So bereitest du dein Motorrad für die Winterpause vor

Tipps und Tricks fürs einmotten So bereitest du dein Bike für die Winterpause vor

Die Saison ist gelaufen, also ab mit dem geliebten Untersatz in die Garage? Bevor Entzugserscheinungen drohen, stellt man sich ein Bier kalt, greift zu Putzlappen und Werkzeug und möbelt das Motorradwieder auf.

Motorrad Winterpause Schnee Andreas Bildl
13 Bilder

Moderne Motorräder vertragen längere Standzeiten eigentlich recht gut. Wenn aber absehbar ist, dass man die Maschine nicht benutzt, sollte man sie auch richtig stilllegen. Winterbetrieb dagegen bedeutet erhöhten Kontakt zu Feuchtigkeit und gegebenenfalls Streusalz. Alu- und Chromteile, aber auch Lack und Elektrik können darunter leiden. Schließlich bietet der Winter auch eine gute Gelegenheit, aufwendigere Wartungsarbeiten und Reparaturen am Motorrad in Ruhe durchzuführen, Verbesserungen bzw. Umbauten vorzunehmen oder allgemein die Optik wieder auf Vordermann zu bringen.

Tank/Kraftstoffsystem/Motor

Ein normaler Stahltank ist von innen nicht lackiert und würde bei Kontakt mit feuchter Luft Rost ansetzen. Dieser zuerst nur leichte Flugrost löst sich dann im Benzin und verstopft später eventuell Bohrungen und Kanäle im Vergaser/Einspritzsystem. Damit das nicht passiert, wird der Tank randvoll mit Benzin befüllt. Wer einen Plastiktank besitzt, braucht logischerweise gar nichts zu machen. Bei Vergasermotoren sollte außerdem unbedingt die Schwimmerkammer entleert werden. Hier sammeln sich Schwebstoffe und Wasser. Während des Winterschlafs bilden sich dann durch die Verharzung Ablagerungen, auch das kann bei der Wiederinbetriebnahme für Probleme sorgen. Jede Schwimmerkammer hat eine spezielle Ablassschraube zur Entleerung. Diese Schraube sitzt am tiefsten Punkt der Schwimmerkammer. Es reicht, bei geschlossenem Benzinhahn die Schraube ein bisschen herauszudrehen und das Benzin ablaufen zu lassen. Praktischerweise kann man dazu oft einen Schlauch auf den Ablauf stecken (manchmal ist er sogar schon vorhanden). Anschließend zudrehen – fertig! Die Zugänglichkeit der Vergaser ist aber nicht immer optimal.

Oft ist ein Stück des Rahmens, der Verkleidung oder ein sonstiges Bauteil im Weg. Bei Vierzylinder-Vergaser-Batterien benötigt man meistens einen überlangen Schraubendreher, um die Ablassschrauben der inneren Vergaser überhaupt erreichen zu können. Im Frühjahr müssen die entleerten Vergaser vor dem Starten wieder geflutet werden. Logischerweise wird dazu die Benzinzufuhr wieder geöffnet. Bei manchen Motorrädern mit Unterdruck-Benzinhahn muss dazu der Hahn auf PRI gestellt werden, um die Vergaser richtig mit frischem Benzin versorgen zu können. Nach erfolgreichem Start aber nicht vergessen, den Benzinhahn auf die Normalstellung zurückzustellen. Besitzer von Motorrädern mit Einspritzanlagen haben diese Möglichkeit natürlich nicht. Sie sollten das Kraftstoff-System deshalb mit einem Benzin-Stabilisator (z.B. von Liqui Moly), der dem Kraftstoff beigemischt wird, schützen. Dabei die Angaben des Herstellers zum Gebrauch und Mischungsverhältnis beachten.

Ratgeber Benzin
Werkstatt

Batterie

Wer die Lebensdauer seiner Batterie nicht unnötig verkürzen will, lagert sie frostfrei, säubert gründlich die Pole und hängt sie an ein Ladegerät mit Erhaltungsfunktion. Wer noch keine wartungsfreie Batterie besitzt, muss zusätzlich den Säurestand prüfen und eventuell destilliertes Wasser nachfüllen. Winterfahrer lassen die Batterie natürlich eingebaut, schließen sie aber ebenfalls an ein geeignetes Dauerladegerät* an. Bei tiefen Temperaturen sind Startprobleme sonst programmiert.

Zur Kontrolle des Ladezustands (nicht nur während des Winters) kann man auch einen Battery-Guard verwenden. Angeschlossen an die Batterie überträgt ein kleiner Sender per Bluetooth Informationen zur Spannung per App aufs Smartphone. Praktisch, wenn man mehrere Motorräder, aber nur ein Ladegerät hat. Der Einbau des Senders ist kinderleicht, die App-Installation ebenfalls. Die Kontrolle der Spannungsanzeige mit einem guten Voltmeter bestätigte die exakte Anzeige. Allerdings ist die Reichweite des Senders auf zwei bis fünf Meter beschränkt.

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Ölwechsel/Kühlflüssigkeit

Falls das Wechselintervall für das Motoröl ohnehin fast erreicht ist, macht genau jetzt auch ein Ölwechsel Sinn. Älteres Öl verfügt nur noch über einen Teil des Korrosionsschutzes, den frisches Öl besitzt, das außerdem auch noch keine durch die Verbrennung entstehenden aggressiven Bestandteile enthält.

Im Frühjahr kann man so mit neuem Öl direkt in die neue Saison starten. Wer ein Motorrad mit Wasserkühlung besitzt, sollte nicht vergessen, ähnlich wie beim Auto den Frostschutz zu prüfen. Dazu benutzt man eine entsprechende Prüfspindel.

Einmotten

Ganz Pingelige unterbrechen eine eventuell mögliche Luftzirkulation im Motor-/Ansaug-/Auslasstrakt. Dazu wird ein ölgetränkter Lappen in den Ansaugstutzen des Luftfilters und in die Öffnungen des Auspuffs gesteckt. Wie in grauer Vorzeit üblich etwas Öl in den Zylinder zu träufeln, ist heutzutage allerdings unnötig.

Moderne Legierungen der Zylinder vertragen klaglos längere Standzeiten. Auch in einer trockenen Garage sollte man das Motorrad zusätzlich mit einer luftdurchlässigen Staubplane abdecken.

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Winterbetrieb/Korrosion

Das größte Problem im Winter ist die Korrosion. Auch eine eigentlich trockene Garage ist keine gute Wahl, wenn man regelmäßig ein nasses Auto neben die ungeschützte Maschine stellt. Wer im Winter regelmäßig fährt oder keinen trockenen Standplatz (Garage etc.) hat, sollte zusätzliche Maßnahmen ergreifen. Laternenparker schützen die Maschine mit einer wasserdichten Plane. Dabei aber unbedingt auf ausreichende Luftzirkulation achten. Alle unlackierten Metallteile werden mit einer dünnen Ölschicht (Ölkännchen plus Lappen oder Sprühöl, z. B. Ballistol) geschützt. Vorsicht: nichts auf Bremsscheiben oder Reifen sprühen! Lackflächen kann man am besten mit handelsüblicher Auto-Politur schützen. Die elektrische Anlage konserviert man ebenfalls soweit möglich und zugänglich mit WD 40 (Schalter und Steckverbindungen, Kerzenstecker).

Am schlimmsten sind aber die Korrosionsschäden, die durch Streusalz entstehen. Rostbefall an der Auspuffanlage, "blühendes" Aluminium bzw. Leichtmetall sowie Kurzschlüsse in der elektrischen Anlage sind die üblichen Probleme. Deshalb sollte das Motorrad nach einem Einsatz auf von Streusalz belasteten Straßen unbedingt mit viel Wasser gründlich abgewaschen werden (Motorblock von unten und Auspuffanlage). Nicht nur aber vor allem auch für die Winterzeit bietet sich der Anbau heizbarer Griffe an. Das ist nicht nur komfortabel, sondern auch ein Sicherheitsgewinn, denn mit klammen Fingern fehlt das Gefühl beim Gasgeben und Bremsen. Bei der Montage aber die Kabel nicht direkt an die Batterie anklemmen, sondern eine Schaltung über ein Relais bevorzugen, damit sie nur bei eingeschalteter Zündung funktionieren.

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Klassische Winterreparaturen

Schon beim gründlichen Reinigen des Motorrads stellt man häufig fest, dass die Maschine während der Saison stärker gelitten hat als gedacht. Auch manche Wartungsarbeit wurde vielleicht aufgeschoben, um lieber zu fahren als zu schrauben. Und aus Zeitmangel selbst verursachter Murks kann nun auch in Ruhe korrigiert werden.

Optische Mängel

Chrom und Aluminium, aber auch alle anderen unlackierten Metallteile werden ohne entsprechende Pflege mit der Zeit unansehnlich. Typische Beispiele sind z.B. die Tauchrohre der Telegabel und die Auspuffanlage. Fährt man mit bereits angegammelten Teilen weiter bzw. durch den Winter, dann verschlimmert sich deren Zustand erheblich. Besser ist es also vorzubeugen. Hier gibt es zwei Möglichkeiten. Kommt man gut an die entsprechenden Stellen heran, dann kann man dem Problem mit entsprechenden Pflegemitteln zu Leibe rücken. Hervorragende Erfahrungen habe ich mit EMR Retro-Polish gemacht. Diese Multifunktionspaste von Ambassador-Chemie entfernt nahezu alle Oxidationsspuren ohne großen Arbeitsaufwand. Einfach dünn auftragen und die Fläche ein paar Minuten mit einem Lappen polieren. EMR-Fein reicht dabei für Entfernung aller normalen Gebrauchsspuren, EMR grob braucht man für hartnäckigere Fälle.

Außerdem gibt es auch noch ein praktisches Bürstensortiment, mit dem man auch den letzten Winkel erreicht. Gut auch, dass das in der EMR-Paste enthaltene Fett die behandelten Teile zusätzlich für einige Zeit konserviert. Das Produkt eignet sich übrigens auch perfekt, um Druckguss-Aluteile wieder aufzufrischen. Die angegrauten Vergaser meiner Sevenfifty strahlen nach der EMR-Behandlung wie neu. Alternativ dazu bietet sich auch ein Polierset an. Mithilfe der entsprechenden Aufsätze, Polierwachs und einer Bohrmaschine kommt man zu guten Ergebnissen, allerdings weniger schonend und meist ist auch eine Demontage der entsprechenden Teile erforderlich. Ein besonderes Problem ist oft auch die Auspuffanlage. In den nicht gut sichtbaren und schlecht zugänglichen Bereichen (Sammler etc.) ist gelegentlich heftiger Rostbefall festzustellen. Das ist nicht nur optisch sehr unschön, die Auspuffanlage kann auch durchrosten. Hier hilft nur die komplette Demontage, fleißiges Entrosten, Polieren und Lackieren.

Wartungsarbeiten

Ob anstehende Wartungsarbeiten mit einem längeren Zeitintervall (wie z.B. Telegabelöl-Wechsel, Tausch der Bremsleitungen, Erneuerung des Kettensatzes) oder systematische Überholung aufgrund eines hohen Kilometerstands (Tausch von Lenkkopflager, Radlager etc.), die Winterpause kann prima dafür genutzt werden. Gleiches gilt für die Montage von Zubehör sowie Umbauten und Änderungen an Fahrwerk, Auspuff und Lackierung.

Reinigung

Schmutz speichert die Feuchtigkeit wie ein Schwamm und fördert damit automatisch die Korrosion. Das Motorrad sollte daher möglichst schonend, aber gründlich gereinigt werden – keinen Dampfstrahler oder Hochdruckreiniger verwenden, das ist Gift für Lager und Elektrik! Auch die Kette verdient besondere Beachtung.

Nach dem Entfernen von Schmutz mithilfe eines speziellen Kettenreinigers und gegebenenfalls einer Nylonbürste wird die Kette gut abgeschmiert. Das gleiche gilt für alle Schmierstellen am Motorrad, die im Wartungsplan angegeben sind, wie z.B. Hebel, Gelenke etc. Am besten kommen hier sauberes Motorenöl, Fett oder Ballistol zum Einsatz.

Reifen

Zumindest theoretisch vertragen Reifen keine dauerhafte Belastung über eine längere Zeit an einer bestimmten Stelle. Deshalb das Motorrad auf den Hauptständer stellen und das Vorderrad so an der Gabel abstützen (z.B. mit einem Holzstück), dass beide Räder keinen Bodenkontakt haben. Wer keinen Hauptständer hat, benötigt entsprechende Montageständer. Alternativ kann man das belastete Rad auch alle paar Wochen ein Stückchen weiterdrehen, nur vergisst man das sehr leicht.

Ferner wird der Luftdruck um 0,5 bar erhöht. Reifen: Haben die Reifen nur noch wenig Profil, dann ist ein Wechsel über den Winter vorteilhaft. Im Gegensatz zum Frühjahr, wo man froh sein muss, den gewünschten Reifen zu erhalten, gibt es meist Spielraum bei den Preisen und keinen Zeitdruck bei der Montage.

Benötigte Materialien

  • Reiniger
  • Beinzinstabilisator
  • Politur
  • Ölkännchen
  • Ballistol/WD 40
  • Fett
  • Kettenspray/Kettenreiniger
  • eventuell Öl und Ölfilter

Materialkosten:

Video: Motorrad auf die Winterpause vorbereiten

Schrauberkurse von Ralf Petersen

Ralf Petersen arbeitet als Weiterbildungslehrer bei der VHS Duisburg und veranstaltet seit 22 Jahren Schrauberkurse. 12 bis 15 Praxis-Seminare zum Thema Wartung, Reparatur und Technik werden jedes Jahr angeboten. Im Delius Klasing-Verlag erschien 2015 sein Buch "Basiswissen Motorrad-Technik". Weitere Infos: www.schrauberkurse.de.ki Zur Facebook-Seite von Ralf Petersen

*Diese Links führen zu Anbietern von denen MOTORRAD eine Provision erhält.

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