In Kanada wurde eine von insgesamt 2.000 Ducati MH 900e für umgerechnet 16.500 Euro versteigert. Das ist kaum mehr als sie im Jahr 2002 neu gekostet hat.
In Kanada wurde eine von insgesamt 2.000 Ducati MH 900e für umgerechnet 16.500 Euro versteigert. Das ist kaum mehr als sie im Jahr 2002 neu gekostet hat.
Exakt 2.000 MH 900 Evoluzione hat Ducati zwischen 2001 und 2002 gebaut und noch zu Zeiten der D-Mark für knapp 30.000 Mark angeboten. Die Zeichen standen damals schon auf Kult und Wertsteigerung. 20 Jahre später bringt eine MH 900e von 2002 mit der Nummer 1.990 nur 20.000 Dollar bei RM Sotheby’s. Trotz aufwändiger Polierarbeiten an Felgen, verbesserter Kupplungshydraulik und nur 621 Kilometer auf der Uhr. Das Auktionshaus taxierte die Duc zwischen 18.000 und 24.000 Dollar- eine marktübliche Spanne auch in Deutschland.
Die Ducati in der Auktion hat eine kanadische Zulassung und die Fahrgestellnummer ZDM1LA4N42B001641. Gebaut wurde sie 2002 und ist die Nummer 1.990 von 2.000, was die Plakette auf der polierten Tankabdeckung beweist. Angeblich soll die MH nur 621 Kilometer auf der Uhr haben, was die nahezu ungefahrenen 20 Jahre alten Michelin Pilot Sport Reifen mit der DOT 3101 unterstreichen. Sie stammt wohl aus erster Hand und wurde von dieser – wohl eher fremden Händen – teilweise auf Hochglanz poliert. Darunter die Felgen inklusive Stern, die Fußrastenanlage sowie diverse Deckel und Abdeckungen am 904-Kubik-Twin mit 74 PS. Nicht Serie sind die offenen und polierten Zahnriemenabdeckungen, die als zeitgenössisch gewertet werden können, der Umbau auf den offenen Deckel der Trockenkupplung, sowie der Nehmerzylinder der Kupplungshydraulik – sinnvoll.
Mit Erscheinen der MH900e von Ducati im Jahr 2000 hat MOTORRAD eine der seltenen Kräder durch den Top-Test gefahren. Damals noch von Werner "Mini" Koch, der resumierte: "Ein gewagtes Design mit provokanten Elementen polarisiert die Gemeinde. Doch der stehende Applaus des Publikums bestätigt: Die MH 900e kommt an, begeistert nicht nur das Ducati-Lager. Dass mit der feuerroten Ducati zudem noch echter Kurvenbrenner mit brillanter Fahrdynamik geboren wurde umso schöner."
In gut 20 Jahren zumindest den Wert erhalten, ist für ein Motorrad grundsätzlich nicht schlecht. Für ein streng limitiertes Objekt wie die MH 900e keine Wertsteigerung zu berechnen ist befremdlich. Vor allem vor dem Hintergrund, dass die anschließend präsentierten Sport-Classic-Modelle Sport 1000, Sport 1000 S, Paul Smart LE und GT 1000 seit Jahren im Preis steigen. Nach einst 14.000 schwindeligen Euro für eine neue LE, sollte eine nagelneue Paul Smart aus der Kiste Anfang 2020 gut 30.000 Euro in einer Auktion bringen, gefahrene Modelle sind derzeit für unter 25.000 Euro schwer zu finden.
Ebenfalls stark aufwärts gehen die Preise der Sport 1000 S, über die Stefan Kaschel einst schrieb: "Die neue Ducati 1000 S findet eigentlich jeder schön. Doch nicht, weil sie aussieht wie von gestern. Sondern weil ihr Vorbild schon gestern gut aussah." Bei diesen halbverschalten Modellen ist die 10.000 im Preis fix, die Monoposto-Varianten gehen direkt auf 15.000 Euro zu – wenn man eine findet. Neupreis: 11.495 Euro. Von der MH 900e hat Ducati nur 2.000 Stück gebaut, von den 1000er-Classic-Modellen in sieben Jahre wohl kaum mehr verkauft. Die Serienmodelle sind also fast seltener als die limitierte Variante.
Limitiertes Modell – lernen wir – kann auch die Wirkung am Markt und die Preisentwicklung benennen. Im Falle der Ducati MH900e spielt sicher deren damals wie heute interessante Optik eine große Rolle. Dass die Classic Modelle dann noch den besseren und gerne mal 15 PS stärkeren 1000er-Motor haben, hilft bei der Legenden-Bildung auch nicht. Das Schicksal der schwachen Wertsteigerung teilt sich die MH 900 übrigens mit den ersten MHR-Modellen von Ducati mit dem Königwellen-Motor. Und leider muss auch attestiert werden: Maik "The Bike" Hailwood wäre 2021 81 geworden, ist aber auch schon seit 40 Jahren tot. Erinnerungen werden da immer schwerer – auch an Motorräder mit diesem Namen.