Ein Mordstrum ist das. Hoch wie ein Gebirge, mit seinen Tanks an allen Ecken und Enden fett wie eine schwangere Auster und im Rallyetrimm fast 200 Kilogramm schwer. Wem die Vorstellung eines Off Road-Ritts mit diesem Monster jetzt schon kalte Schauder den Rücken hinunter jagt, der sollte einfach umblättern. Denn Rallyefahrer sehen die Welt mit anderen Augen. Im Kreis der Wüstenglüher gilt die KTM Rallye als klein, leicht und für eine Rallye-Maschine als besonders handlich. Kein Wunder, schlagen sich die Peterhansels dieser Welt mit Apparaten durch die Sahara, die mindestens noch mal einen Zentner mehr auf die Waage bringen.
Daß bei der letzten Auflage der Dakar das Starterfeld fast schon geschlossen Orange sah, liegt aber auch daran, daß KTM die Gunst der Stunde erkannt hat und als einziger Hersteller ein wirklich einsatzfertiges sowie konkurrenzlos günstiges Renngerät für seine Kunden bereithält. Und ein überaus zuverlässiges obendrein. Denn Siege in der Marathonwertung - das ist die Klasse, in der keine Motoren und nur Kleinigkeiten am Fahrwerk getauscht werden dürfen - haben KTM bei allen Rallyes der letzten zwei Jahre fest abonniert.
Mit Sicherheit, weil dieses Wüstentier genial einfach aufgebaut ist und die Komponenten zigtausendfach erprobt sind. Denn Motor und Fahrwerk stammen schlicht aus dem Ersatzteilregal der hauseigenen Enduro- oder Competition- Modelle. Was die KTM-Enduro dann letztlich zur Rallye macht, wird einfach angeschraubt wie beispielsweise das Rahmenheck aus Vierkant-Stahlrohr mit zusätzlichen Verstrebungen für die Hecktanks oder die rahmenfeste Verkleidung.
Schon bei den ersten Umdrehungen der Kurbelwelle hört man, daß die Rallye eine echte Rennmaschine ist. Nur mit dem Schalldämpfer der Moto Cross-Modelle bestückt, macht die Kiste einen furchterregenden Radau. Dieser Umstand hat jedoch nichts damit zu tun, daß Rallyefahrer gern auffallen oder vielleicht doch taub sind, sondern schlicht einen technisch bedingten Hintergrund. Um den hitzegeplagten Stoßdämpfer nicht noch zusätzlich mit der Abwärme des Vorschalldämpfers zu grillen, verzichtete man auf diesen eben kurzerhand. Und damit der White Power-Dämpfer gegen Ende eines langen Rallyetages nicht schlapp macht, entschied man sich für eine Version, deren Ausgleichsbehälter per Stahlflex-Hochdruckschlauch vom Dämpfer abgekoppelt und ans Rahmenheck verbannt wurde.
Da bei der wüsten Glüherei über die Pisten Nordafrikas fast immer hohe Drehzahlen angesagt sind, müssen bis zu 13 Liter Sprit auf 100 Kilometer im tiefen Sand einkalkuliert werden. Sind die Tanks alle voll, und die Kiste ist zusätzlich mit Werkzeug und sonstigem Plunder bepackt, hat der Einzylinder ganz gut zu tun. Denn um inklusive Fahrer mehr als fünf Zentner durch teilweise tiefen Sand zu ziehen, sind 55 PS sicher nicht zu viel. Ganz im Gegenteil: Mit 42:16 Zähnen lang übersetzt, um auf den bolzgeraden Pistenabschnitten bei der Dakar auf die deutlich kräftigeren Zweiylinder nicht zu viel Zeit zu verlieren, verlangt die KTM im tiefen Sand nach wahren Drehzahlorgien, damit es nach dem Schalten auch im vierten oder fünften Gang zügig vorwärtsgeht.
Daß mit vollen Tanks die Gangart nicht allzu forsch angeschlagen werden sollte, versteht sich von selbst, wobei die hoch und weit hinten angebrachten Hecktanks das Fahrverhalten weitaus stärker beeinflussen als das tief heruntergezogene 30-Liter- Spritfaß am Bug. Geradeaus kein Problem, reagiert die Rallye mit vollen Hecktanks in Kurven auf Bodenwellen empfindlich und neigt zu ausgeprägten Seitensprüngen. Hat die Mikuni-Unterdruckpumpe dann die Zusatztanks leergesaugt, ist die Welt - auch mit 30 Litern an der Front - wieder in Ordnung, und die Rallye fährt sich, wie man es von anderen KTM gewohnt ist: sicher im Geradeauslauf, nicht gerade überhandlich, jedoch spurstabil in Kurven. Wer 47 Liter Sprit in ein paar Stunden abfackelt, der muß bei der Feder- und Dämpfungsabstimmung Kompromisse eingehen. So ist die Rallye vollgetankt fast ein bißchen zu weich, leergefahren dann straff bis hart.
Will man sich auf das Abenteuer Wüstenrallye wirklich einlassen, so macht KTM mit der bewährten und komplett ausgestatteten Rallye ein Angebot, das man wirklich nicht ausschlagen kann. Da bleibt eigentlich nur noch eins: draufsitzen und losfahren.
KTM unterstützt Privatiers bei der Dakar - Ein Herz für Rallyefahrer
Wer ernsthaft mit dem Gedanken spielt, an der Rallye der Rallyes teilzunehmen, den erwarten bei KTM offene Arme. Wird beim Kauf einer KTM Rallye - nur auf Bestellung und ausschließlich für Renneinsätze - die Nennung zur Dakar vorgelegt, verringert sich der Kaufpreis dramatisch. Im letzten Jahr gab es 8000 Mark Nachlaß. Zudem ist die Ersatzteilverorgung und Betreuung durch KTM- Trucks auch bei anderen Rallyes sichergestellt. Der Preis für diese Leistungen steht aber noch nicht fest. Informationen bei KTM-Stöcklmeier unter Telefon 09628/92110