VR5-Motor von MV Agusta: Fünfzylinder-Konzept mit Square-Architektur

VR5-Motor Cinque Cilindri von MV Agusta
Neues Fünfzylinder-Konzept mit Square-Architektur

ArtikeldatumVeröffentlicht am 06.11.2025
Als Favorit speichern

Mit dem neu vorgestellten VR5-Motorenkonzept schlägt MV Agusta ein neues technisches Kapitel auf. Der Motor wurde erstmals unangekündigt auf der EICMA gezeigt und markiert eine Abkehr von den bisherigen, extrem drehzahlhungrigen Triebwerken der Italiener. Das Ziel: ein völlig neues, skalierbares Motorkonzept, das die Brücke zwischen Technikfaszination und Alltagstauglichkeit schlagen soll.

Cinque Cilindri mit neuartigem Aufbau – weder V- noch Reihenmotor

Der VR5 von MV Agusta ist ein Fünfzylinder-Motor, der sich keiner klassischen Bauform zuordnen lässt. Er ist kein Reihen- und kein V-Motor, sondern folgt einem "Square"-Prinzip: Drei Zylinder sind in einer vorderen Reihe angeordnet, zwei weitere leicht versetzt dahinter. Dieses Layout erinnert konzeptionell an die VR-Motoren von Volkswagen, wie den bekannten VR6 oder VR5, bei denen die Zylinderbänke eng zueinanderstehen und von einer gemeinsamen Kurbelwelle angetrieben werden.

MV Agusta spricht selbst von einer "Square"-Bauweise, um den besonderen, kompakten Aufbau zu betonen. Im Gegensatz zu früheren "Square-Four"-Konstruktionen – wie etwa dem legendären Suzuki-RG 500-Motor, mit zwei Kurbelwellen – setzt MV Agusta hier auf eine einzige Kurbelwelle, was die Komplexität reduziert und das Gewicht niedrig hält. Und durch die separaten Auslässe mitsamt Krümmerführung – drei vorn, zwei hinten – ergeben sich hier keine thermischen Problemzonen (wie von anderen VR-Motoren bekannt).

3 Nockenwellen und elektrifizierte Nebenaggregate

Technisch auffällig ist der Ventiltrieb mit drei Nockenwellen. Laut Beschreibung steuert die mittlere Nockenwelle die Einlassventile der fünf Zylinder, während die beiden äußeren Wellen für die Auslassventile zuständig sind – oder umgekehrt, je nach Auslegung. Ob MV Agusta Schlepphebel oder Tassenstößel einsetzt, ist noch nicht bekannt. Sicher ist jedoch, dass dieses System für eine kompakte Bauweise bei gleichzeitig hoher Ventilpräzision sorgen soll.

Ein weiterer Entwicklungsschritt: Nebenaggregate wie Wasserpumpe oder Ölpumpe sollen künftig elektrisch angetrieben werden. Das reduziert die innere Reibung und erhöht die Effizienz – ein Ansatz, den bisher kaum ein Motorradhersteller in dieser Konsequenz umgesetzt hat (Pkw-Hersteller schon).

Trotz dieser teilweisen Elektrifizierung bleibt der VR5-Motor ein reiner Verbrennungsmotor (ICE) – eine Mildhybrid-Lösung ist ausdrücklich nicht vorgesehen.

Skalierbares Konzept für verschiedene Modelle

Der neue VR5-Motor ist als Plattform für zukünftige MV Agusta-Modelle gedacht, nicht als Ersatz für die bestehenden Reihendreizylinder oder Vierzylinder. Der Hubraum soll zwischen 800 und 1.100 cm³ variieren können, was eine breite Einsatzpalette ermöglicht – von sportlichen Naked Bikes bis hin zu Supersportlern.

In der größten Ausbaustufe sind über 240 PS Leistung und rund 130 Nm Drehmoment angekündigt – Werte, die den VR5-Motor direkt in die Top-Liga der Ducati Panigale V4 oder BMW S 1000 RR heben würden. Damit könnte MV Agusta sich technisch auf Augenhöhe mit den führenden Superbikes bringen, jedoch mit einer völlig eigenständigen Motorkonfiguration.

Bedeutung für MV Agusta

Mit dem VR5 will MV Agusta nicht nur ein technisches Statement setzen, sondern strategisch neue Märkte erschließen. Nach Jahren, in denen die Marke durch extreme und teure Modelle auffiel, deutet dieser Schritt auf eine technische Neuausrichtung hin: weg vom reinen Exotenstatus, hin zu einer zukunftsfähigen, skalierbaren Plattform.

Sollte der VR5 tatsächlich in Serie gehen, könnte dieser neue Motor MV Agusta in direkte Konkurrenz zu Ducati, Aprilia und BMW bringen – allerdings mit einem völlig eigenen Konzept, das es in dieser Form bislang im Motorradbau nicht gibt.

Technische Daten des VR5-Motors Cinque Cilindri von MV Agusta (soweit bisher bekannt)

  • Zylinderzahl: 5
  • Bauart: "Square"-Motor, versetzte Zylinderanordnung nach VR-Prinzip
  • Kurbelwelle: 1
  • Nockenwellen: 3
  • Hubraum: 800–1100 cm³ (skalierbar)
  • Leistung: bis über 240 PS
  • Drehmoment: bis circa 130 Nm
  • Antrieb Nebenaggregate: elektrisch (z. B. Wasserpumpe, Ölpumpe)
  • Motorkonzept: neue Plattform, keine Ablösung bestehender 3- oder 4-Zylinder
  • Zielmodelle: sportliche Naked Bikes und Supersportler
  • Erwartete Einführung: in 2 bis 3 Jahren (laut EICMA-Vorstellung 2025)
  • Besonderheiten: kompakte Bauweise, elektrische Nebenaggregate, drei Nockenwellen, hohe Effizienz durch reduzierte Reibung