Erster Test der Retro-Elektro-125er: Maeving RM1S

Maeving RM1S für A1 und B196 – erster Test
Schicke Retro-Elektro-125er – so fährt sie

Veröffentlicht am 12.07.2024

Ihr Design ist klassisch-inspiriert und doch modern – urban und clean. So ködert die Maeving RM1S mit vielen feinen Details: Radabdeckungen aus Carbon, gebürstetes Aluminium und eine edle Mehrfarben-Lackierung stehen für liebevolle Machart und hochwertiges Finish.

144 Kilo wiegt die Maeving RM1S komplett mit 2 Akkus

Kleiner Wendekreis und zarte 144 Kilogramm vereinfachen den Umgang mit dem Brit-E-Bike. Bei diesem Gewicht ist das externe Ladegerät in der als Staufach dienenden Tank-Attrappe bereits eingerechnet. Sie ist elektrisch verriegelt und beherbergt zudem eine USB-C-Ladebuchse. Bleibt das Ladegerät zuhause, wiegt die Maeving RM1S sogar nur 141 Kilogrämmchen – inklusive der 2 herausnehmbaren Akku-Packs zu je 16,5 Kilogramm.

3 Fahrmodi von Economy bis Sport

3 Fahrmodi stehen bei der Maeving RM1S zur Wahl: In "E" wie Economy startet der Einsitzer ziemlich verhalten. Dieser auf Reichweite optimierte Modus begrenzt die Vmax auf gute 50 km/h und die Leistung auf gemessene 4 PS am Hinterrad. So ist das also à la "50er" bloß etwas für reinen Stadtverkehr. Im mittleren Modus ("I" wie Intermediate) liegen konstant 5,5 PS am Hinterrad an, kann man mit bis zu knapp 75 km/h außerorts im Verkehr mitschwimmen.

11 von 14 Elektro-PS am Hinterrad und 105 km/h

Richtig Fahrspaß macht die Maeving RM1S erst im spritzigeren Sport-Modus. Unter "S" soll der einfache Radnabenmotor bis zu 10,5 kW Spitzenleistung abdrücken, also über 14 PS. MOTORRAD ermittelte am Hinterrad allerdings nur gute 11 PS. Immerhin, damit läuft das schlanke Elektromotorrad 105 km/h. Dank bis zu 210 Newtonmeter Drehmoment (am Hinterrad) liegt die Fahrdynamik durchaus auf dem Niveau gut gehender 125er. Der Stromer ist untenherum stärker. Erst ab etwa 75, 80 km/h haben Verbrenner à la MT oder Duke 125 die Nase vorn.

Solo-Sattel und CBS statt ABS

Also, Strom auf, und los geht’s. Das sehr leise Fahr-Erlebnis an sich auf der Maeving, das hat schon was. Gut liegt der nicht überbreite Lenker zur Hand, der Hintern fläzt sich im bequemen braunen Solo-Sattel. Und die Füße ruhen auf Fußrasten ganz ohne Pedalerie. Der rechte Handhebel beaufschlagt allein die Vorderbremse, der linke Handhebel vereint Hinter- und Vorderbremse. Mit dieser als Minimum für die EU-Fahrzeugkategorie A1 vorgeschriebenen Kombibremse (CBS) liegen beim Griff zum linken Hebel 40 Prozent der Bremskraft vorn, 60 Prozent hinten an. Wenn man voll rein langt, blockiert es hinten zuerst – ABS ist hier leider Fehlanzeige. Überhaupt ankern die Bremsen etwas "holzig", nicht ideal dosierbar.

Bis zu 130 Kilometer Reichweite erscheinen realistisch

Vorausschauend gefahren, und je nach Situation fleißig zwischen den Fahrmodi wechselnd, kamen wir in der anspruchsvollen Topografie Stuttgarts (bergauf-bergab) nach 90 gefahrenen Kilometern mit 9 Prozent Restreichweite zurück in die Redaktion. Bei einer zweiten Testfahrt waren nach 75 Kilometern am Stück noch 36 Prozent Akku-Kapazität vorhanden. Da erscheinen versprochene 130 Kilometer am Stück realistisch – allerdings bloß in der Ebene und ausschließlich im gekappten E- oder I-Modus.

Maeving RM1S kostet 8.995 Euro

Schnell aufeinander folgende Impulse verarbeiten die einfachen Stereo-Federbeine nicht gut, schlagen bei derben Stößen auch mal durch. Der Radnabenmotor erhöht schließlich achtern die ungefederte Masse. Vorn und hinten rotieren identische 19-Zoll-Reifen, 2,75 Zoll schmale Dunlops. Sie haften mittelmäßig. Klar sind 8.995 Euro kein Pappenstiel. Aber dafür geht die Maeving RM1S ja auch fast schon als elektrisches Custombike durch. Sie weckt durchaus Besitzerstolz und viel Interesse bei Passanten. Deutlich preisgünstiger ist übrigens die RM1 ohne S, die gibt’s ab 6.295 Euro – allerdings läuft die nicht schneller als 70 km/h.