Man darf es Kontinuität nennen: Die Enduro-Modelle und der Viertakt-Crosser YZ 250 F gehen unverändert in die nächste Saison. Anders dagegen das Schlachtschiff für die große Klasse, die neue YZ 450 F. Während das grundsätzliche Konzept des Motors (nach hinten geneigter Zylinder, Einlass vorn, Auslass hinten) übernommen wird, adaptierten die Yamaha-Techniker erstmals einen Elektrostarter an eines ihrer Motocross-Modelle. Gerade noch rechtzeitig zum Jubiläum, könnte man frotzeln. Schließlich feiert Trendsetter KTM in dieser Saison den Einstand des E-Starters in einen Seriencrosser zum zehnten Mal (erstes Modell: SX 450 F, Jahrgang 2007).
Immerhin: Mit der neuen Power Tuner-App für das Smartphone betreten die Männer in Blau dann doch noch Neuland. Via Bluetooth-Verbindung lassen sich per Handy Gemischzusammensetzung sowie Zündzeitpunkt variieren und damit die Leistungscharakteristik des traditionell zu den kräftigsten Motoren dieser Klasse gehörenden Singles beeinflussen. Doch nicht nur elektrotechnisch, sondern auch mechanisch wurde kräftig Hand angelegt an den MX1-Renner.
Auf der Strecke präsentiert sich die 450er denn auch deutlich verändert. Schon beim ersten Aufsitzen spürt man die schlanke Konstruktion, die besonders in Kurven ihre Vorteile besitzt. Ob am Kurveneingang oder in der Beschleunigungsphase, die Yamaha brilliert mit präziser Spurtreue, satter Traktion und gibt dabei ihre Leistung sanft und dennoch druckvoll ab. Die Unterschiede zwischen den verschiedenen Mappings, die sich mit der Power Tuner-App auf den Bordrechner aufspielen lassen, sind übrigens deutlich spürbar. Die Zentralisierung der Massen, ein Thema, welches nach wie vor eine große Rolle bei der Entwicklung spielt, äußert sich in einem auffallend neutralen Handling. Das für Yamaha-Crosser seit Jahren charakteristische frontlastige Fahrverhalten wich im neuen MX1-Bike einer ausgeglicheneren Abstimmung. Der E-Starter funktioniert übrigens problemlos. Selbst nach provoziertem Abwürgen auf der Strecke springt der Einzylinder zuverlässig an. Noch offen müssen Fragen nach der Federungsabstimmung bleiben. Auf der planierten Sandpiste der Präsentation waren weder die mit konventionellen Federn ausgestattete Gabel noch das Federbein (beide von Kayaba) wirklich gefordert. Noch ein Wort zu den Enduros: Unter der Bezeichnung EnduroGP Replica werden sowohl die WR 250 F als auch die WR 450 F nun mit Akrapovic-Schalldämpfer, Griffschützer und geändertem Dekor angeboten – und dies ohne Aufpreis zur Standardversion.