Suzuki Gladius in der Gebrauchtberatung
Eigenwilliges Design trifft herrlichen Motor

Billiger gemacht, schlechter ausgestattet, schwerer, aber nicht stärker - wer die Suzuki Gladius nur auf dem Papier mit ihrer Vorgängerin SV 650 vergleicht, wird enttäuscht sein. Und tut ihr Unrecht.

Eigenwilliges Design trifft herrlichen Motor
Foto: Hersteller

Statt Edelstahlauspuff und LED-Rücklicht nur lackierter Stahl und konventionelle Lichttechnik; zwei Kilo mehr auf den Rippen, dafür aber ein 2,5 Liter kleinerer Tank; (zumindest anfangs) kein ABS mehr an Bord, dafür aber simplere Federelemente und jede Menge Plastikbehang, der dem unbedarften Betrachter ein Alufahrwerk vorgaukeln soll - die Suzuki Gladius wurde bei ihrer Premiere im Herbst 2008 nicht gerade mit Vorschusslorbeeren überhäuft. Besonders dann nicht, wenn man sie als Nachfolgerin der SV 650 betrachtete.

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Die hatte sich seit 1999 allein in Deutschland mehr als 28.000-mal verkauft, war mit ihrem Kanten-Design aber zumindest formal etwas in die Jahre gekommen. Doch die Zielgruppen für die alte SV und die neue Suzuki Gladius waren völlig unterschiedlich. Während die SV 650 ein sehr erwachsenes Motorrad für durchaus erfahrene und eher konservative Motorradfahrer mit leicht sportlichen Ambitionen war, schielte Suzuki mit der rundgelutschten Gladius auf ein deutlich jüngeres und gern auch weibliches Publikum.

Motor der Suzuki Gladius einfach herrlich

Und für diese Klientel machten die Japaner den ohnehin schon famosen SV-Motor durch umfangreiche Modifikationen noch spürbar umgänglicher. Die Spitzenleistung und auch das maximale Drehmoment blieben bei der Suzuki Gladius zwar unverändert, lagen nun aber deutlich früher und noch besser nutzbar an.

Unausgegorene Ergonomie, überfordertes Federbein - das alles ist vergessen, wenn man dem V-Twin auf der Landstraße die Sporen geben kann. Um es kurz zu machen: Das Gladius-Ambiente ist bestenfalls Mittelklasse, aber der herrliche Motor der Suzuki Gladius ist wohl immer noch der beste Antrieb, den man in dieser Klasse kaufen kann.

Hintergrundinfos

Tests in MOTORRAD:

4/2009 (FB), 7/2009 (TT), 10/2009 (VT), 19/2009 (FB), 4/2010 (LT), 4/2011 (LT), 26/2011 (Zubehör-Bestseller), 4/2012 (VT)
FB = Fahrbericht, TT = Top-Test, VT = Vergleichstest,
LT = Langstreckentest; Nachbestellungen unter Telefon 0711/182-1229

Fansites: http://gladius-forum.de; www.svrider.com

Modellpflege

2008: Im Herbst Vorstellung auf der Intermot, Zulassungen in D: 1.

2009: Markteinführung, zunächst noch ohne ABS (Modell SFV650K9). Farben: Schwarz, Weiß/Rot, Weiß/Blau, Schwarz/Grün; 5890 Euro. Im Herbst folgt das ABS-Modell (SFV650AK9) für 6590 Euro, Farben unverändert. Anlassermotor, Lenkschlossaufnahme im Rahmen und Instrumente (Anordnung der Kontrolllampen) geringfügig geändert. Zulassungen in D: 1238.

2010: Modell SFV650AL0; keine technischen Änderungen. Farben: Schwarz, Grau/Silber, Schwarz/Rot, Blau/Weiß; 6990 Euro. Zulassungen in D: 1426.

2011: Modell SFV650AL1; technische Änderungen: Kupplungsdeckel-Dichtung, Verbindungsschlauch des Kühlflüssigkeits-Ausgleichsbehälters, Tacho, Sitzbank und Reserve-Zündschlüssel geringfügig modifiziert. Farben: Schwarz, Blau/Weiß, Silber/Schwarz; 7190 Euro. Zulassungen in D: 1256.

2012: Modell SFV650AL2; technische Änderungen: neue Rückspiegel. Farben: Schwarz, Blau/Weiß, Weiß/Schwarz; 7290 Euro. Zulassungen in D: 1084.

2013: Modell SFV650AL3; technische Änderungen: leistungsreduzierte Variante mit 35 kW. Farben: Schwarz, Weiß/Blau, Grau/Schwarz; 7290 Euro.

Rückruf: Bei den Baujahren 2009 und 2010 für die Regler-/Gleichrichtereinheit.

*Stand Januar 2013

Marktsituation

Es herrscht kein Gladius-Mangel, das Angebot ist üppig, und sie taucht erstaunlich oft bei Händlern auf. Fast alle Maschinen haben erst sehr wenige Kilometer auf der Uhr und sind gut gepflegt. Eine Suzuki Gladius mit über 15.000 Kilometern ist schon die ganz große Ausnahme, über 20.000 Kilometer Laufleistung sind extrem selten - die unausgereifte Ergonomie und die unbequeme Bank fordern Tribut. Meist stehen deutlich unter 10.000 Kilometer auf dem Tacho. Ersthand-Schätzchen mit unter 5000 Kilometern sind ebenfalls gar nicht so selten.

Modelle der ABS-losen Erstauflage sind potenzielle Standuhren und lassen sich praktisch nur über den Preis verkaufen. Mit sehr viel Glück ist man dann bereits für rund 4000 Euro dabei. Der Unterschied mit oder ohne ABS macht in der Gebrauchtkauf-Praxis bis zu 800 Euro aus, mehr als beim ehemaligen Neupreis. Während in der übrigen Motorradwelt immer noch Schwarz das Maß der Farb-Dinge ist, bevorzugt die (weibliche) Gladius-Kundschaft besonders die Kombination Weiß/Rot und ist bereit, dafür etwas mehr zu zahlen. Wer eine Suzuki Gladius beim Händler kauft, bekommt um 5300 Euro herum beste Ware.

Verfügbarkeit am Markt: sehr hoch

Besichtigung

Die gute Nachricht zuerst: Die Suzuki Gladius hat einfach keine typischen Macken. Noch nicht einmal untypische, höchstens nervt ein frühzeitig verschlissenes Lenkkopflager. Ihre mechanische Zuverlässigkeit ist hervorragend. Nun zur schlechten Nachricht: Die Gladius ist, so der Tenor aus den (Vertrags-)Werkstätten, ein typisches Frauenmotorrad. Und das bedingt nun mal - fünf Euro in die Machosprüche-Kasse hin oder her - typische Schäden.

Als da wären: Umfaller und leichte Ausrutscher. Die lassen sich aber durch die diversen Kunststoffblenden recht gut kaschieren, also Obacht bei der Besichtigung. Manche Frauen neigen auch dazu, ein ganz besonders inniges Verhältnis zur Kupplung aufzubauen - vorzeitiger Verschleiß ist gar nicht so selten. Das Frauen-Thema hat aber auch etwas sehr Gutes: Die Suzuki Gladius wird nur selten durch Umbauten verschlimmbessert. Männlein und Weiblein neigen jedoch gleichermaßen dazu, den billigen Originalauspuff durch ein Zubehörteil zu ersetzen - bei diesem auf Zulassung achten.

Technische Daten Suzuki Gladius

Suzuki
Suzuki Gladius (Modell 2012).

Suzuki Gladius

Motor
Wassergekühlter Zweizylinder-Viertakt-90-Grad-V-Motor, je zwei obenliegende, kettengetriebene Nockenwellen, vier Ventile pro Zylinder, Nasssumpfschmierung, Einspritzung, geregelter Katalysator, mechanisch betätigte Mehrscheiben-Ölbadkupplung, Sechsganggetriebe, O-Ring-Kette.
Bohrung x Hub 81,0 x 62,6 mm
Hubraum 645 cm³
Nennleistung 53 kW (72 PS) bei 8400/min
Max. Drehmoment 64 Nm bei 6400/min

Fahrwerk
Gitterrohrrahmen aus Stahl, Telegabel, verstellbare Federbasis, Zweiarmschwinge aus Stahl, Zentralfederbein mit Hebelsystem, verstellbare Federbasis, Doppelscheibenbremse vorn, Scheibenbremse hinten.
Alu-Gussräder 3.50 x 17; 5.00 x 17
Reifen 120/70 ZR 17; 160/60 ZR 17

Maße + Gewichte
Radstand 1445 mm, Lenkkopfwinkel 65 Grad, Nachlauf 104 mm, Federweg v/h 125/130 mm, Sitzhöhe* 790 mm, Gewicht vollgetankt* 201 kg, Zuladung 219 kg, Tankinhalt 14,5 Liter.

Messungen
(MOTORRAD 7/2009)
Höchstgeschwindigkeit** 200 km/h
Beschleunigung
0-100 km/h 3,9 sek
Durchzug
60-140 km/h 9,9 sek
Verbrauch 4,0 l/100 km (Landstraße)
4,9 l/100 km (bei 130 km/h)

(Typ Suzuki Gladius SFV650K9, Modelljahr 2009)
*MOTORRAD-Messungen; **Herstellerangabe

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MOTORRAD 12 / 2023

Erscheinungsdatum 26.05.2023