Der kleine, aber helle "BL 1000" hat dieses deutsche Unternehmen einst groß gemacht: 1989 gegründet, wurde die Kellermann GmbH in den 1990er-Jahren zum Synonym für Mini-Blinker. Doch im Jahr 2024 sah es bei den Aachener Spezialisten für Motorradbeleuchtung leider nicht so strahlend aus: Im Juni 2024 beantragte die Firma Kellermann beim Aachener Amtsgericht Insolvenz in Eigenverwaltung. Und im September 2024 stieg ein neuer Investor ein.
Kellermann – Insolvenz in Eigenverwaltung
"Insolvenz in Eigenverwaltung", das bedeutete für Kellermann, dass die Geschäftsführung im Amt und handlungsfähig blieb. Vom Gericht bekamen die beiden Kellermann-Geschäftsführer, Dr. Stefan Wöste und Ulrich Bos, einen Rechtsanwalt als vorläufigen Sachwalter zur Seite gestellt. Zusätzlich hatte die Firma einen weiteren Anwalt zum Restrukturierungsbevollmächtigten ernannt. Die Juristen sollten gemeinsam mit den Geschäftsführern den Betrieb wirtschaftlich wieder auf Kurs bringen. Eine mögliche Maßnahme wäre etwa eine außergerichtliche Einigung mit Gläubigern.
Der Betrieb lief zunächst ohne Einschränkungen weiter
Dazu hatte die Kellermann GmbH vorerst 3 Monate Zeit. Die Löhne und Gehälter der 32 Mitarbeiter in Aachen wurden so lange durch das Insolvenzgeld der Agentur für Arbeit bezahlt. Der Firmenbetrieb sollte "ohne Einschränkungen" weiterlaufen, Kunden würden "weiterhin wie bewährt bedient", hieß es seitens der Geschäftsführung. Auch die Homepage www.kellermann-online.com mitsamt ihrem Online-Shop war weiter ganz normal erreichbar und in Betrieb.
Neuer Investor ist alter Investor
Am 5. September 2024 verkündete Kellermann das abgeschlossene Sanieren und das Neuaufstellen der Geschäfte. Gleichzeitig wurde bekannt, dass die alte Kellermann GmbH aufgelöst ist und das Geschäft nun unter der neu gegründeten Kellermann Lighting GmbH & Co. KG läuft. Teil der KG ist die PMG Komplementär GmbH aus Frankfurt am Main. Und dieser Name ist nicht neu im Kontext Kellermann: Bereits im August 2017 veröffentlichte die damalige Kellermann GmbH das Einsteigen der Palladion Mittelstands Gruppe als Investor, deren derzeitige Geschäftsführer Christopher von Hugo und Alexander Grunert ebenfalls die Geschäftsführer der PMG Komplementär GmbH sind. Und die beste Nachricht ist: alle 32 Arbeitsplätze bleiben erhalten.
Umsatzeinbrüche durch Corona-Pandemie und Ukraine-Krieg
Zur Begründung, wie es zu der wirtschaftlichen Schieflage der in der Motorradbranche und -szene so bekannten Marke Kellermann kommen konnte, verwies eine Pressemitteilung der die Firma beratenden Düsseldorfer Kanzlei "AndresPartner" auf "nachlaufende Auswirkungen" der Corona-Pandemie. Während der sei es zu erheblichen Umsatzeinbrüchen im Unternehmen gekommen. Erschwert worden sei die Situation zusätzlich durch die gestiegene Inflation und erhöhte Energiekosten aufgrund des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine.
Kellermann unter Druck aus Asien
Aus der Zubehör-Branche ist aber auch zu hören, dass die hochwertigen und entsprechend teuren Kellermann-Produkte immer stärker durch andere Hersteller, hauptsächlich aus Asien, unter Druck geraten seien. Eine Situation, mit der der Aachener Blinker-Hersteller schon länger zu kämpfen hat. Bereits 2013 hatte der Firmengründer und damalige Geschäftsführer Guido Kellermann mit einer spektakulären Aktion Aufmerksamkeit erregt: Er hatte knapp 2.000 "Pseudo-Kellermänner", also Blinker-Plagiate, von einem US-amerikanischen M48 Kampfpanzer (45 Tonnen, 820 PS) demonstrativ überrollen und zermalmen lassen.