Die französische Firma BFG aus La Ravoire bei Chambéry entwickelte 1982 die innovative Odyssee. Ziel war es, die Grenzen der klassischen Motorradtechnik zu überschreiten. Das Motorrad nutzte einen Vierzylindermotor aus dem Citroën GS. Die Entwickler Dr. Thierry Grange, Louis Boccardo und Dominique Favario wollten mit diesem außergewöhnlichen Fahrzeug BMW sowohl in Frankreich als auch in Europa Konkurrenz machen. Sie strebten an, ein Modell zu schaffen, das technisch mit etablierten Motorrädern mithalten konnte und neue Maßstäbe setzte.
Die BFG Odyssee kombinierte moderne Automobiltechnik mit Motorradbau. Die Entwickler legten besonderen Wert auf hochwertige Materialien, um eine qualitativ hochwertige Maschine zu schaffen. Der Motor aus dem Citroën GS bildete die Basis für eine leistungsstarke Maschine, die den Ansprüchen moderner Motorradfahrer gerecht wurde. Durch die Wahl eines Automotorblocks wollten die Entwickler ein einzigartiges Fahrerlebnis bieten und ein Motorrad schaffen, das sowohl leistungsfähig als auch komfortabel für längere Fahrten war.
Die Technik der BFG Odyssee
Die BFG Odyssee kombinierte Automobil- und Motorradelemente im Design und in der Technik. Das Herzstück des Motorrads war der Vierzylindermotor des Citroën GS, ein luftgekühlter Boxer-Viertaktmotor mit 70 PS.
Der Motor hatte einen Hubraum von 1.299 cm³ bei jeweils 79,4 mm Bohrung und 65,6 mm Hub. Mit einem maximalen Drehmoment von 105 Newtonmetern bei 3.250 Umdrehungen pro Minute bot der Motor genug Leistung für beeindruckende Beschleunigung und hohe Endgeschwindigkeiten. Die Ventile wurden über Zahnriemen betätigt, und ein Fallstrom-Doppelvergaser sorgte für die Frischgaszufuhr.
Das Fahrwerk der BFG Odyssee bestand aus einem Brückenrohrrahmen aus Chrom-Molybdän-Stahl, der hohe Steifigkeit und Stabilität bot. Der Rahmen war so konstruiert, dass das Getriebegehäuse als tragendes Element fungierte, während der Motor ans Getriebe angeflanscht war. Dieser Aufbau sorgte für eine bessere Gewichtsverlagerung und erhöhte die Fahrstabilität. Vorn war das Motorrad mit einer Marzocchi-Teleskopgabel ausgestattet, die einen Federweg von 175 mm bot.
Das Hinterrad wurde über eine Schwingenlagerung im Getriebegehäuse geführt und hatte einen Federweg von 120 mm. Die Brembo-Scheibenbremsen an beiden Rädern garantierten ausgezeichnete Bremsleistung und zuverlässige Sicherheit in jeder Fahrsituation.
So fuhr die BFG Odyssee in den 1980ern
Die Fahreigenschaften der BFG Odyssee zeichneten sich durch eine Mischung aus Komfort und Leistung aus. Das Motorrad wog 290 Kilogramm, was es bei niedrigen Geschwindigkeiten weniger wendig und teilweise unhandlich machte. Besonders im Pariser Stadtverkehr oder in engen Kurven auf Landstraßen war das hohe Gewicht spürbar und erforderte Kraft sowie Erfahrung vom Fahrer. Dennoch sorgte die Kombination aus dem stabilen Fahrwerk und dem kräftigen Motor für solide Leistung bei höheren Geschwindigkeiten.
Die Federung war so abgestimmt, dass die Maschine nicht wie eine typische BMW beim Lastwechsel stark aufbäumte oder einsackte. Die Antriebsdämpfung des Kardans wurde jedoch als etwas zu steif beschrieben. Die Einscheiben-Trockenkupplung verlangte nach kräftigem Zug, was die Handhabung bei schnellen Gangwechseln erschwerte. Die massive Verkleidung schützte den Fahrer vor Wind und Regen, beeinträchtigte jedoch das Gefühl der Beweglichkeit. Bei Fahrten über Landstraßen sowie bei hohen Geschwindigkeiten erhöhte die Verkleidung den Fahrkomfort, indem sie die aerodynamischen Eigenschaften des Motorrads verbesserte.
Trotz dieser Herausforderungen bot die BFG Odyssee mit einer Spitzengeschwindigkeit von über 200 km/h ein angenehmes Fahrerlebnis, besonders bei längeren Touren. Der Hauptständer, der die Maschine sicher abstützte, erwies sich als praktisches Hilfsmittel beim Abstellen des Motorrads.
Das Schicksal der BFG
Von 1982 bis 1988 wurden um die 400 BFG Odyssee gebaut. Doch nicht von den ursprünglichen Gründern. Die verkauften BFG 1984 an den französischen Hersteller Motobecane, heute als MBK als Hersteller diverser Yamaha-Motorräder bekannt. Dort wurden bis 1988 nur noch 150 Stück der Odyssee hergestellt. Umso exotischer erscheinen die wenigen noch existierenden Exemplare heute.