Dass manche der unzähligen chinesischen Motorrad-Hersteller nach wie vor prestigeträchtige Modelle japanischer oder europäischer Marken imitieren, hemmungslos und mehr oder weniger frech, das ist uns bekannt. Immer wieder überraschend ist allerdings, wie detailgetreu sie das tun. Ein besonders beeindruckendes Beispiel ist die " S 1000 RR " von Sukuli.
BMW S 1000 RR als China-Kopie von Sukuli
Jiangsu Daelg Motorcycle Co., Ltd., so heißt das chinesische Unternehmen hinter der Motorrad-Marke Sukuli. Wobei die Sukuli-Schriftzüge auf den Tanks formal an Suzuki erinnern. Aufs Kopieren ist Jiangsu Daelg Motorcycle offenbar spezialisiert, das Sortiment ist umfangreich und divers. Doch das aktuelle Top-Modell im Sukuli-Angebot ist die "S 1000 RR" – nach Original-Vorlage von BMW.
Gefälschtes Superbike in M-Farben
Nicht nur die für BMW typischen M-Farben Weiß, Blau und Rot zieren die "S 1000 RR" von Sukuli, das gesamte Design ist kopiert – bis in die Details. Verkleidungsteile mitsamt "Gesicht" sind offenbar von der BMW S 1000 RR ab Jahrgang 2019 abgekupfert – noch ohne Winglets. Ebenso das Heck mit dem angeschraubten Rahmen-Ausleger aus Stahl-Gitterrohr. Ob es sich beim Haupt-Brückenrahmen sowie bei der imposanten "Superbike-Schwinge" mit Oberzug um Aluminium handelt, ist unklar.
Doppel-R-Jahrgänge 2017 und 2019 beim Plagiat vermischt
Jedenfalls entspricht das Fahrwerk der "S 1000 RR" von Sukuli prinzipiell dem des deutschen Originals: mit Zentralfederbein hinten und Upside-down-Telegabel samt radial angeschraubten Bremszangen vorn. Als kleine Unschärfe dieser Kopie identifizieren Kenner indes die Form des voluminösen Endschalldämpfers, denn die entspricht der des Vorgänger-Modells ab Jahrgang 2017.
Nur 2 statt 4 Zylinder – und viel weniger PS
Wesentlicher Unterschied zwischen der "S 1000 RR" von Sukuli und der echten S 1000 RR von BMW ist die Motorisierung. Den über 200 PS starken Reihenvierzylinder-Motor haben die Chinesen – bisher – nicht kopiert. Unter der Verkleidung der supersportlich anmutenden Sukuli ist ein Reihenzweizylinder-Motor versteckt. "250 bis 400 Kubik" nennt Jiangsu Daelg Motorcycle dazu, ohne Angaben zu Spitzenleistung oder weitere technische Daten. Über 35 PS und 140 km/h kommt das Fake-Superbike wahrscheinlich nicht hinaus.
Kommt die China-Kopie der BMW S 1000 RR nach Europa? Preis?
Eine Preisangabe zur "S 1000 RR" von Sukuli liegt ebenfalls noch nicht vor. Sie erscheint bislang lediglich bei chinesischen Großhändlern, und der Preis ist dort Verhandlungssache – abhängig vom gewünschten Hubraum, von weiteren Ausstattungsdetails und vor allem von der georderten Stückzahl. In Europa wird diese falsche Doppel-R aus China jedenfalls nicht auftauchen, ohne Euro 5+, ohne ABS – und ohne Zustimmung der Bayerischen Motoren Werke.