Fahrbericht Ducati ST4 S

Fahrbericht Ducati ST4 S Aktiv-Urlauber

Die Ducati-ST-Baureihe bekennt sich deutlicher zum Sport als irgendein anderer Sporttourer. Die neue ST4 S legt konsequent noch ein paar Kohlen nach.

Ducati - in dem melodiösen Namen der Bologneser Zweiradschmiede schwingen vor allem sportliche Töne mit. Bei aller Bequemlichkeit eignet sich die 1997 lancierte Sport-Touring-Serie denn auch hervorragend für die sonntägliche Tour im nahen Kurvenwald, ebenfalls für den Solo-Sporttourismus, weniger allerdings für die echte Fernreise mit Beifahrer und Reisegepäck. Das unscheinbare »s« im Namenskürzel des neuen Baureihen-Topmodells ST4 S signalisiert ein noch konsequenteres Bekenntnis hin zum Wettbewerb. »STS - Sport Touring Sport« - doppelt klar, was da im Blickpunkt steht. Angetrieben vom überarbeiteten Motor der aktuellen 996 und mit einem nochmals verfeinerten Fahrwerk ausgestattet, soll sie die Brücke hin zu ungekannter Performance schlagen, dabei den Fahrkomfort der ST-Baureihe bieten.
«Die ST2 haben wir für die Landstraße gebaut, die ST4 fürs schnelle Fahren im Alltag und die ST4 S für denjenigen, der nebenbei schon mal ein paar Runden auf der Rennstrecke drehen will.« Weshalb die Vorstellung der Neuen auf einem Handling-Parcours stattfand. Erster Blickfang: die goldene (äußerst widerstandsfähige) Titan-Nitrit-Beschichtung der Gabel, die wie das Federbein straffer abgestimmt wurde. Die ST4 S rollt auf Rädern im Fünfspeichen-Design, was am Vorderrad ein knappes Kilogramm ungefederter und rotierender Massen spart. Satte 1,3 Kilogramm leichter als ihr Stahl-Pendant ist die hintere Aluminiumschwinge, deren Bewegungen von einem voll einstellbaren Öhlins-Federbein gefedert und gedämpft werden. Entsprechend sportliche Reifen, nämlich bei der Vorstellung Michelin Pilot Sport (vorn Sonderspezifikation »D«) oder Pirelli Dragon Evo, dürfen da nicht fehlen. Sehr praktisch: Die hintere Federbasis kann per Stellrad an den Beladungszustand angepasst werden.
Vom Chassis her also beste Voraussetzungen,die die S denn auch in ein tolles Fahrverhalten ummünzt. Zur Erinnerung: der Handling-Parcours. Gemeinhin assoziiert man damit eine enge und winkelige Strecke voller Wechselkurven. Das auf den klangvollen Namen »Vairano« hörende Asphaltband nahe Mailand entspricht dieser Vorstellung eher nicht. Zwar gibt´s da ein paar enge Kehren und auch zwei zackige Schikanen. Die eigentliche Würze erhält die Strecke aber durch eine Reihe aufeinander folgender Bögen mit stetig steigendem Kurvenspeed - die auf der Duc gerade so passen, um Vollgas vom dritten in den fünften Gang durchzubeschleunigen und dann eine Spitzkehre so um die 60 km/h anzubremsen. Alles bis auf die zwei schnellen Richtungswechsel in voller Schräglage. Spannend, ehrlich, aber auf der ST4 S deutlich mehr Vergnügen als Vabanque-Spiel. Die lässige Sitzposition im Zentrum des Geschehens hilft der Kontrollierbarkeit ebenso wie die hervorragende Dosierbarkeit des überarbeiteten Motors, der die Beschleunigung in Schräglage am Rand des Grips zum Genuss ohne Reue macht.
Wie schon bei den anderen ST-Modellen rotiert die Auslassnockenwelle des Kult-Twins näher an der Kopfdichtung als die Einlassnockenwelle. Erst so reicht der Platz vor dem Motor für die Federbewegungen des Vorderrades. Die Einlassnocken wurden für höheres Drehmoment und gleichmäßigeren Verlauf desselben angepasst, vor allem in Punkto Ventilhub und -erhebungskurve. Deshalb und dank ST-Airbox und -Auspuffanlage (mit geänderten Schalldämpferinnereien) und einem neuen Rechner (dem gleichen wie beim Topmodell 996 R) wirkt die S über den ganzen Drehzahlbereich kräftiger als die normale 996, drückt geschmeidiger aus niedrigen Drehzahlen - über 3000/min sollten es schon sein -, wirkt bei hohen Drehzahlen drehfreudiger. Ducati verspricht übrigens einen nur unwesentlich höheren Spritkonsum als bei der ST4, mit der die S den langen sechsten Gang teilt. Kat gibt«s indes noch immer keinen, dafür eine Wegfahrsperre.
Ein passender Antrieb, der die Duc wie angestochen aus den Ecken treibt. Auch das leichte Vorderrad zeigt Wirkung, denn leichtfüßig und präzise klappt die Neue von Schräglage zu Schräglage, selbst in den ganz schnellen Kurven, wo sie mit tadelloser Fahrstabilität begeistert, unterstützt von der sensiblen Arbeit der Federelemente. Immer noch eine eher stoische Ducati, sträubt sie sich nicht gegen Kurskorrekturen in Schräglage. Links herum bleibt der aufsetzende Seitenständer vor allem für Ringfahrer lästig, auch bei per Federbasis und verlängerter Schubstange der Umlenkung am Federbein stark angehobenem Heck. Auf der Straße dürfte dies aber ebensowenig auffallen wie die Grenze der einstellbaren Druckstufendämpfung hinten beim sehr schnellen Fahren auf besagtem Handling-Parcours.
Die ST4 S dürfte genau das sein, worauf der Aktiv-Urlauber unter den Ducatisti gewartet hat: ein bequemer Brenner mit tollem Fahrwerk, der Performance-Maßstäbe unter den Sporttourern setzt und mit knapp 25 300 Mark gar nicht mal so teuer geraten ist.

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