anderen blieb: Der Rahmen der Basismaschine wurde, wo nötig, angesägt, angepasst und geschweißt, die Geradwegfederung war hier bereits ebenso Vergangenheit wie bei der zweizylindrigen Imperator, von der unter anderem auch die Bremse stammt.
Die im Vergleich zur normalen „Resi“ fehlenden beziehungsweise unterschiedlichen Teile der Horex Resident 350 GS wurden besorgt oder nachgefertigt. So auch ein höherer, breiter Geländelenker, montiert auf die speziell verstärkte Gabelbrücke. Gabel und Federelemente wurden ausgetauscht. Der schon damals oft kritisch beurteilte und wegen seiner abverlangten Drehzahlen (Prospektangabe: 25 PS bei 6900/min) nicht immer standfeste Motor wurde komplett revidiert, neu gelagert und optimiert. So legte Kron unter anderem besonderen Wert auf den leichtgängigen Lauf des Kolbenbolzens und achtete auf optimales Spiel. Schließlich soll die Horex Resident 350 GS ihr Dasein nicht nur in der Halle neben all den anderen Sammler-Schätzen fristen, sondern auch ab und zu bewegt werden, also fahrbereit sein. Aus diesem Grund verzichtete man auch auf die normalerweise vor dem Scheinwerfer montierte Startnummern-Tafel, ergänzte aber die Ausstattung um ein damals als Zubehör verfügbares Detail: die Druckluftflasche und das Ledertäschchen für Werkzeug, das heute den dafür erforderlichen Anschluss-Schlauch beherbergt. Dies soll dem Fahrer ermöglichen, für den Geländeritt den Luftdruck in den Stollenreifen zu verringern, ihn danach für den Straßenbetrieb jedoch wieder anzupassen. Je nach Befüllung der Flasche soll dies mehrmals hintereinander möglich sein.
Dass unser Foto-Exemplar jemals den Strapazen eines Gelände-Einsatzes ausgesetzt werden wird, ist sehr unwahrscheinlich. Schließlich stecken rund 400 Arbeitsstunden für die Restaurierung darin, die Kosten des Aufbaus belaufen sich auf rund 23.000 Euro. Plus den Preis für die Basis-Resi. Dass sich so ein Projekt nicht wirklich rechnet und nur mit reiner Leidenschaft für den Besitz einer solchen Kostbarkeit erklärt, verdeutlicht der Marktpreis der Horex Resident 350 GS, den Spezialist Kron mit etwa 18.000 Euro beziffert.
Den stolzen Sammler wird all dies nicht anfechten, besitzt er doch nun eines von wohl nur fünf bekannten Exemplaren, die in Deutschland überlebt haben, neben zwei weiteren Horex Resident 350 GS, die den Weg aus USA zurückgefunden haben. Allesamt vermutlich kaum in dem Zustand, in dem sich dieser Neuaufbau befindet. Diese Resi fühlt sich im wahrsten Sinne wie neu geboren und wird nur noch einmal abgeholt: bei Mike Kron, und zwar vom glücklichen Besitzer. Ohne Traktor.
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Motor: Einzylinder-Viertaktmotor, zwei Ventile pro Zylinder, Bohrung 77mm, Hub 75 mm, 349 cm³, Verdichtung 7,1:1, 25 PS bei 6900/min, 27er-Bing-Vergaser, Ölbadkupplung, Vierganggetriebe, Kettenantrieb
Fahrwerk: Doppelrohrrahmen aus Stahl, Vorderradschwinge mit ölgedämpften Federbeinen, Zweiarmschwinge mit Federbeinen hinten, Trommelbremse vorn und hinten, Ø 190 mm, Gewicht fahrfertig 170 kg, Tankinhalt 16 l, Höchstgeschwindigkeit 135 km/h
Kontakt: www.the-classic-bike-mike.de
Ein für die Horex Resident neu konstruierter Motor bildete die identische Basis für die Auslegung als 250er oder als 350er. Entgegen der ursprünglichen Absicht, den Motor der extrem erfolgreichen Vorgängerin Regina weitgehend beizubehalten beziehungsweise zahlreiche Bauteile weiterzuverwenden, wurde letztlich doch eine fast komplette Neukonstruktion daraus. 350er (Vorzahl 08 der Motornummer) und 250er (Vorzahl 11) verwenden dabei den identischen Zylinder und die gleiche Zylinderbohrung (77 mm), lediglich der deutlich kürzere Hub von 53,4 mm machte den Unterschied vom kleineren, sehr kurzhubigen Single zum nur leicht unterquadratisch ausgelegten 350er mit seinen 75 mm Hub.
Durch das entschärfte Verhältnis von Bohrung/Hub von einst 69 zu 91,5 mm bei der Regina auf nunmehr 77 zu 75 mm bei der Horex Resident konnte die Kolbengeschwindigkeit auf ein unkritischeres Maß gesenkt werden. In Verbindung mit der dreifach gelagerten Kurbelwelle und anderen Detail-Verbesserungen sollte dies für höhere Standfestigkeit sorgen. Im Gegensatz zum Motor der Regina mit Schlepphebel setzt der Resident-Single auf einen hochliegenden Steuertrieb und kurze Stößel und Stoßstangen. Das gleich starke Pleuellager der Regina wurde übernommen, das Pleuel jedoch von 169 auf 145 mm verkürzt. Mit identischem Verdichtungsverhältnis von 7,1:1 und ebenfalls identischen (für den 250er sehr üppig dimensionierten) Ventilquerschnitten von 42 mm (Einlass) beziehungsweise 38 mm (Auslass) leistet der Motor der Horex Resident 350 GS in der 250er-Version 20 PS bei 7200/min, der 350er 25 PS bei 6900/min. Laut Werksangabe soll die leistungsstarke 350er dabei sogar noch sparsam sein und bei konstant 60 km/h nur knauserige 2,3 Liter/100 km verbrauchen.