125er-Markt im Wandel: Keine 125er mehr von KTM in Indien

125er-Markt im Wandel
Keine 125er mehr von KTM in Indien

Veröffentlicht am 09.04.2025

Über 64.000 ist eine große Zahl. So viele 125er-Kräder und Roller wurden 2024 in Deutschland neu zugelassen. Ein Anteil von 25 Prozent am Gesamtmarkt. Also eine signifikante Größe. Doch außerhalb der EU, auf den Wachstumsmärkten in Asien, dreht sich der Wind gegen die 125er.

KTM baut keine 125er mehr für Indien

So fatal das klingt – "KTM baut keine 125er mehr für Indien" – so einfach ist die Begründung dafür. KTM und Indien-Partner Bajaj reagieren auf die Änderungen am Markt und bieten die aktuelle 125 Duke und die RC 125 zum nächsten Modelljahr wohl als 160er-Version an. Warum?

  1. Als 125er kostet die Duke von KTM umgerechnet 1.900 Euro, eine 160er von TVS oder Bajaj mit 18 bis 20 PS kostet genauso viel. Und Bajaj produziert die kleine KTM. Als 125er ist die KTM also sehr teuer.
  2. Hauptkonkurrent im Premium-Segment in Indien ist Yamaha mit der MT-15 V2, also mit einem Einzylinder mit 155 Kubik und 18 PS, der um die 1.900 Euro kostet.
  3. Hersteller wie Yamaha, Bajaj, TVS oder Hero setzen stark auf die Hubräume zwischen 150 und 200 Kubik.

125er-Boom in Indien

Das heißt allerdings nicht, dass 125er in Indien keinen Markt hätten, tatsächlich boomt dieses Segment. So steigert Honda den Absatz der CB Shine um 36 Prozent von 2023 auf 2024 auf über 121.000 Stück.

Bajaj hat die Pulsar 125 im Angebot, ihr Absatz steigerte sich um 12 Prozent auf knapp 90.000 Stück. Und TVS konnte im gleichen Zeitraum von der Raider 125 über 50.000 absetzen, knapp 63 Prozent mehr als im Vorjahr.

Das hat seinen Preis

Keine 125er mehr von KTM, dafür Boom bei anderen Marken. Ein Widerspruch? Nein, denn die 3 genannten 125er von Honda, Bajaj und TVS stehen für unter 100.000 Rupien in den Läden, also unter 1.000 Euro.

Zur Erinnerung: Die KTM 125 Duke kostet mit 180.000 Rupien mehr als das Doppelte der Honda CB Shine, die 83.000 Rupien kostet. Grund: Die 3 genannten Modelle haben einfache luftgekühlte Einzylinder mit um die 10 PS und gelten als die Lastentiere auf 2 Rädern. Die 125er-Frage in Indien ist also klar die eines des Preises.

Starke 160er und 200er in Indien

Zum Rückzug der 125er von KTM in Indien kommt eine weitere Facette hinzu. Neben den starken 160er-Modellen von TVS oder Bajaj, ist die Klasse um 200 Kubik ein wachsendes Segment in Indien und Asien. Mit guten 25 PS ist hier selbst die KTM 200 Duke mit knapp 2.200 Euro immerhin marktüblich eingepreist.

Passend in Konkurrenz stehen da die Bajaj Pulsar 200 sowie die TVS Apache 200 mit je um die 25 PS. Das Segment ist in Indien also ein relevantes.

125er nur in der EU und Japan geregelt

Nach diesen Vorzeichen scheint klar, dass die Klasse der 125er eher ein Phänomen des Westens sind. Neben der EU ist Japan das einzige Land, das gesetzliche Regelungen für die Hubraumklasse bis 125 Kubik hat. In der EU über die Führerscheinklasse A1 und die Erweiterung B196, in Japan trennen die 125 Kubik die Klasse der kleinen Motorräder von den "normalen" Motorrädern bis 400 Kubik.

In Indien gibt es Führerscheine bis 50 Kubik und ab da für alle Hubräume, die größer sind als 50 Kubik. Vietnam unterscheidet bis 175 Kubik und größer. Indonesien ordnet die Führerscheine sogar bis 250 Kubik zum Einstieg, während Thailand als einer der größten Märkte gar keine Hubraumklassen an den Führerschein bindet.

125er in Deutschland "erfunden"

Geschichtlich sind die Leichtkrafträder wohl eine Erfindung aus Deutschland, deren Verbreitung in der Welt ebenfalls von Deutschland ausging. Im Grunde begann DKW mit der RT 100 1934 den "Siegeszug" der Leichtkrafträder. Die RT mit dem 2,5-PS-Einzylinder war damals ein echtes Motorrad und kein Fahrrad mit Hilfsmotor mehr, und somit ein Verkaufsschlager.

Ihre Nachfolgerin, die nicht minder erfolgreiche RT 125, wurde infolge der Reparationen nach dem Zweiten Weltkrieg und ausgelaufenen Patenten das meistgebaute Motorrad der Welt. Allein von 1949 bis 1965 wurde sie in der DDR weit über 300.000-mal als IFA oder MZ gebaut.

Ebenso bildete sie die Basis für die kleinen Harley-Modelle mit Zweitakter, die Flying Flea von Royal Enfield oder die BSA Bantam. Und natürlich die erste Yamaha überhaupt, die YA-1.

Der Schluss, der Boom der 125er ginge einst von Deutschland aus, sei also erlaubt.

Wie lange gibt es noch 125er in Europa?

Die stetigen Veränderungen auf der Welt mit wachsenden Hubräumen dürften keinen Einfluss auf die 125er-Klasse in der EU haben. Dazu ist diese Klasse zu tief in Richtlinien verwurzelt.

Für eine Änderung der 125er-Regelung, etwa zu einem Upgrade auf 150 oder 160 Kubik Hubraum für die Führerscheinklasse A1/B196, müsste zunächst die Verordnung 168/2013/EU geändert werden. Sie enthält die Fahrzeugklassen für die Homologation. Und in der ist die L3e-A1 eben mit einem Hubraumvolumen von kleiner oder gleich 125 Kubikzentimeter definiert.

Und die A1 finden wir dann wieder in der Führerscheinrichtlinie 126/2006/EU, in der die Führerscheinklasse A1 an die Fahrzeugklasse L3e-A1 gekoppelt ist. In der Fotoshow zeigen wir die Neuzulassungen der beliebtesten 125er des Jahres 2024.