Worauf ist bei Luftfilter und Airbox zu achten?

Schraubertipp - Alles zur Airbox
Worauf ist bei Luftfilter und Airbox zu achten?

Veröffentlicht am 19.04.2023

Im Motorradbau gab und gibt es viele verschiedene Konstruktionen im Bereich Luftzufuhr und Filter. Offene Ansaugtrichter und einfache Metallsiebe findet man bei klassischen Old- und Youngtimern, auch in der Café-Racer-Szene werden sie gelegentlich als gestalterisches und akustisches Element eingesetzt. Technisch gesehen sind sie bedenklich. Der Verzicht auf ein Filterelement führt zu extremer Lautstärke und ist schädlich für den Motor. Ein moderner Hochleistungsverbrennungsmotor verbraucht bei Volllast bis zu 100 Liter Luft pro Sekunde (sic!). Ein vernünftiger Filter ist aus diesem Grund unverzichtbar, da sonst Fremdkörper in den Brennraum gelangen und zu erhöhtem Verschleiß führen.

Airbox =Luftfiltergehäuse

Wichtig ist neben diesem auch die Airbox, also das Luftfiltergehäuse. Beide zusammen sind vom Hersteller durch genaue Feinabstimmung so konstruiert worden, dass nicht nur die immer schärfer werdenden gesetzlichen Geräusch- und Abgasbestimmungen eingehalten werden können, sondern auch der beste Kompromiss in Bezug auf Gasannahme und Leistungsentfaltung entsteht.

Staudruckaufladung

Um die Leistung von Sportmotorrädern zu steigern, bedient man sich gelegentlich aerodynamischer Effekte wie der Staudruckaufladung. Bei diesen Maschinen sitzt der Lufteinlass im vordersten Teil der Verkleidung. Hier ist der Luftdruck am höchsten, und man kann den Fahrtwind bei hohem Tempo nutzen, um möglichst viel Luft in den Motor zu befördern.

Verschmutzter Luftfilter, unwillige Gasannahme

Grundsätzlich führen jegliche Änderungen an diesem komplexen System ohne separate Neuabstimmung des Triebwerks zu einer Verschlechterung der Motorcharakteristik. Aber auch ein im Laufe der Zeit zunehmend verschmutzter Luftfilter hat eine Störung des Systems zur Folge: Weniger Ansaugluft bedeutet ein zu fettes Gemisch, woraus eine schlechtere Verbrennung und eine verminderte Motorleistung resultieren. Bemerkt man als Fahrer eine unwillige Gasannahme und einen steigenden Benzinverbrauch, wird es höchste Zeit für einen Filterwechsel. Da diese Veränderung aber schleichend, d. h. sehr langsam erfolgt, ist eine regelmäßige Kontrolle (mindestens einmal jährlich) ratsam.

Trockenluftfilter oder Nassluftfilter

Der Luftfilterwechsel gehört zu den einfachsten Wartungsarbeiten überhaupt und ist auch für Laien in der Regel problemlos durchführbar. Befindet sich der Luftfilterkasten hinter dem Seitendeckel, ist der Zugang zum Filter einfach. Schwieriger wird es, wenn sich die Airbox unter dem Tank verbirgt. Je nach Bauart ist der Aufwand für die Demontage durchaus erheblich, und es empfiehlt sich, den Tank vorher zum größten Teil zu entleeren (z. B. mithilfe eines Saughebers). Wenn der Tank erst mal runter ist, kann man nach Entfernen des Deckels der Airbox den Filter entnehmen. Freiliegende Ansaugkanäle sollten dabei mit einem Lappen abgedeckt werden, damit nichts hineinfallen kann.

Schraubertipp Airbox
Ralf Petersen

Im Motorradbau verwendet man üblicherweise Trockenluftfilter (meist bei Straßenmaschinen) oder Nassluftfilter (überwiegend bei Geländemaschinen und Enduros). Ein Trockenluftfilter besteht aus Papier, das meist fächerartig auf einen Träger geklebt wurde. Er hält je nach Umgebungsbedingungen zwischen 10.000 und 20.000 Kilometer, unter Extrembedingungen (z. B. staubige Piste) erreicht er aber nur einen Bruchteil dieser Distanzen. Ist der Filter einmal verschmutzt, muss er gewechselt werden. Nur als Notlösung kann er ausgeklopft und das Papier mit Pressluft von innen nach außen ausgeblasen werden. Da die feinen Poren aber weiterhin verstopft bleiben, ist ein Wechsel unvermeidlich. Falls das Papier zwar noch sauber, aber verölt ist, muss es ebenfalls getauscht werden.

Passgenauer Luftfilter und perfekte Abdichtung

Während die Preise für Originalteile durchaus hoch sein können, findet man im Zubehör oft preiswerten Ersatz. So kostet der Filter für eine Sevenfifty als Original-Ersatzteil bei Honda fast 50 Euro, in der Version von Hiflo bei Polo aber weniger als die Hälfte. Man muss unbedingt darauf achten, dass der neue Filter passgenau ist. Vor der Montage prüft man deshalb, ob Passform und Dichtungen wirklich dem Original entsprechen und keine Nebenluft am Filter vorbeiströmen kann (eventuell vorhandene Einbaurichtung beachten). Streicht man zusätzlich die Dichtkante des Filters dünn mit Fett ein, sorgt man für eine perfekte Abdichtung. Alte Luftfilter enthalten Ölrückstände und werden nicht in der Mülltonne entsorgt, sondern als Sondermüll am Recycling-Hof abgegeben.

Luftfilter und Airbox regelmäßig verölt?

Falls Luftfilter und Airbox regelmäßig verölt sind, liegt das meist an Öldämpfen, die bei einem heißen Motor entstehen und über die Kurbelgehäuse-Entlüftung aus Umweltschutzgründen in den Luftfilterkasten geleitet werden. Dieser Ölnebel wird schließlich vom Motor wieder angesaugt und mit verbrannt. Eigentlich sorgt ein Ölabscheider dafür, dass der Luftfilter nicht verölen kann. Passiert das doch, liegt es oft an einem zu hohen Ölstand, in seltenen Fällen auch an verschlissenen Kolbenringen.

Nassluftfilter reinigen, nicht auswechseln

Nassluftfilter bestehen aus auswaschbaren Schaumstoffeinsätzen, sie müssen nicht getauscht werden, sind dafür aber wesentlich pflegeintensiver. Um sie zu reinigen, zieht man den Filter in der Regel von seiner Halterung ab. Anschließend wird er mit speziellen Reinigungsmitteln (alternativ Petroleum, Kaltreiniger, notfalls auch mit Spülmittel), die das Material nicht angreifen, gründlich ausgewaschen, vorsichtig ausgewrungen (am besten in ein Tuch eingewickelt) und gut getrocknet. Reinigungs- und Lösungsmittel greifen die menschliche Haut an, weshalb man dabei Schutzhandschuhe tragen sollte. Das mit Ölresten verschmutzte Abwasser nicht in den Abfluss gießen, sondern fachgerecht entsorgen. Den sauberen Filter anschließend mit einem speziellen Luftfilteröl gut einsprühen. Dieses hat den Vorteil, dass es meist eingefärbt ist und man seine gleichmäßige Verteilung gut erkennen kann. Motoröl sollte man dafür nicht verwenden, da es zu dünnflüssig ist (zur Not kann man zähflüssiges Getriebeöl benutzen). Den Filter also gut durchtränken und das überschüssige Öl auswringen. Die Oberfläche des Filters sollte glänzend klebrig sein, aber nicht tropfen. Zu viel Öl reduziert nämlich den Luftdurchlass. Allerdings kann der Nassluftfilter seine Arbeit nur so lange korrekt verrichten, wie das aufgetragene Öl Schmutzpartikel bindet. Ist er zu trocken, wird die Filterleistung vermindert. Beim Einbau neben der korrekten Einbaurichtung darauf achten, dass die Dichtung des Filters überall gut anliegt. Falls das Schaumstoffelement beschädigt oder ausgeleiert ist, muss es ersetzt werden. Auch hier gibt es im Zubehör preiswerten Ersatz.

Hilfsluftfilter nicht vergessen, wenn vorhanden

Manche Motorräder haben ein separates Leerlaufsystem mit zusätzlichen Leerlaufluftkanälen und Schläuchen, das bei niedrigen Drehzahlen die Gemischbildung übernimmt. Dann gibt es (z. B. bei diversen Honda-V2-Motoren) neben dem Haupt- auch noch einen Hilfsluftfilter (und zwar meist als Nassluftfilter), den man im Zuge der Wartung nicht vergessen sollte. Bei einer Honda NTV befindet er sich versteckt unter der Airbox, die daher zur Wartung ebenso demontiert werden muss.

Dauerluftfilter als Alternative

Als Alternative zu den serienmäßigen Luftfiltern bieten sich auch Dauerluftfilter an. Am bekanntesten sind die Filter der britischen Firma K&N, die mit einer fast unbegrenzten Haltbarkeitsgarantie punkten. Es handelt sich dabei um eine Konstruktion aus einem Drahtgeflecht, kombiniert mit einem Baumwollgewebe. Die Intervalle für die Reinigung dieser Filter sind sehr lang und liegen bei normalem Straßenbetrieb bei ca. 40.000 km. Zur Reinigung benutzt man nach dem Entfernen von grobem Schmutz durch Ausblasen eine spezielle Reinigungsflüssigkeit. Im Anschluss an das Trocknen wird der Filter ähnlich wie bei Schaumstofffiltern mit Luftfilteröl eingesprüht. Der Kauf eines solchen Dauerluftfilters ist vor allem dann interessant, wenn der Original-Luftfilter relativ teuer ist. Bei der NTV 650 kostete er zwar das Doppelte des Papierluftfilters, aber nach fast 200.000 Kilometern (sic!) ist er in tadellosem Zustand.

Vergaserabstimmung für Dauerluftfilter anpassen

Da ein solcher Filter ähnlich wie Renn- und Sportluftfilter, die meist ohne Airbox direkt am Vergaser montiert werden, den Luftdurchsatz erhöht, muss die Vergaserabstimmung überprüft und eventuell angepasst werden. Statt der erhofften höheren Leistungsausbeute drohen sonst Einbußen in der Spitzenleistung und Einbrüche im mittleren Drehzahlbereich (besonders beim Drehmoment). Auch die Verbrennungstemperaturen können mitunter stark ansteigen und das Triebwerk belasten. Vor allem bei eher mager bedüsten Vergaser-Maschinen kann es infolge von Überhitzung sogar zu kapitalen Motorschäden kommen. Motorrädern mit modernen Einspritzanlagen gelingt es dagegen häufig, dank der automatischen Erfassung verschiedener Parameter die Gemischzusammensetzung und somit die Leistungsentwicklung konstant zu halten. Sinnvollerweise informiert man sich vor dem Kauf ausführlich dazu im Internet-Forum der jeweiligen Maschine.

Schraubertipp Airbox
Ralf Petersen

Airbox und Schläuche kontrollieren

Im Zuge der Wartung werden nicht nur der Luftfilter selbst, sondern auch die komplette Airbox und sämtliche Schläuche kontrolliert. Im Innern des Luftfiltergehäuses, das man mit einem leicht ölgetränkten Lappen reinigt, sollten sich weder Staub noch Wasser oder Öl befinden. Die Airbox darf keine Risse aufweisen (kann man spachteln oder verkleben), und eventuell verbaute Dichtungen müssen korrekt sitzen und in gutem Zustand sein. Ebenso wichtig ist die gründliche Kontrolle der oft zahlreichen Schläuche und Ansaugstutzen, die weder beschädigt noch porös sein dürfen. Außerdem überprüft man jede einzelne Schlauchschelle (besonders die zum Vergaser) auf festen Sitz und zieht die Schrauben gegebenenfalls nach. Achtung: Nicht zu fest anziehen, sonst können sich Risse bilden, und der Motor zieht Nebenluft. Das führt zu einer Abmagerung des Gemischs und Motorproblemen.

Demontage der Airbox

Bei größeren Wartungsarbeiten im Bereich des Motors (z. B. Ventilspielprüfung, Ausbau der Vergaser-Batterie etc.) ist eine Demontage der kompletten Airbox häufig erforderlich. Beim Zusammenbau sollte man sehr sorgfältig darauf achten, dass die Ansaugstutzen an allen Saugrohren richtig aufgesetzt und nicht verrutscht oder eingeklemmt sind.

Das wird für die Wartung benötigt

  • Werkzeug zur Demontage des Filters
  • Ersatzfilter oder Luftfilterreiniger
  • ggf. Luftfilteröl
  • Zur Tankentleerung ggf. einen Saugheber Handschuhe