KTM 790 Duke: Worauf muss ich beim Gebrauchtkauf achten?

KTM 790 Duke im Gebraucht-Check
Auf welche Probleme gilt es beim Kauf zu achten?

Zuletzt aktualisiert am 05.09.2024

Die KTM 790 Duke versucht erst gar nicht, es jedem recht zu machen. 2018 war die Mittelklasse-Duke, mit 105 PS, 187 Kilo und einem Einstandspreis von unter 10.000 Euro der Lückenfüller zwischen 690 und 1290 Duke. Wer den satt brabbelnden, nach Drehzahl gierenden und bei Unterforderung gerne konstantfahrruckelnden Twin per Knopfdruck zum Leben erweckt, merkt mit jeder Kurbelwellenumdrehung, worauf er sich eingelassen hat. Nicht zufällig tönt der kompakt bauende Antrieb dank 75 Grad Hubzapfenversatz wie die großen V2 von KTM, auch bei der Sitzposition spürt man noch etwas Supermoto-DNA.

Was kann die KTM 790 Duke und was nicht?

Die andere Seite der Medaille: Alltag, ausgiebige Reisen und die gemütliche Gangart sind nicht das Ding der KTM 790 Duke. Dafür begeistert sie mit spielerischer Handlichkeit und hoher Lenkpräzision, auch wenn das einfach gehaltene, straff abgestimmte Fahrwerk trotz vergleichsweise langer Federwege (140 Millimeter vorn, 150 hinten) wenig Komfort bietet und wie die Maxxis-Erstbereifung nicht jeden überzeugt.

Viele Einstellmöglichkeiten gibt‘s dafür bei der Elektronik der KTM 790 Duke: 4 Fahrmodi, Schleppmomentregelung, Traktionskontrolle, Schaltblitz, Reifendrucksensor und Schräglagen-ABS inklusive Supermoto-Modus. Letzteres harmoniert hervorragend mit der bissfesten und standfesten Bremsanlage. Auch die sorgfältige Verarbeitung und viele Details (austauschbare Tankverkleidung, geschützt platzierte Sensoren, sauber verlegte Kabel) überzeugen. Am schnittigen Design scheiden sich die Geister.

6.500 – 9.000 Euro für gebrauchte KTM 790 Duke

Die Beliebtheit der KTM 790 Duke spiegelt sich auf dem Gebrauchtmarkt wider. Sie kam auf mehr als 2.000 jährliche Neuzulassungen – damit war sie 2018 und 2019 in Deutschland eines der meistverkauften Motorräder und gleichzeitig die erfolgreichste KTM. Knapp 6.500 Euro wurden 2022 noch für frühe Baujahre verlangt. Und selbst bei diesen Bikes liegt die Laufleistung nur zwischen 10.000 und selten über 30.000 Kilometern. Mehr Geld muss man eigentlich nicht hinblättern. Selbst Händler bieten frisch gewartete KTM 790 Dukes zu diesen Preisen. Für wie frisch aus dem Showroom wirkende KTM 790 Dukes aus erster Hand oder Fahrzeuge mit viel Zubehör erscheinen aber auch Preise bis rund 9.000 Euro legitim, zumal diese Bikes in der Regel erst vierstellige Kilometerstände aufweisen und oft mit frischen Reifen angeboten werden.

Auf welche Kinderkrankheiten sollte ich achten?

Ganz reibungslos absolvierte die KTM 790 Duke den MOTORRAD-Dauertest nicht, von ihren Problemen (z. B. Kühlwasserverlust und Tausch von Thermostat und Schläuchen) zeugten auch die Erfahrungen der Leser. Die gute Nachricht: Diese und andere Kinderkrankheiten (defekte Schaltereinheiten, undichte Simmerringe) dürften bei allen scheckheftgepflegten 790er-KTMs im Rahmen der Gewährleistung behoben worden sein.

Motor und Getriebe

Grundsätzlich gilt die KTM 790 Duke bei Motor und Getriebe als ausgereift. Die kleine Inspektion (alle 15.000 Kilometer oder jährlich) mit Luftfilter- und Ölwechsel kostet je nach Region zwischen 250 und 450 Euro, der 30.000er-Service ist etwa doppelt so teuer. Mittlerweile häufen sich allerdings Berichte über eingelaufene Nockenwellen, was sowohl frühe als auch spätere Baujahre betreffen kann und teils schon nach 15.000 Kilometern aufgetreten sein soll. Gleichzeitig gibt es 790er, die auch in dieser Hinsicht seit rund 50.000 Kilometern unauffällig sind. Absolute Zahlen liegen, wie meistens in solchen Fällen, nicht vor, weshalb das Ausmaß jenseits von Forendiskussionen und den Kreisen (zurecht) verärgerter Besitzer bislang nicht abschätzbar ist. Zumindest sollte vor dem Kauf geklärt werden, ob die Nockenwellen gegebenenfalls schon (teils über Gewährleistung) ausgetauscht wurden oder bei der letzten Inspektion unauffällig waren.

Beliebtes Zubehör: Spiegel, Sturzpads, Kennzeichenhalter und Hebel sind genretypisch beliebt und kommen oft aus dem hauseigenen "PowerParts"-Sortiment. Hin und wieder dabei und durchaus wertsteigernd: Nachrüst-Federbeine (z. B. Öhlins, ca. 1.200 Euro) und leichtere Endtöpfe wie von Akrapovič (ab rund 800 Euro).

Modellpflege, Farben, Neupreise KTM 790 Duke

  • 2018: Marktstart der KTM 790 Duke. Neben der gezeigten Variante in Orange ist die 790 Duke auch in Schwarz erhältlich (siehe Fahrfoto). Zusätzlich 790 Duke L mit 48 bzw. offen 95 PS Leistung für A2-Führerscheininhaber. Preis: 9.790 Euro.
  • 2020: Einführung der sportlicher ausgestatteten 890 Duke R. Die 1.600 Euro günstigere KTM 790 Duke bleibt für 10.395 Euro im Programm. Kleine Farbänderungen.
  • 2021: Vorerst letztes Baujahr; Preis: 10.133 Euro.
  • 2022: Die schon als abgelöst geglaubte KTM 790 Duke wird für den Sommer mit einem Euro-5-tauglichen Motor, LED-Leuchten und überarbeiteter Elektronik angekündigt. In Europa will KTM nur eine 95-PS-Version anbieten, die sich zur A2-Drosselung eignet. Zuvor serienmäßige Ausstattung (z. B. Quickshifter, Track-Modus) wurdeoptional, der Grundpreis (8.999 Euro) dafür niedriger. Im Juli 2024 lag der Preis bei 9.199 Euro.

Technische Daten KTM 790 Duke (2018)

  • wassergekühlter Zweizylinder-Viertakt-Reihenmotor, 799 cm³
  • 77 kW (105 PS) bei 9.000/min, 86 Nm bei 8.000/min
  • Brückenrahmen aus Stahl, Upside-down-Gabel, Zentralfederbein, Federwege vorn/hinten 140/150 mm, Radstand 1475 mm
  • Sitzhöhe: 820 mm
  • Reifen vorn 120/70 ZR 17, hinten 180/55 ZR 17
  • Scheibenbremsen vorn/hinten (300 mm/240 mm)
  • Gewicht vollgetankt: 187 kg
  • Tankinhalt: 14 l
  • Vmax: 235 km/h
  • 0–100 km/h in 3,3 sek
  • Verbrauch (Landstraße): 4,0 l/100 km