Die Streetfighter V4 SP. Sie kostet mehr, kann mehr und wiegt weniger als die ohnehin schon schnelle S. Was genau die SP kann hat MOTORRAD erfahren.
Die Streetfighter V4 SP. Sie kostet mehr, kann mehr und wiegt weniger als die ohnehin schon schnelle S. Was genau die SP kann hat MOTORRAD erfahren.
Auf dem Papier unterscheidet sich die SP-Version zur schon sehr potenten Streetfighter V4S beim Fahrwerk, der Ergonomie und feinem Carbon an allen Ecken und Enden. Gabel und Federbein stammen direkt aus dem Superbike Panigale V4, Jahrgang 2021, inklusive die Abstimmung.
Die Öhlins-Gabel hat im Vergleich zur V4S eine um 11 Newtonmeter härtere Feder (V4S 8,5 NM) und dämpft mit mehr Öl. Achtern werkelt das Öhlins-Bein aus der Panigale V4 mit einer 85er-Feder. Für ein geringeres Gewicht und weniger Massenträgheit trägt die SP Dreispeichen-Carbonfelgen aus dem Hause BST, die im Vergleich zu den schon leichten Marchesini-Schmiedefelgen der V4S 1,4 Kilogramm einsparen. Fun Fact: Die Felgen sind identisch mit denen der sündhaft teuren und seltenen Ducati Panigale Superleggera. Insgesamt wiegt die SP, auch durch Einsatz von Carbon, einer Lithium-Ionen-Batterie und dem wunderschönen Tank aus gebürstetem Aluminium trocken 177 Kilogramm, fahrfertig 196 Kilogramm. Damit bringt sie drei Kilogramm weniger auf die Waage als die V4S. Dazu sorgen verstellbare Fußrasten für eine passende Ergonomie.
Besohlt mit Pirelli Diablo Superbike Slicks in der SC1-Mischung geht es mit der raren Ducati auf die Strecke. Schon bei den ersten Runden machen sich die Diät, vor allem die leichten Felgen bemerkbar. Mit welch einer Präzision die SP sich abwinkeln lässt und willig jeden Befehl des Piloten folgt, ist atemberaubend. Egal welche Linienwahl man anpeilt, die Nackte biegt lässig bis in tiefste Schräglagen ab. Selbst Korrekturen in Schräglage sind problemlos realisierbar. Dabei liegt sie zu jeder Zeit bockstabil auf Kurs und kommt nicht aus der Ruhe. Diese Stabilität ist dem Fahrwerk aus der Panigale zu verdanken, das im Gesamten wesentlich härter abgestimmt ist als das der Streetfighter V4S.
Zieht man aus einer Kurve die Brause auf, so sollte man die Luft anhalten und sich gut festhalten: Der 1.103 Kubik große Desmosedici Stradale schiebt mit seinen 208 Pferden und 123 Newtonmetern dermaßen heftig an, dass einem die Spucke wegbleibt. Überarbeitet wurde das Herzstück nicht, denn Power liefert der 90-Grad-V4 mit 70-Grad-Zündversatz (Twin Pulse) genug. Ohne Zugkraftunterbrechung durch einen geschmeidig funktionierenden Quickshifter mit Blipper-Funktion lässt sich die SP bis zum Drehzahlbegrenzer bei 12.750 Umdrehungen durchladen. Satte 282 km/h stehen am Ende der langen Gegengeraden auf dem Tacho – auf einem Naked-Bike!
Die Brembo MCS19 Bremspumpe sorgt in Kombination mit Brembo Stylema R Sätteln für eine Entschleunigung bester Güte. Selbst nach mehreren flotten Runden mit hartem Ankern bleibt die Performance der Stopper auf einem hohen Niveau – einen wandernden Druckpunkt muss man nicht erwarten. Zudem hält ein Sammelsurium aus elektronischen Helferlein die Duc im Zaum. Hervorzuheben ist hier vor allem die sanft arbeitende Traktionskontrolle inklusive Slide-Control. Sicher kontrolliert sie selbst heftigsten Slides und belohnt den Piloten bei jedem Kurvenausgang mit einem piekfeinen schwarzen Strich. Wer hart drauf ist, kann all die elektronischen Helferlein zwar abstellen, doch das ist nur etwas für sehr geübte Piloten mit einem Hang zum Masochismus – Spaßig ist es aber allemal! Das Tüpfelchen auf dem I ist die Trockenkupplung. In ihrer Funktion ist sie nicht besser als die Nasssumpfkupplungen ihrer Schwestern, doch das Rasseln macht einfach an und lässt die Mundwinkel nach oben schnellen.
Alles in allem ist die Ducati Streetfighter V4 SP ein atemberaubendes Naked-Bike. Sie hängt die Messlatte für Track-taugliche Naked Bikes höher und kann sich in die Riege der besonderen Ducatis einreihen. Selbst aktuelles Superbike-Material muss sich vor dieser Waffe fürchten. Zwei Wermutstropfen gibt es jedoch: Der Großteil der seltenen Duc ist schon vergriffen. Und wenn man eine auftreiben kann, verlassen 33.590 Euro das Bankkonto.