Sie kam, sah und machte sich auf Anhieb unbeliebt – zumindest bei ihrer großen Schwester und bei der Konkurrenz. Denn bereits in den allerersten Vergleichstests räumte die Ducati 950 Multistrada richtig ab. Zunächst mit dem Sieg gegen die 1200er-Multistrada und kurz darauf gegen die versammelte Reiseenduro-Mittelklasse. Eine kleine Sensation. Erst recht, weil die 950er als Economy-Baukasten daherkommt. Aus der 1200er-Multi stammt der Rahmen, von der Multistrada Enduro die Schwinge, und die Hypermotard 939 steuert den Motor bei. Mit einem Basistarif von rund 13.000 Euro spart der Reiseendurist rund 3.500 Euro gegenüber der großen Multi.
Dauerthema rupfende Kupplung
Einen Blitzstart legte die Ducati 950 Multistrada auch beim Dauertest über 50.000 Kilometer hin. Wer die 950er für eine Urlaubs- oder Wochenendtour ergattern wollte, musste zeitig reservieren. Die Italienerin war quasi permanent auf Tour, spulte durchschnittlich 3.300 Kilometer pro Monat herunter und hatte nach 15 Monaten die Dauertest-Distanz hinter sich. Ein Ritterschlag für einen Dauerläufer. Ordentli-cher Sitzkomfort, gelungener Windschutz, super Bremsen und tolles Lenkverhalten – die Lobeshymnen über den roten Flitzer wiederholten sich in den Fahrtenbüchern.
Allerdings auch die Schimpftiraden auf die rupfende Kupplung. Vor allem nach dem Kaltstart biss das Plattenpaket beim ersten Kraftschluss aggressiv zu, ließ sich beim Anfahren kaum dosieren. Wer den Zweizylinder nicht gleich abwürgte, sorgte mit einem Hoppelstart für erheiterte Aufmerksamkeit der Mitmenschen. Ein Phänomen, das sich wie ein roter Faden durch die meisten Zuschriften zog und auch die Dauertest-Ducati 950 Multistrada bis zuletzt begleitete.
Der technische Hintergrund liegt laut Ducati in der sogenannten Beölung der Kupplung. Gerät zu viel Motoröl in die Kupplung, trennen die Beläge durch die erhöhten Adhäsionskräfte (Verklebung) nicht mehr vollständig. Als Folge lässt sich auch der Leerlauf nur schwer finden. Ob auch die kritische Dosierbarkeit mit der Ölversorgung begründet werden kann, ist unklar. Eine technische Querverbindung zur Kupplung der ersten Modellreihe der BMW R 1200 GS im Jahr 2013 könnte zumindest darauf hinweisen. Auch deren Kupplung reagierte empfindlich auf die Ölversorgung, trennte bisweilen unvollständig und ließ sich nur schwer dosieren. Sowohl die BMW-Kupplung als auch das Pendant in der Ducati 950 Multistrada stammen vom renommierten japanischen Produzenten FCC.

Wie auch immer, weil der Öldruck über ein vor dem Kettenritzel sitzendes federbelastetes Kugelventil geregelt werden kann, wurde er bei Kilometerstand 15.610 im Rahmen der ersten Inspektion von 0,4 bar auf den Sollwert von 0,2 bar reduziert. Besserung brachte die Maßnahme allerdings nur kurzzeitig. Nebenbei erwähnt: Mit 424 Euro für die Durchsicht, Öl und einen Satz hinterer Bremsbeläge hielten sich die Kosten für die 15.000er-Inspektion im erwarteten Rahmen.
Danach schrubbte die Ducati 950 Multistrada Kilometer um Kilometer. Nicht erst auf der gemeinsamen Herbstausfahrt aller Dauertest-Maschinen durchs pittoreske Slowenien stellte sich heraus, dass sich der 937er-V2 gern ein wenig Öl gönnt. Rund 0,4 Liter je 1.000 Kilometer sollte sich der L-Motor durchschnittlich im Lauf der Dauertest-Distanz genehmigen. Ein laut Ducati-Techniker zwar üppiger, aber akzeptabler Wert. Der Ölkonsum verwundert dennoch. Schließlich begnügten sich die beiden bisherigen Dauertest-Ducati von MOTORRAD, die Multistrada 1200 S im Jahr 2013 und die 1199 Panigale im Jahr 2012, mit rund einem Zehntel dieser Menge.
Sprang bei Minusgraden zuverlässig an
Schwamm drüber, immerhin pflügte die Ducati 950 Multistrada ohne Mucken durch den Winter, sprang sogar bei zehn Grad minus zuverlässig an. Dass sie kurz vor der Frostperiode neue Hinterradlager ausfassen musste, stellt sie in eine lange Reihe von Dauertest-Maschinen. Fast alle Dauerläufer der jüngeren Vergangenheit zeigten sich in dieser Hinsicht anfällig. Und weil die kleine Multistrada schon in der Werkstatt war, wurden auch die vorderen Bremsbeläge und der Kettensatz ersetzt. Die Kosten inklusive der Lager: immerhin 728 Euro.
Gute Leser-Bewertungen für Ducati-Händler
Kurz zuvor wurde noch mal nach dem Öldruck der Kupplung geschaut, der Wert nachjustiert. Die Dosierbarkeit? Besser, aber nicht gut. Im Rahmen des 30.000er-Services wurde dennoch prophylaktisch der an der Außenhülle aufgewetzte Kupplungszug ersetzt. Einen neuen Zahnriemen, Luftfilter, frische Zündkerzen, hintere Bremsbeläge und Bremsflüssigkeit gab’s nach den Inspektionsvorgaben. Eine saftige Rechnung obendrein. Stattliche 1.385 Euro stellte der freundliche Ducati-Händler in Rechnung. Trotz der gehobenen Tarife können sich die Ducatisti offensichtlich auf profunde technische Unterstützung verlassen. In einem großen Teil der Besitzer-Zuschriften werden die Dependancen der Roten explizit als kompetent und engagiert gelobt. Complimenti.
Wenn auch ausgerechnet ein Fauxpas von Ducati-Deutschland (Importeur) in Köln diese Wertschätzung konterkarierte: Ein defekter Anlasserfreilauf und eine Nachlässigkeit bei dessen Reparatur sorgten für Wallung bei Fuhrpark-Chef Tobi Wassermann. Ärgerlich ist dies vor allem vor dem Hintergrund, dass das Anlasser-Malheur letztlich den einzigen wirklichen Schaden im Dauertest-Verlauf darstellte. Aus Gründen der Fairness berücksichtigte MOTORRAD den zweiten Ausfall in der Dauertest-Gesamtwertung nicht. Weil die Ducati 950 Multistrada beim ersten Zwangsstopp in Köln aber schon auf der Hebebühne stand, wurden die angelaufenen Stahlscheiben der Kupplung getauscht. Der Einfluss auf die Kupplungscharakteristik hielt sich in Grenzen. Möglicherweise hatte sich das Personal mittlerweile auch nur an die Eigenheiten der Duc gewöhnt.
Reifenempfehlungen für die Ducati 950 Multistrada
Schließlich marschierte die Ducati 950 Multistrada weiter rasant dem Dauertest-Ende zu, ließ sich nur zu Reifenwechseln in der Redaktions-Werkstatt blicken. Lediglich vier Satz verschliss die kleine Multistrada auf der Dauertestdistanz von 50.000 Kilometer. In Sachen Fahreigenschaften übertrumpfte die Original-Bereifung Pirelli Scorpion Trail 2 die Paarungen von Michelin (Pilot Road 4 und Anakee III), beim Thema Laufleistung überzeugten die Bridgestone A40. Die bei 35.000 Kilometern montierten Allrounder überstanden die komplette Distanz bis zum Testende. Erstaunlich.

Zwischendurch schaute die Ducati 950 Multistrada nur noch einmal zur 45.000er-Inspektion in der Werkstatt vorbei. 576 Euro wurden für die Durchsicht inklusive neuer Bremsflüssigkeit fällig. Dass der Seitenständer dabei wegen des leicht verbogenen Ausklapp-Auslegers ersetzt wurde, hatte eher komforttechnische Gründe.
Ins Eingemachte drang letztlich die Obduktion am Dauertest-Ende. Mit erfreulichem Ergebnis. Sämtliche Teile lagen innerhalb der Verschleißgrenze. Getriebe und die viel kritisierte Kupplung wiesen nur geringste Laufspuren auf, Kolben, Zylinder und Lager zeigten sich in gutem Zustand. Selbst die aufwendige Desmodromik überstand die Distanz quasi unbeeindruckt. Lediglich die Führungen der Einlassventile waren in der Mitte zwar noch maßhaltig, an den Enden aber über die Verschleißgrenze konisch aufgeweitet. Laut Ducati entscheidet für die Maßhaltigkeit jedoch lediglich das Ventilschaftspiel in der Führungsmitte. Das ist glaubhaft. Schon deshalb, weil der Zweizylinder seinen strammen Ölverbrauch bereits zu Testbeginn und nicht erst mit fortschreitendem Verschleiß aufwies.
Weil auch das Fahrwerk tadellos in Schuss ist und die Elektronik nie zickte, rechtfertigt die Dauertest- Ducati 950 Multistrada die positive DAT-Restwertschätzung. Der von den Experten ermittelte Wertverlust von 33,3 Prozent ist der zweitgeringste aller jemals bei MOTORRAD gefahrenen Dauertest-Bikes. Was der Ducati 950 Multistrada unterm Strich zu einer doch überwiegend positiven Bilanz gereicht – auch wenn die Ursachen für die spitze Kupplung und den Ölverbrauch letztlich nicht geklärt werden konnten.
Gesammelte Notizen zum Dauertest
Das Dauertestmotorrad trat am 4.5.2017 ausgerüstet mit dem Touring-Paket, bestehend aus Hauptständer und einem Satz Kunststoff-Koffern, Aufpreis 748,51 Euro, den Dauertest an und hatte bis kurz vor den Weihnachtsferien 2017 bereits über die Hälfte der Dauertest-Distanz hinter sich gebracht. Im Sommer 2018 hatte die Ducati Multistrada 950 bereits ihre 50.000 Testkilometer runtergespult. Im Folgenden lest ihr, welche Notizen wir von den Fahrern gesammelt haben.
Kilometerstand: 48.700, 07/2018

Sie hat es fast geschafft, die kleine Multistrada. Hat fast 50.000 Kilometer hinter sich gebracht, steht kurz vor dem Zerlegen und bekam noch einmal ein kleines Schmankerl. Und wohin ging die letzte Tour? Na klar, zur Belohnung für die treuen Dienste fuhr Autor Stefan Kaschel mit ihr in die Heimat, nach Italien. Von Stuttgart quer über die Alb, danach durch Österreich über den Reschenpass Richtung Stilfser Joch, noch einmal hochalpiner Kehren-Rausch vom Feinsten, bevor die italienischen Momente kamen. Der entzückende Lago d´Iseo bei über 30 Grad Außentemperatur, danach die glühend heiße Ebene von Brescia nach Parma, und dann die Straße aller Straßen, ein Erlebnis, das jeden Alpenpass in den Schatten stellt. SS62 heißt die Bundesstraße von Parma nach La Spezia, die praktisch parallel zur E33 verläuft, und zwar quer durch den Appenin. Das sind rund 120 Kilometer, auf denen sich Kurve an Kurve reiht, sich pittoreske Bergdörfer mit ausgedehnten Waldgebieten ebenso zuverlässig abwechseln wie enge Radien mit weiteren. Das Beste aber ist die Einsamkeit. Praktisch kein Verkehr! Wie im Rausch geht es bergauf und bergab, der Belag erfüllt auch gehobene Ansprüche. Praktisch vom ersten Meter an entpuppt sich diese Straße mit jeder neuen Kurve zu einer der schönsten Motorradstrecken der Welt. Einfach mal ausprobieren!
Und, was macht die kleine Multistrada auf der letzten großen Tour? Schlägt sich wacker, entpuppt sich wieder einmal als feines Reisemotorrad, das alle Ansprüche auf dieser letzten großen Ausfahrt erfüllt. Na ja, fast, denn das Navigationsgerät aus dem Ducati-Zubehörprogramm hat anscheinend eine ganz eigene Auffassung von der zu erbringenden Dienstleistung. Die meiste Zeit berechnet es – und zwar immer wieder neu, wird faktisch ständig von der Realität überholt. Kommt dann noch eine Umleitung ins Spiel, hört es überhaupt nicht mehr auf. Rechnet und rechnet und rechnet, bis auch der geduldigste Fahrer den Aus-Knopf drückt und sein Handy rauskramt. Im Übrigen aber ist die Multistrada noch gut beieinander. Die Sitzposition ist auch für Menschen über 1,80 Meter auf Dauer bequem, der Windschutz hinter der hohen Scheibe gut, die stabilen Zubehör-Alukoffer sind funktionell und fassen beim Strandbesuch auch einen Integralhelm. Selbst vollbeladen rollt die rote Duc noch zielgenau in jede Kurve, federt und dämpft zuverlässig auch die groben Unzulänglichkeiten italienischer Landstraßen weg. (Fast) alles gut auch bei dem „kleinen“ V2, der Wunsch nach mehr Hubraum oder Leistung komm selbst voll beladen selten auf. Der nach einer besser dosierbaren Kupplung jedoch zuverlässig und immer dann, wenn der Motor kalt ist und die Verkehrssituation ein schnelles Handeln erfordert. Dann rupft sie zum Gotterbarmen, nicht selten steht die Fuhre mit abgestorbenem Motor mitten im italienischen Verkehrschaos. Sobald das Motoröl auf Temperatur ist, ist das kein Thema mehr. Der Ölverbrauch hingegen schon, ein halber Liter auf 1.000 Kilometer ist die Regel. Mal schauen, wie die Sache zerlegt aussieht. Insgesamt jedoch bleibt nach rund 1.500 Kilometern das Fazit: Ein gelungenes Reisemotorrad aus Bologna, das gerade auch in der Heimat von den Italienern stets freundlich begrüßt wird, eben, weil es nicht an jeder Ecke steht. Da tummeln sich vor allem tausende von Rollern – und BMW R 1200 GS. Ach ja: Wer die Multistrada zerlegt sehen will, kann das auf der INTERMOT in Köln auf dem MOTORRAD-Stand tun. Derzeit steht sie in der Werkstatt und wartet auf die finale Materialschau.
Kilometerstand: 38.795, 06/2018

Bei knapp über 36.000 km notierte Kollege Imre Paulovits erste Auffälligkeiten beim Starten. Der Starter dreht zu langsam, es gibt ein klackendes Geräusch beim Lösen des Anlasser-Freilaufs und es sind immer mehrere Startversuche nötig, bis der V2 läuft. Bei Kilometer 38.795 springt sie dann gar nicht mehr an und wandert Huckepack beim Pannendienst zum Händler in Zürich. Der attestiert eine zerstörte Anlaufscheibe unter dem Anlasserfreilauf die letzteren beschädigt hat. Wohl eine Folge eines Montagefehlers. Nachdem alle beschädigten Teile ersetzt waren, sprang die Duc auch wieder tadelos an.
Kilometerstand: 35.105, 5/2018

Auf einem längeren Korsika-Tripp begleitete die Multistrada den MOTORRAD-Reifentest. Zurück in Deutschland stand die 30.000-km-Inspektion an. In deren Rahmen wurde der Kupplungszug getauscht. Zudem wurden unter anderem Ventile eingestellt, die Zahnriemen und die Bremsbeläge hinten gewechselt. Die hintere Bremsscheibe nist kurz vor der Verschleißgrenze, wurde von der Werkstatt angemerkt. In Summe kostete der Service rund 1.385 Euro. Bei 29.353 km gab es einen neuen Satz Michelin Anakee III-Reifen.
Das Getriebe lässt sich nach wie vor schwer schalten, die Kupplung rupft bei kaltem Motor und kommt schlagartig. An der Tankstelle kam es dann zu einem Zwangsstopp. Der Anlasser dreht zwar, wirft den V2 aber nicht an. Hier scheint der Freilauf nicht mehr mitzuspielen. Ducati Deutschland hat sich den möglichen Defekt angeschaut. Anlasserfreilauf und auch die Stahlscheiben der Kupplung wurden getauscht. Jetzt springt die Duc wieder an und auch die Kupplung lässt sich besser dosieren. Bei 35.000 km wurde zudem ein neuer Reifensatz fällig. Jetzt steht die Multistrada auf Bridgestone A40. Weiter unter Beobachtung steht der Öldurst der Duc. Seit der Inspektion musste bereits wieder rund 1 Liter Schmierstoff nachgefüllt werden.
Kilometerstand 26.900, 2/2018
In neun Monaten hat die kleine Multistrada mittlerweile rund 27.000 Kilometer zurückgelegt. Das entspricht, einschließlich Weihnachtspause, rund 3.000 Kilometern pro Monat. Die Gründe: Sie läuft größtenteils problemlos, zuverlässig, schnell und komfortabel. Einzige Kritikpunkte sind die für manchen Fahrer zu lautstarken Luftverwirbelungen der Scheibe, der plärrende Motorsound sowie die in kaltem Zustand kaum zu dosierende Kupplung. Trotz mittlerweile zweimaliger Justage der Kupplungs- Beölung, mit der die Dosierbarkeit in Maßen zu beeinflussen ist, blieb dieses Manko bis heute erhalten. Sobald der Motor handwarm ist, verringern sich die Bedienschwierigkeiten.
Kilometerstand: 25.797, 1/2018, Zwischenbilanz
Bereits der erste Eintrag im Fahrtenbuch von Testredakteur Andreas Bildl gilt dem Getriebe, das wohl noch etwas Einlaufzeit benötige. Der zweite, geschrieben von FUEL-Mann Rolf Henniges, den in Sachen Eigenheiten von Zweirädern nichts mehr schockieren kann, galt der Kupplung, mit der er sicher kein Freund werde.
Zwei weitere Fahrer schalten die Duc als Luftpumpe und Low Performer, revidierten ihre Meinung aber, nachdem ihnen aufgezeigt wurde, wie man die Leistung im, dies zur Entschuldigung der Kollegen, nur bedingt selbsterklärenden Menü von LOW wieder auf SPORT stellt.
Tatsächlich klafft zwischen diesen beiden Modi eine Lücke von 38 PS (109 zu 71). Das degradiert den Sprinter zum Ackergaul. Sobald alle Pferde zum Dienst antraten, waren die Klagen diesbezüglich perdu. Dafür monierten andere Fahrer dann ein leichtes Pendeln, sobald mit Koffern über 170 km/h gefahren wurde. Offensichtlich reagiert die Duc recht sensibel auf Fahrergrößen, denn beim Autor (1,86 Meter) trat dieses Phänomen nicht auf. Dafür empfand dieser, dass es hinter der Serienscheibe, egal in welcher Position sie eingestellt ist, arg laut zuging, was in Verbindung mit dem ebenfalls unter Last heftigen Röhren aus der Airbox auf langen Strecken etwas nervt.
Nach 7.600 Kilometern war der erste Reifensatz fällig, zudem 350 Milliliter Öl. Besonders auf schnellen Autobahn-Etappen gönnt sich die Multi etwas Schmierstoff. Es ist also ratsam, den Ölstand im Auge zu behalten, was angesichts des Schauglases auch kein Problem darstellt. Insgesamt mussten bis dato 2,4 Liter nachgefüllt werden, im Schnitt also rund 0,1 Liter auf 1.000 Kilometer, allerdings mit steigender Tendenz.
Kupplung, Kupplung, Kupplung

Weiterhin wurden die recht unmotiviert aufleuchtenden Lampen für Leerlauf und Reserve öfters erwähnt, und natürlich die Kupplung. Die 15.000er-Inspektion (424 Euro) beinhaltete neben einer Justage derselben auch einen Satz Bremsbeläge hinten. Kurz danach gab es den ersten von insgesamt drei Plattfüßen (einer hinten, zwei vorne), die zwar für die Betroffenen ärgerlich waren, aber nicht dem Motorrad zuzuschreiben sind. Leider wurden die Klagen über die besonders in kaltem Zustand rupfende Kupplung nicht weniger, weswegen diese bei Kilometerstand 24.150 im Beisein von MOTORRAD abermals justiert wurde. Jedoch ohne nachhaltigen Erfolg.
Bei dieser Gelegenheit erfolgte auch der Anbau einigen Ducati-Originalzubehörs. Während die Motorschutzplatte sowie die Sturzbügel nebst Nebelscheinwerfern eher der Optik als dem Alltagsnutzwert geschuldet sind, waren die dreistufigen Heizgriffe in der aktuellen Jahreszeit hochwillkommen, auch die größere Tourenscheibe lässt sich gut an, wenngleich die Bewährungsprobe auf einer ausgiebigen Reise noch aussteht. Die steht den Aluboxen ebenfalls noch bevor, die erste Nacht im Freien führte bei einer Schließe bereits zu leichter Korrosion. Quasi zu Weihnachten bekam die Duc einen neuen Kettensatz sowie die Radlager hinten, Kosten alles in allem rund 560 Euro.
Weitgehend Einigkeit und Freude herrscht im Fahrtenbuch über die fahrerischen Qualitäten der Duc: sportlich drehfreudiger Motor, ausgewogenes, homogenes Fahrwerk, das sowohl straff genug für die sportliche Einlage als auch hinreichend komfortabel für Slow-Bike-Runden ist, das Ganze gepaart mit einer komfortablen Unterbringung für Fahrer und Beifahrer. Eine rundherum gelungene Reiseenduro also.
Kilometerstand: 1.037, 5/2017

Die Ducati Multistrada 950 rückte mit exakt 1.037 Kilometern das erste Mal in die Redaktionsgarage ein, überbracht von Ex-PS-Redakteur Robert Glück, heute PR-Mann bei Ducati in Deutschland. MOTORRAD-Redakteur Andreas Bildl hat sich das feuerrote Multitool mit dem 113 PS starken L-Twin nach der Übergabe gleich für den Heimweg geschnappt. Schließlich weiß die unter dem Aspekt Preis-Leistungs-Note beste Ducati (Note 1,6), die jemals die 1.000-Punkte-Wertung durchlaufen hat, gerade unter Gesichtspunkten wie Sitzkomfort, Windschutz und Reichweite zu glänzen. Eigenschaften, die auch und besonders im Alltag gerne goutiert werden.
Dazu kommt noch eine Ausstattung, die mit dreistufigem ABS, achtstufiger Traktionskontrolle, drei Motormappings und vier Fahrmodi, unter denen die vorher genannten Modi gebündelt werden, wenig Wünsche offenlässt. Zwar strotzt die Multistrada 950 nicht vor Leistung, diese lässt sich aber sehr harmonisch abrufen. Klingt alles sehr vernünftig und nach hohem Nutzwert. Emotionen gibt's aber auch, spätestens dann, wenn der eingefahrene Motor über 7.000/min jubeln, sein motorisches Feuern entwickeln darf.
Diese Eigenschaften haben zweifellos auch Testredakteur Bildl überzeugt, dennoch weist er darauf hin, dass die Leerlaufsuche im Stand und bei kaltem Motor schon mal erfolglos bleibt. Ob’s nach einer gewissen Einlaufzeit besser wird? Das würden wir zudem der Kupplung wünschen, die mit knappem Schleifpunkt nach hohen Anfahrdrehzahlen verlangt. Wir bleiben am Ball, wenngleich die kommenden Tage für die Ducati Multistrada 950 eher von ruhiger Natur sind. Sie erwartet zum Dauertest-Beginn das gleiche Prozedere wie alle anderen Kandidaten, und das lautet nun mal: Prüfstandslauf, Fahrleistungen ermitteln und Motor verplomben.
Angebote gebrauchter Ducati Multistrada 950

Das Angebot gebrauchter Ducati Multistrada 950 ist in Deutschland recht groß. Die Preise variieren stark nach der gelaufenen Kilometerzahl und dem verbauten Zubehör. Viele Exemplare sind bereits gut ausgestattet und sollten nach dem Kauf für die erste Tour bereit sein. Hier ein aktueller Überlick über die gebrauchten Ducati Mulitstrada 950 in Deutschland: gebrauchte Ducati Multistrada 950 in Deutschland.