KTM-Zukunft: Bajaj übernimmt KTM – aber ohne Pierer

KTM – Bajaj investiert weitere Millionen
Inder übernehmen KTM – aber ohne Pierer

Zuletzt aktualisiert am 23.05.2025
KTM und Bajaj
Foto: KTM/Bajaj

Bis wenige Tage vor Ende der Frist (23. Mai 2025) war unklar, ob KTM seine Schulden aus der Insolvenz begleichen kann. Es drohte die Zerschlagung des Konzerns und damit das Ende der Marke. Die Gefahr ist gebannt, sagt KTM. Doch wie es weitergeht, bleibt spannend.

Rund 600 Millionen Euro für KTM – bis 23. Mai 2025

Nach der am 25. Februar 2025 erfolgten Zustimmung der KTM-Gläubiger zum Sanierungsplan, war der 23. Mai 2025 das nächste Schicksals-Datum für KTM. Denn bis dahin muss die seit Ende November 2024 insolvente Motorradmarke die im Sanierungsplan zugesagten 30 Prozent ihrer Schulden an Banken, Belegschaft und Zulieferbetriebe bezahlen. Konkret geht es um einen Betrag von rund 600 Millionen Euro, die KTM bis dahin auf ein Sperrkonto, das treuhänderisch von Insolvenzverwalter Peter Vogl geführt wird, eingezahlt haben muss. Doch bis vor wenigen Tagen war zumindest in der Öffentlichkeit völlig unklar, woher das Geld kommen soll.

Investor ist KTM-Partner Bajaj aus Indien

Dann berichtete ein indisches Finanzportal, dass der indische KTM-Partner und Miteigentümer Bajaj sich einen Kredit in Höhe von umgerechnet 566 Millionen Euro gesichert habe, und nun scheint eines zum anderen zu führen: KTM hat 3 Tage vor dem fälligen Zahlungsziel nun offiziell bestätigt, "Finanzierungszusagen" zur Erfüllung der Sanierungspläne der KTM AG, von KTM Components sowie der KTM Forschung und Entwicklung – die Insolvenz betrifft alle 3 Firmenbereiche – erhalten zu haben. Das heißt konkret: KTM kann fristgerecht bezahlen.

Übernimmt Bajaj KTM komplett?

Am 22. Mai 2025 folgte die Bestätigung: Investor ist Bajaj (Bajaj Auto International Holdings B.V.). Beim großen indischen Auto- und Motorradhersteller Bajaj laufen seit vielen Jahren die KTM-Modelle bis 400 Kubik vom Band. Künftig dürften die indischen Partner weitaus größeren Einfluss auf die Entscheidungen und Prozesse in Mattighofen haben. Ob KTM mittel- bis langfristig ein österreichisches Unternehmen bleibt, ist unklar. Stattdessen könnte die Marke unter indischer Führung künftig noch größere Teile ihrer Produktion aus Europa abziehen und nach Indien oder Fernost verlagern.

Call-Optionsvereinbarung bis Ende Mai 2026

Denn: Bajaj hat mit der Pierer-Gruppe eine sogenannte Call-Optionsvereinbarung abgeschlossen, die es ermöglicht, bei der Pierer Mobility AG mitsamt KTM die Anteile und die Kontrolle zu übernehmen – bis Ende Mai 2026.

Bleibt KTM in Mattighofen, Österreich?

Dem gegenüber steht CEO Neumeister, der zu diesem Thema sagt: "Die bestehenden Standorte – insbesondere unser Stammwerk Mattighofen/Munderfing – bleiben die Basis für unseren zukünftigen Erfolg. Damit sind wir weiterhin ein wichtiger Arbeitgeber für die gesamte Region. Wir bei KTM empfinden angesichts dieser neuen, zweiten Chance tiefe Dankbarkeit und Demut gegenüber allen, die sie innerhalb und außerhalb unserer Unternehmensgruppe mit ermöglicht haben."

Übrigens: Bajaj, 1945 in Indien gegründet, hielt schon bisher Anteile an KTM (unter 50 %, indirekt über Pierer Mobility) und ist einer der größten indischen Kraftfahrzeughersteller (Motorräder, Roller und 3-Rad-Fahrzeuge/Rikschas, jeweils mehrere Millionen jährlich).

Neuer KTM-Chef Neumeister zeigt sich optimistisch

Zunächst gab es lediglich eine eher pauschale Erklärung des Pierer-Nachfolgers und neuen KTM-Chefs Gottfried Neumeister zu dem ganzen Vorgang: "Die gesicherte Finanzierung ist ein starkes Signal für das Vertrauen in die Zukunftsfähigkeit des Unternehmens und unsere Marken. Vor allem aber ist sie ein bedeutender Meilenstein für die Stabilisierung und den strategischen Neustart der KTM AG – insbesondere für unsere Mitarbeiter, Kunden, Händler, Partner, Lieferanten und die gesamte KTM-Community", so der aktuelle CEO der KTM AG am 20. Mai 2025.

Am 22. Mai 2025 schob KTM-Chef Gottfried Neumeister eine weitere, aktuelle Stellungnahme nach: "Heute haben wir die Chance bekommen, die Geschichte von KTM fortzuschreiben. Gemeinsam mit unserem langjährigen Partner Bajaj konnten wir eine Strategie ausarbeiten, mit der zusätzlich zu den bereits zur Verfügung gestellten 200 Millionen Euro nochmals 600 Millionen Euro für unseren Neustart aufgebracht werden können."

Außerdem erwähnte der neue KTM-Chef seinen Vorgänger: "An dieser Stelle möchte ich auch Stefan Pierer im Namen aller Wegbegleiter meinen Dank aussprechen. Er hat den Grundstein für eine der bekanntesten Motorradmarken der Welt gelegt, die über eine einzigartige Community verfügt."

Stefan Pierer ganz raus – auch bei Pierer Mobility

Denn: Bis Juni 2025 zieht Stefan Pierer sich auch aus der Geschäftsführung der nach ihm benannten Pierer Mobility AG zurück. Vom Aufsichtsrat zu seiner Nachfolgerin ernannt ist Verena Schneglberger-Grossmann.