🏆 Testsieger und Kauftipps im Überblick:
- Pirelli Diablo Rosso IV: Testsieger und Kauftipp in den Kategorien Rennstrecke und Verschleiß
- Metzeler Sportec M9 RR: Kauftipp im Kapitel Nässe
- Michelin Power 5: Kauftipp in den Kapiteln Landstraße, Nässe und Verschleiß
- Bridgestone Battlax S 22: Kauftipp im Kapitel Rennstrecke
Womit muss ein top-sportlicher Motorradreifen heutzutage in erster Linie überzeugen? Mit Grip ohne Ende, Stabilität bei voller Schräglage, mit Sicherheit im Regen und lange durchhalten soll er auch noch. Im Regelfall sind Sportreifen meist auf ganz normalen Bikes mit ganz normalen Motorradfahrern unterwegs: im Alltag auf der Landstraße und beim Speeden auf Autobahnen, auf der Hausstrecke, aber auch mal auf dem Rundkurs. Bei drei Grad im Regen oder auch bei 30 Grad in der Sonne. Genau das soll unser Master-Reifentest leisten: die klassischen Anforderungen einer typischen Saison von Ostern bis Oktober in vier Kapitel zu komprimieren. Der komplette Sportreifen-Test steht in MOTORRAD 6/2022, der Tourenreifen-Test in MOTORRAD 7/2022.
Testsieger: Pirelli Diablo Rosso IV
- Gewicht: vorne 4,4 kg, hinten 6,7 kg
- Herstellungsland: Deutschland
- Infos/Freigaben: Pirelli Deutschland, Tel. 0 89/14908302, www.pirelli.de
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Diablo Rosso 4 Rear
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- Bewertung Landstraße: Gegenüber dem Vorgänger Rosso III wurden beim Vierer Aufbau und Gummimischung stark überarbeitet, was ihn im Alltag deutlich dynamischer macht – bei der Abstimmung scheint der noch sportlicher konzipierte Diablo Rosso Corsa II Pate gestanden zu haben. Gegenüber diesem Modell, das wir letztes Jahr im Test hatten, beeindruckt der Rosso IV allerdings mit schnellerer Aufwärmzeit und besserem Ansprechverhalten an kalten Tagen.
- Bewertung Rennstrecke (gefahren mit Fülldruck-Empfehlung v./h. 2,5/2,4 bar): In diesem Testfeld setzt der Rosso IV den Maßstab bei Stabilität und Haftung, selbst wenn man die Messer auf dem Rundkurs wetzt. Auch die Lenkpräzision passt. In Sachen Agilität muss er aber den S 22 ziehen lassen.
- Bewertung Nasstest: Für einen so sportlichen Reifen kann der Pirelli auch im Regen lange überzeugen.
- Bewertung Verschleiß: Vorne okay, hinten top. In Summe ein echtes Laufleistungswunder.
Fazit: Pirelli wischt mit dem Rosso IV alle Bedenken weg, dass ein für supersportlichen Einsatz konzipierter Reifen keine Regentage mag noch Marathon-Etappen verträgt. Die Summe der guten Eigenschaften machen ihn zum Testsieger.
MOTORRAD-Urteil: sehr gut
Metzeler Sportec M9 RR
- Gewicht: vorne 4,4 kg, hinten 6,8 kg
- Herstellungsland: Deutschland
- Infos/Freigaben: Pirelli Deutschland, Tel. 0 89/14 90 83 02, www.metzelermoto.de
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Sportec M9 RR
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- Bewertung Landstraße: Der M9 RR punktet im Alltag als grundsolider und unauffälliger Allrounder mit guter Handlichkeit, satter Haftung und neutraler Lenkpräzision – Eigenschaften, die umso besser werden, je schneller er bewegt wird. Dieser Charakter verändert sich auch nicht, je mehr Kilometer auf den Metzeler gespult werden. Auch nach 2.000 Kilometern Strecke bleibt der M9 RR unauffällig und gut.
- Bewertung Rennstrecke (gefahren mit Fülldruck-Empfehlung v./h. 2,5/2,3 bar): Bei schärferer Gangart auf dem Rundkurs blüht der M9 RR weiter auf, man spürt die Konzern-Verwandtschaft mit den Pirelli-Sportreifen. Er ist zwar nicht der Agilste, aber Stabilität und Grip überzeugen.
- Bewertung Nasstest: Ein gutmütiger Grenzbereich, vor allem aber phänomenale Gripwerte machen den M9 RR neben dem Konkurrenten von Michelin zu dem Regenreifen für Sportfahrer!
- Bewertung Verschleiß: Leistung kostet … Hinten hat der M9 RR nach unserer Tour am meisten verloren.
Fazit: Nach seinem "sehr guten" Einstand im letztjährigen Reifentest beendet der Metzeler auch den 2022er-Mastertest trotz relativ hohem Verschleiß hinten mit einem "sehr gut". Ein toller Kompromiss aus Alltag und Sportlichkeit!
MOTORRAD-Urteil: sehr gut
Michelin Power 5
- Gewicht: vorne 4,3 kg, hinten 5,8 kg
- Herstellungsland: Spanien
- Infos/Freigaben: Michelin Reifenwerke, Tel. 07 21/5 30 39 18, motorrad.michelin.de
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Power 5
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- Bewertung Landstraße: Seine tolle Rückmeldung und extrem leichtfüßige Handlichkeit machen den Power 5 ganz klar zu einem Top-Reifen für alle, die ihr Superbike oder Power-Naked im Alltag auf der Hausstrecke bewegen. Manch störrisches Motorrad kann mit dem Power 5 sogar richtig auf Zack gebracht werden. Das Kontaktgefühl zur Fahrbahn bleibt auch an kalten Tagen extrem gut. Die Laufleistung steckt der Michelin ohne spürbare Qualitätseinbußen weg.
- Bewertung Rennstrecke (gefahren mit Fülldruck-Empfehlung v./h. 2,5/2,9 bar): Anders als bei der Konkurrenz gibt es hier keine speziell angepasste Luftdruck-Empfehlung – Michelin positioniert den Power 5 klar als supersportlichen Landstraßenreifen. Das merkt man, wenn Speed und Schräglage zunehmen und die Stabilität sinkt.
- Bewertung Nasstest: Regen? Michelin! Eigentlich braucht es nicht mehr Worte für dieses Testkapitel!
- Bewertung Verschleiß: Mit guten (vorne) bis soliden (hinten) Werten ist der Power 5 auch hier gut.
Fazit: Auch wenn die Rennstrecke nicht sein Ding ist, eine Kurvenschule oder das Perfektionstraining steckt der Power 5 allemal weg. Phänomenal sind aber seine Qualitäten, wenn man "draußen auf der Straße" unterwegs ist.
MOTORRAD-Urteil: sehr gut
Bridgestone Battlax S 22
- Gewicht: vorne 4,3 kg, hinten 6,8 kg
- Herstellungsland: Japan
- Infos/Freigaben: Bridgestone Deutschland, Tel. 0 61 72/40 81 73, www.bridgestone.de
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Battlax S22 Rear
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- Bewertung Landstraße: Im Neuzustand gefällt der S 22 durch seine harmonische, sehr geschmeidige Art und überzeugt mit glasklarer Rückmeldung, Agilität beim Einlenken und neutralem Fahrverhalten in Schräglage. Nach 2.000 Kilometern müssen allerdings leichte Abstriche in puncto Handling in Kauf genommen werden.
- Bewertung Rennstrecke (gefahren mit Fülldruck-Empfehlung v./h. 2,3/1,7 bar): Auf dem Rundkurs beeindruckt der S 22 mit knackiger Lenkpräzision, satten Haftreserven in Schräglage und beim Beschleunigen sowie toller Handlichkeit. Auch bei forcierter Gangart bleibt er extrem stabil.
- Bewertung Nasstest: Bei Regen liefert der S 22 zwar eine solide, jedoch keine überragende Leistung ab. Nach 2.000 Kilometern müssen kleine Einbußen bei seiner Handlichkeit auf nasser Straße hingenommen werden.
- Bewertung Verschleiß: Wie beim Conti haben die 2.000 Kurven-Kilometer auch beim S 22 deutlich Profil gekostet. Das ist auch beim Fahren zu spüren.
Fazit: Unser Testsieger von 2021 muss in dem diesjährigen Mastertest etwas zurückstecken. Denn die Laufleistung knabbert zunehmend an den eigentlich guten Eigenschaften des S 22. Auf der Rennstrecke bleibt er aber ein Tipp.
MOTORRAD-Urteil: gut
Continental Sport Attack 4
- Gewicht: vorne 4,4 kg, hinten 6,6 kg
- Herstellungsland: Deutschland
- Infos/Freigaben: Continental, Tel. 05 11/9 38 01, www.conti-moto.de
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Conti-Sportattack 4
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- Bewertung Landstraße: Mit seiner aufgerauten Oberfläche sorgt der Conti neu für ein sehr gutes Feedback. Allerdings schwindet das gute Fahrgefühl, je mehr Kilometer gesammelt werden. Seine leichte Trägheit sowie das permanente Gegenlenken in Schräglage drängen sich zum Schluss unserer 2.000 Kilometer langen Testfahrt immer mehr in den Vordergrund.
- Bewertung Rennstrecke (gefahren mit Fülldruck-Empfehlung v./h. 2,3/2,1 bar): Seine verhaltene Handlichkeit macht den Sport Attack 4 nicht zur lenkpräzisen Pfeilspitze auf dem Racetrack. Sein Grip ist auch bei schärferer Gangart noch ausreichend, doch der im Vergleich relativ schmale Grenzbereich schmälert auch die Komfortzone.
- Bewertung Nasstest: Beim Beschleunigen und Bremsen gefällt der Conti mit satter Haftung, doch in Schräglage rutscht er früher als die Konkurrenz.
- Bewertung Verschleiß: Vom Sport Attack 4 bleibt das meiste Gummi bei der 2.000-km-Testrunde auf der Strecke. Auch die Fahrdynamik leidet darunter.
Fazit: Seine Vorgänger waren in unseren Tests stets die Hausstrecken-Kings, der Sport Attack 4 ist dagegen eher der solide Allrounder für alle Gelegenheiten. In diesem Test wird ihm aber sein Verschleiß zu sehr zum Verhängnis.
MOTORRAD-Urteil: gut
Dunlop Sportsmart MK3
- Gewicht: vorne 4,4 kg, hinten 7,0 kg
- Herstellungsland: Frankreich
- Infos/Freigaben: Goodyear Dunlop Tires, Tel. 0 61 81/68 01, www.dunlop.de
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Sportsmart 3 MK3
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- Bewertung Landstraße: MK wie mehr Kurven? Der Dunlop macht im Winkelwerk unserer Testrunde in der französischen Provence mit toller Handlichkeit extrem viel Spaß und bewegt sich damit auf dem Niveau unseres Alltags-Kauftipps von Michelin. Allerdings geht die steife Karkasse zulasten der Rückmeldung und verlangt nach etwas mehr Druck beim Warmfahren. Die 2.000 Kilometer Laufleistung steckt er unauffällig weg.
- Bewertung Rennstrecke (gefahren mit Fülldruck-Empfehlung v./h. 2,4/2,5 bar): Der MK3 beeindruckt mit leichtfüßigem Einlenkverhalten und sorgt damit für ein präzises Abstecken der Ideallinie und top Rundenzeiten, auch wenn manche Konkurrenten etwas mehr Grip bieten.
- Bewertung Nasstest: Im Vergleich zum Schwestermodell Sportsmart TT ist der MK3 der bessere Regenreifen aus dem Hause Dunlop.
- Bewertung Verschleiß: Insgesamt überzeugt der MK3 mit geringem Abrieb, und auch die Fahreigenschaften leiden nicht unter der Laufleistung.
Fazit: Der MK3 ist eindeutig die bessere Wahl, will man sich bei Dunlop für einen Alltags-Sportreifen entscheiden. Unsere 2.000 Kilometer lange Testtour steckt er sehr robust weg. Bei Nässe ist er im Testfeld aber nicht der Topreifen.
MOTORRAD-Urteil: gut
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Bridgestone, besser geht's nicht.
Vredestein, mal was Neues.
Kenda, tolle Offroad-Pellen
Heidenau, die bringen mich überall hin
Mitas, die überzeugen mich.
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So testet MOTORRAD
Markus Jahn
Die Rennstrecken- und Nässewertung konnten führten wir auf dem Goodyear Dunlop-Testgelände nahe Montpellier durch.
Damit wir diesen Test pünktlich zum Saisonstart 2022 ins Heft hieven können, sind wir bereits im Herbst 2021 zum Verschleiß- und Alltagstest in die noch warme Provence (Frankreich) aufgebrochen. Die Rennstrecken- und Nässewertung konnten wir direkt im Anschluss auf dem Goodyear Dunlop-Testgelände nahe Montpellier durchführen. Auf der rund 1,7 km langen Strecke können per Datarecording schließlich die feinen Unterschiede (z. B. Kurvenspeed und Schräglage im Omega) aller Kandidaten fein herausgearbeitet werden. Diese Kriterien stehen im Fokus der MOTORRAD-Wertung:
- Handlichkeit ist die Lenkkraft, um das Bike in Schräglage zu bringen und es in Wechselkurven auf Linie zu halten.
- Grenzbereichverhalten steht für die Beherrschbarkeit des Reifens am Limit. Tests auf nasser und trockener Fahrbahn.
- Lenkpräzision in unterschiedlich schnellen Passagen mit komplizierten Kurvenradien. Gibt Auskunft darüber, ob das Motorrad dem gewünschten Kurs folgt, der über die Lenkkräfte vorgegeben wird, oder ob deutliche Linienkorrekturen erforderlich sind.
- Kurvenstabilität testet das Aufschaukeln in (Wechsel-)Kurven und bei Bodenwellen. Wird in unterschiedlichen Modi (solo/mit Sozius) und in großer Schräglage beim Beschleunigen getestet.
- Geradeauslaufstabilität wird bei Highspeed getestet. Bleibt das Motorrad stabil auf Kurs oder stört Pendeln die Fahrt?
- Haftung Beschleunigung* bezeichnet die Seitenführung und Kraftübertragung in unterschiedlich schnellen Kurven (nass/trocken).
- Haftung Schräglage ist die Seitenführung in maximaler Schräglage (nass/trocken). Eine Gratwanderung, die nur auf abgesperrter Strecke möglich ist.
- Aufstellmoment bezeichnet das Aufrichten des Motorrads beim Bremsen in Schräglage. Diese Reaktion muss mit einer Gegenkraft (Drücken) am kurveninneren Lenkerende ausgeglichen werden.
- Fülldrücke: Landstraße/Nässe (v./h.): 2,5/2,9 bar, Rennstrecke wie oben angegeben
Fazit
Gut, dass man am Ende unseres Wettkampfs keine faden Kompromisse schließen muss. Der neue Pirelli Diablo Rosso IV beendet das Rennen als klarer Sieger nach Punkten. Dabei gefällt er durch seine Ausgewogenheit. Natürlich ist er vornehmlich auf eine härtere Gangart – Stichwort Trackday – abgestimmt, macht aber auch im (verregneten) Alltag oder beim Verschleiß eine gut durchtrainierte Figur. Wer sich für den knapp dahinter platzierten Michelin Power 5 entscheidet, wird den besten Supersportreifen für die Landstraße bekommen und kann sich sicher sein, dass es derzeit nichts Besseres für nasse Straßen gibt. Auch dieser ist in puncto Verschleiß ein echter Dauerläufer.