Motorrad-Tourenreifen 120/70 ZR 17 und 180/55 ZR 17 im Test

Tourenreifen der Größe 120/70 ZR 17 und 180/55 ZR 17 im Test Sonne, Regen, Haltbarkeit

Was manche beim Handeln mit Schwarzgeld fürchten, wünschen sich andere beim Umgang mit dem schwarzen Gold: Nimm mich in Haft! Und das unter allen Umständen – ob es zum Freigang raus in die Sonne oder durch den Regen geht. Sieben aktuelle Tourenreifen im Test.

Sonne, Regen, Haltbarkeit Jahn
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Wagen wir am Anfang mal eine Art virtuelle Blindverkostung und stellen ganz mutig die These auf, dass Sie als erfahrener Tourenfahrer jede Reifenpaarung aus diesem Test aufziehen könnten, ohne dass es Ihnen schwer auf den Magen schlägt. Jetzt blättern Sie natürlich quer durch die Tabellen und schütteln ungläubig mit dem Kopf. Wahrscheinlich hätten Sie bei manch einem Reifen Bedenken, wenn Sie sich vorstellen, mit ihm mutig in die Kurven ­Ihrer Hausstrecke hineinzustechen. Dann haben Sie einen komplett verregneten Tag vor Augen, und Ihnen wird bei dem einen oder ­anderen Gummi aus diesem Test plötz­lich ganz schummerig.

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Kauftipp Tourenreifen 120/70 ZR 17 und 180/55 ZR 17 (MOTORRAD 11/2014) Continental Road Attack 2 Evo
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Natürlich sind Ihre Einwände berechtigt. Sie zeigen aber auch, dass jeder Motorradfahrer ganz unterschiedliche Anforderungen an seinen Wunschreifen stellt. Der eine liebt auch beim Tourenreifen das sportlich angeschärfte Profil, der andere setzt auf maximale Sicherheit selbst unter den widrigsten Umständen. Das sind aber jeweils ganz persönliche Idealbedingungen. Natürlich weiß manch ein Fahrer, dass auf der Hausstrecke nicht immer eitel Sonnenschein herrscht und „was Sportliches“ auch im Regen funktionieren muss. Andere Piloten steigen nicht nur bei Schlechtwetter in den Sattel und ärgern sich zu Recht, wenn ihnen im Hochsommer allzu knautschige Gummis die Linie verhageln.

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Schlusslicht bildet Avon Storm 3D X-M

In jedem Fall müssen die Entwickler ­einen möglichst ausgewogenen Mix der ­Ex­treme aus dem Hut zaubern. Womit wir jetzt wieder die Eingangsthese aufgreifen und konstatieren, dass sich Ihr Motorrad mit keiner Paarung aus diesem Test in eine unberechenbare Fuhre verwandelt. Denn dazu muss man sagen, dass unsere sieben Premiummarken mittlerweile einen sehr hohen Qualitätsstandard erreicht haben. Natürlich hat jeder Hersteller seine Präferenzen anders gesetzt – was Ihnen dann wiederum die Auswahl erleichtert. Rollen wir dazu das Feld einmal von hinten auf.

Auf einem undankbaren letzten Platz ist der Avon Storm 3D X-M gelandet. Damit setzt auch der mehr sportlich konzep­tionierte England-Reifen leider die Tradition fort, die bereits von seinem Schwestermodell Storm 2 Ultra bekannt ist: verhaltene Handlichkeit, geringe Eigendämpfung, Aufstellmoment beim Bremsen in Schräglage. Auch auf nasser Strecke kann der Avon keine echten Highlights setzen. Vor allem seine im Vergleich zu den Mitbewerbern auffällig schwachen Haftreserven setzen dem Storm 3D kräftig zu. Weshalb er bei Regen mit ­einem besonders gefühlvollen Händchen ums Eck gesteuert werden will. Bei Regen braucht er 14 Prozent mehr Wegstrecke, um aus 100 km/h zum Stillstand zu kommen. Seine eigentlichen Vorzüge kommen in ­diesem Test nicht zum Vorschein. Aber aus Erfahrung wissen wir, dass Avon-Reifen in puncto Laufleistung immer wieder Best­werte erreichen. Beim Storm 3D steht das Typenkürzel X-M laut Hersteller für einen nochmals reduzierten Verschleiß. Das Schwestermodell Storm 2 Ultra konnte den 2010er-Reifentest nach 4500 Kilometern mit einem Restprofil von 78,9 bzw. 70,8 Prozent (vorne/hinten) beenden (Heft 11/2010). Aus wirtschaftlichen Erwägungen könnte der Avon also für kilometerfressende Vielfahrer interessant sein. Allerdings muss er dazu einige Defizite im Alltag kompensieren.

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Metzeler tragischer Verlierer im Mittelfeld

Kommen wir nun zum eng gestaffelten Mittelfeld. Tragischer Verlierer in dieser Grup­pe ist Metzelers Z8 Interact auf Platz sechs. Tragisch deshalb, weil das Gummi der Münchner Traditionsmarke 2012 noch den Testsieg einfuhr und 2013 auf einem veritablen Platz zwei landete. Wie wird man plötzlich so durchgereicht?

Zum einen gibt natürlich der Blick auf die Seitenwand eine Antwort. In den Vorjahren schickte Metzeler den Z8 in der Spezifikation M (vorne) und O (hinten) ins Rennen. Beim aktuellen Testexemplar ist vorne wie hinten ein M eingeprägt. Die Spezifikation gibt vor allem einen Hinweis auf die unterschiedliche Reifenkonstruktion. Während O-Reifen mit einer zweilagigen Karkasse aufgebaut werden, von der vor allem schwerere Motorräder profitieren sollen, handelt es sich bei den M-Gummis um Reifen mit einlagiger Karkasse. Des Weiteren liegt auch der Schluss nahe, dass Metzeler im Zuge der permanenten Modellpflege die Gummimischung neu abgestimmt hat – weshalb sich der Z8 gerade im aktiven Fahr­betrieb einen Tick anders fährt. Auf nassen Strecken profitieren davon vor allem die Konkurrenten von Bridgestone und Dunlop, die nun auf der Punkteskala mit einem ­kleinen Vorsprung vorbeiziehen können. Vom Charakter her hat sich bei beiden im Vergleich zum Metzeler nichts geändert.

Bridgestone konnte sich mit dem 2013 neu eingeführten T 30 gut vom Vorgänger BT 023 absetzen, dem immer wieder etwas zu viel Behäbigkeit attestiert wurde. Mit der auch an den Typkürzeln erkennbaren Neuausrichtung ihrer Reifen (T für Tour, S für Sport, R für Race) hat auch der Bridgestone T 30 an Alltagstauglichkeit gewonnen. Bei Regen gefällt zwar sein breiter Grenzbereich doch das Ende der Haftreserven kündigt sich eine Spur zu früh an. Dafür legt er aber beim Bremsen im Regen mit 45 Metern aus 100 km/h einen absoluten Bestwert auf den nassen Asphalt. Und auch bei Idealbedingungen im Kurvendickicht gibt er sich wirklich handlicher.

Dunlops Roadsmart 2 erreicht zwar die gleiche Gesamtpunktzahl wie der T 30, ist aber vom Charakter her ein komplett anderer Reifen. Er setzt mehr auf Stabilität denn Handlichkeit. Bis sich der Pilot wirklich wohlfühlt, muss er den Roadsmart 2 förmlich durchkneten. Erst dann biegt er mit Schmackes und hohem Grip ums Eck. Im Nassen kann der Roadsmart 2 dem T 30 mit besser nutzbaren Haftreserven etwas davonfahren, und auf der Bremse zeigt er eine ähnlich gute Performance.

Michelin Pilot Road 4 setzt Bestmarken im Regen

Rücken wir damit aufs Podium vor. Platz drei bleibt unbesetzt, weil sich berechtigterweise weder Pirelli noch Conti von Platz zwei verdrängen lassen wollen. Pirellis Angel GT hat seinen Einstand bei den Tourenreifen 2013 gleich mit einem Testsieg gekrönt. Der Nachfolger des Angel ST zeigt klipp und klar, dass die Italo-Marke mit ihrem starken sportlichen Flair auch alltagstaugliche Tugenden hat. Vor allem aber spricht der Angel GT sportliche Fahrer an, die auch bei Schlechtwetter nicht auf eine hohe Performance verzichten wollen. Mit dieser Einstellung ist der Angel in Sachen Ausgewogenheit nahe am Optimum. Der neue Conti Road Attack 2 Evo ist trotz gleicher Punktzahl dagegen spürbar spitzer konfiguriert. Wie auch schon sein Vorgänger Road Attack 2 setzt der Evo auf absoluten Kurvenspaß: Agilität, Agilität und nochmals Agilität! Das tut besonders von Haus aus eher trägen Bikes spürbar gut. Und auch bei Nässe kann der Evo mit besserer Haftung nun deutlich weiter vorne ankern.

Doch noch lange nicht so weit vorne wie es Michelin wieder geschafft hat. Deren brandneuer Pilot Road 4 setzt Bestmarken im Regen. Und fährt sich nun deutlich souveräner als der etwas nervöse Vorgänger Road 3. Jetzt sind Sie gefragt. Greifen Sie zu. Am besten da, wo es Ihnen wirklich schmeckt!

MOTORRAD-Helden: Welcher Reifen ist der richtige für mich und mein Bike? Clubmitglieder können unter www.motorrad-helden.de eine individuelle Typberatung anfordern.

Avon Storm 3D X-M

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Avon Storm 3D X-M.

Gewicht: vorn 4,4 kg, hinten 7,0 kg
Herstellungsland: England
Infos/Freigaben: Cooper Tire Deutschland, Tel. 0 18 05/67 67 66, www.avonreifen.com

Bewertung: Landstraße/Autobahn: (124 Punkte, Platz 7)
Auf trockener Straße fehlt es dem Storm 3D an Eigendämpfung. Das macht sich vor allem durch härtere, deutlich spürbare Stöße beim Überfahren von Bodenwellen bemerkbar. Auch in Sachen Handlichkeit kann der Engländer nicht ganz mit der Konkurrenz mithalten. Weiteres Manko: Beim Bremsen in Schräglage ist ein Aufstellmoment deutlich zu spüren. Dagegen geht die Haftung, auch beim kräftigen Beschleunigen aus Kurven, auf trockenem Asphalt vollkommen in Ordnung. Seine Geradeauslaufstabilität ist sogar besonders vorbildlich. Auch bei Vollbremsungen aus 100 km/h verhält sich der Avon sehr stabil und erreicht gute Verzögerungswerte.

Nasstest: (64 Punkte, Platz 7)
Der Avon verliert bereits beim leichten Gasgeben auf nasser Fahrbahn hinten frühzeitig an Haftung. In der Referenzkurve unserer Teststrecke fällt der Storm zudem mit der geringsten Seitenhaftung in Schräglage auf. Noch dazu geraten Kurvenfahrten zur Gratwanderung: Durch den schmalen Grenzbereich steigt das Sturzrisiko enorm. Auch bei der Bremsmessung können die Haftreserven nicht überzeugen: Mit über 50 Metern benötigt die Avon-bereifte Honda den längsten Bremsweg.

Fazit: Bei idealen Straßenverhältnissen kann der Avon Storm 3D noch einigermaßen mithalten, obwohl ihm auch da echte Highlights fehlen. Auf nasser Straße ist er dagegen hoffnungslos unterlegen.

MOTORRAD-Urteil: Platz 7, 188 Punkte.

Bridgestone T 30

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Bridgestone T 30.

Gewicht: vorn 4,3 kg, hinten 6,5 kg
Herstellungsland: Japan
Infos/Freigaben: Bridgestone Deutschland, Tel. 0 61 72/40 81 73, www.bridgestone-mc.de

Bewertung: Landstraße/Autobahn: (130 Punkte, Platz 4)
Auch wenn der Bridgestone nicht an die Handlichkeit der Konkurrenten von Conti oder Michelin herankommt, überzeugt er besonders durch seine hohe Neutralität über den gesamten Schräg­lagen­bereich. Beim Bremsen in Schräglage ist zwar ein leichtes Aufstellmoment spürbar, welches aber im Vergleich zu den anderen Reifen im Test nicht besonders dominant in Erscheinung tritt. Die Rückmeldung für die Haftreserven stellt sich zügig ein, und ein echter Pluspunkt bleibt die sehr gute Geradeauslaufstabilität – was den T 30 vor allem für Langstrecken-Tourenfahrer im So­ziusbetrieb und mit voller Beladung auf Autobahnen besonders interessant macht.

Nasstest: (84 Punkte, Platz 4)
Auf der einen Seite überzeugt der Japaner durch seine gelungene Abstimmung der Grenzbereiche an Vorder- und Hinterpartie. Im Vergleich zu den Spitzenreifen in diesem Testfeld sind die Haftreserven bei Nässe in Schräglage aber schnell aufgebraucht, zudem kommen die Rutscher am Heck einen Tick zu spontan. Auch beim Beschleunigen dreht der Hinterreifen frühzeitig durch. Ganz anders beim Bremsen: Mit 45 Metern Bremsweg aus 100 km/h steht der T 30 am schnellsten!

Fazit: Der T 30 überzeugt vor allem als ausgewogener und sehr neutral abgestimmter Tourenreifen. Bis auf das Bremsen bei Nässe kann der Japan-Reifen aber keine besonderen Akzente setzen.

MOTORRAD-Urteil: Platz 4, 214 Punkte.

Continental Road Attack 2 Evo

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Continental Road Attack 2 Evo.

Gewicht: vorn 4,2 kg, hinten 6,4 kg
Herstellungsland: Deutschland
Infos/Freigaben: Continental Reifen, Tel. 05 11/9 38 01, www.conti-moto.de

Bewertung: Landstraße/Autobahn: (136 Punkte, Platz 1)
Auf der Landstraße macht der neue Road Attack 2 Evo wie auch schon sein Vorgänger am meisten Spaß. Selbst bei extremen Schräglagen überzeugt der Conti durch seine sehr handliche und neutrale Art. Mit der besten Lenkpräzision im Test kann er am leichtesten auf die gewünschte Linie gebracht und auf ihr gehalten werden. Außerdem stellt sich dank der guten Rückmeldung schnell ein hohes Vertrauen für die satte Haftung in Kurven jedweder Art ein. Das Aufstellmoment beim Bremsen in Schräglage bleibt sehr gering. Allerdings hat die überragende Handlichkeit auch ihre Kehrseite: Beim Geradeauslauf müssen Evo-Fahrer Abstriche in Kauf nehmen. Bei über 170 km/h wird die unverkleidete CB 1000 R nervöser als mit anderen Reifen, bleibt aber kalkulierbar.

Nasstest: (84 Punkte, Platz 4)
Im letzten Jahr beendete der Vorgänger diesen Test mit einem beachtlichen Abstand auf dem letzten Platz. Dank einer neuen Gummimischung hat der Evo nun Anschluss gefunden, obwohl zur Spitzengruppe noch Luft bleibt. Der Conti kann auch bei Nässe durch seine Handlichkeit und Lenk­präzision punkten. Durch den breiteren Grenzbereich steigt das Vertrauen im Regen.

Fazit: Der Entwicklungsschritt hat dem Tourenreifen gutgetan. Der Road Attack 2 Evo brilliert weiterhin auf kurvenreichen Landstraßen, macht schwere Bikes handlicher und schließt bei Nässe auf.

MOTORRAD-Urteil: Platz 2, 220 Punkte (MOTORRAD-Kauftipp).

Dunlop Roadsmart 2

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Dunlop Roadsmart 2.

Gewicht: vorn 4,4 kg, hinten 7,3 kg
Herstellungsland: Frankreich
Infos/Freigaben: Goodyear Dunlop Tires, Tel. 0 61 81/68 01, www.dunlopmotorcycle.de

Bewertung: Landstraße/Autobahn: (128 Punkte, Platz 5)
Der Roadsmart 2 ist in erster Linie sehr sportlich ausgelegt, weshalb er vor allem durch seine hohe Stabilität in Kurven überzeugen kann. Allerdings muss dazu die Betriebstemperatur stimmen. Denn im kalten Zustand fällt seine etwas zu trockene Rückmeldung auf, dann will er auch mit Nachdruck in Schräglage gebracht werden. Einmal warm gefahren, passt es dann: Mit deutlich besserer Rückmeldung und reichlich Haftreserven lässt sich der Roadsmart 2 geschmeidig durch Kurven steuern, wobei das Einlenkverhalten etwas hand­licher ausfallen dürfte. Beim Bremsen in Schräg­lage ist ein deutlicher Aufstellimpuls zu spüren. Highspeed-Fans werden die sehr gute Geradeauslaufstabilität zu schätzen wissen.

Nasstest: (86 Punkte, Platz 3)
Beim Beschleunigen und in Kurven gefällt der Dunlop durch seine tollen Haftreserven. Auch auf der Bremse erreicht er Top-Werte. Dass er stets ein gutes Feedback im Grenzbereich vermittelt, zeigt sich durch das hohe Tempo in der Referenzkurve. Allerdings knabbert die verhaltene Handlichkeit bei nassen (und damit kalten) Bedingungen an der Lenkpräzision, weshalb Korrekturen bei der Linienwahl im Regen kaum möglich sind.

Fazit: Beim Roadsmart 2 schlägt das Pendel in Richtung Sportlichkeit – was unterm Strich heißt: viel Stabilität, weniger Handlichkeit. Und er muss mit Nachdruck auf Temperatur gebracht werden.

MOTORRAD-Urteil: Platz 4, 214 Punkte.

Metzeler Roadtec Z8 Interact

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Metzeler Roadtec Z8 Interact.

Gewicht: vorn 4,3 kg, hinten 6,4 kg
Herstellungsland: Deutschland
Spezifikation: M (vorne und hinten)
Infos/Freigaben: Pirelli Deutschland, Tel. 0 89/14 90 83 02, www.metzelermoto.de

Bewertung: Landstraße/Autobahn: (128 Punkte, Platz 5)
Anders als in den letzten Jahren rollt der Z8 nun in der Sonderspezifikation M (vorne und hinten) zum Test. Diese Einlagen-Karkassen-Konstruktion ist für leichtere Motorräder wie unsere Test-Honda CB 1000 R gedacht. Dank guter Rückmeldung baut sich bereits beim Anfahren der Reifen ein gutes Gefühl für die Haftreserven auf. Generell glänzt der Metzeler durch seine hohe Kurvenstabilität, und auch bei Geschwindigkeiten über 170 km/h ist die Geradeauslaufstabilität vorbildlich. Der Z8 gibt sich zwar minimal handlicher als der Road­smart 2, muss sich in der Wertungsskala dafür aber hinter allen anderen einsortieren.

Nasstest: (84 Punkte, Platz 4)
In der neuen Spezifikation kann der Z8 auf nasser Piste nicht das Ergebnis der Vorjahre halten. Unterm Strich zeigt sich, dass die Haftreserven sowohl beim Beschleunigen wie auch in Kurven nachgelassen haben. Im Vergleich zum Vorjahr erreicht der direkte Konkurrent von Dunlop nun die besseren Werte. Auch auf der Bremse verliert der Z8 gegenüber dem Roadsmart 2 nun rund zwei Meter. Unterm Strich bleibt die Nassperformance aber auf einem hohen Niveau.

Fazit: Anders als in der M/O-Ausführung der Vorjahre kann der Z8 in der aktuellen Spezifikation keine besonderen Akzente setzen. Die Leistungen sind (noch) gut, aber die Konkurrenz ist ebenfalls stark.

MOTORRAD-Urteil: Platz 6, 212 Punkte

Michelin Pilot Road 4

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Michelin Pilot Road 4.

Gewicht: vorn 4,2 kg, hinten 6,2 kg
Herstellungsland: Spanien
Infos/Freigaben: Michelin Reifenwerke, Tel. 07 21/53 00, motorrad.michelin.de

Bewertung: Landstraße/Autobahn: (131 Punkte, Platz 2)
Bereits auf den ersten Metern überzeugt der neue Pilot Road 4 mit sehr gutem Feedback und punktet selbst in kaltem Zustand durch seine ordent­lichen Haftreserven. Steigen nach kurzer Zeit die Gummitemperaturen, steigert sich der Fahrspaß mit dem Michelin nochmals gehörig: Sicher und neutral lässt sich die vierte Evolutionsstufe der Pilot Road-Reihe in hoher Schräglage durch Kurven steuern, die beim Road 3 noch wahrnehmbare leichte Kippeligkeit ist nun nicht mehr zu spüren. In puncto Handlichkeit ist er nur noch einen Hauch vom Conti entfernt. Typisch für viele Michelins ist ein leicht knautschiges
Gefühl in Schräg­lage und beim Bremsen bei hohen (Reifen-)Temperaturen – da macht auch der Road 4 keine Aus­nahme.

Nasstest: (94 Punkte, Platz 1)
Selbst die extrem rutschige Nassteststrecke meistert der Road 4 mit Bravour: beste Rundenzeit, höchstes Kurventempo, Topspeed auf der Geraden. Der Michelin punktet nicht nur, weil seine Haftreserven stimmen, sondern weil er durch seinen Grenzbereich stets sicher eingeschätzt werden kann. Ein Überflieger im Regen? Nicht ganz: Bridgestone und Dunlop bremsen besser.

Fazit: Bei Schlechtwetter hatten Michelin-Fahrer schon immer gute Karten. Der neue Road 4 zeigt erwartungsgemäß keine Schwächen. Aber auch auf der Landstraße hat der Franzose zugelegt!

MOTORRAD-Urteil: Platz 1, 225 Punkte (MOTORRAD-Testsieger).

Pirelli Angel GT

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Pirelli Angel GT.

Gewicht: vorn 4,2 kg, hinten 6,4 kg
Herstellungsland: Deutschland
Infos/Freigaben: Pirelli Deutschland, Tel. 0 61 63/7 10, www.pirellimoto.de

Bewertung: Landstraße/Autobahn: (131 Punkte, Platz 2)
Auch bei den Tourenreifen kann (und will) Pirelli seine bekannt sportlichen Gene nicht verleugnen. Der Angel GT überzeugt selbst bei flottem Tempo über seine auffällig hohe Kurvenstabilität. Auch wenn er im kalten Zustand noch nicht die Rückmeldung für seine Haftreserven wie zum Beispiel der Road 4 bietet, wandelt sich das Bild deutlich, wenn der Angel GT auf Betriebstemperatur gebracht ist. Selbst bei hohen Schräglagen bietet er ein überzeugendes Gripniveau, liefert stets ein hohes Feedback und zeigt sich darüber hinaus bestechend stabil. Conti und Michelin geben sich zwar eine Spur handlicher, aber dafür punktet der Pirelli durch seine beeindruckende Stabilität. Das minimale Aufstellmoment beim Bremsen in Schräglage fällt fast gar nicht ins Gewicht.

Nasstest: (89 Punkte, Platz 2)
Der Angel GT zeigt eindrucksvoll, dass ein sport­licher Tourenreifen auch im Regen sehr gut mithalten kann. Mit satten Haftreserven lässt er sich schnell über die Nass-Teststrecke steuern und ist dem Besten im Feld (Road 4) dicht auf den Fersen – selbst auf der Bremse. Durch seinen breiten Grenzbereich bleibt der Angel GT auf nassem Asphalt zudem sehr gut einschätzbar.

Fazit: Wer einen Tourenreifen mit ausgesprochen sportlichem Charakter mag, zieht den Angel GT auf die Felgen. Und auch bei Regen verliert der Pirelli mit seinen hohen Haftreserven kaum an Dynamik.

MOTORRAD-Urteil: Platz 2, 220 Punkte.

Tourenreifen auf Landstraße und Autobahn

Wohin die Reise auch geht …

Bei Sportreifen haben die Entwickler ­einen vergleichsweise einfachen Job, denn schließlich lässt sich die Zielgruppe der Motorräder (und ihrer Fahrer) genauer fokussieren. Damit können sie Ziele wie zum Beispiel das sportliche Fahren auf Landstraßen oder den Einsatz auf der Rennstrecke ­exakter definieren. Bei den Tourenreifen fällt ihnen das schon deutlich schwerer, weil diese Reifengattung auf unterschiedliche Motorradkategorien beziehungsweise zu verschiede­nen Fahrertypen passen muss. Tourenreifen eignen sich z. B. für schwere Reisemotorräder wie die Yamaha FZR 1300, Highspeed-Boliden vom Schlage einer Suzuki Haya­busa oder sport­liche Allrounder wie die Honda CB 1000 R, die uns als Basis-Motorrad für diesen Test diente. Wo also die Schwerpunkte setzen, wenn es um die generellen Fahr­eigenschaften bei optimalen Bedingun­gen – sprich bei trockenem Asphalt – geht? Auf der einen Seite soll das Motorrad auf kurvenreichen Landstraßen nicht unter Schwerst­arbeit von einer Kurve in die nächste gewuppt werden. Das Thema Handlichkeit ist dieser Gruppe sehr wichtig. Auf der anderen Seite gilt es aber auch, den Unterwegsfans bei voller Beladung und weit jenseits der Autobahnrichtgeschwindigkeit einen souveränen Geradeauslauf zu bieten. Schließlich ist der Hersteller gefragt, klare Präferenzen zu setzen und seine Tourenreifen entweder agil oder ultrastabil abzustimmen. 


Landstraße/Autobahn im Neuzustand Maximale Punktzahl Avon
Storm 3D X-M
Bridgestone
T 30
Continental
Road Attack 2 Evo
Dunlop
Roadsmart 2
Metzeler
Roadtec Z8 Interact
Michelin
Pilot Road 4
Pirelli
Angel GT
Handlichkeit 30 25 26 28 25 25 27 26
Lenkpräzision 30 25 26 27 25 25 26 26
Kurvenstabilität 20 16 17 19 17 17 18 17
Kurvenstabilität Sport 20 16 17 19 18 18 17 18
Haftung in Schräglage 10 9 9 9 9 9 9 9
Haftung beim Beschleunigen 10 9 9 9 9 9 9 9
Geradeauslaufstabilität 10 9 9 7 9 9 8 9
Grenzbereichverhalten 10 8 9 9 9 9 9 9
Aufstellmoment 10 7 8 9 7 7 8 8
Gesamt 150 124 130 136 128 128 131 131
Platzierung 7. 4. 1. 5. 5. 2. 2.

Fazit: Insgesamt hat Conti bei der Abstimmung des neuen Road Attack 2 Evo ein feinfühliges Händchen bewiesen. Wie schon die Vorgänger zeigt sich das Gummi des Hannoveraner Reifenbäckers als besonders kurvengierig. Die minimale Instabilität bei Highspeed ist tolerierbar. Platz zwei teilen sich Michelin und Pirelli: Der Road 4 ist ähnlich agil, knautscht aber bei hoher Belastung. Der Angel GT gibt sich dagegen betont sportlich.

Tourenreifen bei Nässe

Frankreich deklassiert England. Michelins neuer Road 4 glänzt mit extrem hohen Haftreserven, Avon zittert sich förmlich durchs nasse Oval.

Viel Gutes für schlechte Tage

Natürlich kennt selbst die beste Motorradsaison auch viele schlechte Tage. Die gute Nachricht dazu: Es gibt mittlerweile kaum noch einen Reifenhersteller, dem die Nassfahreigenschaften seiner Gummis egal sind. Andererseits gibt es immer noch eine große Anzahl Motorradfahrer, denen bei Regen auf der Fahrbahn Pipi in den Augen steht – und das sind alles andere als Freudentränen. Obwohl man sich aufgrund des gewaltigen Entwicklungsschubs, den dieses Testkapitel im vergangenen Jahrzehnt erlebt hat, mittlerweile als hüftschwingender Fred Astaire aufs Motorrad begeben kann. Doch halt! Auch wenn die Rei­fentechnik im Regen mittlerweile weit fort­geschritten ist und Assistenzsysteme wie das ABS Schreckbremsungen auf glitschigem Untergrund den Schrecken nehmen: Es zählt immer noch das gefühlvolle Händchen am Lenker: ein weicher, runder Fahrstil, durch den sich das Feedback des Reifens spüren lässt und der Grenzbereich sicher ausgelotet werden kann. Haben die Hersteller ihre Hausaufgaben richtig gemacht, rutscht es hinten schneller als vorne und bietet ein breit gestalteter Grenzbereich noch genügend Handlungsreserven.

Landstraße/Autobahn im Neuzustand
Maximale Punktzahl
Avon
Storm 3D X-M
Bridgestone
T 30
Continental
Road Attack 2 Evo
Dunlop
Roadsmart 2
Metzeler
Roadtec Z8 Interact
Michelin
Pilot Road 4
Pirelli
Angel GT
Handlichkeit
10
8
8
10
8
8
9
9
Lenkpräzision
20
14
16
17
16
16
18
17
Haftung Kurven
20
13
17
16
18
17
20
18
Haftung Beschleunigung
20
11
17
17
18
18
20
19
Grenzbereich
20
12
17
16
17
17
19
18
Bremsverzögerung
10
6
9
8
9
8
8
8
Bremsweg (m) aus 100 km/h

51,4
45
48
45,4
47,5
46,8
47,3
 Geschwindigkeit im Omega (km/h)

60
65,8
64,5
68,1
66,8
71,7
69,1
Rundenzeiten

1:29,2
1:21,5
1:20,8
1:18,5
1:20,1
1:13,9
1:17,4
Gesamt
100
64
84
84
86
84
94
89
Platzierung

7.
4.
4.
3.
4.
1.
2.

Fazit:  Anders als auf trockenem Asphalt klaffen in diesem Kapitel größere Lücken zwischen den Kandidaten. Allein 30 Punkte trennen den letzten vom ersten: Michelin hat auch mit dem Road 4 wieder einen enormen Sprung gemacht, für Avon wird es immer schwerer, bei Regen noch zu bestehen. Denn auch das Mittelfeld hat deutlich zugelegt – zum Beispiel Conti mit dem neuen Evo.

MOTORRAD-Helden: Welcher Reifen ist der richtige für mich und mein Bike? Clubmitglieder können unter www.motorrad-helden.de eine individuelle Typberatung anfordern.

So testet MOTORRAD

Basisfahrzeug für den diesjährigen Tourenreifen-Test war eine Honda CB 1000 R, mit der alle sieben Reifenpaarungen auf dem Bridgestone Proving Ground bei Rom auf speziell präparierten Fahrbahnoberflächen bei Nässe und Trockenheit ans Limit gebracht wurden.

Handlichkeit: Benötigte Lenkkraft, um die Maschine in Schräglage zu bringen oder sie in langsamen/schnellen Wechselkurven auf Linie zu halten.

Kurvenstabilität/Sozius: Stabilität in (Wechsel-)Kurven und bei Bodenwellen. Wird in unterschiedlichen Modi (solo/mit Sozius) in großer Schräglage beim Beschleunigen getestet, wobei sich die Reifen regelrecht aufschaukeln können.

Lenkpräzision*: Test in unterschiedlich schnellen Passagen mit komplizierten Kurvenradien. Gibt Auskunft darüber, ob das Motorrad dem gewünschten Kurs folgt, der über die Lenkkräfte vorgegeben wird, oder ob deutliche Linienkorrekturen erforderlich sind.

Geradeauslaufstabilität: Highspeed auf der Autobahn. Bleibt das Motorrad stabil auf Kurs oder stört Pendeln die Fahrt?

Haftung in Schräglage*: Seitenführung in maximaler Schräglage auf nassem und trockenem Asphalt. Eine Gratwanderung, die nur auf abgesperrter Strecke möglich ist.

Aufstellmoment: Beim Bremsen in Schräglage richtet sich das Motorrad je nach Verzögerung und Reifenkontur unterschiedlich auf. Diese Reaktion muss mit einer Gegenkraft am kurveninneren Lenker­ende ausgeglichen werden.

Haftung beim Beschleunigen*: Seitenführung und Kraftübertragung in unterschiedlich schnellen Kurven. Wird ebenfalls bei Nässe und Trockenheit getestet.

Grenzbereichverhalten*: Beherrschbarkeit des Reifens im Grenzbereich der Haftung. Der Test wird sowohl auf nasser wie auch auf trockener Strecke durchgeführt.

Fülldruck im Test: 2,5 bar vorn, 2,9 bar hinten.

* Die mit Stern gekennzeichneten Kapitel sind auf Motorräder übertragbar, die eine ähnliche Geometrie wie die Honda CB 1000 R besitzen.

Endwertung

Endwertung Landstraße/Autobahn   Nasstest   Summe    Platzierung
Maximale Punktzahl 150 100 250
Michelin
Pilot Road 4
131 94 225 1.
Continental
Road Attack 2 Evo
136 84 220 2.
Pirelli
Angel GT
131 89 220 2.
Bridgestone
T 30
130 84 214 4.
Dunlop
Roadsmart 2
128 86 214 4.
Metzeler
Roadtec Z8 Interact
128 84 212 6.
Avon
Storm Ultra 3D X-M
124 64 188 7.

Fazit: Unterm Strich ist es ein klarer Sieg, den Michelin mit dem neuen Pilot Road 4 herausfahren kann. Vor allem, weil die Franzosen ihren Tourenreifen entscheidend verbessert haben: Die vom Vorgänger bekannte Nervosität in hohen Schräglagen ist weg, bei Nässe bleibt ein deutlicher Vorsprung. Aber auch die beiden Zweitplatzierten empfehlen sich: Der neue Road Attack 2 Evo von Conti punktet mit toller Landstraßenperformance, der Pirelli Angel GT gefällt durch seine sportliche DNA.

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