Es gibt sie noch: neue Motorräder mit mehr als 48 PS Leistung in Serie, die unter 9.000 Euro kosten und trotzdem nicht alle vom Rasenmäher-Händler mit angeschlossener chinesischer Handelsvertretung stammen. MOTORRAD hat 15 Motorräder zwischen 70 und 95 PS ermittelt, die du neu zwischen 7.000 und 9.000 Euro kaufen kannst, manche davon bedenkenlos. Seit Oktober 2023 hat sich etwas getan in der Liste: Die KTM 790 Duke hat die 9.000er-Marke überschritten und ist hier deshalb raus.
Evergreen: Suzuki SV 650
Mit 7.100 Euro eine der günstigsten, mit 73 PS nicht die schwächste und als Highlight: der einzige V2 der Klasse. Der Evergreen, die Suzuki SV 650. Den Motor kennen wir im Grunde seit 1999, kontinuierlich weiterentwickelt und "kugelsicher". Sie fährt sich mit 649 Kubik wie gehabt enorm elastisch, dreht recht frisch aus und verbraucht dabei wenig. Man muss allerdings 200 Kilo fahrfertig bewegen, dafür ist die Sitzhöhe mit 785 Millimeter entspannt. Die Ausstattung darf als spartanisch bezeichnet werden, doch für 7.100 Euro plus Nebenkosten ist kaum mehr zu erwarten.
Neu: Suzuki GSX-8S
Bleiben wir bei Suzuki, denn mit der GSX-8S steht gleich noch eine zweite Suzi in der Liste. Mit 8.900 Euro allerdings recht weit oben in der Preisliste, dafür mit Fahrmodi und Traktionskontrolle. Mit 83 PS und 78 Nm aus dem neuen Reihentwin mit 778 Kubik steht sie gut im Futter, ist mit 202 Kilo allerdings nicht ganz leicht im Kontext Einsteiger. Und mit 810 Millimeter Sitzhöhe eher war für "Großgewachsene". Für beide Suzukis gilt: Die Fahrwerke sind gut abgestimmt, und 4 Jahre Garantie sorgen für ein Grundvertrauen.
Honda CB 750 Hornet
Ebenfalls neu im Segment Ü-48 und U-9.000: die -Honda Hornet CB 750 A. Ebenfalls ein neuer Reihenmotor mit 755 Kubik, allerdings 92 PS und 75 Nm stark, beides bei recht hohen Drehzahlen von teils über 9.000/min, muss man also wollen und können. Sitzhöhe 795 Millimeter bei 190 Kilo. Preis: 8.190 Euro plus Nebenkosten inkl. Traktionskontrolle. Mehr Leistung für weniger Geld ist derzeit neu außer in China nicht käuflich und wenn wie bei japanischen Herstellern fast üblich: Die Dinger halten ewig, da stören die "nur" 2 Jahre Garantie kaum.
Vierzylinder: Honda CB 650 R
Wer nicht so auf Zweizylinder steht und hohe Leistung bei niedrigem Preis schätzt, für den könnte die zweite Honda im Reigen passen: Die CB 650 R protzt mit einem sportlichen Reihenvierer mit 649 Kubik, 95 PS und 63 Nm, allerdings muss man für beide Spitzenwerte fast bis 10.000, respektive bis 12.0000 Touren drehen, und das will sowohl gewollt als auch gelernt sein. Mit 203 Kilo nicht ganz leicht, dafür mit Traktionskontrolle. Die Sitzhöhe von 810 Millimeter lässt die Honda recht erwachsen wirken. Preis: 8.800 Euro plus Nebenkosten. Also eher an der oberen Preisgrenze, mit 2 Jahren Garantie und seit 2024 optional mit der Automatik-Kupplung E-Clutch für 400 Euro Aufpreis.
Dreizylinder: Triumph Trident 660
Weder Twin noch Vierer verbaut Triumph in der Trident 660. Sondern ein Dreizylinder mit 660 Kubik, 81 PS und 64 Nm. Für die PS muss allerdings über 10.000/min. gedreht werden. Das maximale Drehmoment liegt bei 6.250 Touren bereits recht früh an und muss nur 189 Kilo bewegen, während man 805 Millimeter über der Straße sitzt. Fahrmodi und Traktionskontrolle sind an Bord. Und mit der Trident ab 8.145 Euro plus Nebenkosten bietet Triumph das optisch eigenständigste Krad unserer Auswahl und obendrein 4 Jahre Garantie.
Drillinge mit Twin: Kawasaki Z 650, Ninja 650 und Z 650 RS
Ebenfalls 4 Jahre Garantie gibt Kawasaki seinen gleich 3 in unseren Suchfilter passenden Motorrädern mit. Die Z 650, die Z 650 RS und die Ninja 650 werden alle vom bekannten 649er-Twin angetrieben, allerdings mit 2 PS weniger als 70. Der leistet 68 PS bei 8.000 Touren. Seit 2023 mit Traktionskontrolle. Die Stile der Kräder vollkommen unterschiedlich: die Z 650 im bekannten Sugomi-Style, passend dazu die Sportlerin Ninja. Retro-Look bietet die Z 650 RS und dazu mit 187 Kilo das niedrigste Gewicht, dafür mit 820 Millimeter die höchste Sitzhöhe. Die Z wiegt 188 Kilo, die Ninja 193, je 790 Millimeter Sitzhöhe. Mit 8.295 Euro ist die Ninja die teuerste, gefolgt von der RS für 8.245 Euro und der Z 650 für 7.695 Euro.
Made in China mit KTM-Motor: CFMoto 800 NK
Eines der wenigen Motorräder in der Sammlung von einem chinesischen Hersteller mit über 48 PS aber unter 9.000 Euro ist die CFMoto 800 NK. Der Motor stammt von der KTM 790 Duke. Er leistet 95 PS bei 9.500 Touren und muss hier nur 194 Kilo bewegen. Sitzhöhe 795 Millimeter. Preis ab 7.390 Euro plus 475 Euro Nebenkosten und inklusive 4 Jahre Garantie. Die Ausstattung mit Traktionskontrolle und Connectivity ist für den Preis üppig. Und wer noch 800 Euro drauflegt, bekommt die Modellversion Advanced mit dem großen TFT-Display und Connectivity.
Alte Marke: Benelli Leoncino 800 und 752 S
Ebenfalls aus einer europäisch-chinesischen Beziehung stammen die beiden in unsere Liste passenden Modelle von Benelli. Zum einen die Leoncino 800, zum anderen die 752 S. Technisch im Prinzip gleich, mit Reihentwin, 752 Kubik und 76 PS bei 8.500/min. Der Motor ist im Dauertest bei MOTORRAD in der Leoncino, zeigt sich tapfer und fahrbar. Die Leoncino ist mit 222 Kilo schwer, die 752 S mit 226 noch schwerer, die Sitzhöhen liegen mit 820 und 825 Millimeter ebenfalls recht hoch im Vergleich. Dafür liegen die Preise mit 8.049 und 7.349 Euro erfreulich niedrig. Beide sind nur mit 2 Jahren Garantie ausgestattet, dafür aber mit Bremssätteln von Brembo.
China-Kracher: QJMotor SRK 700
Von der Benelli-Konzernschwester steht noch die QJMotor SRK 700 zur Wahl. Reihentwin mit 73 PS bei 8.000 Touren. 196 Kilo fahrfertig sind an der Grenze zu schwer, die Sitzhöhe von 790 Millimeter dürfte den meisten passen. Preis mit 3 Jahren Garantie: 6.999 Euro.
Reiseenduro unter 7.000 Euro: QJ Motor SRT 700 und SRT 700 X
Für den gleichen Preis bietet QJMotor noch die einzige Reiseenduro im Segment an. Die SRT 700 mit dem gleichen Motor, serienmäßiger Griff- und Sitzheizung und sogar Kofferset ab Werk. Die Sitzhöhe beträgt niedrige 790 Millimeter, das Gewicht ausstattungsgemäß 235 Kilo. Preis: 6.999 Euro. Allerdings mit eher asphaltorientierten 17-Zoll-Rädern, also eher ein Crossover-Konzept.
Wer preisgünstig auch mal ins Gelände will, der kann für 7.699 Euro die SRT 700 X kaufen. Hochwertigeres Fahrwerk mit 19-Zoll-Vorderrad. Übrige Ausstattung wie die SRT 700, samt TFT-Display, bei der X allerdings 830 Millimeter Sitzhöhe.
Alte Revolution: Yamaha MT-07
Last but not least das Modell, das die Klasse "stark, leicht und preisgünstig" ab 2013 revolutionierte: Yamaha MT-07 in der günstigsten Version Pure. Herzstück weiterhin der Twin mit 689 Kubik und 73 PS bei 8.750/min. Dazu den prestigeträchtigen 180er-Reifen hinten, 184 Kilo fahrfertig und 805 Millimeter Sitzhöhe. Mit 7.874 Euro gerade noch günstig. Für 500 Euro mehr ohne Pure, dafür mit TFT, Connectivity und in bunt zu haben. In jedem Fall: 2 Jahre Garantie.
Die Wahl des Autors
Bleibt die Frage, welche ich nehmen würde: Selbst gefahren bin ich bis auf die 752 S von Benelli und die beiden QJs alle diese Moppeds. Und ich würde mit dieser Erfahrung die Suzuki GSX-8S wählen. 3 Gründe: Der neue Suzuki-Twin bietet viel Kraft und Schmalz, perfekt für die Landstraße. Das Fahrwerk ist zwar einfach aufgebaut, aber einwandfrei abgestimmt – gerade für etwas stabilere Grillsportler wie mich. Und sie bietet mir bei 1,88 Meter Körpergröße viel Platz ohne zu zwicken. Die Leoncino ist mir etwas zu laut und das Händlernetz noch zu dünn. Die CFMoto ist gemütlich, könnte aber im Hinblick auf die Software mehr Feinschliff vertragen. Die SV 650 ist mir zu schwach, die MT-07 nicht modern genug und die CB 650 R unter 8.000 Touren ein wenig müde. Triumphs Trident finde ich zwar geil, sie ist mir jedoch etwas zu klein. Über die Hornet kann ich berichten: schicker Motor, Fahrwerk etwas weich.