Gebrauchtberatung Suzuki XF 650 Freewind

Gebrauchtberatung Suzuki XF 650 Freewind
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Zuletzt aktualisiert am 21.11.2000

Die spektakulären Verkaufserfolge der BMW F 650 Funduro ab 1994 ließen Suzuki nicht ruhen. Zwischen der puristischen DR 650 SE und dem wegen strengerer Schadstoffgrenzwerte ins Abseits geratenden Hubraumriesen DR 800 S platzierten sie die XF 650. Die neueBMW-Konkurrentin erhielt den poetischen Namen Freewind.
Wichtigste Unterschiede zur DR 650, von der sie die Motorbasis übernahm: ein größerer Tank, eine effektivere Verkleidung, kürzere Federwege. Für kraftvolleren Durchzug des Motors aus niedigen Drehzahlen wurde ein Doppelvergaser mit separaten Einlasskanälen verbaut. In Verbindung mit größeren Ventilen und einem effektiveren Schalldämpfer war so auch ein Kraftzuwachsvon knapp zehn Prozent auf 48 PS möglich. Mit dieser Vitalkur hoffte Suzuki, bei den Mittelklasse-Reiseenduros mitspielen zu können. Und die mittlerweile xxxxx verkauften Freewind beweisen, dass solch ein Konzept Erfolg haben kann – auch in Zeiten stagnierender Absätze im Enduro-Bereich.
Das Freewind-Gebrauchtangebot, das MOTORRAD inspizierte, wurde von der Firma Hiller in Stuttgart vermittelt. Die Maschine, Baujahr 1998, hatte 14000 Kilometer auf dem Tacho, sollte 5900 Mark kosten mit folgenden Extras: Vorderradgabel mit Technoflexfedern, hinten Technoflex-Federbein, Hauptständer, Handprotektoren und Sturzbügel. Die Maschine war für die Besitzerin um einige Zentimeter tiefer gelegt worden und optisch in sehr gutem Zustand.
Schon beim Start überrascht der weiche, vibrationsarme Motorlauf, die aufrechte Sitzposition ist sowohl für Kurztripps als auch für längere Reisen bequem. Das Fünfganggetriebe schaltet sich weich, die Gänge rasten exakt ein Der Einzylindermotor bietet ein breites nutzbares Drehzahlband und zieht kraftvoll zwischen 2500 und 7000/min. Das tiefer gelegte Fahrwerk wirkt komfortabel mit ausreichend straffer Dämpfung. Bei den Serien-Federelementen dagegen geht beim Bremsen die Telegabel zu schnell auf Block und das hintere Federbein ist mit Beladung oder schweren Piloten schnell überfordert. Die Einscheibenbremse im 19-Zoll-Vorderrad wiederum arbeitet zufriedenstellend.
Gewöhnungsbedürftig erweist sich das digitale Instrumentarium im Cockpit. Geschwindigeit, Drehzahl sowie Benzinstand werden digital angezeigt. Die Werte sind gut ablesbar und überraschend genau. Der Vierventiler gibt sich auf der Landstraße mit zirka 4,5 Litern recht genügsam. Und das, obwohl er sich mit seinen für einen Einzylinder dieser Größe beachtlichen Fahrleistungen nicht hinter der Konkurenz zu verstecken braucht.
Der Freewind-Motor gilt – neben dem der nicht mehr angebotenen DR 350 – als der standfesteste und technisch solideste Einzylinder im Suzuki-Programm. Allerdings hat er auch in vielen Lesererfahrungen bestätigte Macke: Er ist nicht immer ganz dicht im Kopf. Der Ventildeckel, unter dem die Nockenwelle und die Kipphebel sitzen, besitzt keine Flachdichtung, sondern wird nur mit einer speziellen Dichtungsmasse behandelt. Weil dieser Deckel obendrein noch als obere Halterung am Rahmenrohr dient, können bei nicht spannungsfreier Montage des Triebwerks die Flächen zwischen Zylinderkopf und Deckel undicht werden, es tritt Öl aus. Gute Werkstätten sorgen für spannungsfreie Montage des Motors im Rahmen durch leichtes Aufbohren der Aufnahme und planen die Dichtflächen. Suzuki übernimmt die Reparatur dieses Mangels nur während der Garantiezeit kostenlos.
Ein weitere Schatten, der auf die sonst sehr solide Freewind fallen kann, liegt im Scheinwerfer. Der durch Vibrationen erschütterte Reflektor scheuert Kunststoffpartikel vom Gehäuse und erblindet. Und noch ein Manko gilt es zu erwähnen: Die ersten Frewind waren mit einem zu langen Seitenständer ausgerüstet. Beim Abstellen hatte die Maschine zu wenig Neigung und kippte schon mal um. Statt den Ständer zu kürzen, feilt die Firma Hiller den Anschlag auf der Halteplatte 15 bis 20 Millimeter ab. Der Ständer lässt sich dann weiter ausklappen, das Motorrad findet sicheren Stand.
Viele Freewind-Treiber ordern auch den Hauptständer aus dem Suzuki-Zubehörprogramm, der rund 260 Mark kostet und schnell zu montieren ist. Weiteres Zubehör für die Funduro: eine größere Verkleidungs-Scheibe von MRA, 170 Mark; Technoflex-Federn vorn und hinten für komfortableres Reisen mit Gepäck, rund 330 Mark; ein komplettes Federbein hinten kostet zirka 750 Mark. Wer also mit einer Funduro liebäugelt und die preisgünstige Freewind im Auge hat, sollte zudem wissen, dass beim reichlichen Gebrauchtangebot um den Preis kräftig verhandelt werden kann.

Technische Daten - Suzuki XF 650 Freewind

Suzuki XF 650 FreewindTechnische DatenMotorLuft-/ölgekühlter-Einzylinder-Viertaktmotor, eine obenliegende, kettengetriebene Nockenwelle, vier über Kipphebel betätigte Ventile, eine Ausgleichswelle, Mikuni-Doppelvergaser, O 32 Millimeter, kontaktlose Kondensator-Doppelzündung, keine Abgasreinigung, Hubraum 644 cm³, Nennleistung 35 kW (48 PS) bei 7000/min, Fünfganggetriebe, O-Ring-Kette, E-Starter.FahrwerkEinschleifenrahmen aus Stahlrohr,Telegabel, Standrohrdurchmesser 45 mm, Zweiarmschwinge aus Aluprofilen, Zentralfederbein mit Hebelsystem, verstellbare Federbasis, Zugstufendämpfung, Scheibenbremse vorn mit Doppelkolbensattel, O 300 mm, Scheibenbremse hinten, O 240 mm, Speichenräder, Federweg vorn/hinten 170/167.Maße und GewichteSitzhöhe 820 mmTankinhalt/Reserve 18/4,5 LiterGewicht vollgetankt 188 kgZul. Gesamtgewicht 375 kgService-Intervalle alle 6000 KilometerTestwerteHöchstgeschwindigkeit solo/mit Sozius 161/150 km/hBeschleunigung 0-100 km/h solo/mit Sozius 4,9/6,8 sekVerbrauch _,_ 5,1LiterKraftstoff NormalErsatzteil-PreiseSturzteileKupplungs-Armatur 21 MarkHandbremsarmatur 26 MarkLenker 95 MarkRückspiegel 80 MarkBlinker vorn 55 MarkInstrumenten-Einheit 536 MarkGabelstandrohr 320MarkSchutzblech vorn 200 MarkVorderrad 316MarkSchalldämpfer 650 MarkTank, lackiert 837 MarkRahmen komplett 1673 MarkVerkleidung komplett mit Scheibe 316 MarkVerschleißteileKettenkit 304 MarkBremsbeläge vorn 65 MarkKupplungsreibscheiben 304 MarkBremsscheibe vorn 394 MarkLuftfilter 36 MarkÖlfilter 18 MarkBatterie 142 MarkGeschwindigkeits-Sensor 161 MarkStärken und SchwächenStärkenSparsamer, kultivierter EinzylinderKomfortables FahrwerkGünstige GebrauchtpreiseSchwächenÖllecksScheinwerfer-DefekteZu weiches FederbeinTests in MOTORRAD1Fahrbericht 4/1997Vergleichstest 6/1997Langstreckentest 7/1997Reifenfreigaben Typ vorn hintenXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXFußnoten:1Tests können beim Verlag bestellt werden, Telefon siehe Kasten auf Seite xxx.

Lesererfahrungen - Suzuki XF 650 Freewind

Die Freewind wurde gleich nach dem Kauf tiefer gelegt und der Seitenständer gekürzt. Seit 1998 bin ich etwa 15 000 Kilometer gefahren, zum größten Teil auf Langstrecke und zu zweit. Zubehör: ein Acerbis-Endurolenker und ein Kettenschutz aus Aluminium statt der hässlichen Radabdeckung. Bisherige Mängel: Nach längerer Standzeit springt der Motor schlecht an. Bei der 6000er- und 12000er- Inspektion musste jeweils ein Ölleck abgedichtet. werden. Schon 2000 Kilometer später, bereits außerhalb der Garantie, ist der Zylinderkopfdeckel wieder undicht. Beim Kauf des ersten neuen Mopeds hatten wir nicht mit solchen Problemen gerechnet.Ilona und Thomas Grote, per e-mailMeine Freewind kaufte ich als Vorführmaschine 1997, heutiger Kilometerstand: 45000. Gleich zu Anfang habe ich eine Tourenscheibe von MRA montiert, die den Oberkörper spürbar entlastet. Auch der Hauptständer aus dem Suzuki-Zubehörprogramm ist zu empfehlen, da er die Wartungsarbeiten sehr erleichtert und mit Gepäck für einen sicheren Stand sorgt. Auch die Griffschalen der DR 650 SE bringen bei Regen und niedrigen Temperaturen spürbaren Komfort. Defekte: Zylinderkopfdeckel abdichten (12 0000 Kilometer), leere Batterie durch korrodierte Steckverbindung am Regler und marodes Lenkkopflager.Wiebke Wende, NürnbergDie Freewind hat mich auf vielen Reisen begleitet. Während der 49000 Kilometer bin ich nur einmal bei einer Wüstentour mit durchgebrannter Kupplung liegen geblieben. Technoflex-Federelemente machen das Fahren speziell mit Gepäck sicherer und komfortabler. Als besonderer Schaden ist die durchgeblasene Zylinderkopfdichtung zu nennen. Auch der elektronische Geschwindigkeitsmesser gab seinen Geist auf. Die Geberzähne des Sensors an der Vorderradnabe waren vollständig zerstört. Aber ansonsten ist die digitale Instrumenteneinheit eine tolle Sache.Maik Rüter, Bielefeld

Markt - Lesererfahrungen

Nach Einstellung des DR 800 S-Modells ist die Freewind die einzig verbliebene Reiseenduro im Suzuki-Programm. Die Schwacke-Liste notiert: Baujahr 1997 (31 500 Kilometer) 5800 Mark; 1998 (23 100 Kilometer) 6400 Mark; 1999 (14 700 Kilometer) 7200 Mark. Knapp vier Jahre nach ihrem Debüt läuft die XF 650 Freewind hierzulande rund 5000mal. Im Bereich der Mittelklasse-Reiseenduros gelten als unmittelbare Konkurrenz die BMW F 650 und die Honda Transalp. Erstere hat seit 1993 als Einzylinder in Deutschland ein erfolgreiches Heimspiel hingelegt. Die Honda XL 600 V Transalp, macht seit 1987 als erste ausgewachsene, vollverkleidete Enduro mit erstaunlicher Kontinuität von sich reden. Weitere Einzylinder-Mitbewerber: die hierzulande eher seltene Aprilia Pegaso mit dem Fünfventil-Rotax-Motor und die MZ Skorpion Tour, die als Außenseiter gebraucht sehr günstiger zu erwerben ist.