Es geht um jeden Zentimeter Flughöhe, um Zehntelsekunden, um jedes PS - aber vor allem um Resultate. Welcher MX2-Crosser hat beim Motocross-Vergleichstest die Nase vorn?
Es geht um jeden Zentimeter Flughöhe, um Zehntelsekunden, um jedes PS - aber vor allem um Resultate. Welcher MX2-Crosser hat beim Motocross-Vergleichstest die Nase vorn?
Welcher MX2-Crosser hat den stärksten Motor? Welcher die sensibelste Federung, das agilste Handling, die beste Ergonomie, das homogenste Gesamtpaket? Und grundsätzlich: Welcher ist der Beste? Viele Fragen - und sechs Antworten.
Mit extremen Eckdaten geht das neue Viertelliter-Projekt von Husqvarna ins Rennen. Kein anderer Viertelliter-Motor ist leichter (22 Kilogramm), keiner besitzt einen kürzeren Hub (50,9 Millimeter). Auf der Piste kann das zierliche Motörchen die hoch gesteckten Erwartungen jedoch nicht vollständig erfüllen. Zwar kann das Aggregat der Konkurrenz im mittleren Drehzahlbereich Paroli bieten, muss aber in dem in dieser Klasse wichtigen oberen Drehzahldrittel passen. Mit gemessenen 34 PS bleibts bei der geringsten Spitzenleistung des Felds.
Schade, denn die Peripherie passt. Die gelungene Ergonomie und vor allem das messerscharfe Handling ändern die bisherige eher enduristische Ausrichtung der Husky-Crosser mit der TC 250 grundlegend. Die TC biegt hochpräzise um jede Innenspur, lässt sich auch dank der sensibel ansprechenden Kayaba-Gabel und des komfortabel abstimmten Sachs-Federbeins spurstabil über ausgefahrene Geraden prügeln - selbst wenn beim anschließenden Anbremsen die scharf abgestimmte Bremsanlage mit sensiblem Händchen bedient werden will. Unterdurchschnittlich bleibt dafür trotz der neuen mit eingegossenem Dekor versehenen Kunststoffteile die Verarbeitung der Italienerin. Details wie die unschön verlegte Elektrik hat ein grundlegend neu konzipiertes Modell nicht verdient - die rote Laterne in diesem Vergleichstest eigentlich auch nicht.
Motor:
Wassergekühlter Einzylinder-dohc-Viertaktmotor mit vier Ventilen
Hubraum (in cm³) 249
Bohrung x Hub (in mm) 79 x 50,9
Verdichtungsverhältnis 13,6:1
Leistung* 24,8 kW (34 PS)
bei Drehzahl (in /min)* 11250
Vergaser/Einspritzung, Durchmesser (in mm) Vergaser, 39
Gänge 5
Fahrwerk:
Einschleifenrahmen aus Stahlrohr
Gabel Kayaba
Gleitrohrdurchmesser (in mm) 48
Federbein Sachs
Gewicht (in kg)* 99
Preis ohne Nebenkosten (in Euro) 7849
*MOTORRAD-Messungen; Gewicht fahrfertig ohne Benzin
Enorm der Aufwand, den die Yamaha-Techniker der YZ 250 F angedeihen ließen. Ein neuer Brückenrahmen (bislang: Alu-Einschleifenrahmen) und vollständig neu gezeichnete Kunststoffteile bringen die ehemalige Trendsetterin auf Vordermann. Doch der Kern blieb. Für den Vortrieb sorgt immer noch der robuste Fünfventil-Motor. Und der muss sich auch im aufgepeppten Umfeld ordentlich strecken. 35 PS, gerade mal ein PS mehr als die Husqvarna, drückt der Yamaha-Treibsatz auf die Rolle. Dass sich der Yamaha-Crosser damit nicht leicht tut, liegt auf der Hand. Immerhin: Der potente Druck in den unteren Drehzahlen macht es fahrerisch einfach, aus engen Ecken heraus zu beschleunigen, die kräftige Mitte bietet den nahtlosen Anschluss für den Zwischenspurt. Weiter oben auf der Drehzahlleiter - und das ist der Bereich in dem die Schlacht in der 250er-Liga gewonnen wird - bleibt der Yamaha-Motor allerdings verhalten.
Für flottes Vorankommen gehört frühes Hochschalten zum Grundprinzip. In der Ruhe liegt auch fahrwerksseitig die Kraft. Denn das für die Yamaha-Crosser typische vorderrad-orientierte Lenkverhalten hat auch das neue Fahrwerk konserviert. Hochpräzises Einlenken, unaufgeregter Geradeauslauf und - Standard bei Yamaha - exzellent abgestimmte Federelemente kooperieren für ein homogenes Gesamtkonzept. Dem fehlt zur vollen Entfaltung letztlich nur dieses entscheidende letzte Quäntchen Motorleistung. Platz fünf.
Motor:
Wassergekühlter Einzylinder-dohc-Viertaktmotor mit fünf Ventilen
Hubraum (in cm³) 249
Bohrung x Hub (in mm) 77 x 53,6
Verdichtungsverhältnis 13,5:1
Leistung* 25,9 kW (35 PS)
bei Drehzahl (in /min)* 12000
Vergaser/Einspritzung, Durchmesser (in mm) Vergaser, 37
Gänge 5
Fahrwerk:
Brückenrahmen aus Aluminium
Gabel Kayaba
Gleitrohrdurchmesser (in mm) 48
Federbein Kayaba
Gewicht (in kg)* 98
Preis ohne Nebenkosten (in Euro) 7950
*MOTORRAD-Messungen; Gewicht fahrfertig ohne Benzin
Um gleich zur Sache zu kommen: Mit 35 PS Spitzenleistung gereicht es in dieser Klasse auch der Honda nicht zu einem Platz in der Chefetage. Was - Hand aufs Herz - trotz der Komplettrenovierung der CRF nicht verwundert. Der zwar kompakt bauende, mit relativ schwerem Gabelkipphebel aber nur bedingt drehfreudige Unicam-Ventiltrieb sowie der um 1,6 Millimeter verlängerte Hub fokussieren den Schwerpunkt des CRF-Motors schon in der Papierform auf den unteren und mittleren Drehzahlbereich. Was die Praxis auch bestätigt. Die Charakteristik des in diesem Jahr nur mit einem statt zwei Schalldämpfern ausgestatteten Honda-Aggregats geht quasi als Kopie des Yamaha-Leistungsbands durch.
Flotter Antritt aus dem Drehzahlkeller, satter Druck in der Mitte, mäßiger Punch oben. Fahrerisch einfach umzusetzen, für den Ritt zum Siegerpodest aber zu kurzatmig. Dafür macht der CRF in Sachen Handling und Zielgenauigkeit keine was vor. Subjektiv bringt die kompakte Rote deutlich weniger als die in dieser Klasse üblichen knapp 100 Kilogramm auf die Waage. Hinzu kommt, dass die Showa-Federelemente im Ansprech-verhalten zwar nicht das Niveau der Kayaba-Elemente (Kawasaki, Yamaha) erreichen, mit einer weichen Abstimmung unter dem Strich aber in der federungsseitig weniger kritischen 250er-Liga eine gute Figur abgeben - was in Verbindung mit dem relativ zahmen Motor insgesamt für Platz vier reicht.
Motor:
Wassergekühlter Einzylinder-ohc-Viertaktmotor mit vier Ventilen
Hubraum (in cm3) 249
Bohrung x Hub (in mm) 76,8 x 53,8
Verdichtungsverhältnis 13,2:1
Leistung* 25,8 kW (35 PS)
bei Drehzahl (in /min)* 11250
Vergaser/Einspritzung, Durchmesser (in mm) Einspritzung, 50
Gänge 5
Fahrwerk:
Brückenrahmen aus Aluminium
Gabel Showa
Gleitrohrdurchmesser (in mm) 48
Federbein Showa
Gewicht (in kg)* 99
Preis ohne Nebenkosten (in Euro) 7330
*MOTORRAD-Messungen; Gewicht fahrfertig ohne Benzin
Traditionell gehört die Kawasaki zu den Leistungsträgern in der Viertelliterklasse. Diese Verpflichtung nimmt die KXF auch im 2010er-Modelljahr ernst. Nicht nur, dass der Vergaser-Motor mit 37 PS in Sachen Spitzenleistung zur Oberliga zählt, auch die Art der Leistungsabgabe überzeugt. Ob beim kurzen Gasstoß in Sprungkombinationen oder dem harten Antritt beim Sprint aus dem Anlieger, so aggressiv und reaktionsschnell hängt kein anderes 250er-Aggregat am Gas. Unterstützt wird dieses Gefühl der Leichtigkeit von einer offensichtlich minimierten inneren Reibung, die den Single in der Luft oder beim Gaswegnehmen vor Kurven fast so reaktionsarm wie ein Zweitakter agieren lässt. Kompliment.
Dass es der Kawa mit diesem Antrieb in der 2010er-Crosser-Hitparade nicht weiter nach vorn reicht, liegt an dem überarbeiteten Fahrwerk. Während die Kayaba-Gabel über alle Kritik erhaben ist, gibt die neue Umlenkhebelei des Federbeins Rätsel auf. Wie bei der KX 450 F (siehe Vergleichstest in MOTORRAD 1/2010) arbeitet sich auch der Monoshock der 250er weit in den Federweg, hält das Heck trotz korrekt eingestellter Federvorspannung (Durchhang der Testmaschine ohne Fahrer: 35 Millimeter, mit Fahrer: 100 Millimeter) ungewöhnlich tief. Die Folgen: Ein relativ träges Handling und eine mäßige Lenkpräzision, die die Kawa zusammen mit ihren im Vergleich zur gedrungeneren Konkurrenz ausladenden Dimensionen auf Rang drei einbremsen.
Motor:
Wassergekühlter Einzylinder-dohc-Viertaktmotor mit vier Ventilen
Hubraum (in cm3) 249
Bohrung x Hub (in mm) 77 x 53,6
Verdichtungsverhältnis 13,2:1
Leistung* 27,3 kW (37 PS)
bei Drehzahl (in /min)* 12250
Vergaser/Einspritzung, Durchmesser (in mm) Vergaser, 37
Gänge 5
Fahrwerk:
Brückenrahmen aus Aluminium
Gabel Showa
Gleitrohrdurchmesser (in mm) 47
Federbein Showa
Gewicht (in kg)* 99
Preis ohne Nebenkosten (in Euro) 7295
*MOTORRAD-Messungen; Gewicht fahrfertig ohne Benzin
Dass der Weg zur Spitze in der 250er-Liga über die KTM führt, ist nichts Neues. Das österreichische Triebwerk definiert, wie sich ein Viertelliter-Aggregat zu benehmen hat: Aggressives Ansprechen, satter Druck in der Drehzahlmitte und eine ausgeprägte Drehfreude. Dazu ein flauschig zu schaltendes Getriebe und eine - dank hydraulischer Betätigung - spielerisch leicht zu ziehende Kupplung. Mit diesen Qualitäten wartet die SX-F bis heute auf. Allerdings auch mit einem Fahrwerk, das nicht jedermanns Geschmack trifft.
Dem direkt angelenk-ten PDS-Federbein verleiht nur ein kräftiger Schenkeldruck ordentliche Traktion, das Ansprechverhalten der Gabeln von WP Suspension variiert durch die große Serienstreuung nach wie vor enorm. Immerhin rehabilitiert sich die KTM durch ein neutrales Handling sowie Vertrauen erweckendes Lenkverhalten und setzt mit traumhaft zu dosierenden Bremsen noch eine weitere Referenz. Deshalb gibt es für das vom überragenden Motor dominierte Gesamtpaket Platz zwei.
Motor:
Wassergekühlter Einzylinder-dohc-Viertaktmotor mit vier Ventilen
Hubraum (in cm3) 248
Bohrung x Hub (in mm) 76 x 54,8
Verdichtungsverhältnis 13,8:1
Leistung* 27,7 kW (38 PS)
bei Drehzahl (in /min)* 12250
Vergaser/Einspritzung, Durchmesser (in mm) Vergaser, 39
Gänge 6
Fahrwerk:
Einschleifenrahmen aus Stahlrohr
Gabel WP Suspension
Gleitrohrdurchmesser (in mm) 48
Federbein WP Suspension
Gewicht (in kg)* 98
Preis ohne Nebenkosten (in Euro) 7945
*MOTORRAD-Messungen; Gewicht fahrfertig ohne Benzin
And the winner is? Sagen wirs gleich: Suzuki. Dass die in den vergangenen Jahren eher unauffällige RM-Z den Sieg beim 250er-Shootout des Modelljahres 2010 holt, überrascht. Allerdings nur auf den ersten Blick. Denn die gelbe Truppe hat ihre Hausaufgaben gut gemacht. Schon die Abstimmung der neuen Einspritzung gelang hervorragend. So spontan und druckvoll wie der Motor bereits in den unteren Drehzahlbereichen anschiebt und ohne nachzulassen zur Spitzenleistung von 38 PS durchzieht, das war man vom braven RM-Z-Triebling bislang nicht gewohnt. Genausowenig die ausnehmend neutrale Fahrwerksabstimmung.
Der flachere Lenkkopfwinkel hat der Suzi einen erfreulich beruhigenden Schuss Souveränität eingeflößt. Unterstützt von den straffen, dafür mit großen Reserven abgestimmten Showa-Federelementen liegt das Bike im zerfahrenen Terrain um Welten ruhiger. Und weil sich die Einbußen in Sachen Handlichkeit durch den kompakter bauenden Rahmen in Grenzen halten, darf die RM-Z 250 den Titel des homogensten 250er-Crossers des Jahres 2010 für sich Anspruch nehmen. Den des - zusammen mit der KTM - nachweisbar stärksten ebenfalls.
Motor:
Wassergekühlter Einzylinder-dohc-Viertaktmotor mit vier Ventilen
Hubraum (in cm3) 249
Bohrung x Hub (in mm) 77 x 53,6
Verdichtungsverhältnis 13,5:1
Leistung* 28 kW (38 PS)
bei Drehzahl (in /min)* 11750
Vergaser/Einspritzung, Durchmesser (in mm) Einspritzung, 43
Gänge 5
Fahrwerk:
Brückenrahmen aus Aluminium
Gabel Showa
Gleitrohrdurchmesser (in mm) 47
Federbein Showa
Gewicht (in kg)* 101
Preis ohne Nebenkosten (in Euro) 7190
*MOTORRAD-Messungen; Gewicht fahrfertig ohne Benzin
Honda
Husqvarna
Kawasaki
KTM
Suzuki
Yamaha
Platz 1: Suzuki RM-Z 250
Gut abgestimmte Federung, gelungene Ergonomie und – vor allem – ein potenter Motor. Die bisherige graue Maus hat sich zur gelben Gefahr verwandelt.
Platz 2: KTM 250 SX-F
Wenn ein Motor in dieser Klasse die Latte legt, dann dieser. Die Power des druckvollen und aggressiven KTM-Motors kompensiert unterm Strich sogar die Schwächen der Federung.
Platz 3: Kawasaki KX 250 F
Ein quicklebendiger Motor und eine wertige Peripherie – diese Kombination könnte die Kawa nach vorn bringen. Woran’s klemmt? An der geänderten Umlenkung des Federbeins.
Platz 4: Honda CFR 250 R
Exzellente Lenkpräzision, überragendes Handling – die Komplettrenovierung hat der CRF gut getan. Dennoch: Dem Motor fehlt es einfach an Spitzenleistung.
Platz 5: Yamaha YZ 250 F
Der neue Brückenrahmen und die überarbeitete Tank-Sitzbank-Linie polieren das Handling der YZ eindeutig auf. Doch der wenig drehfreudige Motor setzt dem Gesamtpaket Grenzen.
Platz 6: Husqvarna TC 250
Die Husqvarna bleibt zwiespältig. Einerseits überzeugt die gelungene Ergonomie und Handlichkeit, andererseits fehlt es dem Motor an Druck. In der 250er-Klasse unverzeihlich.