Yamaha RD Turbo mit R3-Motor: Cafe Racer aus der Frateschi Garage

Yamaha RD R3 Turbo Café Racer von Frateschi Garage
Zweitakter-Feeling mit Turbo

Veröffentlicht am 13.05.2023

Mit ihrer RD Turbo erinnern die brasilianischen Custombike-Spezialisten aus der Frateschi Garage in Sao Paulo an ein Kult-Bike von Yamaha: an die RD 350 mit Zweitakt-Motor. Allerdings mit einem Update auf vier Takte in Form des aktuellen R3-Motors. Ein Abgasturbolader haucht dem Viertakt-Twin zweitaktmäßig giftige Spitzenleistung ein.

Stahlrohr-Rahmen von der Yamaha RD 350 LC YPVS

Von einer Yamaha RD 350, Typ LC YPVS, aus den späten 1980er-Jahren sind hier nur noch der 20-Liter-Benzintank, umgerüstet von Benzinhahn auf Benzinpumpe, und der Stahlrohr-Rahmen übrig. Und selbst der Rahmen ist nicht mehr ganz original, denn er wurde von Renato Frateschi und seinem Team verstärkt, um ihn auf das mittlerweile übliche Stabilitätsniveau zu bringen. Deutlich zu sehen ist das an den verdoppelten Oberzügen des rot-metallic lackierten Rahmens.

Yamaha-Twin der Modelle R3 und MT-03

In den modifizierten RD-Rahmen verpflanzte Renato Frateschi einen deutlich moderneren Reihenzweizylinder-Motor von Yamaha: den wassergekühlten, nach dem Viertakt-Prinzip aufgebauten Antrieb des Sport-Bikes R3 oder des Naked Bikes MT-03 . Dieser Twin kommt mit 321 Kubik auf 42 PS Nennleistung bei 10.750/min. RD-Fans bringt das zum Schmunzeln, denn der ebenfalls wassergekühlte 350er-Reihenzweizylinder-Motor aus den 1980er-Jahren erreichte rund 60 PS (59 PS) bei 9.200/min – als Zweitakter, mit Rängdängdäng-Klang und blauen Rauchwölkchen aus den Auspuffrohren.

Motor-Tuning mit Turbo

Um diesem Café Racer ebenso viel Spitzenleistung, mindestens, und zudem eine ähnlich spritzige bis giftige Leistungsentfaltung einzuhauchen – im wahrsten Sinne des Wortes – entschied Renato Frateschi, einen Abgasturbolader zu adaptieren. Er bestellte einen relativ kleinen Spezial-Turbo in Japan und positionierte ihn möglichst kompakt vorn an der Auslasszone des R3-Twins. Sowohl die Abgasanlage mitsamt Turbine als auch der Ansaugbereich mit Airbox und Einspritzdüsen mussten hierfür neu aufgebaut, angeordnet und schließlich optimal abgestimmt werden. Dass São Paulo sehr weit weg ist von Euro 5 und TÜV, hielt dabei den Aufwand im machbaren Rahmen.

Updates und Upgrades fürs Fahrwerk

Um das Fahrwerk ebenfalls auf den technischen Stand des neuen Jahrtausends zu lupfen, genügten die Verstärkungen am alten RD-Rahmen nicht. Renato fräste Gabelbrücken und Adapterteile aus Aluminium, um vorn am Lenkkopf eine einstellbare Upside-down-Telegabel anzubringen. Radikal-pragmatisch packte er das Heck an, wo er die Aluminium-Hinterradschwinge von einer Triumph Daytona 675 einbaute, mitsamt deren Zentralfederbein und Scheibenbremse. Dazu passend spendierte er dem Café Racer eine Doppelscheibenbremse vorn mit radial adaptierten Vierkolbenzangen von Brembo.

Drahtspeichenräder in 17-Zoll-Formaten

Die originalen Aluminiumguss-Räder der RD 350 zu übernehmen, war keine Option. Schon allein wegen ihrer inzwischen unüblichen 18-Zoll-Formate mit schmaler Bereifung. Um dem Café Racer dennoch einen klassischen Touch zu verpassen, nahm Renato Frateschi für die Umstellung auf breiter bereifte 17-Zöller Drahtspeichenräder.

Verkleidungsteile aus dem 3D-Drucker

Umso fortschrittlicher wurden in der Frateschi Garage die Verkleidungsteile für die RD Turbo angefertigt: mit dem 3D-Drucker aus ABS-Kunststoff. Zwischen der spitznasigen Halbverkleidung vorn und dem Solo-Heckbürzel im Stil klassischer TZ-Rennmaschinen von Yamaha wirkt der originale RD-Tank sauber umschlossen. Yamaha-typisches Speedblock-Dekor in Rot unterstreicht das. Abgerundet wurde der Café Racer mit sportlichem Stummellenker samt Hebeln und Fußrasten sowie mit LED-Leuchten. Ungefähr so könnte eine moderne RD-Hommage durchaus original von Yamaha aussehen. Doch darauf sollten Fans nicht hoffen, die Chancen sind gering. Mit Zweitakt-Motor oder Turbo erst recht.