In der Box Nr. 20 des Pôle Mécanique d’Alès-Cévennes versammeln sich vier Aston-Martin-Motorräder – darunter drei der streng limitierten Aston Martin AMB 001 Pro. Die Maschinen glänzen in der Sonderlackierung "Verdant Jade" mit fluoreszierenden Akzenten und tragen das ikonische "Lace-wing"-Logo aus Aluminium, ursprünglich für die Valkyrie entwickelt.
Britisch-französische Kooperation für High-End-Fertigung
Aston Martin überlässt die Fertigung der AMB 001 Pro seinem Partner Brough Superior in Toulouse. Das Monocoque besteht aus Kohlefaser, das Design wurde von Marek Reichman persönlich begleitet. Jedes Bauteil spiegelt das hohe technologische Niveau der Marke wider – bis hin zur 70 Mikrometer dünnen Klarlackschicht auf dem Emblem.
Erstkontakt mit einem 189.000-Euro-Prototyp
Schon das erste Aufsitzen erzeugt Respekt. Der von einem 1000er-V2 befeuerte Prototyp startet mit infernalischem Klang. Der Fahrer sitzt nicht im, sondern auf dem Motorrad – typisch für reine Rennstreckenmaschinen. Der Turbo zischelt, der Motor liefert spontan Leistung – 180 PS bei sportlich-direkter Gasannahme.
Monocoque, Winglets, Aerodynamik
Die Kombination aus Kohlefaser-Monocoque und Aluminiumrahmen sorgt für enorme Steifigkeit. Die Winglets an der Aston Martin AMB 001 Pro erhöhen den Abtrieb, die Verkleidung leitet Luft gezielt über den Fahrer. Auch der Luftkanal zur Motoransaugung und der Heckspoiler sind aerodynamisch durchdacht – Rennsporttechnik auf höchstem Niveau.
Handling mit Anspruch
Kurvenwechsel gelingen leicht, Korrekturen in Schräglage hingegen kaum. Beim Bremsen richtet sich die Aston Martin AMB 001 Pro auf – Präzision ist gefragt. Das Chassis erinnert an eine frühe Ducati Panigale: knallhart, direkt, kompromisslos. Die Fior-Gabel sorgt dafür, dass die Front beim Anbremsen nicht eintaucht – ungewohnt, aber effektiv.
Modell 01 von 88: Auf der Jagd nach Perfektion
Das Testbike trägt die Seriennummer 01/88 – ein klares Statement. Der Turbo zeigte wegen Sensorproblemen nicht seine volle Leistung, dennoch beeindruckt das Leistungsgewicht: 1,28 PS/kg. Auch ohne perfekten Ladedruck eine Erfahrung, die bleibenden Eindruck hinterlässt.
Aston Martin AMB 001 Pro: Kein Spielzeug für Sammler
Mit Michelin-Slicks, rennstreckentauglichem Blipper und aggressiver Sitzposition verlangt die Aston Martin AMB 001 Pro fahrerisches Können. Der Tank unter der Sitzbank verbessert die Balance, der Radstand bleibt trotz sportlicher Geometrie handlich.
Bremspunkte, Grip und Grenzerfahrungen
Die Bremsanlage der Aston Martin AMB 001 Pro ist präzise, aber weniger bissig als erwartet. Dafür glänzt die Hinterradbremse mit exakter Dosierbarkeit. In maximaler Schräglage zeigt sich die Power der Michelin-Reifen – Bodenfreiheit könnte dennoch kritisch werden.
Der CNC-gefräste Motor im Blickpunkt
Dank der für die Produktion von Aston-Martin-Motoren erforderlichen Hochtechnologie konnte sich auch das Brough-Superior-Werk in Richtung Hightech weiterentwickeln. Im 2024 erwarb das Werk in Toulouse eine neue Haas Fünf-Achsen-Bearbeitungseinheit für seine Motorenproduktion, die bis dahin im traditionellen Verfahren aus einem Gusseisenblock gefertigt wurden.
Der CNC-gefräste Motor wurde für die Anforderungen der neuen Aston Martin AMB 001 Pro entwickelt und passt perfekt zu den neuen Modellen Brough Superior Dagger oder Lawrence, kann aber auch in der klassischen Baureihe verwendet werden, wenn das Design des CNC-gefrästen Blocks dem Geschmack des Käufers entspricht. Der so produzierte V2 ist außerdem leichter, steifer und etwas leistungsstärker, was für einige Kunden interessant sein könnte, die Wert auf die dynamischen Eigenschaften ihrer einzigartigen Maschine legen.
"Die ersten Lieferungen erfolgten im April 2025 und umfassten sowohl neue Verkäufe als auch Motorräder, die bereits in unserem Auftragsbuch standen. Wir bieten unseren Kunden diese Lösung als zusätzliche Option an", erklärte Albert Castaigne, Geschäftsführer von Brough Superior Motorcycles. Die Architektur und der Hubraum des 997-cm³-Motors bleiben unverändert.
Nicht unerwähnt bleiben soll auch, dass diese Fünf-Achsen-Bearbeitungsstation auch für die Formgebung der Räder, mit denen alle Aston Martins ausgestattet sind, sowie eine Reihe von Aluminiumteilen Verwendung findet.