Im Oktober 2022 stellten die Provinzen Südtirol, Trentino, Belluno und die Region Venetien eine gemeinsame Vereinbarung für ein neues Mobilitätsmanagement in den Dolomiten vor. Zusammengefasst unter dem Label "Dolomiten Low Emission Zone" sollen beliebte Pässe in den Dolomiten Bühne für Maßnahmen sein, um Emissionen im Verkehr zu senken. Von Fahrverboten und dem Triggerwort "Lärm" war in dieser maximal weichen Mitteilung noch nicht die Rede. Das änderte der stellvertretende Landeshauptmann von Südtirol Daniel Alfreider kurz darauf in einigen Interviews.
"Wir wollen weniger Lärm, wir wollen weniger Emissionen und dafür braucht es ein neues rechtliches Konstrukt. Unsere Anwälte und Juristen sind dabei, das auszuarbeiten, gemeinsam mit dem Ministerium", sagte er der TGR Tagesschau in Südtirol.
Dem deutschen Tour-Magazin antwortet er auf die Frage nach Motorradlärm: "Wir unterscheiden nicht nach Fahrzeugart, aber es gibt gesetzliche Vorschriften, die eingehalten werden müssen. Die Polizei hat in diesem Jahr auf den Pässen sehr stark kontrolliert. Wir leben in einem sensiblen Gebiet!"
Kontingentierung frühestens ab 2024
Nachdem die zunächst verkündeten Maßnahmen eher substanzlos sind, zeichnen die Aussagen Alfreiders das Bild sehr klar. Es geht um nichts weniger, als den Verkehr in den Dolomiten kontrollieren und beschränken zu können. "Konkretes Ziel sei es, Fahrzeuge zu kontingentieren, besonders lärmstarke Fahrzeuge auszuschließen und durch buchbare Straßen ein Maximalaufkommen an Verkehr festzulegen und einzuhalten.", so Daniel Alfreider weiter in der TGR. Er hofft, die Vorhaben bis 2024 umsetzen zu können. Namentlich genannt sind Sella, Pordoi, Gardena und Campolongo, der Karerpass und das Stilfserjoch. Dabei gehe es aber vorwiegend um die Sommermonate Juli und August, das restliche Jahr über gäbe es keine Überlastung der Straßen.
Fahrverbote für Motorräder nicht geplant
Im Gegensatz zu einer Maut oder einer Fahrzeug-Kontingentierung ist von Motorrad-Fahrverboten nicht die Rede. Die könnten laut Alfreider sogar ausgeschlossen werden, da laut italienischer Straßenverkehrsordnung eine unterschiedliche Behandlung der verschiedenen Fahrzeuggruppen ausgeschlossen ist.
Halber Verkehr durch Maut und Tickets
Um gut die Hälfte möchte Alfreider den Verkehr in den Dolomiten reduzieren und im Gegenzug leise und emissionsarme Fahrzeuge fördern. Als Beispiel nennt er den Pragser Wildsee. Hier konnte durch ein Ticketsystem der Verkehr in den Kernzeiten von rund 12.000 auf 5.000 Fahrzeuge gesenkt werden. Wenn keine Tickets mehr verfügbar waren, konnte nicht mehr gefahren werden. Die entsprechenden digitalen Systeme, um Kennzeichen zu erfassen und Maut zu erheben, wären schon entwickelt.
Alles hängt an Rom
Trotz des ambitionierten Zeitplanes und den bereits recht konkret klingenden Plänen ist das alles noch nicht in trockenen Tüchern. Zwar sind die technischen Vorarbeiten bereits im Gange, für die Einführung der "Low Emission Zone" in den Dolomiten braucht es aber die Zustimmung der zuständigen Ministerien in Rom.