Das waren noch Zeiten, als Maschinen wie die Yamaha-XT-Modelle oder Honda-XL Bestseller auf dem Motorradmarkt waren. Mit den einfachen, robusten und preisgünstigen Alleskönnern konnte man zum Brötchen holen fahren oder mit großem Tank auf Fernreise gehen. Aber seit den achtziger Jahren kam in dieser Kategorie aus Japan nicht mehr viel Neues. Statt dessen sind die Spezialisten im Aufwind, etwa die echten Geländemaschinen von KTM oder Husqvarna. Die Qualitäten der anspruchslosen Allrounder sind bei vielen in Vergessenheit geraten. Kein Zufall, dass nicht nur Suzuki nach der DR 350 und der gewaltigen DR 800 jetzt auch sein unauffälliges, aber solides Modell DR 650 SE vom Markt genommen hat. Ebenso segnet Hondas Dominator das Zeitliche.
Die letzten neuen DR werden zur Zeit abverkauft. Seit Ende 1995 verkaufte Suzuki rund 4000 Stück. Die Gebrauchte, die MOTORRAD aufspürte, ist eine von vier Exemplaren, die die Firma Limbächer in Stuttgart-Echterdingen zur Zeit anbietet. Die Maschine, Baujahr 1998, hat 13700 Kilometer auf dem Zähler und soll für 6499 Mark den Besitzer wechseln. Kratzer und abgeschmirgelter Lack an Rahmen sowie Auspuff zeugen von gelegentlichen Geländeeinsätzen.
Trotz gut dreimonatiger Standzeit springt der Motor beim zweiten Versuch an. Sein Laufgeräusch: unauffällig leise, kein Kolbenklappern im kalten Zustand. Ohne typische Einzylinder-Vibrationen gibt das Triebwerk über den gesamten Drehzahlbereich - auf eine Anzeige verzichtet Suzuki im Gegensatz zum Schwestermodell Freewind - sanft und gleichmäßig Leistung ab. Die Sitzposition ist kommod, nur die schmale Sitzbank wirkt bei Temperaturen knapp über dem Gefrierpunkt hart, wie gefroren. Die Schaltwege sind etwas lang geraten, Gewöhnungssache. Das Fahrwerk gibt sich weich und komfortabel, bei kräftigerem Bremsen vorn taucht die Telegabel im Straßenbetrieb tief ein, kein Wunder bei immerhin 260 Millimeter Federweg.
Wer eine gebrauchte DR 650 SE in Augenschein nimmt, sollte zuerst darauf achten, ob der Motor noch ganz dicht ist. Lecks an den Dichtungen von Zylinderfuß oder Kopfdeckel sowie am Dichtring an der Getriebeausgangswelle (unter dem Deckel vor dem Ritzel) erfordern einen Werkstattaufenthalt, also Kosten, die den Wert mindern. Viele DR-Besitzer haben ihre Maschine mit von Suzuki angebotenen Hauptständer(186 Mark) für Kettenpflege und Ölkontrolle und einem Motorschutzplatte für Geländeeinsatz (190 Mark) ausgerüstet. Häufig gehören auch nach seitliche Schutzbügel (JF Motorsport, Telefon 06002/910377, 150 Mark) dazu.
Geländefreaks rüsten ihre DR auch mit dem kleineren 14-Zähne-Ritzel aus, um die Übersetzung des zu langen ersten Gangs auszugleichen. Das schont bei trialartiger Fortbewegung die Kupplung. Für Fernreisende beinahe ein Muss: der 16-Liter- Acerbis-Kunststofftank (Büse, zirka 480 Mark). Der fasst zwar nur drei Liter mehr als das Orginal, aber bei dem maßvollen Verbrauch von zirka 4,5 Litern auf 100 Kilometer bedeutet das einen rund 75 Kilometer größeren Aktionsradius.
Auch die Federelemente werden häufig umgerüstet: Das bei Offroad-Touren schnell schlaff werdende Federbein muss seinen Platz zugunsten straffer gedämpften Exemplaren von Öhlins, White Power oder Wilbers freigeben (ab zirka 800 Mark), vorn kommen progressivere Gabelfedern der gleichen Hersteller (zirka 180 Mark) zu Einsatz.
Der Motor glänzt im Gegensatz zum DR 650-Vorgängermodell dank einer Nickel-Silizium-Karbid-Beschichtung mit bemerkenswerter Laufruhe und ist bei entsprechender Pflege bis zur ersten großen Überarbeitung für 60000 Kilometer und mehr gut. Ein für Einzylinder ausgesprochen solider Wert.
Erfreulicherweise ist auch die Drosselung für Einsteiger auf 34 PS bei einer Gebrauchten kein finanzieller Hochseilakt. Ein anderer Gasschieber (65 Mark) im Vergaser plus zirka eine halbe Stunde Arbeitskosten fertig ist der legale Start. Und für Kurzbeinige hat Suzuki die Tieferlegung der original 88 Millimeter Sitzhöhe um volle vier Zentimeter schon ab Werk vorgesehen, das Federbein kann in der Umlenkung in zwei Positionen verschraubt werden.
Die Suzuki DR 650 SE bietet für Einsteiger und Fortgeschrittene gleichermaßen ein relativ breites Spektrum. Sie ist ein gelungener Kompromiss für Straßen- und Geländeeinsatz und somit gegenüber so mancher üppig daherkommenden Einzylinder-Reiseenduro das stimmigere Konzept.
Technische Daten - Suzuki DR 650 SE
Technische DatenMotorLuft-/ölgekühlter Einzylinder-Viertaktmotor, eine obenliegende, kettengetriebene Nockenwelle, vier über Kipphebel betätigte Ventile, eine Ausgleichswelle, Mikuni-Gleichdruckvergaser, 0 40 mm, kontaktlose Kondensator-Doppelzündung, keine Abgasreinigung, Hubraum 644 cm³, Nennleistung 32 kW (42 PS) bei 6400/min, Fünfganggetriebe, O-Ringkette,t, E-Starter.FahrwerkEinschleifenrahmen aus Stahlrohr, Telegabel, Standrohrdurchmesser 45 mm, Zweiarmschwinge aus Aluprofilen, Zentralfederbein mit Hebelsystem, verstellbare Federbasis und Druckstufendämpfung, Scheibenbremse vorn mit Doppelkolbensattel, 0 290 mm, Scheibenbremse hinten, 0 240 mm, Speichenräder, Federweg vorn/hinten 260/260 mm.Maße und GewichteSitzhöhe 870 mmTankinhalt/Reserve 13/3 LiterGewicht vollgetankt 166 kgZul. Gesamtgewicht 355 kgService-Intervalle alle 6000 kmTestwerteHöchstgeschwindigkeit solo/mit Sozius 156/144 km/hBeschleunigung 0-100 km/h solo/mit Sozius 5,8/8,0 sekVerbrauch 4,5 LiterKraftstoff Normal Ersatzteil-PreiseSturzteileKupplungsarmatur 105 MarkBremshebelarmatur 304 MarkLenker 132 MarkRückspiegel 77 MarkTachometer 344 MarkSchutzblech vorn 116 MarkVorderrad 775 MarkSchalldämpfer 794 MarkTank, lackiert 1002 MarkRahmen komplett 2113 MarkScheinwerferverkleidung 91MarkVerschleißteileKettenkit 304 MarkBremsbeläge vorn, ein Satz 60 MarkKupplungsreibscheiben 175 MarkBremsscheibe vorn 525 MarkLuftfilter 56 MarkÖlfilter 12 MarkBatterie 173 MarkGasschieber 66 MarkStärken und SchwächenStärkenLeiser, solider MotorUnkompliziertes, stabiles FahrwerkGeringes GewichtSchwächenZu weiche Federung (Gelände)Zu lange ÜbersetzungKleiner TankKein DrehzahlmesserTest in MOTORRAD1Test 24/1995Vergleichstest 3/1996Vergleichstest 13/1996Vergleichstest 1/2000Vergleichstest 11/200Reifenfreigaben Typ SP 46vorn hintenFußnoten:1Tests können beim Verlag bestellt werden, Telefon siehe Kasten auf Seite xxx.
Lesererfahrungen - Suzuki DR 650 SE
Meine DR 650 SE habe ich 1998 mit nur 1400 Kilometern gebraucht gekauft. Seitdem habe ich 15000 Kilometer zurückgelegt, sowohl auf der Straße als auch beim Enduro-Wandern in Kastilien. Die Maschine begeistert mich mit ihrer Handlichkeit und dem gut dosierbaren Motor. Nach einer Pyrenäentour mit Gepäck ließ ich Technoflex-Federelemente montieren. Empfehlenswert, auch wenn Federungsreserven und Bodenfreiheit nicht auf dem Niveau aktueller Hardenduros sind. Einziger Kritikpunkt: Pendeln ab 120 km/h mit grobstolligen Reifen und die für das Gelände zu lange Übersetzung.Heidi Buchholz, e-mail1996 erwarb ich als Neuling eine gebrauchte DR mit 7000 Kilometern. Auf 34 PS gedrosselt, lief sie rund 30000 Kilometer, bis sie zwei Jahre später einfach und billig entdrosselt wurde und heute gut 56000 Kilometer drauf hat Bei kalten Wetter löste sich am Anfang mehrfach der Simmerring der Ausgangswelle vom Getriebe, was zu starkem Ölverlust auf das Hinterrad führte. Abhilfe schafft ein selbst gefertigtes Sicherungsblech. Auch die Dichtung des Steuerkettenspanners wurde undicht. Beide Schäden traten an der Maschine eines Freundes ebenfalls auf. Die Befestigung der Kettenführungsrolle brach aus dem Rahmen und musste neu eingeschweißt werden. Bei 50 000 Kilometern mussten Hinterrad und Kettenradträger neu gelagert werden. Fazit: Wenn man mit nur einer Maschine reisen, täglich zur Arbeit und auch im Gelände fahren will, sind die Alternativen rar. Erhard Magori, KirchheimNach 5000 Kilometern waren die Ventildeckel undicht. Zu bemängeln ist das schwache Federbein und die Kettenführung. Trotz korrekter Kettenspannung musste ich alle 10000 Kilometer den Schleifschutz und die obere Rolle erneuern. Nachdem ich keine Rolle mehr montiert habe, ist das Problem gelöst, der Schwingenschutz hält schon über 30000 Kilometer. Für das 100000er-Jubiläum habe ich ihr ein Federbein von Öhlins versprochen.Markus Aicher, Notzing
Marktübersicht - Suzuki DR 650 SE
Obwohl Suzuki von der DR 650 SE seit 1995 fast 4000 Stück verkauft hat, wird das Modell 2001 nicht mehr angeboten. Neu wird sie noch vereinzelt bei den Händlern angeboten. Die Schwacke-Liste notiert: Baujahr 1995 (49300 Kilometer) 4150 Mark; 1996 (40900 Kilometer) 4650 Mark; 1997 (32500 Kilometer) 5250 Mark; 1998 (24100 Kilometer) 6000 Mark; 1999 (15700 Kilometer) 7300 Kilometer. Als Konkurrenz auch für gelegentlichen Geländebesuch kommt die Honda NX 650 Dominator in Frage, die ebenfalls 2001 aus dem Programm genommen wurde. Ferner die etwas hochbeinigere Yamaha TT 600 R, deren Triebwerk zwar stark in die Jahre gekommen, die Geländetauglichkeit aber dank intensiver Abstimmungsarbeiten des Herstellers noch akzeptabel ist. Etwas moderner: MZs Baghira mit dem XTZ 660-Fünfventiler aus dem Yamaha-Programm.
Angebote für die Suzuki DR 650 SE

Angebote für die Allround-Enduro Suzuki DR 650 SE gibt es auf der Gebraucht-Motorradbörse. Dort finden sich Suzuki DR650SE in gutem Zustand und zum niedrigen Preis: Gebrauchte Suzuki DR 650 SE in Deutschland